Auswahl der Klone
Innerhalb des Projektzeitraumes sind 40 Einzelklone aus insgesamt 33 Sorten für den Aufbau der Modellbestände vorausgewählt worden. Diese Klone wurden der Virustherapie unterzogen und in die In-vitro-Kultur überführt. Jedoch ließ sich die Sorte ´Blauer Urban` nicht in vitro kultivieren und starb ab. Von den in vitro etablierten Klonen wurden 19 Einzelklone von 15 Sorten ausgewählt und für die Modellbestände weiterkultiviert und xenovegetativ vermehrt. Die übrigen Klone wurden auf Grund der Ergebnisse der genetischen Untersuchung oder auch wegen Vorhandenseins ausreichender Duplikate in der Genbank Reben nicht aufgerebt. Ein Überblick der Einzelklone ist in Tab. 19 zu sehen.
Tab. 19: Überblick der Einzelklone für den Aufbau der Modellbestände Anzahl
1 AF 25 Affenthaler AFFENTHALER
2 AG 60 Agostenga AGOSTENGA
3 BG 15 Blauer Gamay GUEUCHE NOIR
4 KB 47 Blauer Kölner GREC ROUGE
5 UB 20 Blauer Urban /
6 CM 41 Chardonnay Musqué CHARDONNAY
7 ET 6 Eicheltraube EICHELTRAUBE BLAU
8 BU 46 Früher Blauer Ungar OLASZ KORAI 9 BU 23 Früher Blauer Ungar TEINTURIER
10 MF 11_1 Früher Malinger MALINGRE PRECOCE
11 GA 33 Gamay GAMAY NOIR
12 GD 35 Geisdutte ITALIA
13 GS 1 Gelbe Seidentraube LUGLIENCA BIANCA 14 PG 10 Grauer Portugieser PORTUGIESER 15 UT 9 Große Blaue Urbantraube FUERSTENTRAUBE
16 GB 45 Großer Burgunder BURGUNDER GROSS
17 GB 51 Großer Burgunder BURGUNDER GROSS
18 GS 44 Grüne Seidentraube TEBRIZI
19 HL 56 Harslevelü AUGSTER WEISS
20 JR 49 Jerusalemrebe PALESTINA II
21 MW 59 Mehlweiss MEHLWEISS
22 MÖ 50 Möhrchen MOEHRCHEN
Anzahl
27 HS 61 Schwarzer Heunisch HEUNISCH SCHWARZ 28 HS 62 Schwarzer Heunisch HEUNISCH SCHWARZ 29 HS 63 Schwarzer Heunisch HEUNISCH SCHWARZ 30 HS 64 Schwarzer Heunisch HEUNISCH SCHWARZ
31 AF 37 Affenthaler SUESSSCHWARZ
32 TR 19 Triumpfrebe TRIUMPHTRAUBE
33 US 58 unbekannte Sorte ELBLING
40 VW 30 Weißer Veltliner KOENIGSTRAUBE WEISS
41
Veredelung der Edelreiser auf zugelassene Unterlagen
In vitro vermehrte Pflanzen welche zum Beginn der Vegetationsperiode akklimatisiert werden, erreichen im gleichen Herbst eine Triebstärke von 3 mm. Für die Veredelung auf reblausresistente Unterlagen ist diese Triebstärke nicht ausreichend. Diese Pflanzen müssen eine weitere Vegetationsperiode kultiviert werden damit diese eine Triebstärke von mindestens 6,5 mm erreichen.
Von der Sorte ´Schwarzer Heunisch` und der Sorte ´Roter Riesling` wurden erstmals im Frühjahr 2014 maschinelle Veredelungen durch die Rebschule Freytag durchgeführt. Die aus in vitro überführten Sorten konnten allerdings bis dahin noch nicht veredelt werden, da die Triebe nicht den benötigten Umfang für eine erfolgreiche Veredelung aufwiesen. Eine Reihe an Versuchen (Grünveredelung im Sommer) auf selbst vermehrte Unterlagen wurden mit mäßigem Erfolg durchgeführt. Geringere Triebstärken von 4 bis 6,5 mm konnten mit der
bereits erwähnten V-Schnitt-Veredlung durch die Rebschule Freytag erfolgreich in der Vegetationsruhe 2015 (2 Sorten), 2016 (19 Sorten) und 2017 (13 Sorten) durchgeführt werden.
Im Frühjahr 2017 wurden die 2016 veredelten Pflanzen an die Winzer für die Versuchsanbauten übergeben. Die Pflanzen sind nach der Veredelung von der Rebschule Freytag an die Humboldt-Universität zu Berlin zum Topfen und der geschützten Überwinterung übergeben worden, da die Flächen zum Pflanztermin noch nicht pflanzbereit waren (Abb. 32).
Abb. 32: Überwinterung der veredelten Reben im Gewächshaus in der Vegetationsruhe 2016/17
Die weiteren Veredelungen, durchgeführt von der Rebschule Freytag, in der Vegetationsruhe 2017 werden anschließend an die Winzer übergeben. Um den Bestand zu komplettieren, finden auch nach Projektende weitere Veredelungen statt und werden zur Pflanzung übergeben.
Möglichkeiten der modellhaften Wiedereinführung historischer Sorten
Das Weingut Hoflößnitz hat für den Modellbestand Rebrechte verwendet und einen Vertrag auf Anbaueignungsversuch mit der Weinbaustelle in Sachsen, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie - Abteilung 8 geschlossen.
In Sachsen-Anhalt sind vom Landesweingut Kloster Pforta ebenfalls Rebrechte verwendet worden. Es wurden 12 Sorten gepflanzt, die Genehmigung für einen Anbaueignungsversuch erfolgte durch das ALF Weißenfels, Sachgebiet Wein. Hier wird der Modellbestand zusätzlich zwei Jahre von einer Studentin der Universität Halle unter Anleitung von Dr. Epperlein im Rahmen einer Bachelorarbeit untersucht und betreut.
Die beiden Weingüter (Weingut „Rollsdorfer Mühle“ und Weingut „Uwe Lützkendorf“) folgen im Frühjahr 2017.
Der Versuchsanbau geht über 12 Jahre, jährlich ist nach der Ernte ein Bericht an das zuständige Landesamt fällig. Nach Ablauf der 12 Jahre wird über die Aufnahme in die Landessortenliste entschieden.
Die weitere Bearbeitung, auch früher, kann durch staatliche Züchter oder Rebvermehrer erfolgen. Sollten weitere Winzer Interesse an einem Versuchsanbau der historischen Sorten haben, ist ein anerkannter Rebvermehrer einzuschalten. Dieser kann über eine Vorstufenvermehrung, bei Klonmaterial, Rückverfolgbarkeit zur Ursprungspflanze, auf getesteten, nematodenfreien Standorten Vermehrungsmaterial (Veredlungsreiser) erzeugen.
Da der ´Rote Riesling` als Sorte bereits auf der Bundessortenliste steht, ist keine Genehmigung erforderlich. Trotzdem handelt es sich um neues Klonmaterial, an dem Rebvermehrer großes Interesse haben.
Abgabe von Mutterpflanzen ans JKI, Deutsche Genbank Reben
Es war vorgesehen, die im Rahmen dieses Projektes gefundenen seltenen historischen Rebsorten in die Sammlung des JKI-IRZ aufzunehmen. Wie aus Tab. 8 hervorgeht wurden im Rahmen dieses Projektes 53 verschiedene Rebsorten gefunden. Darunter befanden sich auch Rebsorten, die nicht bedroht sind wie Chasselas=Gutedel, Malingre Precoce, Neuburger, Muscat à petits grains blans=Gelber Muskateller und Riesling und historische Rebsorten, von denen im Rebsortiment des JKI-IRZ bereits mehrere Herkünfte erhalten werden, wie von Affenthaler (9 Herkünfte) und Heunisch Weiß (29 Herkünfte). In diesen Fällen konnten aus Kapazitätsgründen nur wenige oder keine zusätzlichen Duplikate aufgenommen werden.
Von sechzehn seltenen historischen Rebsorten hat das JKI-IRZ Pflanzen in mehrfacher Wiederholung erhalten (Tab. 20). Darunter befinden sich alle sieben wiederentdeckten Sorten
und der Süssschwarz, den es vorher noch nicht in der Sammlung des JKI-IRZ gab. Mit den zusätzlichen Herkünften/Klonen wird die dringend notwendige Erweiterung der genetischen Basis der historischen Sorten erreicht.
Tab. 20: Abgabe der Mutterpflanzen 2017 an das JKI-IRZ in Siebeldingen, Deutsche Genbank Reben Abk. ampel. Bestimmung Leitname (genet. Bestimmung)
SB 4 Blauer Silvaner SILVANER ROT SB 5 Blauer Silvaner SILVANER ROT
ET 6 Eicheltraube EICHELTRAUBE BLAU
KI 13_1 Kocsis Irma KOCSIS IRMA
KI 13_2 Kocsis Irma KOCSIS IRMA
MN 14_2 Medoc Noire MEDOC NOIR
BG 15 Blauer Gamay GUEUCHE NOIR
PM 16 Pause Muskat SUESSSCHWARZ
UB 20 Blauer Urban nicht identifiziert
SR 21 Roter Silvaner SILVANER ROT
GB 28 Großer Burgunder BURGUNDER GROSS VW 30 Weißer Veltliner KOENIGSTRAUBE WEISS
AF 37 Affenthaler SUESSSCHWARZ
LW 38 Weißer Lagler LAGLER WEISS
BCT 39 Blaue Champagner Traube TAUBERSCHWARZ GB 45 Großer Burgunder BURGUNDER GROSS
KB 47 Blauer Kölner GREC ROUGE
UR48 Uva Rara ZALA GYOENGYE
JR 49 Jerusalem-Rebe PALESTINA II
MÖ 50 Möhrchen MOEHRCHEN
GB 51 Großer Burgunder BURGUNDER GROSS
HW 52 Heunisch, weiß HEUNISCH WEISS
HL 56 Harslevelü AUGSTER WEISS
MW 59 Mehlweiss MEHLWEISS
HS 61 Heunisch, schwarz HEUNISCH SCHWARZ HS 62 Heunisch, schwarz HEUNISCH SCHWARZ HS 63 Heunisch, schwarz HEUNISCH SCHWARZ HS 64 Heunisch, schwarz HEUNISCH SCHWARZ