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Verlauf der Wassererosion

Im Dokument Gute fachliche Praxis (Seite 44-47)

4. Vorsorge gegen Bodenerosion

4.1.2 Verlauf der Wassererosion

Regentropfen fallen mit hoher Energie auf die Bodenoberfläche, zerstören Aggregate oder lösen Bodenteilchen ab und schleudern sie hoch. Frisch bearbeiteter Boden mit feiner Aggregierung ver-schlämmt durch diesen Vorgang sehr leicht (Abb.

25). Das Niederschlagswasser kann danach nicht schnell genug in den Boden eindringen, weil keine großen nach oben offenen Poren mehr vor-handen sind.

Dadurch sammelt sich Wasser auf der Boden-oberfläche und läuft den Hang hinab. Die obere Bodenschicht wird immer instabiler und bei Fort-dauern des Regens werden die losgelösten

Teil-chen mitgenommen. Da die Bodenoberfläche vor Niederschlägen oft bereits hangabwärts gerichte-te Bewirtschaftungsmusgerichte-ter wie Fahrspuren oder Saatreihen aufweist, konzentriert sich das Wasser darin. Es entstehen Rillen, Rinnen und schließlich oft Gräben, die sich mit zunehmender Regendau-er odRegendau-er Regenstärke vRegendau-ergrößRegendau-ern (Frielinghaus, 1996). Beim nächsten Niederschlag ist die Boden-oberfläche bereits instabil und die Abflusslinien sind ausgeprägt, so dass sich der Transportpro-zess beschleunigt. Nimmt die Hangneigung hang-abwärts ab und wechselt zum konkaven Unter-hang, verlangsamt sich die Fließgeschwindigkeit und die Ablagerung beginnt. Zuerst sedimentie-ren die groben Teilchen, die feinesedimentie-ren Bestandteile werden weiter transportiert. Liegt der Hang unmittelbar an einem Gewässer, ist oft ein direk-ter Austrag von Sediment aus der Fläche und Eintrag in das Gewässer zu beobachten (Frieling-haus et al., 2000).

§ 17 BBodSchG

Vorsorge gegen Bodenerosion

Risikoanalyse

(wissenschaftliche Erkenntnisse, praktische Erfahrungen)

Bewertung des tatsächlichen Risikos, ggf. Beratung

Maßnahmen zur Vorsorge oder Gefahrenabwehr

Bewertung konkreter Erosionsfälle, Beratung, ggf. Anordnung Bewertung der Standortfaktoren

(längerfristig wirkend)

Bewertung der Nutzungs- und Bodenbewirtschaftungsfaktoren

(kurzfristig wirkend)

Abb. 24: Entscheidungshilfeschema zur Vorsorge gegen Bodenerosion

Prüfung: Liegt eine schädliche Bodenveränderung vor?

Prüfung: Sind die Anforderungen an die Gefahrenabwehr eingehalten?

Gefahrenabwehr

§ 4 BBodSchG Landwirtschaftliche

Bodennutzung

Problembereich

Entscheidungshilfen für Vorsorgemaßnahmen

Entscheidungsweg zur Gefahrenabwehr

Problembereich

Landwirtschaftliche Bodennutzung

Abb. 25: Schema der Wassererosion

Niederschlag [1]

Auslöser der Wassererosion sind starke und lang-anhaltende Niederschläge, die eine bestimmte Intensität (I) und eine bestimmte Höhe (P) über-schreiten. Die erosive Wirkung des Regens kann als Regenfaktor (R) ausgedrückt werden. Je größer dieser Wert ist, um so mehr und/oder stärkere Niederschläge wirken im Jahr erosions-auslösend. Die höchste Erosivität der einzelnen Niederschläge liegt in Deutschland im Zeitraum Mai bis September, so dass der Bodenabtrag in dieser Zeit vom Grad der Bodenbedeckung durch die Pflanzenbestände bestimmt wird. Im Winter existieren Risiken vorrangig bei langan-haltenden Niederschlägen auf gesättigten oder gefrorenen, unbedeckten Böden sowie bei plötzli-cher Schneeschmelze. In dieser Zeit ist die Gefahr von Sedimentverlagerungen in Gewässer auf vie-len Standorten besonders hoch.

Topographische Faktoren [2]

Hangneigung, -länge und -form wechseln häufig und sind unterschiedlich kombiniert. Ihr Einfluss auf den Bodenabtrag ist groß. Zunehmende Hanglänge und -neigung fördern den Bodenab-trag ebenso wie Dellen, Mulden und Hohlformen in den Hängen, die zu einer Sammlung von

Oberflächenwasser führen und bevorzugte Abflussbahnen bilden.

Bodenzusammensetzung [3]

Die Korngrößenzusammensetzung eines Bodens entscheidet vorrangig über die Verlagerungsge-fährdung. Strukturstabilität und Wasseraufnah-mefähigkeit werden weitgehend durch die Textur des Bodens und den Humusgehalt bestimmt.

Jede Bodenart wird durch eine bestimmte Korn-größenzusammensetzung geprägt. Ein Boden ist um so anfälliger, je höher sein Anteil an Feinsand und Schluff ist. Steigender Anteil an Ton über 20 % erhöht die Kohäsion und Stabilität gegenüber Niederschlägen, so dass es allenfalls zu Ober-flächenabfluss kommt, in dem oft feine Boden-teilchen abgeschwemmt werden.

Langfristige Nutzung (Wald, Grünland, Acker) [4]

Zwischen langfristiger Wald-, Grünland- oder Ackernutzung treten große Unterschiede in der Erosionsgefährdung auf. Ein dichter Baumbe-stand verhindert, dass Niederschläge ungebremst den Boden erreichen. Eine dichte Grünlandnarbe schützt ebenfalls die Bodenoberfläche vor dem Aufprall der Regentropfen. Ackerland ist hinge-gen in Abhängigkeit von der Bewirtschaftung, z.

B. bei konventioneller Bestellung mit dem Pflug

Standortfaktoren, längerfristig wirkend [A]

Potenzielle Gefährdung Nutzungsfaktoren, kurzfristiger wirkend [B]

[A] + [B] ergeben: Tatsächliche Gefährdung

Jedes einzelne Niederschlagsergebnis bestimmt die:

Aktuelle Gefährdung

Niederschlag [1]

Topographische Faktoren, wie Hangneigung, -länge und -form [2]

Bodenzusammensetzung [3]

Langfristige Nutzung (Wald, Grünland, Acker) [4]

Bodenbedeckung [5]

Wasseraufnahmefähigkeit [6]

Bodenverdichtungen in Krume u. Unterboden [7]

Aggregatstabilität, Scherwiderstand [8]

Aktuelle Bodenfeuchte [9]

4.1.2.1 Faktoren, die zur

Bodenverlagerung führen können

und anschließender Saatbettbereitung, längere Zeit im Jahr nicht ausreichend bedeckt und daher stark gefährdet.

Bodenbedeckung [5]

Die tatsächliche Wassererosionsgefährdung wird von der Bodenbedeckung durch Pflanzen oder Pflanzenrückstände bestimmt. Das Risiko nimmt mit zunehmender Bedeckung ab. Eine Schutzwir-kung beginnt bereits bei mehr als 30 % gleich-mäßig verteilter Bodenbedeckung. Dadurch sind die Zeiten, in denen eine erhöhte Gefährdung vorliegt, bei schnell und gut deckenden Fruchtar-ten wie Getreide begrenzt. Besonders anfällig bleiben Flächen mit Hackfrüchten, wie Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln beim Anbau auf gefährdeten Hängen, wenn sie nach konventio-neller Bearbeitung bestellt werden. Intensive Sommerniederschläge sind besonders erosiv, so dass für diese Fruchtarten eine zusätzliche Bodenbedeckung zwischen den Reihen notwen-dig wird.

Wasseraufnahmefähigkeit [6]

Je höher die Oberflächenrauigkeit ist, um so mehr Wasser kann in den vielen kleinen Mulden gespeichert und um so länger der Abfluss verzö-gert werden. Daher ist eine frisch gepflügte, schollige Oberfläche weniger gefährdet als ein feines Saatbett vor oder nach der Aussaat. Aller-dings ist diese Wirkung nicht vergleichbar mit einer stabilen Bodenbedeckung. Für die "Regen-verdaulichkeit" (Infiltration), d. h. die schnelle Aufnahme und Abführung von Niederschlägen, sind die schnell dränenden Poren (ehemalige Wurzelgänge, Regenwurmgänge) und die durch die Bodenstruktur bestimmte Durchgängigkeit der Mittelporen von der Bodenoberfläche bis in die unteren Bodenschichten verantwortlich. Bei Bodenstrukturschäden kann diese Kapazität erheb-lich vermindert sein und nicht mehr ausreichen.

Bodenverdichtungen in Krume und Unterboden [7]

Die aktuelle Erosionsgefährdung steigt auch, wenn hangabwärts verdichtete Areale, wie z. B.

Fahrspuren oder verdichtete Vorgewende am Oberhang, vorhanden sind, die die zügige Ver-sickerung des Niederschlagswassers in tiefere Bodenschichten verhindern. Bis zur folgenden Bodenbearbeitung bleiben diese Sammelbereiche für Niederschlagswasser und beginnenden Ober-flächenabfluss in der Regel bestehen. Das gesam-melte Wasser entwickelt hangabwärts eine zunehmende Geschwindigkeit mit hohen Turbu-lenzen und kann zu großen Schäden führen.

Aggregatstabilität, Scherwiderstand [8]

Böden mit erhöhter Wassererosionsgefährdung zeichnen sich in der Regel durch eine geringe Aggregatstabilität und einen geringen Scherwi-derstand aus. Destabilisierend wirken geringe

Ton-, Humus- und Kalkgehalte im Boden sowie eine verminderte mikrobiologische Aktivität.

Aktuelle Bodenfeuchte [9]

Der Einfluss der aktuellen Bodenfeuchte wird besonders im Winter deutlich. Die Poren sind dann wassergefüllt, die Aufnahmekapazität ist weitgehend erschöpft. Daraus resultiert ein ver-ringerter Scherwiderstand. Häufig wirkt Winter-niederschlag deswegen erosiv, weil er auf gesät-tigten Boden fällt und das Bodengefüge

besonders instabil ist.

4.1.2.2 Orientierungswerte

Für den Beginn der Wassererosion können einige Orientierungswerte angenommen werden. Diese geben lediglich Hinweise, von wann ab diesem Problem erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken ist.

Wassererosion

왘Niederschlag > 7,5 mm Menge oder > 5 mm je Stunde (Intensität)

왘Boden- bevorzugt sandige Lehme und lehmige anfälligkeit Sande sowie Schluffe

왘Hanglängen > 50 m*

왘Hangneigung > 4 % *

왘Bodenoberfläche fehlende Bodenbedeckung

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