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Verteilungswirkungen

Im Dokument 25/202 (Seite 176-180)

3 Untersuchungen zu netzbezogenen Instrumente (Bestandteil von Arbeitspaket 4)

3.2 Abschätzung der quantitativen Wirkungen

3.2.2 Verteilungswirkungen

Anders als bei den Analysen zu den CO2-basierten Instrumenten erlaubt das für die quantitativen Analysen der Netzentgeltwirkungen eingesetzte Modell keine Hochrechnung von Verteilungswirkun-gen auf bestimmte Kollektive von Verbrauchen, wie insb. die Verbrauchssektoren Industrie / GHD / Haushalte / Verkehr. Auswerten lässt sich aber die Kostentragung (nach Kostenwälzung) des Kollek-tivs aller Verbraucher einer Netzebene. Dies ist in der folgenden Abbildung für die Instrumente Netz1 und Netz2 als Verhältnis der Höhe der Kostentragung im jeweiligen Alternativinstrument zur Höhe der Kostentragung im heutigen Entgeltsystem dargestellt. Für das Instrument Netz2 werden die Aus-prägungen für ein auf allen Netzebenen verbrauchsdominiertes Gebiet sowie ein nur in der Netz-ebene 6 und 7 verbrauchsdominiertes Gebiet betrachtet. Die dritte Variante (NetzNetz-ebenen 4 bis 7 ver-brauchsdominiert) liegt im Hinblick auf die Höhe der Belastung zwischen den beiden anderen Vari-anten.

Abbildung 40: Höhe der Kostentragung aller Verbraucher einer Netzebene in den Instrumenten Netz1 und Instrument Netz2 (differenziert nach Gebietsklassen „erzeugungsdomi-niert“ und „verbrauchsdomi„erzeugungsdomi-niert“) im Verhältnis zum heutigen Entgeltsystem (Be-zugsjahr jeweils 2030)

Quelle: eigene Berechnungen -100%

-80%

-60%

-40%

-20%

0%

20%

40%

NE 1 NE 2 NE 3 NE 4 NE 5 NE 6 NE 7

he der Kostentragung aller Verbraucher einer NE im Verltnis zum heutigen Entgeltsystem

Netzebene Instrument Netz1

Instrument Netz2 (erzeugungsdom.) Instrument Netz2 (lastdom.)

175 Es zeigt sich eine Verschiebung der Kostentragung in Richtung der unteren Netzebenen, insbeson-dere Netzebene 7, die ohnehin den weit überwiegenden Teil der Netzkosten trägt. Von dieser Ver-schiebung profitieren tendenziell am stärksten die höheren Netzebenen. Die VerVer-schiebung ist insbe-sondere darauf zurückzuführen, dass der (statistische) Höchstlastbeitrag (als Bezugsgröße für die Be-messung der Entgelte im heutigen Entgeltsystem) pro Anschlusspunkt (als eine der Entgeltkompo-nenten in den alternativ Instrumenten) bei einem direkt in einer Netzebene angeschlossenen Kunden höher ist als bei den in der jeweiligen Netzebene angeschlossenen nachgelagerten Netzen, auf die Netzkosten weitergewälzt werden. Da im alternativen Entgeltsystem nach Anschlusspunkt und nicht nach statistischen Höchstlastbeiträgen gewälzt wird, wird im alternativen Entgeltsystem ein höherer Teil der von einer Netzebene zu tragenden Kosten weitergewälzt.

Bei der Einordnung des Anstiegs der Belastung der Verbraucher in der Netzebene 7 in Instrument Netz1 ist zu berücksichtigen, dass, wie weiter oben bereits dargestellt, es auch im Zeitverlauf einen Anstieg der Belastung unabhängig von einer Änderung des Entgeltsystems gibt. So würde die Belas-tung der Verbraucher in der Netzebene 7 bei gegenüber heute unverändertem Netzentgeltsystem auf-grund des gemäß Szenario veränderten Mengengerüsts von 17 Mrd. € auf 19 Mrd. € steigen (+12 %).

Zusätzlich würde die Umstellung auf ein Entgeltsystem gemäß Instrument Netz1 die Belastung um weitere 2,9 Mrd. € auf 21,9 Mrd. € steigern (insgesamt + 28 % gegenüber auf heutigem Niveau der Kostentragung).

Nachfolgend wird zusätzlich exemplarisch für vier unterschiedliche Musternutzer dargestellt, wie sich deren Belastung mit Netzentgelten zwischen den drei Varianten des Netzentgeltsystems bei un-veränderter Netznutzung verändert. Für das Instrument Netz2 werden wieder nur die Ausprägungen eines auf allen Netzebenen verbrauchsdominierten Gebiets sowie eines nur in der Netzebene 6 und 7 verbrauchsdominierten Gebiets betrachtet.

Betrachtet werden vier Musternutzer:

▸ Industrieverbraucher mit Anschluss in der Netzebene 3 (Hochspannungsnetz), große Anschluss-kapazität (25 MW, durchschnittliche Jahreshöchstleistung: 20 MW), hohe Benutzungsstunden-zahl (6.600 h/a, entspricht 132 GWh Jahresverbrauch) sowie zwei Anschlusspunkten (aus Grün-den der Redundanz)

▸ Industrieverbraucher mit Anschluss in der Netzebene 3 (Hochspannungsnetz), kleiner An-schlusskapazität (9 MW, durchschnittliche Jahreshöchstleistung: 7,2 MW), niedriger Benut-zungsstundenzahl (1.600 h/a, entspricht 11,52 GWh Jahresverbrauch) sowie zwei Anschluss-punkten (aus Gründen der Redundanz)

▸ Gewerbebetrieb mit Anschluss in der Netzebene 7 (Niederspannung, RLM-Kunde), kleiner An-schlusskapazität (30 kW, durchschnittliche Jahreshöchstleistung: 24 kW), hohe Benutzungsstun-denzahl (5.000 h/a, entspricht 120.000 kWh Jahresverbrauch) sowie einem Anschlusspunkt

▸ Haushaltskunde (Einfamilienhaus) in der Netzebene 7 (Niederspannung, SLP-Kunde) mit einem Stromverbrauch von 4.000 h/a.

In dem folgenden Diagramm ist die Belastung bezogen auf den Jahresstromverbrauch dargestellt.

Dies erlaubt eine gemeinsame Darstellung der verschiedenen, sehr unterschiedlich großen Verbrau-cher in einem Diagramm. Obwohl die dargestellten Werte somit die Einheit „ct/kWh“ besitzen, sind diese nicht als marginale Belastung einer kWh-Stromverbrauch zu verstehen. Diese drückt sich im Arbeitspreis aus (vgl. Tabellen weiter oben). Zusätzlich ist in einem zweiten Diagramm noch die pro-zentuale Veränderung der Belastung im Vergleich zum heutigen Entgeltsystem dargestellt.

176 Abbildung 41: Belastung mit Netzentgelten bezogen auf den Jahresstromverbrauch verschiedener

Musterverbraucher im Vergleich der untersuchten Entgeltsysteme (Bezugsjahr je-weils 2030)

Quelle: eigene Berechnungen

Abbildung 42: Belastung mit Netzentgelten bezogen auf den Jahresstromverbrauch verschiedener Musterverbraucher in den Instrumenten Netz1 und Instrument Netz2 (differenziert nach Gebietsklassen „erzeugungsdominiert“ und „verbrauchsdominiert“) im Ver-hältnis zum heutigen Entgeltsystem (Bezugsjahr jeweils 2030)

0 5 10 15 20 25

Industrie hohe BenStd

-gr. Anschlusskap (NE3) Industrie - niedrige Benstd - kl. Anschlusskap

(NE3)

Gewerbe hohe BenStd

-kl. Anschlusskap (NE7) Referenz HH im EFH (NE7) Belastung mit Netzentgelten bezogen auf den Jahresstromverbrauch in ct/kWh

Anwendungsfall

heutiges System Instrument Netz1

Instrument Netz2 (lastdom.) Instrument Netz2 (erzeugungsdom.)

177 Quelle: eigene Berechnungen

Die Auswertung zeigt, dass Verbraucher mit niedrigen Benutzungsstunden (hierzu zählen auch SLP-Kunden) durch die Alternativinstrumente tendenziell höhere Netzentgelte zahlen (insbesondere In-strument Netz1) bzw. weniger stark von der Entlastung durch eine Berücksichtigung erzeugungssei-tig verursachter Netzkosten profitieren. Dies ist auch intuitiv verständlich: Höhere entnahmeunab-hängige, pauschale Entgelte belasten – bezogen auf den Verbrauch – Netznutzer mit niedrigem brauch stärker als solche mit hohem Verbrauch. Gleichzeitig profitieren Netznutzer mit höherem Ver-brauch von der Absenkung der Arbeitspreise stärker als solche mit niedrigem VerVer-brauch. Geht man zudem davon aus, dass die Jahreshöchstleistung sowie die vertraglich vereinbarte Anschlusskapazi-tät in ähnlicher Größenordnung liegen, so profitieren Netznutzer mit hohen Benutzungsstunden (grö-ßer 2.500 h/a) von einem im Verhältnis zum Leistungspreis deutlich niedrigeren Kapazitätspreis.

Insbesondere die Belastung des hier betrachteten Referenzhaushalts steigt deutlich an. So steigt die Belastung des Haushalts mit Netzentgelten bei Instrument Netz1 auf mehr als das Doppelte an. In ab-soluten Beträgen zahlt der Haushalt statt rund 380 € im heutigen Entgeltsystem in Instrument Netz1 dann 790 € an jährlichen Netzentgelten, wobei davon etwa 600 € auf den Grundpreis entfallen. Im heutigen Entgeltsystem liegt dieser nur bei rund 60 €. In Instrument Netz2 kann die Mehrbelastung nur in erzeugungsdominierten Gebieten teilweise aufgefangen werden. Auch hier liegt die Mehrbe-lastung der Haushalte aber noch bei nahezu 25 %.

Vergleicht man die beiden hier betrachteten Musternutzer der Netzebene 7 sowie gleichzeitig die oben dargestellte Veränderung der Kostentragung aller Verbraucher einer Netzebene, die für Instru-ment Netz1 in der Netzebene 7 bei ca. 15 % liegt, so lässt sich der Schluss ziehen, dass es innerhalb des Kollektivs der Verbraucher auf der Netzebene 7 zu einer Verschiebung der Kostentragung zwi-schen RLM- und SLP-Kunden kommt: Denn während der hier betrachtete RLM-Kunde in Netzebene 7 (Gewerbekunde) in Instrument Netz1 nahezu die gleichen Kosten wie im heutigen Entgeltsystem

-100%

-50%

0%

50%

100%

150%

Industrie hohe BenStd

-gr. Anschlusskap (HS) Industrie - niedrige Benstd - kl. Anschlusskap

(HS)

Gewerbe hohe BenStd

-kl. Anschlusskap (NS) Referenz HH im EFH (NS) Venderung der Belastung mit Netzentgelten bezogen auf den Jahresstromverbrauch im Verltnis zum heutigen Entgeltsystem

Musterverbraucher Bausteine B.1 bis B.4

zusätzlich Baustein B.5 (verbrauchsdominiertes Gebiet) zusätzlich Baustein B.5 (erzeugungsdominiertes Gebiet)

178 trägt und die Kostentragung in der Netzebene 7 aber insgesamt steigt, steigt die Belastung der SLP-Kunden (hier: Haushalt) deutlich überproportional. Grund hierfür ist der aus Sicht der RLM-Kunde im Vergleich zum Leistungspreis (bei typischen Anschlussleistungen) niedrige Grundpreis bzw. der aus Sicht der SLP-Kunden hohe Grundpreis, der nur bei (sehr) hohen Verbräuchen durch den niedrigeren Arbeitspreis kompensiert werden kann. Dies wurde bereits oben bei der Diskussion der Höhe der Ent-geltkomponenten als erwartetes Ergebnis hergeleitet. Abhilfe gegen diese vergleichsweise starke und für die Akzeptanz möglicherweise kritische Umverteilung könnte geschaffen werden, wenn eine Dif-ferenzierung der Grundpreise nach RLM- und SLP-Kunden vorgenommen würde. Dies würde erfor-dern, dass der Grundpreis nicht mehr anschluss-, sondern zählpunktbezogen erhoben wird, da die Differenzierung nach RLM- und SLP-Kunden selbst zählpunktbezogen ist.

Im Dokument 25/202 (Seite 176-180)