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7 Alternative Wärmebereitstellung

8 Hinweise zum Gebrauch des Heizspiegels

8.1 Verwendung der Tabellen

Der Spiegel ist darauf ausgelegt, den Energieverbrauch, die CO2-Emissionen und die Heizkosten vergleichen zu können. Aus einer Energie-, Heizkostenverteilungs- bzw.

Nebenkostenabrechnung oder der Speicherstromrechnung wird ersichtlich, welcher Energieeinsatz im Gebäude notwendig war. Die Energie wird im Allgemeinen in kWh angegeben, in manchen Fällen als MWh (Megawattstunde, 1 MWh = 1.000 kWh).

Zum Vergleich mit Zahlen aus dem Heizspiegel muss die beheizte Fläche des Hau-ses bekannt sein. Nach der Einteilung des Gebäudes ist nun ablesbar, ob der Verbrauch „vorbildlich“, „gut“, „erhöht“ oder „sehr hoch“ ist. Bei der Bewertung hoch oder sehr hoch können mehrere Gründe verantwortlich sein:

• Das Gebäude ist schlecht gedämmt und hat einen hohen Wärmebedarf.

• Die Außenfenster und –türen schließen schlecht und lassen unkontrolliert Frischluft einströmen.

• Der Heizkessel bzw. die -anlagen sind alt und haben hohe Verluste.

• Die Regelung erlaubt keine Einstellung für unterschiedliche Heizzeiträume (z.

B. Nachtabsenkung).

• Die Heizkessel haben keine Möglichkeit, sich mit gleitenden Temperaturen dem Heizbedarf anzupassen (stetiger Leistungsüberschuss).

• Bei Gebäuden mit zentraler TWE ist eine Zirkulation ständig in Betrieb, so dass es zu hohen Verteilungsverlusten kommt.

• Es wird in den Wohnungen stetig bei offenem Fenster geheizt.

Dies sind einige der Gründe für hohe Verbräuche. Einige dieser Gründe sind auch durch Mieter beeinflussbar und betreffen das persönliche Verhalten.

Mieter und Eigentümer können die Daten aus den Tabellen und Diagrammen nutzen und mit ihren Werten vergleichen. Hierzu sind folgende Schritte zu tun:

• Ermittlung des Energieverbrauchs. Aus der Heizkostenabrechnung oder der Energieabrechnung ergibt sich dieser Wert. Bei Heizölanlagen steht auf der Heizkostenabrechnung oder der Öllieferrechnung meist nur die Ölmenge. Hier gilt etwa: 1Liter Heizöl = 10 kWh. Beim Strom findet sich der Wert im Abrech-nungsbogen Wärmespeicherstrom (siehe auch: Vorjahresvergleich) Verbräu-che für eine TWE müssen hinzugerechnet werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass es sich um einen Jahresverbrauch handelt.

• Ermittlung der beheizten Nutzfläche. Auch diese Angabe findet sich in der Heizkostenabrechnung. Andere Nutzer finden diese Angabe evtl. im Mietver-trag, in Planunterlagen zum Gebäude oder müssen sie errechnen. Hier ist darauf zu achten, dass nur beheizte Flächen betrachtet werden.

• Vergleich der Heizenergiewerte. Beziehen die Nutzer ihren Energieverbrauch auf die beheizte Fläche, so erhalten sie vergleichbare Werte zu den Tabellen unter 3.4. Hier muss beachtet werden, welcher Energieträger verwendet wird.

• Vergleich der Emissionswerte. Um die eigenen Emissionen zu ermitteln, kann der Nutzer seinen Jahresverbrauch in kWh durch 1.000 teilen, um die Angabe in MWh zu erhalten. Dann kann dieser Wert mit dem Emissionsfaktor aus Ta-belle 4.1 multipliziert werden, um die jeweilige Verursachung von Schadstoffen oder Treibhausgasen zu errechnen. In der Tabelle sind auch Werte für Kohle- und Flüssiggasheizungen enthalten.

• Vergleich der Heizkosten. Heizkostenabrechnungen weisen oft nur den Anteil der Kosten aus, nicht immer aber die enthaltenen Bestandteile. Aus den Heiz-kostendiagrammen unter 5.3 kann der Wert mit Hilfe der beheizten Nutzfläche des Gebäudes abgelesen werden. Die per Heizkostenabrechnung in Rech-nung gestellten Werte können dabei um ca. 20 % über dem reinen Energie-kosten liegen, da Kosten aus der Betriebsführung enthalten sind. Hier ist zu beachten, dass der Kostenermittlung Daten aus den letzten zwölf Monaten zugrunde liegen. Ältere Abrechnungen können zum Teil deutliche Abweichun-gen enthalten.

Zum besseren Verständnis und zur breiten Informationsverteilung wird aus diesem Heizspiegel ein Extrakt erarbeitet, der als Vorlage für die Entwicklung eines Flyers dienen soll.

8.2 Witterungseinflüsse

Neben Abweichungen im Energieverbrauch, die durch Verbesserungen am Gebäude (bessere Wärmedämmung, neue Fenster), technische Veränderungen in der Hei-zungsanlage (neuer Kessel, Installation von Thermostatventilen) oder durch Ände-rung in deren Nutzung (neue Regelungszeiten für Heizkreise oder Zirkulation Warm-wasser) hervorgerufen werden, treten Veränderungen durch die Witterung auf.

Eine Möglichkeit, Energieverbräuche annähernd vergleichbar zu machen, ist die Be-wertung des temperaturabhängigen Anteils mittels der Gradtagszahl (Gtz). Diese Zahl ist die Summe der Differenzen einer theoretischen mittleren Temperatur für be-heizte Räume (20 °C) und von Außentemperaturmesswerten zu bestimmten, festge-legten Zeiten. Es werden nur dann Werte berücksichtigt, wenn die Außentemperatur

<= 15 °C ist, da man davon ausgeht, dass darüber eine Heizungsanlage in der Regel nicht in Betrieb genommen wird.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bezieht zur Bereinigung die aktuellen Gtz auf ei-nen 30jährigen Durchschnitt. Die nächste Messstation mit für Mülheim an der Ruhr repräsentativen Messwerten arbeitet in Essen-Bredeney. Für diesen Standort wurde vom DWD für den Zeitraum 1961 bis 1990 die durchschnittliche Jahres-Gtz von 3.661 und eine Durchschnittstemperatur von 9,6 °C angegeben. In den letzten 10 Jahren ist dieser Wert nicht mehr überschritten worden, da alle Jahre unterhalb des Durchschnitts lagen und z. T. deutlich wärmer waren. Der Durchschnitt dieser 10 Jahre von 1998 bis 2007 beträgt 10,6 °C und eine Gtz von 3306, ähnlich dem Wert für das betrachtete Heizjahr 07/08 mit 3.293. Nachfolgendes Diagramm zeigt die Werte für den Zeitraum 1961 bis 1990 und die Jahre 1998 bis 2007 sowie den Durchschnitt dieser 10 Jahre [22].

Gradtagszahlen für Essen-Bredeney

61-90 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 98-07

Gtz in dK

Bild 8.1: Gradtagszahlen und Temperaturen Wetterstation Essen-Bredeney

Ein Vergleich für ein ca. 500 m² großes MFH mit einem Jahresverbrauch für 2006 einschl. TWE von 110.000 kWh würde z. B. folgendermaßen erfolgen:

• TWE-Anteil: 18 %, Anteil Beheizung: 82 % (90.200 kWh).

• Gtz 2006: 3.290; Gtz 61-90: 3.661, Gtz 98-07: 3.306.

• Temperaturbereinigter Anteil Heizung: 100.370 kWh (61-90) o. 90.640 (98-07).

• Temperaturbereinigter Gesamtverbrauch: 120.170 kWh oder 110.440 kWh.

Seit 1996 wurde die „Norm“-Gtz von 3.661 nicht mehr überschritten. Der temperatur-bereinigte Energieverbrauch liegt bei Verwendung des 30jährigen Mittels stets über dem tatsächlichen Verbrauch. In extrem warmen Jahren, wie z. B. 2000 oder 2007, können die Unterschiede über 15 % betragen. Dies bedeutet einen deutlichen Rück-gang der Energiekosten in warmen bzw. einen spürbaren Zuwachs der Kosten in kalten Jahren, ohne dass an der Anlage oder auch dem Nutzerverhalten etwas ge-ändert wurde.