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Vorsorge gegen Bodenerosion (Kurzfassung)

Im Dokument Gute fachliche Praxis (Seite 99-102)

5. Schlussfolgerungen

5.2 Vorsorge gegen Bodenerosion (Kurzfassung)

Ackerbau in erosionsgefährdeten Lagen hat langfristig nur in Verbindung mit geeigneten Schutzmaßnahmen Erfolg, weil sonst nach und nach die Bodenqualität abnimmt und Umweltschäden entstehen. Alle Böden, auf denen Kulturpflanzen gut gedeihen, können auch die übrigen Funktionen im Naturhaushalt erfüllen. Die Land-wirte müssen deshalb so wirtschaften, dass Bodenabträge

und Beeinträchtigungen von Gütern außerhalb der Acker-flächen (Gewässer, Biotope, Verkehrswege, Gebäude) möglichst vermieden werden.

Wie kann der Landwirt die Anforderungen der guten fachlichen Praxis nach § 17 des Bundes-bodenschutzgesetzes in erosionsgefährdeten Gebieten erfüllen?

1. Schritt

Bewertung des Standortes ergibt die

POTENZIELLE GEFÄHRDUNG [A]

Niedrig Mittel Hoch

[Gefährdungsstufe A 1] [Gefährdungsstufe A 2] [Gefährdungsstufe A 3]

Zuerst muss die potenzielle Erosionsgefährdung [A] (Wassererosion, Winderosion) eines Standor-tes abgeschätzt werden. Sie hängt von der naturräumlichen Ausstattung des Standortes ab.

Dabei ist zu klären: Wie stark ist ein konkreter Standort auf Grund seiner Hangneigung,

Boden-artzusammensetzung, klimatischen Lage etc.

gefährdet? Die Einstufung hierfür ist auf der Basis vorhandener Datenbanken einmal vorzu-nehmen und liegt in einzelnen Bundesländern z. T. bereits als Karten bei den Ämtern vor.

Nicht alle potenziell gefährdeten Standorte müssen tatsächlich ein hohes Erosionsrisiko auf-weisen. Erst die Nutzung und Bewirtschaftung gibt den Ausschlag, ob ein Standort "tatsächlich gefährdet"ist. Eine schützende Bodenbedeckung

ist das wirksamste Mittel zur Herabsetzung der tatsächlichen Gefährdung. In Zeiten ohne ausrei-chende Bodenbedeckung sind ein guter Struktur-zustand(Krümelstabilität) und ein hohes Infil-trationsvermögennotwendig.

2. Schritt

Bewertung der Bodennutzung ergibt das

NUTZUNGSRISIKO [B]

Niedrig Mittel Hoch

[Risikostufe B 1] [Risikostufe B 2] [Risikostufe B 3]

3. Schritt

Aus der Potenziellen Gefährdung und dem Nutzungsrisiko ergibt sich die

TATSÄCHLICHE GEFÄHRDUNG [C]

Niedrig Mittel Hoch

[Risikostufe C 1] [Risikostufe C 2] [Risikostufe C 3]

Für die Bewertung der Erosionsgefährdung und für die Erfolgskontrolle von Schutzmaßnah-men sind Modelle hilfreich. Je nach Bundesland bzw. Naturraum haben sich hierfür bestimmte, von den Fachbehörden eingesetzte Modelle

bewährt. Dieses Vorgehen bietet dem Landwirt eine verständliche und nachvollziehbare Grund-lage. Er kann beurteilen, ob seine Wirtschafts-weise dem Grundsatz der guten fachlichen Praxis entspricht, Bodenerosion möglichst zu vermeiden.

4. Schritt

KONSEQUENZEN FÜR DEN SCHUTZ VOR BODENEROSION

[C 1] [C 2] [C 3]

Vorsorge ist Vorsorge ist in kritischen Vorsorge ist nicht gewährleistet Bereichen nicht gewährleistet

gewährleistet

Ausreichende Einzelfallentscheidungen sind Zusätzlich zu den Maßnahmen Bodenbedeckung im notwendig. Alle zumutbaren einer deutlichen Erhöhung der Anbauablauf bewirkt einen Möglichkeiten zur Erhöhung Bodenbedeckung verbessern

guten Schutz vor der Bodenbedeckung in Flurgestaltungsmaßnahmen den Bodenerosion Anbauabläufen verbessern Schutz vor Erosion

den Schutz vor Erosion

Empfohlen werden allgemeine Empfohlen werden zusätzlich Empfohlen werden zusätzlich zu acker- und pflanzenbauliche zu [C 1] erosionsmindernde [C 1] und [C 2] Maßnahmen

Schutzmaßnahmen Bodenbearbeitungs- und einer erosionsmindernden Bestellverfahren Flurgestaltung

Der Landwirt kann nach seinen Erfahrungen und betrieblichen Möglichkeiten aus den nachfol-genden Komplexen die für ihn passenden und wirksamsten Maßnahmen auswählen:

Allgemeine acker- und pflanzenbauliche Schutz-maßnahmen gegen Erosion

Minimierung der Zeitspannen ohne Bodenbedeckung, u. a. durch Fruchtfolgegestaltung, Zwischenfrüchte, Untersaaten und Strohmulch.

Vermeidung hangabwärts gerichteter Fahrspuren.

Vermeidung bzw. Beseitigung infiltrationshemmender Bodenverdichtungen.

Aufbau und Erhalt verschlämmungsmindernder stabi-ler Bodenaggregate durch Förderung der biologischen Aktivität sowie durch Kalkung u. ä..

Wechsel der Fruchtarten oder Einsaat abflussbremsen-der Grasstreifen.

Erosionsmindernde Bodenbearbeitungs- und Bestellverfahren

Mulchsaat möglichst ohne Saatbettbereitung im Sinne des Belassens einer bodenschützenden Mulchauflage sowie des Erhalts stabiler Bodenaggregate.

Konservierende Bodenbearbeitung mit Mulchsaat möglichst im gesamten Fruchtfolgeverlauf, mindestens jedoch zu einzelnen, von Erosion besonders betroffe-nen Fruchtarten (Mais, Zuckerrüben), im Sinne eines flächenhaft wirkenden Schutzes vor Erosion.

Erosionsmindernde Flurgestaltung

Anlage paralleler Streifen quer zu Gefälle und Haupt-windrichtung.

Schlagunterteilung durch Anlage von Schutzstreifen (z. B. Gehölze, Feldraine), Wege mit Gräben bzw.

durch Anlage von Windschutzstreifen quer zum Gefälle bzw. zur Hauptwindrichtung.

Gezielte Wasserableitung in der Flur, bei Bedarf Anlage von Wasserrückhaltebecken.

Die mit einzelnen Schutzverfahren (z. B. kon-servierende Bodenbearbeitung) verbundenen Probleme wurden ausführlich erläutert. Gleich-zeitig werden dort Problemlösungen (z. B. Stroh-verteilung und Stoppelbearbeitung, geeignete Sätechnik, Strategien gegen Durchwuchs, Schnecken und Mäuse, Ährenfusariosen usw.) angeboten.

Nach der Einführung bestimmter Maßnah-men sollte die Möglichkeit der "Erfolgskontrolle"

genutzt werden. Sowohl die bewährten Modelle in einzelnen Bundesländern als auch der einfache Indikator Bodenbedeckung sind dafür geeignet.

5. Fazit

Neue Erkenntnisse und wirksamere Maßnahmen gegen Bodenerosion sollten immer zur guten fachlichen Praxis in erosionsgefährdeten Betrie-ben gehören und, durch Erfahrungen vor Ort gestützt, umgesetzt werden. Zwar bleibt ein gewisses Restrisiko der Bodenerosion stets erhal-ten, weil in Ausnahmefällen sehr starke Nieder-schlags- oder Windereignisse, sog. Jahrhunderter-eignisse, auftreten können. In der Regel kann aber bei Kenntnis der tatsächlichen Erosionsge-fährdung eine wirksame Vorsorge durch eine angepasste Bewirtschaftung erreicht werden.

Begriff Erklärung

Aggregierung Verknüpfung von mineralischen Partikeln und

organischen Stoffen zu Bodenaggregaten.

Ah/C-Böden Böden werden nach den Ausgangsgesteinen

( C ) der Bodenbildung unterschieden; die Mäch-tigkeit des oberen Krumenhorizontes (Ah) beträgt maximal 4 dm, sie haben keinen verlehmten Unterbodenhorizont (B). Bei diesen Böden können im Ergebnis ständige Bodenabtrag durch

Bodenerosion entstehen.

Ährenfusariosen Durch Pilze der Gattung Fusarium verursachte

Krankheiten an Pflanzen und Ernteprodukten.

Aktuelle Befahrbarkeit Befahrbarkeit des Bodens bei aktueller Bodenfeuchte.

Allgemeine Bodenabtragsgleichung (ABAG) Schätzverfahren zur Quantifizierung von Bodenabtrag.

BBodSchG Gesetz zum Schutz vor schädlichen

Bodenverän-derungen und zur Sanierung von Altlasten – Bundesbodenschutzgesetz.

BBodSchV Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung.

Bodenerosion Bodenverlagerung infolge intensiver Niederschläge

oder Schmelzwasser oder stärkerer Windgeschwindigkeit.

Bodenfunktionen Produktions-, Regelungs- Lebensraum- und

Archivfunktion des Bodens.

Bodenschadverdichtungen Bodenverdichtung mit negativen Auswirkungen auf Bodenfunktionen.

controlled-traffic-Systeme Regelspur- und Fahrgassensysteme, die ein kontrolliertes Fahren bei bestimmten Arbeitsgängen gewährleisten.

Direktsaat Eine Bestellung ohne jegliche Bodenbearbeitung

seit der vorangegangenen Ernte.

Drechslera tritici repentis (DTR) Ein Pilz, der eine Blattkrankheit bei Weizen verursacht.

Durchdringungswiderstand Eindringwiderstand des Bodens (abhängig von der Lagerungsdichte und der Feuchte des Bodens).

Druckzwiebeln Linien gleichen Bodendrucks im Boden während

einer mechanischen Belastung.

Erosion Siehe Bodenerosion.

Flächenexterne Schäden Durch Bodenerosion (Wasser- oder Winderosion) auftretende Schäden außerhalb der eigentlichen Flächen, auf denen die Bodenverlagerung ihren Ausgang nimmt, auch Offsite-Schäden genannt.

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