• Keine Ergebnisse gefunden

Vorbemerkungen zur statistisch-epidemiologischen Auswertung

3. Material und Methoden

3.2. Statistische Auswertung

3.2.1. Vorbemerkungen zur statistisch-epidemiologischen Auswertung

3.2. Statistische Auswertung

3.2.1. Vorbemerkungen zur statistisch-epidemiologischen Auswertung

Nach den durchgeführten Plausibilitätsprüfungen erfolgte, sowohl bei den Daten der BSE-Tiere als auch bei denen der Kontrolltiere und den damit verbundenen Korrekturen, eine deskriptive und analytische Auswertung unter Zuhilfenahme des Statistikprogramms SAS (Version 9).

Variablen, die aufgrund der fortlaufenden Entwicklung des Fallerfassungsbogens bei den BSE-Fällen nicht durchgehend erfasst worden sind, konnten nicht in die Auswertung miteinbezogen werden (vgl. Tabelle 6). Durchgehend erfasste Variablen, die als Risikofaktoren in Betracht kamen, wurden einfaktoriell und mehrfaktoriell ausgewertet. Zusätzlich wurden weitere Variablen, die nicht primär als Risikofaktoren für BSE interessant waren, deskriptiv ausgewertet.

Metrische Daten wurden mit Hilfe von Lagemaßen (arithmetischer Mittelwert, Minimum, Maximum, 5%-Quantil, Median und 95%-Quantil) sowie Streuungsmaßen (Standardabweichung und Variationskoeffizient in %) beschrieben. Zur besseren visuellen Bewertung der Ergebnisse und zur Vermittlung eines ersten Eindrucks wurden Boxplots getrennt für Kontrollen und Fälle erstellt.

Das Matching wurde bei dieser graphischen Darstellung nicht berücksichtigt. Die Verteilungen bei den Fällen und Kontrollen wurden hinsichtlich ihrer Lage mit dem Wilcoxon-Test miteinander verglichen. Tiere, die gemäß des Ausreißer-Tests nach GRUBBS und BECK (1972) nicht als zur Stichprobe gehörig betrachtet werden konnten, wurden hinsichtlich dieser Variablen nicht in die Berechnungen mit aufgenommen. Bei den qualitativ erfassten Merkmalen, wie zum Beispiel dem Abgangsgrund, wurden für jede Kategorie die absoluten und relativen Häufigkeiten bei den Fällen und Kontrollen in einer Tabelle dargestellt.

Bei BSE-Tieren, die nicht zeitlebens auf nur einem Hof gestanden hatten, lagen zwei betriebliche Datensätze, einmal die des Geburtsbetriebes und die des zukaufenden Betriebes, vor. Da man von einer Infektion in den ersten Lebensmonaten ausgeht, wurden im Folgenden ausschließlich die Daten der Geburtsbetriebe in die Auswertung aufgenommen. Nur bei zwei Tieren, die wenige Tage nach der Geburt verkauft worden waren, wurden die Daten der zweiten Betriebe zur Auswertung

genutzt. Variablen, die sich auf die Umstände des Todes und auf die damit zusammenhängenden Ereignisse der BSE- bzw. Kontrolltiere bezogen, wurden mit Hilfe der Daten der zukaufenden Betriebe ausgewertet.

Trotz der geringen Fallzahl von nur 43 BSE-Tieren in der Studie und der damit verbundenen geringen Anzahl von Schichten, die bei der Auswertung zu bilden sind (siehe unten), entstanden bei manchen Auswertungen Probleme durch zu gering besetzte Zellhäufigkeiten. Daher wurden Fall-Kontroll-Tupel zur Reduktion der Schichten weiter zusammengefasst und das individuelle Matching teilweise in ein Häufigkeitsmatching überführt (vgl. BRESLOW und DAY, 1980;

KREIENBROCK und SCHACH, 2005). Hierzu wurden Falltiere zusammengefasst, die hinsichtlich des Geburts- und des Todesdatums im selben Quartal lagen. Somit konnte eine Reduktion von zuvor 43 auf 33 Schichten erreicht werden. Diese Tupel stellen die Grundlage für alle das Matching berücksichtigenden Auswertungen dar (vg. Tabelle 10).

Tabelle 10: Häufigkeiten einzelner Matching-Typen nach der Zusammenfassung von Paarlingen Matching

(Fälle:Kontrollen) Anzahl Tupel

1:1 1

Im Anschluss an die deskriptive Auswertung wurden mit Hilfe der geschichteten logistischen Regression, die auch das Matching der Kontrollen und der Fälle berücksichtigte, so genannte matched Odds Ratios für die verschiedenen Einflussfaktoren und deren Konfidenzintervalle ermittelt. Mit diesen Verfahren konnten eventuelle Risikofaktoren als Verursacher der BSE nachgewiesen und in ihrer Bedeutung beurteilt werden.

Bei der Auswahl der Variablen für die mehrfaktoriellen Modelle mussten sämtliche Variablen auf ihre Eignung überprüft werden (siehe Tabelle 11). Variablen, bei denen von einer Verzerrung durch

den Interviewer ausgegangen werden musste, wurden nicht in das Modell aufgenommen. Davon betroffen waren die quantitativen Angaben zu der Haltung der verschiedenen Nutztierarten und zu den Nachkommen der Fall- bzw. Kontrolltiere. Variablen, die aufgrund der Weiterentwicklung des Berichtsbogens zur Bovinen spongiformen Enzephalopathie nicht durchgehend erhoben worden sind, konnten ebenfalls nicht in mehrfaktoriellen Modellen betrachtet werden, so dass der Fragenkomplex der Futtermittellagerung und die Nutzungsrichtung ausschließlich einfaktoriell analysiert wurden. Bei einigen Variablen musste auf die Aufnahme in mehrfaktorielle Modelle verzichtet werden, da eine hohe Assoziation zwischen den Variablen nachgewiesen wurde. Diese Multikollinearität konnte zwischen dem allgemeinen MAT-Einsatz und der Herstelleranzahl für MAT, zwischen dem Einsatz von Milchaustauschern und dem Einsatz von Kälberaufzuchtfutter und zwischen dem Einsatz von Milchaustauschern und der Herstelleranzahl von Kälberaufzuchtfutter nachgewiesen werden. Bei einigen Variablen, wie dem Weidegang und dem allgemeinen Kraftfuttereinsatz war die Referenzgruppe zu klein, so dass keine Aufnahme in die mehrfaktoriellen logistischen Regressionsmodelle erfolgen konnte.

Berücksichtigt in den mehrfaktoriellen Modellen wurden die Variablen Herdengröße, Milchleistung, Milchaustauschereinsatz, Schweinehaltung zum infektionsverdächtigen Zeitpunkt und die Rasse Holstein Rotbunt.

Als Betriebsgrößenparameter wurde in Anlehnung an nationale und internationale Literatur die Herdengröße ausgewählt (vgl. OVELHEY et al., 2006; WILESMITH et al., 1992c; BRADLEY und WILESMITH, 1993). Die Milchleistung wurde in das mehrfaktorielle Modell aufgenommen, da sie in der niedersächsischen Basiserhebung als Risikofaktor identifiziert wurde (vgl. OVELHEY et al., 2006). Bei dem Einsatz von Milchaustauschern handelt es sich um einen national und international diskutierten Risikofaktor, so dass er tiefergehend betrachtet werden sollte (vgl. CLAUSS et al., 2006; POTTGIEßER et al., 2006; OVELHEY et al., 2006; PAISLEY und HOSTRUP-PEDERSEN, 2004). Die Schweinehaltung wurde in die mehrfaktoriellen Modelle aufgenommen, da man bei einer Haltung von Schweinen von einer potentiellen Kreuzkontamination durch die proteinreichen Futtermittel für Schweine ausgeht (vgl. MÜLLER, 1998; DOHERR et al., 2002; ABRIAL et al., 2005). Die Bewertung der Geflügelhaltung und der Geflügelfütterung war nicht entsprechend der Schweinehaltung möglich, da bei diesen Variablen von einem Interviewer Bias ausgegangen

werden musste. Die Rasse Holstein-Rotbunt wurde in der Basiserhebung als Risikofaktor identifiziert und wurde somit als fünfte Variable in die mehrfaktorielle Betrachtung aufgenommen, um ihren Einfluss genauer zu betrachten, da bisher in der Literatur nicht von einer Rassedisposition ausgegangen wird (vgl. OVELHEY et al., 2006; BRADLEY und WILESMITH 1993; MÜLLER, 1998).

Tabelle 11: Eigenschaften der bei der statistisch-epidemiologischen Auswertung berücksichtigten Merkmale Kategorien Berücksichtigung im

mehrfaktoriellen Modell Variable

Referenz Expo1 Expo2 Expo3 Begründung

Gesamtfläche klein groß - - nein kein geeigneter

Herdengrößen-parameter Weidefläche klein groß - - nein kein geeigneter

Herdengrößen-parameter

Herdengröße klein groß - - ja Potentieller

Confounder Nutzungsrichtung Milchvieh Mutterkuh beides - nein nicht durchgehend

erhoben

MAT kein Einsatz ein Hersteller zwei

Hersteller - nein

wegen Multikollinearität zu

MAT nicht berücksichtigt Kraftfuttereinsatz nein ja - - nein Referenzgruppe zu

klein Alter bei erster

Kraftfuttergabe quantitative Variable nein da Kraftfuttereinsatz nicht berücksichtigt

Tabelle 11: Eigenschaften der bei der statistisch-epidemiologischen Auswertung berücksichtigten Merkmale Kategorien Berücksichtigung im

mehrfaktoriellen Modell Variable

Referenz Expo1 Expo2 Expo3 Begründung

Anzahl Hersteller

Kälberaufzucht-futter kein Einsatz ein Hersteller zwei

Hersteller - nein dieser Art sind zu unzuverlässig.

Anzahl Schweine quantitative Variable nein Interviewer Bias Anzahl Geflügel quantitative Variable nein Interviewer Bias

Anzahl

Schafe/Ziegen quantitative Variable nein Interviewer Bias Anzahl Pferde quantitative Variable nein Interviewer Bias Rasse HSB HRB Doppel RB Sonstige nein HRB berücksichtigt Rasse Muttertier HSB HRB Doppel RB Sonstige nein HRB berücksichtigt Rasse Vatertier HSB HRB Doppel RB Sonstige nein HRB berücksichtigt Rasse Rotbunt nein, nicht

Rotbunt ja, Rotbunt - - ja Risikofaktor in der Basiserhebung Zeugungsart künstlich natürlich - - nein als Risikofaktor

unverdächtig

Herdbuchtier nein ja nein als Risikofaktor

unverdächtig Anzahl

Nachkommen quantitative Variable nein Interviewer Bias

BSE-Krankheits-anzeichen? nein ja - - nein kein Risikofaktor

Ausprägung der

BSE-Anzeichen nein kein Risikofaktor

Tabelle 11: Eigenschaften der bei der statistisch-epidemiologischen Auswertung berücksichtigten Merkmale Kategorien Berücksichtigung im

mehrfaktoriellen Modell Variable

Referenz Expo1 Expo2 Expo3 Begründung

BSE-Symptome

Muttertier nein kein Risikofaktor

Konstitution Tier gut mäßig schlecht - nein kein Risikofaktor Todesart Tier

Normal-schlachtung

Not-schlachtung Verendung Tötung nein kein Risikofaktor Abgangsgründe für

Normal-schlachtung nein kein Risikofaktor