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1.1. Untersuchungsgut

In die Untersuchung wurden alle Hunde einbezogen, die wegen einer im Ellbogengelenk lokalisierten Lahmheit zwischen dem 01.01.1996 und 31.12.2000 in der Klinik für kleine Haustiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover vorgestellt wurden und bei denen zur Diagnostik bzw. Therapie ein arthroskopischer Eingriff erfolgte. Nicht berücksichtigt wurden solche Fälle, bei denen eine zur Ellbogengelenksdysplasie gehörende Erkrankung, wie ein FPC, eine OCD bzw. ein IPA, als alleinige Veränderung vorlag.

Insgesamt wurden 175 Patienten in die Untersuchung mit einbezogen. Dabei gliederten sich die Fälle in sechs verschiedene Diagnosegruppen. Die erste Gruppe umfasste 77 Patienten (80 Gelenke), bei denen eine chondromalazie-ähnliche Veränderung unterschiedlichen Grades am Gelenkknorpel des Processus coronoideus medialis diagnostiziert wurde. In der zweiten Gruppe wurden 24 Patienten (25 Gelenke) mit Usuren unterschiedlichen Grades an den Gelenkflächen des Processus coronoideus medialis der Ulna und der Trochlea humeri zusammengefasst. In zehn Fällen dieser Gruppe lagen zusätzlich ein (n=8) oder mehrere (n=2) Corpora libera vor. Die dritte Gruppe wurde von 16 Patienten (16 Gelenke) gebildet, bei denen makroskopisch durch die arthroskopische Untersuchung am Gelenkknorpel keine Befunde zu erheben waren, jedoch röntgenologisch eine Arthropathia deformans diagnostiziert wurde. Die vierte Gruppe beinhaltete 24 Patienten (27 Gelenke), die mit einer Metaplasie der am medialen Epicondylus humeri entspringenden Beugesehnen (MEHB) vorgestellt wurden. In der fünften Gruppe wurden 13 Hunde (17 Gelenke) mit einer inkompletten Ossifikation des Condylus humeri (IOCH) zusammengefaßt. In dieser Gruppe wurde zusätzlich

59 ein Hund mit einer IOCH berücksichtigt, der im Jahr 1995 vorgestellt wurde. In die sechste Gruppe wurden 21 Hunde (22 Gelenke) einbezogen, bei denen während der klinischen Voruntersuchung der Lahmheitsgrund nicht sicher auf das Ellbogengelenk fokussiert werden konnte. Die betroffenen Patienten zeigten bei der Palpation eine Schmerzhaftigkeit im Ellbogengelenk ohne dass röntgenologische Veränderungen vorlagen. Zusätzlich lagen noch Veränderungen an anderen Lokalisationen der Gliedmaße vor, die als mögliche Ursache der Lahmheit in Frage kamen. Zur genaueren Abklärung wurde eine diagnostische Arthroskopie des Ellbogengelenks vorgenommen, bei der keine Veränderungen festgestellt wurde. Als Ursache der Lahmheit wurde 19 mal eine Erkrankung im Schultergelenk und dreimal eine Veränderung an der Pfote festgestellt und entsprechend therapiert. Diese Fälle konnten somit zur Untersuchung des Einflusses der Arthroskopie auf ein nicht erkranktes Gelenk herangezogen werden. Für die Auswertung der Krankengeschichte und der anamnestischen Befunde stand die klinikeigene Patientenkartei mit den dazugehörigen Röntgenaufnahmen zur Verfügung.

1.2. Verwendete Materialien

Für den arthroskopischen Eingriff wurde folgendes Zubehör verwendet:

- Arthroskop mit einem Durchmesser der Vorausblickoptik von 2,4 mm, Nutzlänge 78 mm, Blickwinkel 25° (Fa. Wolf, Knittlingen)

- Arthroskophülse mit einem Durchmesser von 3 mm, Nutzlänge 60 mm mit einem Zwei-Wege-Hahn (Fa. Wolf, Knittlingen), zum Anschluß eines Infusionsbestecks für die Spülflüssigkeit

- Trokar spitz (Fa. Wolf, Knittlingen) - Obturator stumpf (Fa. Wolf, Knittlingen)

- sterile Einmalkanülen (Nr. 1 Luer, 1,5 inch, 20 gauge, Fa. Becton Dickinson GmbH, Heidelberg)

60 - Skalpellklinge (Nr. 11, Fa. Aesculap, Tuttlingen)

- Druckluftgerät (Fa. VDM Medizintechnik, Sulz)

- Druckinfusionsmanschette (Fa. VDM Medizintechnik, Sulz) - Infusionsbesteck (Perfudrop® - Air G, Fa. Clinico, Bad Hersfeld) - Monitor (Modell PVM 2043 MD, Fa. Sony, Hannover)

- Kaltlichtquelle (150 Watt, Modell 5130, Fa. Wolf, Knittlingen) - Fiberglaslichtleitkabel (Fa. Wolf, Knittlingen)

- Videokamera (Telecam®, Fa. Storz, Heidelberg)

- steriler Einweg-Plastiküberzug für die Videokamera (Fa. Dr. Herzberg, Medizintechnik)

- digitaler Bildprozessor (Digivideo®, Fa. Storz, Heidelberg) - Videorecorder (AG-5700, S-VHS, Fa. Panasonic)

- Farbbilddrucker (MAVIGRAPH UP-1800 EPM, Fa. Sony)

- Surgislide (Modell VR 1000 PIUS FS4, Medgraphix international, Fa. Storz, Tuttlingen)

- Ringerlaktatlösung 3 oder 5 l (Fa. Fresenius, Bad Homburg) - Hakensonde, Durchmesser 2,5 mm (Fa. Zimmer, Dietzenbach)

- Faßzangen ( Fa. Storz, Heidelberg; Fa. Wolf, Knittlingen; Fa. Linvatec) - Hammer (Fa. Aesculap, Tuttlingen)

- Meißel (Fa. Aesculap, Tuttlingen) - Kürette (Fa. Storz, Heidelberg)

- motorgetriebener Shaver (Apex C9800, Fa. Linvatec)

- Aufsatz 2,9 mm Micro Joint Full Radius Resector (gelb, Nr. C9970, Fa. Linvatec)

61 1.3. Datenerhebung, Anamnese und Untersuchungsgang

Für die Auswertung der anamnestischen Daten wie Rasse, Alter, Geschlecht und Krankengeschichte der Patienten standen die Krankenunterlagen und Röntgenaufnahmen der Klinik für kleine Haustiere der Tierärztlichen Hochschule zur Verfügung. In einem Teil der Fälle wurden die klinischen Befunde anhand der Krankenkarte erhoben. Bei den übrigen Patienten konnte die klinische Untersuchung selbst durchgeführt werden.

Jeder Arthroskopie ging eine klinische und röntgenologische Untersuchung voraus.

Alle anamnestischen Daten und Untersuchungsergebnisse wurden in einem Erhebungsbogen erfasst.

1.3.1. Lahmheitsuntersuchung

Die Lahmheitsuntersuchung umfasste die Adspektion und Palpation beider Ellbogengelenke. Bei der Adspektion wurde die betroffene Seite und der Grad der Lahmheit beurteilt. Die Untersuchungsbefunde wurden wie folgt eingeteilt:

- keine Lahmheit

- geringgradige Lahmheit - mittelgradige Lahmheit - hochgradige Lahmheit

Bei Vorliegen einer Lahmheit wurde der zeitliche Umfang der Lahmheit nach Befragung der Besitzer und durch eigene Untersuchung folgendermaßen unterschieden:

- keine Lahmheit - zeitweise Lahmheit - ständige Lahmheit

62 Palpatorisch erfolgte eine Untersuchung auf Umfangsvermehrung, Motilitätseinschränkung, Krepitation oder Schmerz bei Beugung, Streckung und Rotation sowie auf eine Muskelatrophie.

1.3.2. Röntgenuntersuchung

Als Röntgensystem stand das digitale Radiographiesystem (ADC = Agfa Diagnostic Center) zur Verfügung. Als Röntgengerät wurde das Medio 50 CP-H der Fa. Philips verwendet. Zur Anfertigung der Hardcopies wurden Wicor-XRP-blauempfindliche Röntgenfilme (Fa.CEA) verwendet. Genauere Daten des digitalen Röntgensystems sind bei EBERMAIER et al. (1998) nachzulesen.

Die röntgenologische Untersuchung wurde bei den meisten Hunden ohne Narkose durchgeführt. In einigen Fällen erfolgte sie prae OP in Narkose. Prinzipiell wurden beide Ellbogengelenken im medio-lateralen (m/l) und im kraniolateralen-kaudomedial 15º schrägen (krl/kdm-schräg) bzw. kranio-kaudalen Strahlengang geröntgt. Zur Anfertigung der Aufnahme im medio-lateralen (m/l) Strahlengang kam das zu röntgende Ellbogengelenk plattennah zu liegen, wobei die oben liegende Gliedmaße nach kaudal gezogen und der Kopf und Hals des Hundes nach dorsal fixiert wurde.

Bei der kraniolateral-kaudomedial-schrägen (krl/kdm-schräg) Aufnahme befand sich das Tier in Brustlage, wobei die zu röntgende Gliedmaße nach vorne und der Kopf des Hundes nach hinten gehalten wurden, bei gleichzeitiger geringgradiger Verlagerung von Kopf und Hals zur kontralateralen Seite.

Anhand der angefertigten Röntgenaufnahmen erfolgte eine Beurteilung der bestehenden Arthrosen. Die Bewertung wurde in Anlehnung an die Einteilung der International Elbow Working Group (IEWG) nach Höhe der osteophytären Zubildungen vorgenommen (MEYER-LINDENBERG et al. 1997). Abweichend hiervon wurde der Arthrosegrad 4 ergänzt.

63 Grad 0: keine osteophytären Zubildungen

Grad 1: osteophytäre Zubildungen an einem oder mehreren Gelenkabschnitten, die kleiner sind als 2mm und/oder Stufenbildung zwischen Radius und Ulna (geringgradige Arthrose)

Grad 2: Osteophytenbildung zwischen 2-5 mm Höhe an einer oder mehreren Lokalisationen (mittelgradige Arthrose)

Grad 3: Osteophytenbildung zwischen 5-7 mm Höhe an einer oder mehreren Lokalisationen (hochgradige Arthrose)

Grad 4: Osteophytenbildung ≥7 mm Höhe an einer oder mehreren Lokalisationen (höchstgradige Arthrose)

Bei Hunden mit MEHB wurde zusätzlich zum Arthrosegrad die Größe der Kalzifikation dokumentiert. Lag eine IOCH vor, erfolgte in einigen Fällen prae- oder postoperativ die Anfertigung zusätzlicher Aufnahmen in kraniokaudalem Strahlengang mit verschiedenen Rotationsgraden in Narkose.

1.3.3. Computertomographische Untersuchung

Bei insgesamt sieben Hunden mit IOCH wurde eine Computertomographie (CT-Somatom AR-HP, Fa. Siemens, Erlangen) beider Ellbogengelenke durchgeführt. Mit nach kranial gestreckten Vordergliedmaßen wurden die Hunde in Brustlage auf dem Untersuchungstisch fixiert. Die Ellbogengelenke wurden in dem Bereich von ca. 1cm proximal des Condylus humeri bis ca. 1cm distal der Facies articularis des Caput radii mit 1mm-Schichtdicke bei 130 kV und 83 mAs gescannt. Eine Untersuchung auf das Vorliegen einer intercondylären Aufhellungslinie, von Knochenverdichtungen oder einer Ellbogengelenksdysplasie erfolgte im Knochenfenster (Weite 1500 HU, Zentrum 300 HU) auch mit Hilfe der multiplanaten Rekonstruktion.

64 1.3.4. Weiterführende Untersuchungen

Bei einem Teil der Patienten wurde eine Untersuchung des Blutes auf Borrelioseantikörper und Rheumafaktoren (Waaler-Rose-Test) durchgeführt. Es sollte hierdurch festgestellt werden, ob sie als Ursache der Lahmheit eine Rolle spielen und ob das Vorliegen einer möglichen Erkrankung das Behandlungsergebnis beeinflusst.

Der Borreliose-Antikörper Nachweis wurde wie folgt bewertet:

Titerstufen bis einschließlich 1: 32 = negativ Titerstufe 1: 64 = Grenzwert ab Titerstufe 1:128 = positiv

Der Rheumafaktor-Nachweis wurde wie folgt bewertet:

Titerstufen bis einschließlich 1: 8 = negativ Titerstufe 1:16 = fraglich ab Titerstufe 1:32 = positiv

1.3.5. Durchführung der Arthroskopie

Die arthroskopische Untersuchung erfolgte bei allen Gelenken von medial (VAN RYSSEN et al. 1993). Das Operationsfeld wurde medial großflächig vom proximalen Drittel des Oberarms bis zum distalen Drittel des Unterarms geschoren und aseptisch vorbereitet. Die Lagerung der Hunde erfolgte in Seitenlage, wobei die zu operierende Gliedmaße unten lag und nicht weiter fixiert wurde. Das Ellbogengelenk lag direkt über der Tischkante, um eine Erweiterung des Gelenkspaltes durch eine Adduktion über die Tischkante bei gleichzeitiger Supination zu erreichen. Die obenliegende Vordergliedmaße wurde nach kaudal ausgebunden. Eine ausreichende Fixation des Hundes wurde mit einem Halteband, das über die Brustwand durch die obenliegende Achselhöhle und unter den Hals geführt wurde,

65 erreicht. Das Operationsfeld wurde lokal desinfiziert und nach dem Trocknen mit einer sterilen, selbstklebenden, wasserabweisenden Folie abgeklebt und der Hund steril abgedeckt.

Die Punktion des Ellbogengelenkes erfolgte von proximal knapp hinter dem kaudalen Rand der Trochlea humeri und dem Olekranon. Die Aspiration von Synovia bestätigte den korrekten Sitz der Kanüle. Mit 5-10 ml NaCl-Lösung wurde das Gelenk aufgefüllt. Während der Arthroskopie diente die Kanüle als Spülkanüle. Der Zugang für das Arthroskop lag ca. 1 cm distal und ca. 0,5 bis 1 cm kaudal des medialen Epicondylus humeri. Die korrekte Lokalisation wurde zuvor mit Hilfe einer Kanüle ermittelt. Bevor die Arthroskopiehülse mit dem Trokar zwischen dem M. flexor digitalis superficialis und dem M. flexor digitalis profundus in das Gelenk eingeführt wurde, erfolgte eine Stichinzision der Haut. Anschließend wurde der Trokar entfernt und durch die vorbereitete Optik ersetzt. An die Arthroskopiehülse wurde die Spülung angeschlossen und das Gelenk während der Arthroskopie kontinuierlich mit Ringerlaktatösung gespült. Der Infusionsbeutel befand sich in einer Manschette mit einer Druckinfusionspumpe, wodurch ein konstanter interartikulärer Druck von 100 – 140 mmHg aufgebaut werden konnte.

Nach Einführen des Arthroskopes erfolgte die systematische Untersuchung der Gelenkabschnitte. Sie begann an der kranialen Spitze des Processus coronoideus medialis der Ulna. Hierbei wurde zunächst der Gelenkknorpel beurteilt. Der Processus coronoideus medialis der Ulna wurde nach kaudal verfolgt und die Trochlea humeri auf Knorpelveränderungen untersucht. Der Bereich zwischen der Trochlea humeri und dem Capitulum humeri wurde auf das Vorliegen eines interkondylären Spaltes geprüft.

Pathologische Veränderungen der Synovialis, des Gelenkknorpels, das Vorliegen von Corpora libera sowie arthrotischer Zubildungen wurden protokolliert und photographisch dokumentiert.

66 1.3.5.1. Beurteilung der im Gelenk vorliegenden Synovialisveränderungen

Bei den Gelenken, bei denen röntgenologisch eine Arthropathia deformans diagnostiziert wurde, aber arthroskopisch am Gelenkknorpel keine weiteren Befunde erhoben wurden, erfolgte eine makroskopische Beurteilung der Synovialisveränderungen.

Die Einteilung der Synovialisveränderungen wurde in Anlehnung an die Arbeit von BEHRENDS (1996) durchgeführt:

Synovialis ohne pathologische

Veränderungen: - vereinzelt schlanke, fadenförmige, transparente Synovialzotten - feine Gefäßzeichnung

- Vorkommen häufig im Ursprungsbereich von Sehnen und im Bereich des Kapselansatzes

Synovialtitis

Ι Grades: - schlanke, fadenartige, transparente Synovialzotten - verstärkte Gefäßzeichnung (ggr. Synovialitis) Synovialitis

ΙΙ.Grades: - Vermehrung der Anzahl der Synovialzotten

- Synovialzotten teilweise büschelförmig oder fingerförmig verdickt

- Synovialzotten transparent, aber deutlich gerötet durch eine starke Gefäßzeichnung (mgr. Synovialtis)

Synovialitis

ΙΙΙ.Grades: - vermehrte Anzahl von Synovialzotten - Synovialzotten kolbenartig aufgetrieben

- dunkelrote Färbung durch starke Gefäßzeichnung

67 - teilweiser bis vollständiger Verlust der Transparenz

(hgr. Synovialitis)

1.3.5.2. Beurteilung der im Gelenk vorliegenden Gelenkknorpelveränderungen

Die Beurteilung des Gelenkknorpels erfolgte visuell und gegebenenfalls wurde der Palpationsbefund mit dem Palpationshäkchen hinzugezogen.

Die Bewertung von chondromalazie-ähnlichen Veränderungen wurde in Anlehnung an die Einteilung von NOYES und STABLER (1989) vorgenommen:

Chondromalazie

Ι. Grades: - deutliche Knorpelerweichung

- die Oberfläche des Gelenkknorpels ist intakt (ggr. Chondromalazie) (Abb. 2)

Chondromalazie

ΙΙ. Grades: - an der Oberfläche des Gelenkknorpels liegen

Zusammenhangstrennungen im Form von Fissuren, Fibrillation und Fragmentation vor

(mgr. Chondromalazie) (Abb.3) Chondromalazie

ΙΙΙ. Grades: -der subchondrale Knochen liegt größtenteils, jedoch nicht flächenhaft frei

(hgr. Chondromalazie) (Abb.4)

68 Die Einteilung von Usuren des Gelenkknorpels erfolgte in den folgenden Grade:

Usuren

Ι. Grades: - es liegen oberflächige Abschliffe im Gelenkknorpel vor

Usuren

ΙΙ. Grades: - die Abschliffe reichen bis zum subchondralen Knochen (Abb. 5)

Usuren

ΙΙΙ. Grades: - der gesamte Gelenkknorpel der betroffenen Gelenkfläche ist abgeschliffen

- der subchondrale Knochen liegt komplett frei und weist Schliffrillen in Bewegungsrichtung des Gelenkes auf (Abb. 6)

1.4. Weiterführende diagnostische und/oder therapeutische Maßnahmen

Nach Befundung der intraartikulären Veränderung wurde der Arbeitskanal für das Palpationshäkchen und für die chirurgischen Instrumente angelegt. Er befand sich ca. 1-1,5 cm weiter kranial auf gleicher Höhe des Arthroskopschafts, direkt kaudal dem medialen Seitenband. Bevor die Stichinzision erfolgte, wurde die korrekte Lokalisation mit Hilfe einer Kanüle ermittelt. Die Instrumente wurden ohne Verwendung einer Trokarhülse direkt in das Gelenk eingeführt. Die weiteren diagnostischen und/oder therapeutischen Maßnahmen wurden in Abhängigkeit von den intraartikulären Veränderungen durchgeführt.

Unabhängig von diagnostizierten Veränderungen wurde zum Abschluss das Gelenk gründlich gespült, die Arthoskopiekanäle wurden mit Einzelheften (Vicryl 3/0)

69 verschlossen. Die Hunde wurden ein bis zwei Tage nach dem arthroskopischen Eingriff aus der Klinik entlassen und über zehn Tage antibiotisch versorgt. Die Entfernung der Hauthefte erfolgte 10 Tage post operationem. Die Besitzer wurden angewiesen, die Hunde während der folgenden sechs Wochen an der Leine zu führen.

1.4.1. Maßnahmen bei dem Vorliegen von chondromalazie-ähnlichen Veränderungen Bei dem Vorliegen von chondromalazie-ähnlichen Veränderungen im Bereich der kranialen Spitze des Processus coronoideus medialis der Ulna erfolgte entweder ausschließlich eine Gelenkslavage (n=8), der veränderte Knorpel im Bereich der kranialen Spitze des Processus coronoideus medialis der Ulna wurde mit dem Shaver abgetragen (n=44) oder sie wurde mittels Hammer und Meißel ostektomiert (n=28) und mit Hilfe verschiedener Fasszangen exstirpiert. Kleinere Gewebetrümmer wurden durch die Saugfunktion des Shavers aus dem Gelenk entfernt.

Chondromalazie-ähnliche Veränderungen im Bereich der Trochlea humeri wurden mit dem Shaver bis 1-2 mm Tiefe kürettiert. Bei einem Teil der Hunde wurden Synovialisbioptate (n=35) und/oder Knorpelbiopsien (n=22) entnommen, formalinfixiert und zur patho-histologischen Untersuchung zum Institut für Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover weitergeleitet.

1.4.2. Maßnahmen bei dem Vorliegen von Usuren

Lagen Usuren im Bereich der Facies articularis der Ulna und der Trochlea humeri vor wurde der betroffene Bereich entweder mit dem Shaver 1-2 mm abgetragen (n=16) oder es erfolgte eine Ostektomie der kranialen Spitze des Processus coronoideus medialis der Ulna (n=9). In zehn Fällen wurden zusätzlich ein (n=8) oder zwei bzw.

drei (n=2) Corpora libera resiziert.

70 Bei einem Teil der Hunde (n=8) wurden Synovialisbioptate entnommen, formalinfixiert und zur patho-histologischen Untersuchung zum Institut für Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover weitergeleitet.

1.4.3. Maßnahmen bei dem Vorliegen einer Athropathia deformans ohne weitere Veränderungen des Gelenkknorpels

In allen Fällen erfolgte eine ausführliche Gelenklavage. Bei einigen Gelenken (n=4) wurden mit Hilfe eines Shavers Osteophyten im Bereich des Processus coronoideus medialis der Ulna abgetragen. Bei einem Teil der Hunde (n=9) wurden Synovialisbioptate entnommen, formalinfixiert und zur patho-histologischen Untersuchung zum Institut für Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover weitergeleitet.

1.4.4. Maßnahmen bei dem Vorliegen einer MEHB

Bei Hunden, die röntgenologisch eine MEHB aufwiesen, erfolgte nach der arthroskopischen Untersuchung die operative Entfernung von medial, soweit möglich ohne eine Eröffnung der Gelenkkapsel. Wurde in der Arthroskopie ein FPC und/oder OCD diagnostiziert, erfolgte die Entfernung zuvor arthroskopisch über den Arbeitskanal. Postoperativ wurde das betroffene Gelenk in zwei Ebenen geröntgt und für zwei Tage ein Verband angelegt.

71 1.4.5. Maßnahmen bei dem Vorliegen einer IOCH

Wurde in der Arthroskopie ein FPC und/oder OCD diagnostiziert, erfolgte die Entfernung ebenfalls arthroskopisch über den Arbeitskanal. Die chirurgische Versorgung der IOCH erfolgte durch eine Kortikalis-Zugschraube von medial unter arthroskopischer Kontrolle. Nach dem Anlegen einer ca. 1 cm langen Inzision direkt distal medialen Epikondylus wurde zunächst ein transkondyläres Gewindeloch unter Anwendung einer Bohrschutzhülse gebohrt. Anschließend wurde die Länge der Schraube und die des Gleitlochs mit einem Längenmessgerät (Fa. Synthes, Bochum) ermittelt und nachfolgend das Gleitloch gebohrt. Nach Schneiden des Gewindes unter Verwendung einer Gewebeschutzhülse wurde die Schraube unter arthroskopischer Kontrolle eingedreht und die Adaptation des Spaltes dokumentiert.

Nach gründlicher Spülung des Gelenkes wurde die Wunde routinemäßig verschlossen und es wurden Kontrollröntgenaufnahmen in zwei Ebenen angefertigt.

1.4.6. Maßnahmen bei den Ellbogengelenken ohne besonderen Befund

Wurde in den arthroskopierten Ellbogengelenken keine pathologische Veränderung diagnostiziert, konnte somit das Ellbogengelenk als Sitz der Lahmheit ausgeschlossen werden. Bei den betroffenen Patienten wurde in der gleichen Narkose zur weiteren Abklärung der Lahmheit in 19 Fällen eine Arthroskopie der Schulter durchgeführt, bei drei Hunden wurde eine Sesambeinfraktur versorgt.

1.5. Nachuntersuchung

Zur Überprüfung des Therapieerfolges wurden die Patientenbesitzer angeschrieben und zu einer klinischen und röntgenologischen Nachuntersuchung in die Klinik gebeten.

72 Die Nachuntersuchung wurde frühestens sechs Monate nach dem chirurgischen Eingriff in der Klinik durchgeführt. Bei allen Patienten erfolgte eine Befragung zum Heilungsverlauf. Gefragt wurde nach postoperativen Komplikationen und dem Zeitpunkt der Lahmheitsfreiheit, bzw. dem Verlauf der Lahmheit bis zum Untersuchungszeitpunkt. Danach wurde eine Lahmheitsuntersuchung sowie eine vergleichende palpatorische Untersuchung beider Ellbogengelenke entsprechend der Voruntersuchung durchgeführt. Beurteilt wurde dabei der Grad und das Auftreten der Lahmheit. Die Einteilung erfolgte entsprechend der Voruntersuchung. Des Weiteren wurden Röntgenaufnahmen im medio-lateralen Strahlengang von beiden Ellbogengelenken angefertigt und insbesondere im Hinblick auf das Fortschreiten der Arthrose mit den Aufnahmen, die vor der Operation erstellt wurden, verglichen. Die Einteilung der Arthrosegrade erfolgte entsprechend der röntgenologischen Voruntersuchung. Der Grad und die Zunahme der Arthrose wurde dokumentiert (n=99). Bei Patienten, die aus unterschiedlichen Gründen nicht klinisch und röntgenologisch nachuntersucht werden konnten, wurde das Behandlungsergebnis anhand eines ausgearbeiteten Fragebogens erfasst (n=66). Insbesondere wurde hierbei nach der Dauer der Heilung, der verbleibenden Lahmheit oder nach notwendigen Nachbehandlungen sowie nach der Belastbarkeit der Hunde gefragt.

1.6. Beurteilung der Therapieergebnisse

Für die Beurteilung des Therapieerfolges wurden die Befunde der Lahmheitsuntersuchung und die Angaben der Patientenbesitzer berücksichtigt.

GUT: Der Hund zeigt keine Lahmheit. Auch nach starker Belastung treten keine Beschwerden auf.

73 BEFRIEDIGEND: Der Bewegungsablauf des Hundes hat sich nach dem

operativen Eingriff deutlich verbessert. Das Tier zeigt eine zeitweise Lahmheit nach Ruhe und/oder starker Belastung.

Überwiegend läuft das Tier lahmheitsfrei.

UNBEFRIEDIGEND

:

Der Hund zeigt keine Verbesserung nach dem operativen Eingriff. Es besteht weiterhin eine Lahmheit

unterschiedlichen Grades.

Zeigte der Hund während der klinischen Untersuchung keine Lahmheit und aber es wurde vom Besitzer von einer Lahmheit nach Ruhe oder starker Belastung berichtet, wurde das Therapieergebnis als „befriedigend“ bewertet.

Das Fortschreiten der Arthrose wurde bei der Beurteilung des Therapieergebnisses nicht mit berücksichtigt, sondern wurde gesondert dokumentiert.

1.7. Statistik

Der Vergleich der Behandlungsergebnisse der beiden angewandten Operationsmethoden bei Patienten mit einer chondromalazie-ähnlichen Veränderung im Bereich des Processus coronoideus medialis der Ulna erfolgte mit dem Chi-Quadrat-Homogenitätstest. Geprüft wurde, ob ein signifikanter Unterschied zwischen dem Shaven des Knorpels der kranialen Spitze des Processus coronoideus der Ulna oder dessen Ostektomie in bezug auf eine Verbesserung im Bewegungsablauf und auf die Progressivität der Arthropathia deformans besteht.

Darüber hinaus wurden Korrelationen in den verschiedenen Untersuchungsgruppen zwischen Alter, Lahmheitsdauer, Arthrosegraden, Arthroskopiebefund und Therapieergebnis überprüft. Je nach Skalenniveau und Verteilung der Merkmalsausprägungen, wurden die Korrelationskoeffizienten mit der Rang-

74 Korrelationskoeffizientmethode nach Spearman bzw. mittels Assoziationsmaßen für Kontingenztafeln (Gamma) bestimmt. Die Ergebnisse wurden bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p<0,05 als signifikant angesehen.

Zur deskriptiven Darstellung für die Alters-, Geschlechts- und Gewichtsverteilung sowie für die Dauer der Lahmheit wurde das arithmetische Mittel angegeben. Alle statistischen Untersuchungen erfolgten im Institut für Statistik und Biometrie der Tierärztlichen Hochschule Hannover mit dem Rechenprogramm SAS Version 8.1.

75 2. Ergebnisse

2.1. Chondromalazie-ähnliche Veränderungen 2.1.1. Vorkommen und Häufigkeiten

Innerhalb von fünf Jahren wurden insgesamt 77 Hunde mit einer chondromalazie-ähnlichen Veränderung im Bereich des Processus coronoideus medialis der Ulna in der Klinik für kleine Haustiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover vorgestellt.

Bei drei Patienten (3,9%) waren beide Ellbogengelenke betroffen, so dass insgesamt 80 Gelenke in die Untersuchung einbezogen wurden. In Tabelle 3 wird die Verteilung der Patienten mit einer chondromalazie-ähnlichen Veränderung in den Jahren 1996 bis 2000 dargestellt.

Tabelle 3: Verteilung der Patienten in dem Zeitraum vom 01.01.1996 bis 31.12.2000 mit einer chondromalazie-ähnlichen Veränderung am Gelenkknorpel im Bereich des Processus coronoideus medialis der Ulna

Jahr 1996 1997 1998 1999 2000 Summe

Hunde 6 9 15 13 34 77

Gelenke 6 9 16 14 35 80

Die Tabelle 3 zeigt in den Jahren 1996 bis 2000 einen deutlichen Anstieg des Auftretens der chondromalazie-ähnlichen Veränderungen. Die Anzahl der diagnostizierten Gelenke versechsfachte sich innerhalb von fünf Jahren.

Die Tabelle 3 zeigt in den Jahren 1996 bis 2000 einen deutlichen Anstieg des Auftretens der chondromalazie-ähnlichen Veränderungen. Die Anzahl der diagnostizierten Gelenke versechsfachte sich innerhalb von fünf Jahren.