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Umsetzung der allgemeinen Ziele und Anforderungen im Rahmen der sozialwissenschaftlichen

Schwarzwald

Es ist naheliegend, die gewünschten Informationen bei Interessenten und potenziellen Nutzern selbst einzuholen. Da nicht nur die Meinung der Bevölkerung vor Ort von Interesse war, sondern auch ein repräsentatives Stimmungsbild für Baden-Württemberg insgesamt eingeholt werden sollte, bot sich als Erhebungsmethode eine weitgehend standardisierte Telefonbefragung an. Andere Erhebungsformen wären mit zu großem Aufwand verbunden gewesen (z.B. face-to-face-Interviews) oder hätten andere Nachteile gehabt (z.B. die mangelnde Repräsentativität einer Online-Befragung).

Pilotstudie – erste Stufe zu einem kontinuierlichen Monitoring

Diese erste Erhebung ist als Pilotstudie konzipiert, die durch Folgeerhebungen zu einem kontinuierli-chen Akzeptanzmonitoring des Nationalparks Schwarzwald erweitert werden soll. Bei der Auswertung der Daten ist deshalb auch zu prüfen, welche Fragen sich für den Einsatz in diesem Monitoring eignen, welche Informationen ggf. noch fehlen oder aber überflüssig sind.

Weitere Erhebungsmodule

Weiterhin wäre es wünschenswert, die Ergebnisse der Repräsentativ-Erhebung durch weitere Erhe-bungsmodule zu ergänzen. So könnte eine schriftliche Besucherbefragung im Nationalpark vor Ort wichtige zusätzliche Informationen zu Bewertungen und Nutzungsgewohnheiten erbringen. Weiterhin könnten durch qualitative Interviews mit Bewohnern von Anrainergemeinden vertiefende Einblicke in die Hintergründe von Akzeptanz gewonnen werden. Auch die Erfahrungen der Experten – z.B. der Parkranger – sollten nutzbar gemacht werden, z.B. durch qualitative Leitfadeninterviews.

Zwei Stichproben

Die Telefonbefragung (CATI) wurde vom 25.11.2014 bis 8.12.2014 durch das LINK-Institut durchge-führt.13 Grundgesamtheit ist die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren in Privathaushalten, beschränkt auf Baden-Württemberg. Es wurden zwei Stichproben als Festnetzstichproben aus dem ADM-Stichprobensystem gezogen und folgende Interviews realisiert:

1.000 Befragte, repräsentativ für Baden-Württemberg (Repräsentativ-Stichprobe). Mit diesen Daten lassen sich Aussagen treffen, die repräsentativ für Baden-Württemberg sind.

501 Befragte in den Landkreisen, die an den Nationalpark Schwarzwald angrenzen: Landkreis Rastatt, Landkreis Freudenstadt, Landkreis Calw, Ortenaukreis14 („Anrainer“-Stichprobe). Diese zusätzliche Stichprobe wurde gebildet, um ausreichende Fallzahlen für differenziertere Auswertungen für die Be-völkerung vor Ort zu erreichen.

13 Die folgenden Angaben zur Felderhebung entstammen z.T. dem Methodenbericht, der vom LINK-Institut über die Telefonbefragung verfasst wurde.

14 Durch einen Fehler bei der Stichprobenbeschreibung wurde irrtümlicherweise der an das Nationalparkgebiet angrenzende Stadtkreis Baden-Baden nicht mit einbezogen.

17 Die Ermittlung der Gesprächspartner am Telefon erfolgte zweistufig: Zunächst wurden auf Haushalts-ebene zufällig private Telefonnummern ausgewählt. Im zweiten Schritt wurde die im Haushalt zu be-fragende Person mittels eines verkürzten Schwedenschlüssels ermittelt.

Gewichtung der Fälle

Bedingt durch die Erhebungsmethode ist es sinnvoll, die Auswertung mit gewichteten Daten durchzu-führen. Zunächst einmal kann durch eine Designgewichtung die je nach Haushaltsgröße unterschiedli-che Auswahlwahrsunterschiedli-cheinlichkeit und die Altersverteilung korrigiert werden. Dieser Gewichtungsfaktor wurde vom Erhebungsinstitut mitgeliefert.

Es zeigt sich jedoch, dass auch mit der Designgewichtung noch eine sehr starke Verzerrung in den Daten hinsichtlich des Bildungsstands zu beobachten ist, bzw. diese sogar noch etwas verstärkt wird:

Tabelle 1: Repräsentativität: Höchster Schulabschluss in der Grundgesamtheit und in der Re-präsentativ-Stichprobe

Zensus 2011 Baden-Württemberg, Personen ab 15 Jahre

Daten

Daten mit Design- und Redressment-Gewicht-ung (Haushaltsgröße, Altersgruppe, Schul-abschluss)

Hauptschule 3384440 42,1% 190 19,9% 162 17,2% 380 41,6%

Mittlere Reife 2139290 26,6% 321 33,6% 310 33,1% 245 26,9%

FHS-Reife 658300 8,2% 110 11,5% 120 12,8% 76 8,3%

Abitur 1856750 23,1% 335 35,0% 346 36,9% 213 23,3%

Insgesamt* 8038780 100,0% 956 100,0% 937 100,0% 914 100,0%

* ohne Befragte die keinen Abschluss haben bzw. noch in schulischer Ausbildung sind

Die Befragten mit Hauptschulabschluss sind mit etwa 20% Anteil sehr stark unterrepräsentiert (Anteil lt. Zensus 2011 in Baden-Württemberg: 42%), dafür sind die höheren Schulabschlüsse, v.a. die Abitu-rienten, stark überrepräsentiert.15 In der „Anrainer“-Stichprobe finden sich ähnliche Relationen. Durch eine zusätzliche sog. Redressmentgewichtung anhand der Schulabschlüsse kann dies ausgeglichen werden.16

Effekte der Gewichtung

Der Einsatz von Gewichtungen bei Auswertungen wird kontrovers diskutiert. Angesichts des An-spruchs, mit dieser Studie auch deskriptive Aussagen zur Akzeptanz des Nationalparks in der Bevöl-kerung machen zu wollen, ist eine Gewichtung jedoch sinnvoll. Die Akzeptanz hängt – wie sich noch zeigen wird – sowohl vom Alter, als auch vom Bildungsstand ab: sie steigt mit dem Alter und dem Bildungsstand. Ohne Gewichtung würde der Anteil der Nationalpark-Befürworter in der Bevölkerung

15 Befragte ohne Abschluss bzw. Schüler werden aufgrund ihrer geringen Fallzahl bei den weiteren Auswertun-gen nicht gesondert berücksichtigt.

16 U.a. aufgrund der Erhebungsmethode ist noch mit weiteren Verzerrungen der Daten zu rechnen. So sind z.B.

Befragte mit Migrationshintergrund bei solchen Befragungen i.d.R. deutlich unterrepräsentiert. Leider wurden mit Blick auf die Interviewlänge nur relativ wenige Informationen zum soziodemografischen Hintergrund abge-fragt, so dass die Repräsentativität der Daten daraufhin nicht geprüft werden konnte.

18 deutlich überschätzt. Anhand der folgenden Tabelle kann der beträchtliche Einfluss der Gewichtung auf die Verteilung bei einigen wichtigen Fragen nachvollzogen werden:

Tabelle 2: Effekte der Gewichtung auf "Akzeptanzvariablen"

Daten

unge-wichtet

Daten mit Designgewich-tung

Daten mit Design- und Redress- ment-Gewichtung f104: Haben Sie schon vom Nationalpark Schwarzwald gehört?

Anteil „ja“

Repräsentativ-Stichprobe 75% 69% 68%

Anrainer-Stichprobe 90% 88% 88%

f122: Wie bewerten Sie die Einrichtung des Nationalparks Schwarzwald?

Anteil positiv (1, 2, 3)

Repräsentativ-Stichprobe 68% 66% 63%

Anrainer-Stichprobe 57% 52% 50%

f125: Planen Sie den Nationalpark in Zukunft zu besuchen?

Anteil „ja“

Repräsentativ-Stichprobe 64% 63% 58%

Anrainer-Stichprobe 70% 67% 63%

Der Bekanntheitsgrad des Parks in der baden-württembergischen Bevölkerung sinkt von 75 % auf 68 %, wenn die Design- und Redressmentgewichtung bei der Auswertung angewendet wird. Auch der Anteil der Park-Befürworter ist mit Gewichtung deutlich niedriger, ebenso der Anteil derjenigen, die als zukünftige Besucher angesehen werden können.

Fragebogen für das Telefoninterview

Der Fragebogen für die telefonische Erhebung wurde auf der Grundlage bereits durchgeführter Stu-dien zu deutschen Nationalparks sowie weiterer thematisch angrenzender StuStu-dien entwickelt.17 Ein-zelne Fragen bzw. Statements wurden in z.T. modifizierter Form übernommen, weitere Fragen selbst formuliert. Um eine hohe Teilnahmebereitschaft der Befragten zu erreichen, wurde darauf geachtet, die Interviewlänge auf etwa 20 min. zu begrenzen. Auf den Einsatz langer Itembatterien wurde soweit möglich verzichtet und es wurden bevorzugt geschlossene Fragen mit vorgegebenen Antwortkatego-rien verwendet. Die durchschnittliche Dauer der Interviews betrug 21 min., das kürzeste Interview wurde in 9 min. geführt, das längste nahm über 70 min. in Anspruch. 90% der Interviews dauerten zwischen 11 min. und 34 min. Der Fragebogen wurde vom Befragungsinstitut am 18. und 19.11.2014 einem Pretest unterzogen (n=51) und in der Folge noch geringfügig angepasst.

17 U.a. Sieberath 2007, Ruschkowski 2010, Nationalpark Bayrischer Wald 2008, Umweltbewusstseinstudie 2012, Naturbewusstseinstudie 2013.

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