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Drittmittel durch die Kooperationspartner aufzu ringen. Nach drei Jahren sind es 40%. Nach Ende der maximalen Förderphase von 5 Jahren (das wird bei den ersten Projekten im Sommer 2006 der Fall sein) sollen sich die Netzwerke zu 100%

selbständig finanzieren können. Der Nach-haltigkeitsbegriff beschränkt sich in dieser Sicht demnach ausschließlich auf Aspekte der Wirt-schaftlichkeit. Die umfassende Bedeutung des

„sustainable development“ bleibt außen vor. Die geforderte Eigenbeteiligung stärkt das Produkt-und Kostenbewusstsein bei den beteiligten Projektpartnern. Das ist zunächst sicherlich gut.

Im Sinne der Ziele des Lebenslangen Lernen kann der Zwang zum „betriebswirtschaftlichen Denken“ aber auch äußerst problematisch sein.

Die Gefahr, dass sich die Verantwortlichen in den Netzwerken allein auf besser „vermarktbare Maßnahmen“ bzw. auf finanzkräftige Zielgrup-pen zur Erzielung von Einnahmen konzentrieren, ist groß. Bildungspolitische Ziele, die nicht in Marktmechanismen zu organisieren sind, geraten schnell ins Abseits. In Anbetracht der hier festzu-stellenden Ökonomisierung des Bildungsbereichs stehen wirtschaftsnahe Aktivitäten und Maßnah-men mit allein beschäftigungsbezogener Per-spektive im Fordergrund. Die bürgergesellschaftli-che und soziale Dimension des Zielkatalogs zum Lebenslangen Lernen, wie etwa die Mobilisierung

„bildungsferner Gruppen“ oder die Stärkung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, wird in den Hintergrund gedrängt.

Aus der Praxis des Projektes LernNetz Berlin-Brandenburg Das LernNetz Berlin-Brandenburg (LNBB) wird seit dem 1. Juli 2001 als Projekt der „Lernenden Regionen“ gefördert. Das LNBB ist ein sogenann-tes „Integrationsprojekt“, da auf Wunsch des Fördermittelgebers zwei zuvor voneinander unabhängig agierende Kooperationsverbünde zur Projektdurchführung zusammenarbeiten. Die Zwangsehe machte einen erhöhten Koordinie-rungs- und Verständigungsaufwand notwendig und erschwerte zunächst die gemeinsame Ziel-findung. In einer einjährigen Planungsphase hat-ten die aus zwei unterschiedlichen Kooperations-bezügen stammenden Projektpartner die Gelegenheit, gemeinsame Ziele und Inhalte zu entwickeln und zu vereinbaren. In verschiedenen thematischen Arbeitskreissitzungen und Work-shops kristallisierte sich mit dem Thema

„Bildungsberatung und Bildungsmanagement“

War die Verständigung auf formale Ziele - die Etablierung von Bildungsberatungsangeboten zur Förderung des Lebenslangen Lernens - noch möglich, so zeigten sich in Fragen der Instru-menten- und Methodenwahl bereits zu Beginn der auf vier Jahre angelegten Durchführungs-phase gravierende Differenzen in den einzelnen Projektvorstellungen. Die Kooperation wird mithin von den Beteiligten häufig zu wenig als Chance und zu viel als ungeliebte Notwendigkeit betrachtet. Die extern auferlegte Zusammen-arbeit erwies sich als schwer zu überwindendes Hindernis auf dem Weg zur Herausbildung eines gemeinsamen Netzwerkes. Als eine weitere Blockade und zugleich Paradoxon kann die Institutionalisierung des „Netzwerkes“ betrachtet werden. Das ursprüngliche Merkmal eines Netz-werkes, die Zusammenarbeit außerhalb

institu-tioneller Organisationsformen, verschwand durch das Bestreben der Programmverantwortlichen, juristische Personen für die „Netzwerkarbeit“ ins Leben zu rufen. Im Sinne der anfänglichen grammphilosophie gründeten insgesamt 13 Pro-jektpartner (natürliche und juristische Personen) im Februar 2002 den Verein LernNetz Berlin-Brandenburg e. V. Er ist Träger des Projektes LernNetz Berlin-Brandenburg und verantwortlich für die inhaltliche und administrative Gestaltung

gesamt drei „LernLäden“ in Berlin Neukölln und Pankow sowie in Königs Wusterhausen aufge-baut in denen sich Bildungssuchende, Bildungs-träger und Unternehmen insbesondere zu Fragen der Weiterbildung und Qualifizierung beraten las-sen können. Die Läden sind Schnittstelle zwi-schen Bildungsangebot und Bildungsnachfrage und sollen somit Prozesse des Lebenslangen Lernen fördern. Der Verein bildet für die unter-schiedlichen Träger der LernLäden eine gemein-same Kommunikationsplattform und soll ein zukünftiges gemeinsames geschäftliches Handeln ermöglichen. Dass das Agieren in einer Institution neben der inhaltlichen Arbeit einen zusätzlichen verwaltungstechnischen Aufwand mit sich bringt, liegt auf der Hand. Gerade vor dem Hintergrund knapper Personalressourcen konzentriert sich in bestimmten Phasen die Arbeit auf den Vollzug

formaler und unter institutionellen Regeln organi-sierter Handlungsweisen, wie etwa die Vorbe-reitung und Durchführung von Vorstandsitzungen oder Mitgliederversammlungen. Kreatives und unkonventionelles Handeln, ein weiteres für Netzwerke angeführtes Merkmal, wird entgegen der anfänglichen Absichten hierdurch nicht gestärkt. Weshalb nun die Ausrichtung, „Netz-werke“ institutionalisieren zu wollen? Eine Erklärung lässt sich hinter der verfolgten

„Nach-Institutionalisierung soll die Zusammenarbeit der Netzwerkpartner in der Institution verstetigt wer-den. Des Weiteren sollen die im Projektes ent-wickelten Produkte und Dienstleistungen im Rahmen der Institution im Laufe der Projekt-förderung vermarktet und somit neben der

„organisatorischen Nachhaltigkeit“ eine „wirt-schaftliche Nachhaltigkeit“ generiert werden.

Man hat den Eindruck, dass der Begriff der Wirtschaftlichkeit die Absichten zutreffender beschreiben würde als ein doch sehr verkürzter Nachhaltigkeitsbegriff. Die Wirtschaftlichkeit müsste im LernNetz Berlin-Brandenburg über fol-gende im Projekt entwickelten und angebotenen Leistungen erzielt werden:

Bildungsberatung für Bildungssuchende

Die Bildungsberater/innen in den LernLäden stehen zu ladentypischen Öffnungszeiten Bil-dungssuchenden zur Seite und beraten individuell zu verschiedenen Bildungs- und Qualifizierungs-möglichkeiten. Einnahmen wären hierbei entwe-der von den beratenen Kunden für die einzelnen Beratungsleistung zu erzielen oder über Ver-mittlungs- bzw. Provisionsgebühren von den Trägern der Bildung. In der Preisfestsetzung für die Beratung liegt die Gefahr des Ausschlusses von Personen mit einer zu geringen Zahlungs-fähigkeit bzw. einer zu geringen Zahlungsbereit-schaft. Gerade in strukturschwachen Regionen, wie es die Standorte der LernLäden sind, ist dies zu berücksichtigen. Zwangsläufig müssten sich Beratungseinrichtungen auf zahlungskräftige Zielgruppen konzentrieren. Ob dies im Sinne des Zielkataloges des Lebenslangen Lernens ist bleibt fraglich. Gegen Abschlüsse von Provisionsver-trägen mit Bildungsträgern für vermittelte Kunden spricht in jedem Fall, dass hierdurch die unabhängige Beratung der Bildungssuchenden nicht mehr gewährleistet werden kann. Vor-stellbar wären lediglich „globale“ Jahresbeiträge durch Träger etwa im Rahmen einer Vereins-mitgliedschaft.

Bildungsmanagement für kleine und mittlere Unternehmen und Beratung zu Qualitätssicherung in Weiterbildungseinrichtungen Die Bildungsmanager/innen der LernLäden ermit-teln den betriebsspezifischen Weiterbildungs-bedarf bei kleinen und mittleren Unternehmen

(KMU) und vermitteln geeignete Weiterbildungs-und Qualifizierungsmaßnahmen für die Mitar-beiter/innen der Betriebe. Zudem unterstützen sie zusammen mit dem LNBB e. V. Weiterbil-dungsträger bei Fragen zur Qualitätstestierung in der Weiterbildung. Diese Dienstleistungen könn-ten koskönn-tenpflichtig angebokönn-ten werden. Hierbei ist jedoch die real zu erwartende Preiselastizität der Nachfrage insbesondere bei KMU zu beachten.

Außerdem sollte die Konkurrenzsituation am Markt Berücksichtigung finden, da sich im dar-gestellten Segment zahlreiche Unternehmens-beratungsfirmen bewegen. Nicht zuletzt schnelle und eindeutige Entscheidungsstrukturen in den agierenden Unternehmen verschaffen Wettbe-werbsvorteile. Die beschriebenen „institutionali-sierten Netzwerkstrukturen“ dürften in dieser Hinsicht eher nachteil- als vorteilhaft wirken.

Es ist der bisherige Verdienst des Programms

„Lernende Regionen“, dass sich zunehmend Akteure über den Bildungsbereich hinaus mit dem Thema Lebenslanges Lernen beschäftigen.

Leider wurden die Ziele und Instrumente des Lebenslangen Lernens im Rahmen des Pro-gramms nicht ausreichend konkretisiert. Insbe-sondere die Verantwortung der öffentlichen Hand mit ihren substantiellen Aufgaben im Pro-zess des Lebenslangen Lernens ist bisher nicht hinreichend geklärt worden. Stattdessen ist zu befürchten, dass die Neigung, staatliche Verant-wortungen auf beteiligte Kooperationsgebilde zu verschieben, relativ groß ist. Die

Durchsetzungs-einem sehr weitgefächerten Handlungsfeld Lebenslanges Lernen unter Berücksichtigung der schlagwortartig formulierten Ambitionen von Nachhaltigkeit und Netzwerken im Rahmen einer ökonomisierten Bildungspolitik muss bezweifelt werden. Vielmehr plädiere ich für eine Konzen-tration auf staatliche Handlungsfelder in einer Architektur des Lebenslangen Lernens. Diese würden sich auf drei Bereiche erstrecken: die Qualität der Bildungsangebote, die Finanzierung individueller Bildungsansprüche sowie die Struk-tur einer unabhängigen Bildungsberatung. Alle drei Infrastrukturelemente zusammen können jenseits von Schlagworten einen Rahmen für eine konkret handelnde Bildungspolitik formen, die eine bestmögliche Mittelallokation ermöglicht ohne die marktfernen Ziele der Bildung zu ver-nachlässigen.

Entscheidend für eine Bildungsberatung im Sinne der Förderung des Lebenslangen Lernens ist dabei, dass die Beratungsangebote einer mög-lichst breiten Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus muss ihre Unabhängig-keit gewährleistet sein, damit es bei den Bera-tungsprozessen und möglichen Vermittlungs-empfehlungen nicht zu Fehlallokationen kommen kann, die bei einer Beratung durch Träger oder bei provisionsbasiert trägerübergreifenden Beratungsstellen aufgrund von marktevidenten Eigeninteressen zwangsläufig auftreten. Über die öffentliche Finanzierungsaufgabe bei der Res-sourcenausstattung der Bildungsnachfrager hin-aus besteht demnach eine zweite Finanzierungs-verantwortung des Staates gegenüber einer für jedermann zugänglichen Bildungsberatungs-struktur. Für alle drei Infrastrukturelemente ist das aktive Handeln der staatlichen Institutionen not-wendig. Sogenannte nachhaltige Netzwerke können hierfür keinen Ersatz darstellen.

Jörg Jurkeit ist Diplom Volkswirt und Leiter des Projektes „LernNetz Berlin-Brandenburg“, im Bund-Länder-Programm „Lernende Regionen“

Die DGB-Jugend realisiert seit 2002 bundesweit sechsstündige Projekttage an Berufsschulen.

Die SchülerInnen lernen dabei ihre Rechte und Pflichten kennen, aber auch alles rund um demo-kratische Mitbestimmungsmöglichkeiten als junge ArbeitnehmerInnen.

Der Ausgangspunkt

Jugendstudien wie die „IG Metall Jugendstudie“

oder die „Shell-Studie“ belegen es: Die deut-schen Jugendlichen sind zwar durchaus enga-giert und politisch „wach“, es gibt bei ihnen jedoch eine erschreckende Unkenntnis über wirt-schaftliche Zusammenhänge in unserem Staat und unserer „globalisierten“ Welt.

Grundkenntnisse, z. B. über das System der Lohnfindung in Deutschland gibt es kaum, auch ist nur den wenigsten wirklich bewusst, welche Folgen politische Entscheidungen für ihren Alltag und ihre ganz persönlichen Lebensumstände haben können.

Die DGB-Jugend hat sich daher zum Ziel gesetzt, auf junge BerufsschülerInnen zuzugehen. Sie will mit ihrem Projekttag Demokratie und Mitbestim-mung über wirtschaftliche Zusammenhänge auf-klären, sie will die Bedeutung und die Rolle von Gewerkschaften im politischen und wirtschaft-lichen System darstellen und sie will die Auszu-bildenden auch für ihre eigene Situation - im Betrieb und in der Gesellschaft - sensibilisieren.

Der Projekttag ist Vorfeldarbeit

Der Projekttag ist ein Teil der Vorfeldarbeit der Gewerkschaftsjugend: traditionell findet die Ansprache von Interessenten an gewerkschaft-licher Arbeit im Betrieb statt. Der Wandel der Arbeitswelt in den letzten Jahrzehnten macht es jedoch erforderlich, die Jugendlichen schon vor dem Eintritt ins Berufsleben an ihren Bildungs-und Ausbildungsstätten auf Gewerkschaften anzusprechen.

Ein wichtiger Schwerpunkt des Projekttages ist auch die Benennung von AnsprechpartnerInnen vor Ort, an die sich die BerufsschülerInnen bei Problemen im Betrieb, arbeitsrechtlichen Fragen etc. wenden können.

Das Konzept in Stichworten

■ Je zwei ehrenamtlichen TeamerInnen gehen in Berufsschulklassen und führen dort mit den SchülerInnen einen kompletten sechsstündi-gen Berufsschultag durch.

■ Die TeamerInnen sind jung und daher noch relativ nahe an ihrer Zielgruppe (Prinzip:

Jugend für Jugend).

■ Die Projektschultage werden mit modernen pädagogischen Methoden durchgeführt d.h.

Erlebnisorientierung, Planspiele, kein Frontal-unterricht.

■ Durch die obligatorischen TeamerInnen-schulungen wird ein hoher Qualitätsstandard der Berufsschularbeit festgelegt: nur geschul-te KollegInnen führen einen Berufsschultag durch.

Die qualifizierten meist ehrenamtlichen -TeamerInnen bringen alle Materialien mit in die Schule bzw. sprechen sich mit den LehrerInnen vorher konkret ab. Während des Projekttages selbst bleiben die LehrerInnen meist „draußen vor der Türe“. Aus folgenden Gründen: Die LeherInnen sitzen am längeren Hebel und geben Zensuren und sie können die Dynamik im Klassenzimmer verhindern, auch wenn das gar nicht ihre Absicht ist. Die SchülerInnen würden ihr Verhalten stark auf die Reaktion der LehrerIn ausrichten und befangen sein. Im Anschluss des Projekttages führen die TeamerInnen allerdings immer ein Auswertungsgespräch mit den LeherInnen – dort können offene Fragen geklärt werden.

Bilanz 2003

Im Jahr 2003 haben im gesamten Bundesgebiet 170 Projekttage stattgefunden, es wurden in über 85 verschiedenen Berufsschulen rund 2.300 SchülerInnen erreicht. Im Optimalfall fanden die Projekttage innerhalb von sogenannten Berufs-schul-Touren statt. Dabei haben die SchülerInnen die Möglichkeit in den Pausen Infobusse und –stände der Gewerkschaften auf den Schulhöfen zu besuchen und GewerkschaftsvertreterInnen persönlich kennen zu lernen.

Darüber hinaus wird das DGB-Jugend-Projekt

„Dr. Azubi“ mit dem Projekttag verknüpft. Alle SchülerInnen erhalten die Visitenkarte von Dr.

Azubi mit dem Internetlink www.doktorazubi.de.

Auf dieser Seite finden Azubis und SchülerInnen eine kompetente Rechtsberaterin, die gemein-sam mit den Jugendlichen nach Lösungen für ihre Sorgen und Probleme sucht und sie in ern-sten Fällen an die zuständige Gewerkschaft wei-ter vermittelt.

Der Projekttag wird in den Schulen begeistert aufgenommen. Das ist ein guter Grund, das Projekt die folgenden Jahre weiter laufen zu las-sen. Ziel ist es, ihn zahlenmäßig zu erweitern und mehr Schulen die Möglichkeit zu geben, Projekttage zu buchen.

Evaluierungsergebnisse Zwei unabhängig voneinander durchgeführte Projekt-Evaluationen kamen zum Ergebnis, dass der Projekttag Demokratie und Mitbestimmung

■ von mehr als 75% der TeilnehmerInnen mit

„sehr gut“ oder „gut“, über 91% tendenziell gut (einschließlich „eher gut“) bewertet wird.

■ von 92,5% der TeilnehmerInnen die Zusammenarbeit mit den TeamerInnen in der Klasse positiv bewertet wird.