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2. Literatur

2.3 Uterine Blutflussmessung

2.3.4 Uterine Blutflussmessung während der Gravidität beim Rind

BOLLWEIN et al. (2002) untersuchten mit Hilfe der transrektalen Doppler-sonographie bei Kühen die Veränderungen des Blutflusses über den gesamten Verlauf der Gravidität. Sie führten die Studie im Abstand von jeweils 4 Wochen an drei nichtlaktierenden Kühen (zwei Simmentaler, eine Braunvieh) durch. Der Widerstandsindex RI war im ersten Monat mit 0,84 in der ipsilateralen Arterie und mit 0,86 in der kontralateralen Arterie auf etwa gleichem Niveau. Bis zur 28. GW fiel der RI kontinuierlich in beiden Gefäßen um circa 35 % auf 0,54 (ipsilateral) bzw. 0,57 (kontralateral) ab und blieb dann bis zur Geburt relativ konstant. Die Durchmesser der ipsi- und kontralateralen Aa. uterinae waren zu Beginn der Gravidität mit 3 bzw. 4 mm annähernd gleich groß. In der A. uterina, welche das gravide Horn versorgte, war über die gesamte Gravidität eine kontinuierliche Vergrößerung zu beobachten.

Im fünften Monat erreichte das Lumen mit einer durchschnittlichen Größe von 7 mm etwa die Hälfte ihrer Endgröße, die kurz vor der Geburt 13 mm betrug. In der

„nichtgraviden“ A. uterina war erst ab dem 3. Monat der Gravidität eine Vergrößerung des Lumens zu beobachten. Am Ende der Gravidität lag es bei etwa 9 mm.

Die mittlere Blutflussgeschwindigkeit stieg im ersten Drittel der Gravidität zunächst nur langsam an, und zwar in der ipsilateralen A. uterina von 16 cm/s auf 53 cm/s und in der kontralateralen A. uterina von 18 cm/s auf 44 cm/s. Im zweiten Drittel war

dieser Anstieg deutlicher ausgeprägt. In diesem Abschnitt lagen die Zunahmen der Blutflussgeschwindigkeiten bei 94 cm/s (ipsilateral) und 53 cm/s (kontralateral). Im letzten Drittel erhöhte sich die Blutflussgeschwindigkeiten wieder nur geringfügig um 32 cm/s (ipsilateral) und 37 cm/s (kontralateral). Das Blutflussvolumen zeigte über die Gravidität hinweg einen exponentiellen Anstieg (Abb. 2.4). In der ipsilateralen Arterie war vom ersten bis zum fünften Graviditätsmonat eine monatliche Zunahme von 86 ml/min auf 1.670 ml/min zu verzeichnen. Am Ende der Gravidität lag das Blutflussvolumen in diesem Gefäß bei 13.156 ml/min. In der Arterie, die das nichtgravide Horn versorgte, wurden in den Graviditätsmonaten 1, 5 und 9 Werte von 106, 942 und 4.490 ml/min gemessen.

VOL[L/min]

Abb. 2.4: Uterines Blutflussvolumen in der ipsi- und der kontralateralen A. uterina in der Gravidität gemessen an drei nichtlaktierenden Kühen (mod. nach BOLLWEIN et al. 2002).

Das absolute Blutflussvolumen beider Aa. uterinae nahm somit über den gesamten

Verlauf der Gravidität betrachtet um das 90-fache zu und betrug vor der Geburt 17.646 ml/min. Zwischen dem uterinen Blutflussvolumen beider Aa. uterinae und den Graviditätswochen konnten die Autoren folgenden exponentiellen Zusammenhang herstellen: mittleren Blutflussgeschwindigkeit zurückzuführen. Da das Blutflussvolumen (BFV) durch folgende Formel bestimmt wird

60 stärker auf das Blutflussvolumen aus, als bei einem kleinen Gefäß. Weiterhin ergab die Studie, dass die Veränderungen der Blutflussparameter in der A. uterina ipsilateral zum graviden Horn stärker waren als die in der kontralateralen A. uterina.

PANARACE et al. (2006) führten ebenfalls mit Hilfe der Farbdopplersonographie eine Longitudinalstudie zur Messung des uterinen Blutflusses während der Gravidität bei Kühen durch. Im Gegensatz zu der Studie von BOLLWEIN et al. (2002) untersuchten sie eine größere Anzahl an Tieren (n = 13; Rasse: Aberdeen Angus) in jeweils wöchentlichem Abstand. Diese Tiere waren ebenfalls nicht laktierend. Die Trächtigkeit wurde mittels Embryotransfer herbeigeführt, wobei die Embryonen unterschiedlicher Herkunft waren. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigten grundsätzlich diejenigen von BOLLWEIN et al. (2002). So wurde in der 38. GW ein mittleres absolutes Blutflussvolumen von 16.130 ml/min gemessen, welches dem

von BOLLWEIN et al. (2002) gemessenen sehr nahe kommt. Die geringgradigen Unterschiede im Widerstand und in der Blutflussgeschwindigkeit führen die Autoren auf die unterschiedlichen Eigenschaften der Kühe wie Parität und Rasse zurück.

PANARACE et al. (2006) stellten fest, dass in der 12. Woche der Gestation 100%, vier Wochen später aber nur noch 20% der Dopplerwellen der ipsilateral zum graviden Horn gelegenen A. uterina einen „notch“ aufwiesen. Ab der 22.

Graviditätswoche war in der ipsilateralen und ab der 26. Woche der Gravidität in der kontralateral zum graviden Horn gelegenen A. uterina kein frühdiastolischer Einschnitt mehr zu verzeichnen. BAUMGARTNER (1998) beobachtete ein Verschwinden des „notches“ in der 21. bis 26. (ipsilateral) bzw. in der 26. bis 32.

(kontralateral) Graviditätswoche.

FERREL und FORD (1980) untersuchten an Hereford Kühen den Blutfluss in der A. uterina ipsilateral zum tragenden Horn mit Hilfe elektromagnetischer Blutflusssonden. Dazu wurden zuvor die Blutflusssonden operativ um die Blutgefäße gelegt. Die Autoren führten keine Longitudinalstudie durch, sondern untersuchten verschiedene Tiere in sechs unterschiedlichen Phasen der Gravidität. Die Tierzahl variierte zwischen einem und drei Tieren pro Phase. Im Gegensatz zu den Studien von BOLLWEIN et al. (2002) und PANARACE et al. (2006) stieg hier das Blutflussvolumen nur bis zum Ende des zweiten Trächtigkeitsdrittels an. Im letzten Drittel konnte keine Änderung mehr verzeichnet werden, wobei die Untersuchungen nur bis Graviditätstag 258 durchgeführt worden sind. Das Blutflussvolumen in der ipsilateralen A.uterina betrug im letzten Trächtigkeitsdrittel 3.500 ml/min und lag damit nur bei einem Viertel bis einem Drittel der von BOLLWEIN et al. (2002) und PANARACE (2006) gemessenen Werte.

REYNOLDS und FERRELL (1987) untersuchten ebenfalls an Hereford Kühen den uterinen Blutfluss. Wie auch bei FERREL und FORD (1980) führten sie keine Longitudinalstudie durch. Die Blutflussmessungen erfolgten mittels Steady – State – Diffusion an den Trächtigkeitstagen 137 (n = 9), 180 (n = 8), 226 (n = 9) und 250 (n = 5). Im Gegensatz zu FERREL und FORD (1980) konnten sie bis zum 250.

Trächtigkeitstag eine Zunahme des uterinen Blutflusses nachweisen. Insgesamt

nahm das absolute Blutflussvolumen zwischen dem 137. und 250. Trächtigkeitstag um das 4,5-fache von circa 3000 auf 13.100 ml/ min zu und war damit etwas geringer als die von BOLLWEIN et al. (2002) und PANARACE et al. (2006) zu diesem Trächtigkeitsstadium erhobenen Werte.

NISHIDA et al. (2001) führten mittels „Transit – Time ultrasonic flowmeter“ mehrere Studien zum uterinen Blutfluss während der Gravidiät durch. Diese Methode ist nach Angabe der Autoren (NISHIDA et al. 2001) kostengünstiger als die Farbdoppler-sonographie. Weiterhin sei es dadurch möglich, den Blutfluss über 24 Stunden zu registrieren, so dass auch Liegeperioden in die Messungen mit einfließen könnten, welche einen positiven Einfluss auf den uterinen Blutfluss haben würden (NISHIDA et al. 2004). Sie führten unter anderem Messungen an sieben multiparen Holstein Friesian Kühen zwischen dem 225. und 266. Trächtigkeitstag durch und zwar nur in der A. uterina, die das gravide Horn versorgte. Zwischen dem 225. und 250. Tag war eine Zunahme des Blutflussvolumens von 6.670 auf 8.380 ml/min zu verzeichnen.

Danach blieb das Blutflussvolumen auf gleichbleibendem Niveau. Es zeigte sich in der Studie, dass das aus allen Untersuchungszeitpunkten errechnete durchschnittliche Blutflussvolumen zwischen den Individuen stark schwankte. So war zwischen dem Tier mit dem niedrigsten (4.100 ml/min) und demjenigen mit dem höchsten Blutflussvolumen (12.200 ml/min) ein Unterschied von 8100 ml/min zu verzeichnen.

2.4 Einfluss maternaler Faktoren auf das Kälbergewicht und den uterinen