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Vierter Auftritte

Im Dokument As KuUgen. (Seite 21-24)

Frau von Sturm. Der Hauptmann.

Hlsrmatt-Frau von Sturm. Guten Morgenguten Morgen, mein Sohn! bist du bald fettig ? Zieh dich heut ein wenig hübsch an, damit du stuzen kanft. Die Fremden werden sich gewiß angrei­

fen und in vollen Staat erscheinen. Welches Kleid wirst du an­

ziehen ? Folge meinem Räch und ziehe das rothe mit Gold an.

Dem Officierskleid paradiret mit denen silbernen Achselschnüren auch nicht wenig / und mich deucht du kommst mir darin noch mannlicher und frischer vor. Deine Manschetten habe ich selbst gestrichen, die seidene Strümpfe aber wollen nicht, recht glänzen.

Florman. Das bestandig herum wühlende Gesinde hat mir mein PolirglaS verworfen, und ich habe es bis diese Stunde noch nicht wiederfinden können- Es ist. auch jezt kein Schwefel im Hause um mit denen Strümpfen den Rauch aufzufangen.

Die Städte liegen hier so abscheulich weit, man kan nichts haben.

Frau von Sturm. Ja leider ! Gieb mir doch etwas von deinem wohlriechenden Lavendelwasser,, damit ich nicht nach Rauch riechen möge. Die verzweifelte Wirtschaft und das be­

standige Kramen laßen mich nicht einen Augenblick m frieden..

Seit vier Uhr habe ich mich in Stilben, Kuchen und Kellern herum getummelt. Ich muß Frau und Magd hintcn und vorne seyn, wann es recht zugehen soll. Wer weiß, wie lange ick die­

ses sclavische Leben aushalte.

Hauptmann. Ich bedaure meine gnadige Mamma recht

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schmerzlich, glaube aber doch daß noch einige Mittel zu mehrer Leibes-und Gemüthsruhe übrig waren.

Frau von Sturm. Ja, wie soll mans machen? Es fallt alle Augenblicke etwas vor.

Hauptmann. Mich deucht, wenn man weniger und geschick­

tere Leute hielte , nach gemachter Probe es etwas auf sie ankom­

men ließe, und sich derer überflüßigen Haushaltungen auf so vie­

len Gürhern entledigte, so hätte man schon eine merkliche Erleich­

terung. Ein kleines Guth erfordert fast eben so viel Sorgfalt als ein großes; sind ihrer nun mehr , so vervielfältiget man auch sei­

ne Bemühungen , und machet sich an Statt eines möglichen einge­

bildeten Glücks wirklich unglücklich. Was sollen die selbst gemach­

te unaufhörliche Beschwerlichkeiten, wodurch man sich alle ande­

re Vorzüge dieses Lebens abspricht, um Wehklagen zu können?

Es liegen ja noch andere Pflichten in dem Grunde unsers Daseyns.

Tag und Nacht unruhig seyn; mit niederträchtigem und wider­

spenstigen Gesinde sich behelfen; für ihren Unterhalt und Kleidung Stück vor Stück an mehr als einem Orte sorgen; keinem einzi­

gen trauen, oder betrogen seyn; die geringste Gefalle mühsam ein­

sammle» , verfertigen, berechnen und wohlfeil verhökern; hingegen die wichtigsten Dinge, so man braucht, weit und theuer einkau­

fen ; die Süßigkeiten eines gesellschaftlichen Lebens und willkürli­

chen Umgangs mißen, mit nichts als standhaften und kläglichen Vorwürfen des Mitleidens und Verdrusses umringet seyn, ver­

wildern und sich krumm arbeiten , oder für die lange Weile nichts als gähnen, essen und schlafen ; und dennoch Unordnung und Man­

gel ertragen; diese Lebensordnnng laße ich nur als eine strenge Buse gelten.

Frau von Sturm. Deine Philosophie laßt sich leichter den­

ken als ausüben. Die jezige Zeiten und Umstände sind nicht dar­

nach beschaffen. Will man etwas vor sich bringen und im Alter nicht darben, so muß man sich nicht schonen- Es ist genug zu beklagen, daß die rechtschaffene Leute hier so rar sind. Meine Hausjungfer ist ein ungeschicktes Ding , und bringt die meiste Zeit mit ihrem Spiegel zu. Wann das Aas nur nicht so verliebt wäre: so würde sie weniger geäst, und ich dürfte ihr nicht so viel auf die Fingern sehen. Wir wollen ein andermahl hievon weiter reden. Nun fällt mir das Essen wieder ein. Was mepnest du wohl?

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wohl? Sollte sich heute ein Gansbraten schicken? Ich habe zwölf Beuchter bestellt. Viele Salaten kan man nun nicht haben , da­

für aber werde ich kein Gewürze sparen, obgleich die Preiße alle Jahre gesteigert werden.

Hauptmann. Ein redliches Herz und freundliches Gesicht ist das beste Gewürze; das andere aber schmeckt auch gut. Ein ge­

füllter Gansbraten ist nicht zu verachten. Allein, sollten zu zwölf Schüßeln nicht zwey Bratens gehören?

. Frau von Gtvrm. Ich freue mich über deine Gestalt, und wünsche, daß du heut Nachmittag das Fräulein von Mißwachs als Braut küssen mögest. Das sagt mir mein Herz. Mein Kind!

Ich muß dir nur bekennen. Gestern Abend wurde ein alter zin­

nerner Teller zerschlagen und dein Glück gegoßen: da kam ein ordentliches Schis mit zwey Menschen, die sich umgefaßt hatten, hervor. Man konnte so gar einen Hut und Achselbander unter­

scheiden. Es war nur wenig Gries dabey. Ich glaube auch nicht daß diese Heyrat dem guten Fräulein viele Trähnen kosten wird.

Ihr werdet wohl in den Hafen der Liebe einlaufen.

Hauptmann. Das Zinn ist zerbrechlich, und laßt sich leicht umschmelzen. Gnadige Mamma! ich weiß, daß Sie mir ein stäh­

lernes Glück wünschen.

Frau von Sturm. Ach fa ! von Gold. Nichts ergözte mich mehr als die kleinen Kinderchens, die ihr auf denen Armen trü­

get. Nun 5 ich werde dein Glück verwahren so lange ich lebe.

Was höre ich? schlägt die Uhr nicht acht? Wann komme ich zur Kirche? Ich armer Mensch habe noch anderthalb Meilen da­

hin zu fahren, und komme nicht aus dem Flecken. Noch fehlen mir fünf Hüner und wenigstens zwanzig Eyer in der Küche, die ich von denen Bauren einzutreiben befohlen habe. Wer weiß auch wann die Frau Pastorin mir das Baumöhl und die Küchenforme schickt, damit die alte geschäftige Frau Fiddelmayr, die ich zum Backen hergebeten habe, auch etwas zu thun bekömmt. Ach! in deiner Kammer ist noch nickt ^ der Anfang zum Aufräumen gemacht.

Wart! ich will die Magde zusammen treiben, (gehet ab.)

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Im Dokument As KuUgen. (Seite 21-24)