Unbehandelte Kontrollgruppe - Therapieergebnisse der unterschiedlichen Behandlungsprotokolle

5.3. Therapieergebnisse der unterschiedlichen Behandlungsprotokolle

5.3.4. Unbehandelte Kontrollgruppe

Wie oben berichtet, belegen mehrere Studien die spontane Regression von Abszessen bei Fohlen, die nur milde klinische Symptome sowie einen geringen Abszesscore (1-10 cm) aufweisen (GRAVERT 2006; VENNER et al. 2012; VENNER et al. 2013). Deshalb wurde in der vorliegenden Studie eine unbehandelte Kontrollgruppe mitgeführt, um abschätzen zu können, ob die Genesung der Fohlen auf eine Spontanregression oder die Wirkung des jeweiligen Wirkstoffes zurückzuführen ist. Außerdem wird mit dieser hohen Spontanheilung (hier von 67%) deutlich, dass die Wahl der Behandlung eines Fohlens mit R.-equi-Pneumonie mit Bedacht zu treffen ist. Denn bei ggr. Lungenveränderungen ist eine antibiotische Behandlung offensichtlich überflüssig.

66 5.4. Schlussfolgerung

Die vorliegende prospektive Blindstudie ist die erste mit einem randomisierten, kontrollierten Design, bei deren Studienaufbau auch eine unbehandelte Kontrollgruppe mitgeführt wurde und die Wirkungen verschiedener Antibiotika in der Behandlung der Rhodokokkose erfolgreich verglichen werden konnten.

In vorherigen Studien konnte keine Aussage über die Wirkung unterschiedlicher Wirkstoffe getroffen werden, da es zu hohen Spontanheilungsraten (44% bzw. 88%) von subklinisch bis mild erkrankten Fohlen kam (VENNER et al. 2012; VENNER et al. 2013). Mit einer Genesungsrate von 67% in der Kontrollgruppe im Vergleich zu 97% bzw. 93% in der Azithromycin- bzw. Azithromycin-Rifampicin-Gruppe besteht hier ein signifikanter Unterschied, so dass auf Grund dieser Ergebnisse die Empfehlung gegeben werden kann, Fohlen auf endemisch betroffenen Gestüten ab einem Abszessscore von über 8 cm zu behandeln. Dieses hätte einen reduzierten und rationalen Antibiotikaeinsatz und darüber hinaus eine geringere finanzielle Belastung für Besitzer von Gestüten mit endemischer Rhodokokkose zur Folge. Das Makrolid Azithromycin in Kombination mit Rifampicin erwies sich in der vorliegenden Studie, wie auch in vorherigen Untersuchungen (GIGUERE et al. 2004; PILTZ 2004) als Mittel der Wahl in der Behandlung von Lungenabszessen beim Fohlen. Da im Vergleich zu Azithromycin, Tulathromycin kein signifikant schlechteres Ergebnis in der Genesungsrate aufweist, bleibt es weiteren klinischen Untersuchungen mit einem größeren Probenpool vorbehalten, dessen klinische Wirksamkeit zu prüfen.

67 6. Zusammenfassung

Credner, Nina: Vergleichende Untersuchung zur Wirksamkeit von Tulathromycin bei der Behandlung von Pneumonien beim Fohlen

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirksamkeit des Makrolid-Antibiotikums Tulathromycin bei der Behandlung von Lungenabszessen beim Fohlen mit zwei weiteren Therapieprotokollen und einer unbehandelten Kontrollgruppe zu vergleichen. Dazu wurden 120 Fohlen, die bei der Lungenuntersuchung einen ultrasonographisch errechneten Abszessscore (Summe der Durchmesser aller darstellbaren Lungenabszesse) zwischen 8 und 15 cm aufwiesen, randomisiert in vier Gruppen zu je 30 Tieren eingeteilt. Die Untersuchung wurde als prospektive, randomisierte Blindstudie mit Kontrollgruppe aufgestellt und auf einem Gestüt durchgeführt, auf dem einheitliche Bedingungen in der Haltung, Fütterung und im Impf- und Entwurmungsprogramm der Pferde vorliegen.

Fohlen der Gruppe 1 erhielten einmal wöchentlich Tulathromycin (2,5 mg/kg KGW i.m.), die der Gruppe 2 einmal täglich Azithromycin (10 mg/kg KGW p.o.). In der Gruppe 3 bekam jedes Fohlen eine Kombinationstherapie aus Azithromycin (10 mg/kg KGW einmal täglich p.o.) und Rifampicin (10 mg/kg KGW zweimal täglich p.o.), das Standardprotokoll der Behandlung der R.-equi-Pneumonie. Desweiteren wurde in Gruppe 4 (unbehandelt) einmal wöchentlich jeweils 4 ml einer 0,9%igen NaCl-Lösung in die lange Sitzbeinmuskulatur injiziert. Außerdem wurde allen Fohlen der Studie zweimal täglich Acetylcystein (10 mg/kg) oral eingegeben, um die mit der oralen Medikamentengabe verbundene Manipulation bei allen Patienten gleich zu gestalten.

Um den Therapieverlauf zu überprüfen, wurde jedes Fohlen wöchentlich einer allgemeinen Untersuchung, sowie einer speziellen Untersuchung des Respirationstraktes unterzogen. Des Weiteren erfolgte zweimal wöchentlich eine ultrasonographische Untersuchung der Lunge. Konnten nach 42 Behandlungstagen in den letzten beiden Untersuchungen keine pathologischen Veränderungen der Lunge mehr nachgewiesen werden, wurde das jeweilige Fohlen als genesen entlassen. Es erfolgten dann für jedes Fohlen zwei weitere ultrasonographische

Untersuchungen der Lunge um eventuelle Rezidive aufzuzeigen. Verschlechterte sich der klinische Zustand der Fohlen während der Behandlung oder stieg die Summe der sonographisch diagnostizierten Lungenabszesse auf über 18 cm, wurde die Behandlung dieser Fohlen umgestellt und die Tiere ab diesem Zeitpunkt aus der Studie herausgenommen. Fohlen, die mit Azithromycin (97% genesen) oder Azithromycin / Rifampicin (93% genesen) behandelt wurden, zeigten eine signifikant (p<0,028) höhere Heilungsrate als die Fohlen aus der unbehandelten Kontrollgruppe (67% genesen). Außerdem führte die Behandlung mit Azithromycin oder Azithromycin / Rifampicin im Vergleich zur unbehandelten Gruppe zu einem signifikant schnelleren Rückgang von Abszessscore und Abszessanzahl.

Fohlen, die mit Tulathromycin behandelt wurden, zeigten eine Genesungsrate und eine Rückbildung der Lungenabszesse, die sich nicht signifikant zu den beiden Gruppen mit antibiotischer Therapie (Azithromycin und Azithromycin-Rifampicin) und auch nicht zur unbehandelten Kontrollgruppe unterschied.

In der vorliegenden prospektiven Studie konnte zum ersten Mal erfolgreich die Wirkung von unterschiedlichen Antibiotika bei der Behandlung von Lungenabszessen beim Fohlen verglichen werden. Azithromycin als Monotherapie oder in Kombination mit Rifampicin zeigte dabei die beste Wirkung. Unter der Behandlung mit Tulathromycin unterschieden sich weder die Genesungsrate noch die Abszessrückbildung im Vergleich zu den anderen Behandlungsgruppen. Es bleibt weiteren klinischen Studien vorbehalten, diese Ergebnisse bei einer größeren Patientenzahl weiter zu untersuchen.

Aus der Erkenntnis, dass Fohlen, die nur ggr. pathologische Lungenveränderungen aufweisen, zur Selbstheilung in der Lage sind, kann die Behandlung mit Antibiotika auf diejenigen reduziert werden, die schwere Lungenveränderungen aufweisen. Für Gestüte mit endemischen Pneumonien bei den Fohlen und mit einer engmaschigen Gesundheitsüberwachung der Fohlen sollten bei Patienten mit ggr. klinischen Symptomen einer Atemwegserkrankung Antibiotika erst ab einer Summe des Abszessdurchmessers von 8 cm verabreicht werden. Dies ist im Sinne eines rationalen Einsatzes von Antibiotika und sollte der Resistenzbildung entgegenwirken.

69 7. summary

Credner, Nina: Comparative analysis about the effectiveness of tulathromycin for the treatment of pneumonia in foals

The objective of the present study was to compare the relative effectiveness of tulathromycin for the treatment of pneumonia in foals with two antimicrobial protocols and a placebo. A total number of 120 foals with ultrasonographic evidence of pulmonary abscesses between 8 and 15 cm in diameter were randomly allocated in four equal treatment groups. The study was designed as a prospective, randomised blind investigation with an untreated control group. On the stud in which the study was performed, the breeding, the feeding and vaccination and deworming management is identical for all foals.

Foals of group 1 received tulathromycin (2,5 mg/kg i.m. once a week), whereas foals of group 2 received azithromycin (10 mg/kg once a day orally). Foals of group 3 were treated with a combination of azithromycin (10 mg/kg once a day orally) and rifampin (10 mg/kg twice a day orally), the standard protocol for the treatment of R. equi-pneumonia. Foals of the fourth group got 4 ml of a 0,9% saline-dilution as a placebo (4 ml i.m. once a week). Furthermore each foal got acetylcystein (10 mg/kg twice a day orally) to create the same conditions for all foals related to the manipulation, which is given for the oral medication.

In order to evaluate the efficacy of the treatment, a clinical examination and a white blood count was performed for each foal once a week. Furthermore in each foal an ultrasonographic examination of the lung was performed twice a week to monitor the resolution of the pulmonary abscesses from the day of diagnosis of pneumonia until treatment was discontinued. After 42 days of therapy and if no more pathologic pulmonary findings were seen at sonography of the lung, foals were classified as recovered from pneumonia. In order to identify a possible relapse two further clinical and ultrasonographic lung investigations were performed once a week.

If a worsening of clinical signs was noted or the abscess score increased to 18 cm or more during therapy, the foals were removed from the study and were given another treatment.

Foals, that were treated with azithromycin (97% recovered) or azithromycin / rifampin (93% recovered) showed a significant (p<0,028) higher recovery rate than foals treated with a placebo (67%). In addition, azithromycin or azithromycin with rifampin resulted in a significantly faster decrease in the number of abscesses and abscess score compared to the placebo. The proportion of foals treated with tulathromycin that recovered during treatment as well as the regression of the abscesses in this group was not significantly different from the foals of the other treatment groups.

The present study is the first to compare successfully the effectiveness of various antimicrobial agents for the treatment of R. equi pneumonia in the foal. Azithromycin alone or in combination with rifampin was beneficial in the study population. For tulathromycin there was no significant difference neither for the rate of recovery nor for the regression of abscesses compared to the other treatment groups. Based on this data there should be further studies to investigate the effectiveness of tulathromycin on larger number of foals.

Because of the awareness that foals with small pulmonary lesions can recover without an antimicrobial therapy, the use of antimicrobials should be restricted to foals with more severe pulmonary lesions. In horse breeding farms, where pneumonia in foals is endemic and a close medical management is provided, antimicrobials should be restricted to foals presenting diameter of abszesses in the ultrasonographic examination above 8 cm, provided these foals show no severe clinical signs of pneumonia. This is in accordance to a rational use of antimicrobials and should antagonize the emergence of bacterial resistance.

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