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Im Folgenden sollen nun weitere Fälle von V-S-Wortstellung (V-X-S/

V-O-S, V-S-PP, V-S-O) behandelt werden, die kein Null-Adverb stage aufweisen, in denen die präverbale Position nicht besetzt ist und in denen das postverbale Subjekt einen engen Fokus aufweist. Zunächst stellen wir weitere Daten zu V-X-S/V-O-S und V-S-PP dar (vgl. 5.1). Ein Analy-sevorschlag für diese Konstruktionen folgt in 5.2. Ein weiteres Unterka-pitel erläutert kurz die Annahme, dass diese Art von fokussiertem Sub-jekt zumindest in V-X-S-Anordnungen möglicherweise zwei unterschied-liche Positionen einnimmt (siehe 5.3). Die besonderen Einschränkungen für V-S-O schließlich, die alleine für das Italienische gelten, werden in 5.4 diskutiert.

5.1. Weitere Daten

In den hier diskutierten Null-Subjekt-Sprachen ist die Wortstellung V-S bei engem Subjektfokus sehr viel weniger restringiert als in den in Ab-schnitt 3 diskutierten thetischen Strukturen. Liegt enger Subjektfokus vor, erlauben alle vier Sprachen V-S, V-X-S (wobei X jedwedes Argument einschließlich O sein kann) und V-S-PP (vgl. [31] für V-O-S und [32] für V-S-PP)38. Dies gilt, anders als in den beschriebenen thetischen Sätzen, für alle Arten von Prädikaten, so z. B. auch für Individual-Level-Prädi-kate (vgl. [31d]):

(31) a. I [enger Fokus aufBeatrice]

Ha hat

scritto geschrieben

lettere Briefe

d’

von amore Liebe

Beatrice.

Beatrice

‘BEATRICE hat Liebesbriefe geschrieben.’

(Pinto 1997: 18, Bsp. 9b)

38. In den Beispielen unter (32) ist der enge Fokus dadurch, dass die Betonung nicht auf die letzte prosodische Phrase fällt, auch prosodisch markiert; die fokussierte Konstitu-ente wird mit Majuskeln gekennzeichnet. In den Beispielen in (31) ist die fokussierte Konstituente die letzte prosodische Phrase des Satzes, so dass die Betonung allein es hier nicht erlaubt, zwischen engem und weitem Subjektfokus zu unterscheiden; wir ha-ben hier also nur in den deutschen Übersetzungen Majuskeln zur Kennzeichnung des engen Fokus verwendet, da dieser hier nicht am Ende steht und daher durch Betonung markiert ist; für weitere Hinweise hinsichtlich des Zusammenspiels von Akzentzuwei-sungsregeln und Fokus vgl. Büring (2007) und die dort angegebene Literatur.

b. R Scrie

‘Auch BEATRICE schreibt Liebesbriefe.’

c. S [enger Fokus aufla camarera del hotel]

Puso

stellen.prf.3sg la

‘DAS ZIMMERMÄDCHEN DES HOTELS hat den Koffer auf das Bett gelegt.’

(Zubizarreta 1998: 129, Bsp. 88a) d. EP [enger Fokus aufPaulo]

Sabe

‘PAULO kann Französisch.’

(Costa 1998: 141, Bsp. 76)

(32) [V-S-PP]

‘MARIA hat bei der Zeitung angerufen.’

b. R [enger Fokus aufIon]

Poate

‘Vielleicht hat ION mit Maria gesprochen.’

c. S [enger Fokus aufMaria]

No

sprechen.fut.3sg

MARIA

‘Kein Problem, MARIA wird mit dem Direktor spre-chen.’

d. EP Ningue´m niemand

‘Niemand in der Gruppe spricht Japanisch. Wer soll dann in Tokyo anrufen?’

Na˜o

telefonieren.fut.3sg a

Falara´

sprechen.fut.3sg a

‘Kein Problem, MARIA wird in Tokyo anrufen. / MARIA wird mit dem japanischen Direktor spre-chen.’

Die Anordnung V-S-O ist im Italienischen auf kontrastiven Fokus be-schränkt (vgl. Cardinaletti 2001, 2002, Belletti 2004), namentlich auf so-genannte “Marginalisierungskonstruktionen” (engl. marginalisation, it.

emarginalizzazione). Diese weisen eine “Komma-Intonation” nach dem postverbalen kontrastiven Fokus auf (vgl. [33a]), wurden aber von Car-dinaletti (2002) dennoch überzeugend alsin situS-O analysiert. Im Ru-mänischen und Spanischen dagegen kann das Subjekt in V-S-O-Konst-ruktionen auch reinen Informationsfokus tragen (vgl. [33b, c]), auch wenn kontrastiver oder durch Fokuspartikel markierter Fokus der Nor-malfall sind (siehe auch die Fokuspartikel s¸i im rumänischen Beispiel [31b]):

‘GIANNI hat die Zeitung gekauft.’

(Cardinaletti 2002: 32, Bsp. 4)

b. R Ai

‘Hast du eine Ahnung, wer Blumen mitbringen wird?’

Cred

‘Ich glaube, ION wird Blumen mitbringen.’

c. S Creo

glaube que dass

traera´

bringen.fut.3sg JUAN

‘Ich glaube, JUAN wird die Blumen mitbringen.’

d. EP O

‘Pedro hat gesagt, dass JOANA die Schokolade ge-gessen hat.’ (Ambar 1992: 200, Bsp. 52)

39. Aus den Kommentaren von Ambar (1992) zu diesem Beispiel wird klar, dass das Subjekt engen Fokus trägt, auch wenna Joanavon Ambar selbst nicht durch Majuskeln mar-kiert wurde.

Wenn beide, das Subjekt und das Objekt, fokussiert sind, dann erlauben Rumänisch, Spanisch und europäisches Portugiesisch (vgl. für das Portu-giesische Costa 1998, Duarte 2003b) die Anordnung V-S-O (vgl. [34a⫺ c]), während im Italienischen diese Wortstellung eingeschränkter ist: Nur manche Sprecher akzeptieren diese Konstruktion und auch nur dann, wenn das Subjekt und das Objekt kontrastiven Fokus tragen wie in (35), vgl. Cardinaletti (2001, 2009):

(34) [Kontext: Niemand in dieser Gruppe spricht irgend-eine Fremdsprache.]

a. EP Sabe weiß o def

PAULO Paulo

FRANCEˆ S.

Französisch

‘PAULO kann FRANZÖSISCH.’

(Costa 1998: 141, Bsp. 75) b. R S¸ tie

weiß PAUL Paul

FRANCEZA˘ . Französisch

‘PAUL kann FRANZÖSISCH.’

c. S Habla spricht

PABLO Pablo

FRANCE´ S.

Französisch

‘PABLO spricht FRANZÖSISCH.’

(35) I % Ha

hat letto gelesen

GIANNI Gianni

LE def

RIVISTE.

Zeitschriften

‘GIANNI hat DIE ZEITSCHRIFTEN gelesen.’

5.2. Analysevorschlag für postverbale Subjekte mit engem Fokus

Da die soeben dargestellten Konstruktionen mit postverbalem engem Subjektfokus nicht so eingeschränkt sind wie etwa thetische Strukturen, die das Null-Adverbstageenthalten (vgl. 3), muss hier die Analyse dem-entsprechend anders ausfallen.40 Wir haben bereits gesehen, dass

kon-40. Natürlich ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die syntaktischen und semanti-schen Bedingungen fürstageerfüllt sind und gleichzeitig V-S mit engem Fokus auf S erscheint, so dass hier weiterhinstageeine [uAbout]-Sonde überprüft. So etwas ist z. B.

in (i) der Fall:

(i) I Chi e` venuto ? E` venuta Maria.

wer ist gekommen ist gekommen Maria

‘Wer ist gekommen? Maria (ist gekommen).’

Ansonsten kann die [uAbout]-Sonde auch von einem Objektklitikum (oder einem damit assoziiertenpro, je nach Analyse der Klitika) gesättigt werden:

(ii) S ¿Quie´n traera´ las flores ? Las traera´ Juan.

wer bringen.fut.3sg def Blumen cl.accbringen.fut.3sg Juan

‘Wer wird die Blumen mitbringen? Juan wird sie mitbringen.’

textgegebenes Material, welches nicht als Aboutness-Topik beschrieben werden kann, eine IS-Sonde in T überprüfen kann, wie im Fall des Re-sumptive Preposing im Beispiel (23) und (24), wo die Sonde EPP-[uC-Given] ist. Nachdem wir nun davon ausgehen, dass Sonden auch durch Kopfbewegung überprüft werden können, lassen sich die oben genann-ten Beispiele dadurch erklären, dass in Konstruktionen mit engem Sub-jektsfokus das Verb, das ja in jedem Falle [Given] sein muss, eben diese EPP-[uC-Given]-Sonde sättigen kann.41

Diese Analyse erklärt sowohl V-S-X als auch V-X-S: Für letzteres kann man annehmen, dass X (wahrscheinlich ausgelöst durch eine IS-Sonde in v∞) über das Subjekt gescrambelt wurde. Dennoch reicht diese Analyse noch nicht aus, da sie die im Italienischen vorliegenden Einschränkungen für V-S-O nicht erklärt und es noch weitere Probleme hinsichtlich der genauen Lokalisierung der Subjektposition gibt, wie im folgenden Ab-schnitt gezeigt werden wird.

5.3. Zwei verschiedene Subjektpositionen für V-X-S

Die Wortstellung V-O-S in den hier behandelten romanischen Null-Sub-jekt-Sprachen kann entweder durch Rechtsdislozierung des Subjekts oder durch enge Fokussierung des Subjekts entstanden sein. Im ersten Fall ist das Subjekt ein “vertrautes Topik“ (familiar topic, vgl. Frasca-relli & Hinterhölzl 2007 sowie Fn. 17) und steht, durch ein Komma getrennt, in satzfinaler Position (vgl. Vallduvı´ 1992, Lo´pez 2008, Brunetti 2009a). In diesem Abschnitt werden wir nun nur die Fälle behandeln, in denen das Subjekt engen Fokus hat (vgl. die Beispiele in [31] weiter oben) und nicht vom Rest des Satzes durch ein Komma (oder eine Kommainto-nation) im Sinne einer Rechtsdislozierung getrennt ist.42

Für die V-O-S-Stellung mit fokussiertem Subjekt wurden in der For-schung zwei verschiedene Analysevorschläge unterbreitet:

41. Dadurch könnte auch eine andere Interpretation erfasst werden, nämlich die, dass das eigentliche Satztopik in vielen Fällen das durch das Prädikat kodierte Ereignis ist, das durch die Verbbewegung somit in die geeignete Position kommt, um eine EPP-[uAbout]-Sonde zu sättigen. Wenn man nun auch für dasResumptive Preposing, vgl. die Beispiele in (23) und (24) sowie die Anmerkung in Fn. 33, die gegebene Identitäts- oder Ähnlich-keitsrelation der vorangestellten Konstituenten als Identität von Ereignissen betrachten und daher das präverbale Element als Träger dieses identischen Ereignisses ebenfalls als Topik interpretieren wollte, könnte man eventuell auf die EPP-[uC-Given]-Sonde ganz verzichten. Auf Ereignisse kann man referieren, sie stellen also geeignete Topiks dar und sie können daher auch von EPP-[u-About] sondiert werden.

42. Rechtsdislozierte Strukturen, zu denen es viel zu sagen gäbe, können wir aus Platzgrün-den im Rahmen dieses Artikels leider nicht behandeln.

(I) Scrambling des Objekts über das Subjekt, welches dann entweder in seiner Basisposition (Ordo´n˜ez 1998, Cardinaletti 2001, Alboiu 2002, Lo´pez 2008) oder in einer tiefer gelegenen Fokus-Position verbleibt (Etxepare & Uribe-Etxebarrı´a 2008; auch bei Cardinaletti 2007 als Möglichkeit diskutiert);

(II) Anhebung einer das Objekt beinhaltenden Projektion über das Subjekt hinweg. Was diesen zweiten Analysevorschlag betrifft, c-kommandiert das Objekt das Subjekt in diesem Falle also nicht.

Der zweite Vorschlag hat zwei Varianten:

(IIa) eine Analysevariante, in der die angehobene Projektion eine VP ist, die die Spur von V beinhaltet und deren Landeposition tiefer, unter T, liegt (Zubizarreta 1998 für das Spanische)

(IIb) und eine Analysevariante, in der das Subjekt in eine höher gelegene Fokusposition über der TP bewegt wird, wobei dann die verblei-bende43 TP in eine noch höhere Spezifiziererposition bewegt wird (Belletti 2004 und Zubizarreta 1998 für das Italienische).

In jüngster Zeit haben Etxepare & Uribe-Etxebarrı´a (2008) gezeigt, dass die Analysen (I) und (IIb) für das Spanische, hier jeweils für verschiedene Instanzen der V-X-S-Stellung, korrekt sind. Der deutlichste Nachweis dafür, dass bei V-X-S-Anordnungen zwischen einer höheren (wie in Ana-lyse IIb) und einer tieferen (wie in AnaAna-lyse I oder IIa) Position des Sub-jekts unterschieden werden muss, findet sich im Negationstest. In V-O-S kann sich das Subjekt entweder im Fokus der Negation, also innerhalb der NegP in der tieferen Position, befinden (Bound Focus, vgl. [36]), oder aber das Subjekt kann als fokussiertes Element auch außerhalb des Ne-gationsfokus liegen (Free Focus, vgl. [37]), also in einer Position über der NegP, die als Ganzes dann den nicht-fokussierten Teil des Satzes dar-stellt:

(36) S [Bound Focus]

No nicht

ha hat

comprado gekauft

el def

pan Brot

Pedro, Pedro

sino sondern

Marı´a.

Marı´a

‘Wer das Brot gekauft hat, ist nicht Pedro, sondern Marı´a.’

(Etxepare & Uribe-Etxebarrı´a 2008: Bsp. 4b)

43. Die Bezeichnung “verbleibend” für eine Konstituente ist eine deutsche Wiedergabe von englisch remnant (Remnant Movement “Anhebung einer verbleibenden Konstitu-ente”).

(37) S [Free Focus]

‘Wer das Brot nicht gekauft hat, ist Pedro, und nicht Marı´a.’

(Etxepare & Uribe-Etxebarrı´a 2008: Bsp. 4c) Was die tiefe Position des Subjekts betrifft, kann entweder Analyse (I) (Scrambling) oder Analyse (IIa) (Anhebung der verbleibenden VP) gel-ten. Die Autoren, die sich der Analyse (I) (Scrambling) anschliessen, bringen als Argumente bestimmte Bindungsrelationen vor: Wie Ordo´n˜ez (1998) und Lo´pez (2008) für das Spanische und Alboiu (2002) für das Rumänische zeigen konnten, kann das Objekt bei V-O-S-Anordnung in die Subjektdomäne hinein binden:

(38) a. S [Kontext: Was ist mit den Kapiteln? Wer wird sie her-bringen?]

Man˜ana Morgen

entregara´

einreichen.fut.3sg [cada

‘Morgen wird jedes Kapitel von seinem Autor einge-reicht werden.’44 (Lo´pez 2008: 176, Bsp. 5.11) b. R Lia

‘Jedes Kind wurde von seiner Mutter zu Tisch geru-fen.’ (Alboiu 2002: 130, Bsp. 3.26) Zubizarreta (1998) jedoch sagt, dass sogar ohne C-Kommando in fokus-sierte Subjekte,45so wie sie auch hier vorliegen, hinein gebunden werden kann, vgl. (39), wo das Subjekt keinesfalls durch das Objekt c-komman-diert sein kann:

(39) a. E [Foc Hisi mother] will accompany [every boy]ion the first day of school. (Zubizarreta 1998: 11, Bsp. 24a)

b. S El

begleiten.fut.3sg [Focsui

44. In einigen der folgenden Beispiele muss in der deutschen Übersetzung, abweichend vom Original, auf eine Passivkonstruktion zurückgegriffen werden, damit die Übersetzung grammatisch bzw. eindeutig bleibt.

45. Zubizarreta führt an dieser Stelle Beispiele aus dem Englischen und Französischen an, geht aber von einer allgemeinen Gültigkeit dieser These aus.

‘Am ersten Schultag wird jedes Kind von seiner Mut-ter begleitet (und nicht von seinem VaMut-ter).’

(Zubizarreta 1998: 142, Bsp. 128) Es scheint also, dass die Bedingung des C-Kommandos für Fokus-Ele-mente nicht unbedingt ausschlaggebend ist. Lahousse (2007) führt sogar Beispiele auf, wo diese Bindungsrelationen in spezifikationellen Kontex-ten erscheinen ⫺in Kontexten also, die Subjekte mit engem Fokus be-treffen ⫺und das ohne C-Kommando:

(40) F a. Ceux

diejenigen qui die

signeront

signieren.fut.3pl

[chaque

‘Diejenigen, die jedes Buch signieren werden, sind sein jeweiliger Autor und sein Herausgeber.’

b. [FocSoni

signieren.fut.3pl

[chaque jeder

livre];

Buch

‘Jedes Buch wird von seinem Autor und seinem He-rausgeber signiert werden.’ (Lahousse 2007: 28) Die Effekte von Fokus auf Bindungsverhältnisse können auch den folgenden Kontrast in (41) erklären, ein Beispiel, das Ordo´n˜ez (1998) eigentlich als Argument für Analyse (I) vorgeschlagen hat:

(41) S a. El kaufen.prf.3pl

los

‘Das Buch, das kauften die Brüder von Eva ihr.’

b. *El kaufen.prf.3pl

a

‘Das Buch, das kauften ihr die Brüder von Eva.’

Ordo´n˜ez nimmt an, dass der in (41) erscheinende Kontrast zeigt, dass das Objekt das Subjekt in der V-O-S-Anordnung in (41b) c-kommandiert und die Ungrammatikalität eine Verletzung des Prinzips C der Bindungs-theorie darstellt. Allerdings ist es ebenso unmöglich, dass ein außerhalb des Fokus liegendes Pronomen mit einem innerhalb des Fokus liegenden

Nomen koreferiert, auch wenn das Pronomen das Nomen nicht c-kom-mandiert. Dies wird aus dem folgenden Beispiel (42) ersichtlich (hier befindet sich das koindizierte Nomen innerhalb eines präverbalen Sub-jekts, so dass es keinen Grund gibt, anzunehmen, dass es durch das Pronomen, das ja ein Objekt darstellt, c-kommandiert würde):

(42) S *El def

libro, Buch

[Foclos def

hermanos Brüder

de von

Evai] Eva

sei cl.dat

lo cl.acc compraron

kaufen.prf.3pl (a dat

ellai).

sie

‘Das Buch, das kauften die Brüder von Eva ihr.’

Wie auch von Zubizarreta (1998) beschrieben, verhält es sich also so, dass die Bindungsfaktoren in V-O-S- und V-S-O-Konstruktionen mit en-gem Subjektsfokus exakt identisch sind.

Die hier vorgebrachte Evidenz erlaubt es uns also nicht, uns für eine der beiden Analysen für V-X-S-Konstruktionen mit tiefem Subjekt, (I) und (IIa), zu entscheiden. Wir nehmen aber an, dass in den hier behan-delten SprachenScramblingexistiert. Dass dem so ist, kann z. B. an V-X-S-Konstruktionen inOut-of-the-blue-Kontexten gezeigt werden, wenn X vertrauter als das Subjekt ist und daher über das Subjekt gescrambelt wird⫺vgl. die Beispiele (16)⫺(17). In diesen Beispielen kann eine ver-traute PP oder auch ein Objekt als kontextgegeben angesehen werden, so dass sie durch eine [uC-Given]-Sonde in v∞angezogen werden können.

Da die VP hier keinen besonderen pragmatischen Status hat, erwarten wir auch keine Anhebung einer verbleibenden VP. Im Falle von engem Subjektfokus aber ist die VP selbst gegeben, so dass sie, wenn sie denn bewegt werden sollte, allenfalls von einer [u(C-Given)]-Sonde in v ange-zogen würde. Die VP würde dann aber nur die internen Argumente bein-halten, nicht das Verb, da dieses ja bereits durch Kopfbewegung nach v angehoben wurde. Die Anordnung V-X-S mit tiefem Subjekt könnte also durch die Analyse (IIa) hergeleitet werden.

Was V-X-S-Konstruktionen mit hohem Subjekt betrifft, fügen wir dem auf dem Negationstest basierenden Argument ein weiteres hinzu, welches auf unbegleiteten Nomina (bare nouns) beruht. Longobardi (2000) hat festgestellt, dass unbegleitete Nomina im Italienischen, ob-wohl sie dort normalerweise innerhalb der VP verbleiben, wo sie (als schwache Indefinita) existenziell interpretiert werden, ausnahmsweise auch in präverbaler Position erscheinen können, wo sie dann generisch interpretiert werden ⫺ genauer gesagt, als Indefinita, die von einem Quantifizierer über Situationen (hierspesso‘oft’) restringiert werden und die zusätzlich modifiziert sein müssen:

(43) I a. *Medici

‘Ärzte werden oft gerufen.’

b. [Existenziell/Generisch]

‘Ärzte der Notaufnahme werden oft gerufen.’

(Longobardi 2000: 693, Bsp. 4) Die generische Interpretation ist auch in postverbaler Position verfügbar, allerdings nur unter derselben Bedingung wie in präverbaler Position:

Das unbegleitete Nomen muss modifiziert sein und ein (möglicherweise impliziter) Quantor über Situationen muss bewirken, dass sich eine gene-rische Interpretation ergibt:

(44) I a. [Existenziell]

Vengono

‘Ärzte werden oft gerufen.’

b. [Existenziell/Generisch]

‘Ärzte der Notaufnahme werden oft gerufen.’

(Longobardi 2000: 694, Bsp. 6) Die Tatsache, dass die Bedingungen für eine generische Interpretation hier dieselben sind wie für die präverbale Subjektposition, hat Longo-bardi veranlasst vorzuschlagen, dass ein Subjekt mit generischer Inter-pretation sich in einer Position außerhalb der VP befindet⫺ möglicher-weise in derselben präverbalen Position wie in (43) ⫺ und dass die verbleibende TP in eine höhere Spezifiziererposition der linken Periphe-rie angehoben wurde. Longobardi schließt daraus weiterhin, dass diese Daten (so wie andere ähnliche Daten, die indefinite Objekte betreffen) dieMapping-Hypothese von Diesing (1992) bestätigen, nämlich, dass In-definita, die von einem Quantifizierer über Situationen gebunden sind (einschließlich des generischenDefault-Operators) sich außerhalb der VP (oder außerhalb der vP in dem hier vertretenen theoretischen Modell) befinden. Longobardi stellt für Subjekte in diesen Fällen auch besondere pragmatische Bedingungen fest: Ihm zufolge hat das Subjekt entweder

engen Fokus46oder es ist rechtsversetzt. Wir können also daraus schlie-ßen, dass ein Subjekt mit engem Fokus in einer V-X-S-Konstruktion eine höhere, außerhalb der vP gelegene Position besetzen kann (also Ana-lyse IIb).

Um nun (nach diesem etwas ausführlicheren Exkurs, vgl. Fn. 41) zu einer Ableitung von V-X-S-Konstruktionen mit Subjekt in einer höheren, über T gelegenen Fokusposition zurückzukommen, können wir auf jeden Fall feststellen, dass hier die linke Peripherie mit einbezogen werden muss, da ja das Subjekt wie in (37) Skopus über den gesamten negierten Teilsatz hat. Belletti (2004) hat hierfür eine Derivation vorgeschlagen, in der das Subjekt in eine präverbale Fokusposition über T bewegt wird, während die restliche TP in eine noch höhere SpecTop-Position bewegt wird (Remnant Movement) (Analyse IIb).

5.4. Der Spezialfall des Italienischen:

Die Subjekt-in-Situ-Generalisierung und Marginalisierung

Was nun V-S-O betrifft, scheinen im Italienischen die Restriktionen für diese Wortstellung allgemeinerer Art zu sein, denn sie treten selbst auf, wenn sich eine andere Konstituente, die eine IS-Sonde saturieren könnte, in SpecT befindet, vgl. (45):

(45) I a. *A

dat

MARIA Maria

ha hat

dato gegeben

Gianni Gianni

il def

libro.

Buch

‘Der Maria hat Gianni das Buch gegeben.’

b. *A

dat Maria, Maria

gli cl.dat

ha hat

dato gegeben

qualcuno jemand

un ein

libro.

Buch

‘Der Maria hat jemand ein Buch gegeben.’

Hier müsste nach unserem Ansatza Maria als Fokus (wie in [45a]) oder Aboutness-Topik (wie in [45b]) eigentlich die IS-Sonde sättigen können.

Diese Daten aus dem Italienischen wurden durch die Subjekt-in-Situ-Generalisierung (SSG) erklärt, welche von Alexiadou & Anagnostopou-lou (2001, 2007) wie folgt formuliert wurde:

46. Enger Fokus auf die Restriktion eines Quantifizierers über Situationen mag überra-schend erscheinen, da ja Fokus normalerweise mit dem nuklearen Skopus, nicht der Restriktion, assoziiert ist. Longobardi (p.c.) bemerkt, dass Fokus hier normalerweise nur auf dem Modifizierer liegt, nicht auf dem ganzen Subjekt; Fokus auf dem ganzen Subjekt kann erscheinen, wenn “the subject is understood as part of a coordinated list of often called categories”.

(46) Subjekt-in-Situ-Generalisierung (SSG)

⫺ “By Spell-Out, vP can contain only one argument with a structural Case feature”

(Alexiadou & Anagnastopoulou 2007: 31)

⫺ “By Spell-Out, vP can contain only one argument with an unchecked Case feature”47

(Alexiadou & Anagnastopoulou 2001: 193).

Die Bedingung, dass nur ein strukturelles Kasus-Argument innerhalb der vPin situverbleiben kann, würde erklären, warum nicht beide, S und O, in einer V-S-O-Anordnung erscheinen können. Da der Mechanismus der Kasuszuweisung im Ansatz von Alexiadou & Anagnastopoulou (2001, 2007) allerdings auf nicht-kanonischen Prämissen beruht (vgl. auch Fn.

47), hat Richards (2004) eine Umformulierung dieser Generalisierung vorgeschlagen. Er nimmt an, dass das Verbot zweier mit strukturellem Kasus markierter Elemente in der vP (in derselben Phase) auf ein Linearisierungsproblem zurückzuführen ist, das LF (d. h. die Logische Form) betrifft:

(47) Erweiterung der SSG von Richards (2004)

“Linearization fails whenever the objects to be linearized in a strong phase are insufficiently distinct.” (Richards 2004: 6) Hier ist die Formulierung der “ausreichenden Differenzierungsmöglich-keit” essentiell. Auf welcher sprachlichen Ebene das Problem nun genau zu verorten ist, soll uns hier nicht weiter beschäftigen. Was wir festhalten wollen, ist, dass man in der Tat gerade für das Italienische annehmen kann, dass sich S und O nicht in ausreichendem Maße unterscheiden.

Spanisch und Rumänisch dagegen, für die die SSG ja nicht gilt, verfügen über die Möglichkeit, Objekte präpositional zu markieren, während bei starken DPn im Italienischen auch belebte oder spezifische Objekte mor-phologisch nicht von Subjekten zu unterscheiden sind. Im Italienischen muss sich daher einer der beiden strukturellen, aber nicht sichtbaren Ka-susträger aus der vP heraus bewegen. Dementsprechend ist V-O-S wiede-rum lizenziert, da in diesem Falle, wie Belletti (2004) zeigt, Subjektbewe-gung aus der vP in eine höhere Position stattgefunden hat und O und S nicht mehr in derselben Phase sind; V-S-O dagegen ist nicht lizenziert.

Im vorigen Abschnitt haben wir gezeigt, dass zumindest im Spanischen den Konstruktionen mit V-O-S-Stellung und engem Fokus auf dem

Sub-47. In dem Ansatz von Alexiadou & Anagnastopoulou (2007) findet Akkusativzuweisung erst statt, wenn T∞in die Derivation gelangt, daher ist auch der Kasus von O bei

Sub-47. In dem Ansatz von Alexiadou & Anagnastopoulou (2007) findet Akkusativzuweisung erst statt, wenn T∞in die Derivation gelangt, daher ist auch der Kasus von O bei