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Vergleiche auf Familienebene

Im Dokument 1999 7 (Seite 139-142)

2.1. Qualitative Vergleiche

2.1.2. Vergleiche auf Familienebene

Der Fund von 24 Familien im Untersuchungsgebiet läà die dort herrschende gewaltige Artenvielfalt bereits erahnen. Abgesehen von häufige und überal zu findenden Familien wie Ectinosomatidae, Ameiridae, Cletodidae, Diosaccidae u.a. erregten v.a. Familien wie Adenopleurellidae, Superomatiremidae und Ancorabolidae Aufmerksamkeit. Währen die von Huys (1990) errichteten Adenopleurellidae global gesehen weit verbreitet sind, wurde fü das noch junge Taxon Superomatiremidae Huys, 1996 bisher angenommen, seine Vertreter seien Stygobionte mit einer "amphi-atlantisch/mediterranen" Verbreitung (Huys 1996). Die Funde mehrerer Exemplare einer neuen, noch unbeschriebenen Art am PCS erweitern die Kenntnisse sowohl des Verbreitungsareals als auch der Lebensweise.

Die Ancorabolidae, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit ursprünglic Gegenstand einer zoogeographisch-phylogenetischen Analyse sein sollten, treten v.a. deshalb hervor, weil sie durch eine ganze Reihe von bisher monotypischen Gattungen präsen sind (Arthropsyllus Sars, 1909, Ceratonotus Sars, 1909, Polyascophorus George, 1998, und durch Copepodide Ancorabolus Norman, 1903), die in ihrer Verbreitung bisher auf die Nordhemisphär beschränk schienen (vgl. George 1998a, b, George & Schminke 1998b).

Wells' (1986) Annahme von der weltweiten Verbreitung zumindest der meisten Harpacticoida-Familien wurde von George & Schminke (im Druck) erneut bestiitigt. Die vorliegene Arbeit erhöh zwar die von diesen Autoren aufgeführt Liste fü das Untersuchungsgebiet, verschiebt aber das Verhdtnis zu den entsprechenden nördliche Regionen kaum. Vor diesem Hintergrund wird verständlich warum diese (notwendigerweise) gewählt taxonomische Ebene nur sehr begrenzte Aussagen übe Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden untersuchten Regionen erlaubt. Wenn

eine Familie eine offensichtlich weite bis weltweite Verbreitung erkennen läß anhand der hier zugrundeliegenden Probennahmen aber in einer der beiden Regionen nicht registriert wurde, so erscheint die Annahme, diese Familie bei den Probennahmen nicht erfaBt zu haben plausibler als deren tatsächlich Abseny, in der Region.

Die qualitative Untersuchung der Verbreitung ergibt ein Auftreten der meisten Familien im gesamten Untersuchungsgebiet (vgl. VII.2.1.1.). Die 11 Verbreit~ingsspektren, die sich aufgrund der erhaltenen Daten erkennen lassen, weisen eine Vielzahl mögliche Zusammensetzungen auf. Zur große Gruppe der "Generalisten", die im ganzen Untersuchungsgebiet auftreten (Verbreitungsspektrum [VS] 1), müsse diejenigen Familien, die regional Ÿbergreifend aber nicht in allen Teilgebieten gefunden wurden (VS 2-5), hmzuaddiert werden. Da sie nicht überal registriert worden sind, könnt mit dem bereits erwähnte geringen Probenumfang zusammenhängen Unter zusätzliche Berücksichtigun der Harpacticidae und Neobradyidae (vgl. VII.2.1.1.) erhöh sich die Zahl der Familien, die (vermutlich) im gesamten Untersuchungsgebiet verbreitet sind, demnach von 9 auf 17. Der daraus entstehende Eindruck, da die Magellanregion und die Antarktis hinsichtlich ihrer Harpacticoidenfauna ein hohes Maà an Ubereinstimmung zeigen, wird durch andere Untersuchungen selbst auf Artebene bestätig (vgl. Dell 1972, Knox 1977, Knox & Lowry 1977, Sieg 1988, 1992, Brandt 1991, 1992, Sarg 1992, Gerdes 1996) und mag als erster Hinweis fü den allgemein vermuteten intensiven Faunenaustausch (vgl. Dell 1968, Amtz & Gorny 1996, Amtz et al. 1994) auch fü Organismen der Meiofauna gelten. Inwieweit ein tatsächliche Austausch durch Zu- oder Abwanderung von Taxa stattfand (und -findet), ist allerdings mit den vorliegenden Daten nicht zu klaren. Dafü sind umfangreiche phylogenetische Studien notwendig, die im Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden konnten.

Auf Familienebene läB sich eine einheitliche Dominanz der Ectinosomatidae in beiden Regionen beobachten. Sie werden gefolgt von den Cletodidae und Diosaccidae, und aus diesem einheitlichen Muster fdlt nur der - probenmäß extrem unterrepräsentiert - PCS heraus, wo Ameiridae und Paramesochridae dominieren. Trotzdem laß sich eine generelle Ubereinstimmung dahingehend erkennen, da die Familien Ectinosomatidae, Ameiridae, Diosaccidae, Cletodidae und vielleicht noch Paranannopidae die am häufigste vertretenen Taxa in beiden Regionen sind. Fü zukunftige zoogeographische Untersuchungen auf Artebene sind sie demnach besonders gut geeignet.

Selbstverständlic gibt es auch Unterschiede, und die treten bemerkenswert einseitig auf. Den 17 "Generalisten" stehen nämlic 7 Familien gegenüber die bisher nur in der Magellanregion gefunden wurden, in der Antarktis jedoch "fehlen". Diese Verschiebung der Taxa zugunsten der Magellanregion deutet auf eine dort höher Familienanzahi als in der Antarktis. Unterschiede zwischen Antarktika und der Magellanregion wurden mehrfach belegt (vgl. z.B. Knox & Lowry 1977, Brandt 1991, Amtz & Gomy 1996, Arntz et al. 1997a, b, Linse 1997), wobei das Fehlen oder die Unterrepräsentan eines

Taxon allerdings meistens durch das exklusive oder zumindest massive Vorkommen eines anderen ausgeglichen wird (Amtz et al. 1996a, b, Brandt 1996, Gutt & Schickan 1996, Linse 1997), so da die bei den Harpacticoida zu beobachtende "Schiefe" ein neues Phänome darstellt. In Zukunft wird zu kläre sein, inwiefern diese "Schiefe" ein Artefakt der Probennahme ist, oder ob sie durch Bearbeitungen auf Artebene bestätig werden kann.

In der Magellanregion selbst ergibt sich ein grundsätzlic ähnliche Verteilungsbild wie fü das gesamte Untersuchungsgebiet, wobei vereinzelt differenziertere Aussagen moglich sind. Wie im gesamten Untersuchungsgebiet zeigen auch hier alle drei Teilgebiete Ubereinstimmungen hinsichtlich gemeinsamer Taxa. Es gibt aber auch hier Übereinstimmunge zwischen nur je zweien der drei Teilgebiete, was auf eine intraregionale Variabilitä in Bezug auf die Taxazusammensetzung deutet. Sie lä selbst auf dieser taxonomischen Ebene die groß Bedeutung biotischer und abiotischer Variablen im lokalen Maßsta erkennen. Da beispielsweise die nördlich MS und der PCS Leptastacidae beherbergen, l a t sich damit begründen da nur diese Lokalitäte ausgesprochen sandige Substrate aufweisen, was dem Lebensraum der ausschließlic das Interstitial bewohnenden Familie entspricht. Gleiches mag fü die ebenfalls interstitiell lebenden Paramesochridae gelten, die in der Magellanregion auch nur in der MS (wenn auch nicht nur beschränk auf die nördliche d.h. rein sandige MS) und arn PCS gefunden wurden. Das sind klare Hinweise darauf, da die Zusammensetzung der Fauna sehr stark von lokalen Lebensbedingungen bestimmt wird. Leptastacidae und Paramesochridae nähre diese Vermutung, weil beide Familien nur einen einzigen "Lebensformtypus"

repräsentiere (vgl. Noodt 1971, Hicks & Couil 1983). Dasselbe trifft nicht fü weit verbreitete Familien wie Ectinosomatidae, Ameiridae, Diosaccidae und Argestidae usw.

(vgl. Tab. 7) zu, die eine bemerkenswerte Variabilitä bezüglic beispielsweise des Sedimenttyps an den Tag legen.

Die erhaltenen Ergebnisse lassen sich auf folgende qualitative Aussagen zusammenfassen:

1. Eine qualitative Unterscheidung der beiden Regionen Antarktis und Magellanregion anhand der Harpacticoida ist auf Familienniveau möglich Der Großtei der identifizierten Familien zeigt aber eine Verbreitung im gesamten Untersuchungsgebiet, und auch die Dominanzverh'altnisse sind generell dieselben.

2. Alle Familien, die in der Antarktis auftreten, kommen auch in der Magellanregion vor. Umgekehrt wurden aber nicht alle Familien der Magellanregion auch in der Antarktis gefunden. Das ist ein Hinweis fü eine hehere Vielfalt auf Familienebene in der Magellanregion. Die Frage, o b manche Familien in der Antarktis tatsächlic fehlen oder bisher nur nicht erfaß wurden, kann erst im Rahmen weiterer intensiver Probennahmen erhellt werden.

3 . Eine Anzahl Familien tritt nicht in allen Teilgebieten des Untersuchungsgebiets, wohl aber regional Übergreifen auf. Dies deutet auf eine hohe interregionale Variabilitä

beziiglich der Taxazusammensetzung und auch der Diversität die sich v.a aus lokalen und kleinräumige Bedingungen ergibt.

4. Von den Familien, die nur in der Magellanregion gefunden wurden, gibt es keine, die in allen drei Teilgebieten verbreitet ist. Dafü treten eine Reihe von Familien in jeweils zwei der drei Gebiete auf. Das ist analog zu den regional Übergreifende Verbreitungsmustern (s. Punkt 3.) ein Hinweis auf eine hohe intraregionale Variabilitä hinsichtlich der Taxazusammensetzung und der Diversität denen ebenfalls die lokale und v.a. kleinräumig Heterogenitä des Lebensraums zugrundeliegt.

Im Dokument 1999 7 (Seite 139-142)