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Sie tritt in Europa heute sechsmal häufiger auf als direkt nach dem

Im Dokument 10 | 2012 Oktober | 4,90 € (Seite 28-31)

Zweiten Weltkrieg.

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FRÜHE KINDHEIT

2012 |Oktober erziehungskunst zogen durch Elektrisches, technische Gegenstände und fein

Differenziertes. Diese Kinder bringen eine Anfälligkeit mit auf die Erde, seelisch zu stark in die irdische Umgebung hineingezogen zu werden.

Ein anthroposophischer Lebensstil beugt vor

Was können Eltern tun? Welche Mittel haben sich, zum Bei-spiel bei erblicher Vorbelastung, zur Vorbeugung oder Lin-derung bewährt? Interessante Ergebnisse zu dieser Frage zeigte 1999 eine Studie aus Schweden, die Kinder einer Waldorfschule mit Staatschülern verglich und feststellte, dass Kinder aus Familien, die einen »anthroposophischen«

Lebensstil pflegen (weniger Antibiotika, weniger fiebersen-kende Medikamente, weniger Impfungen, mehr ökologi-sche Kost), in deutlich geringerem Maße Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma aufwiesen als die Schüler der Vergleichsgruppe.

Heute wissen wir, dass das neurodermitische Hautproblem in der Verdauungsschwäche seine »Innenseite« hat. Unver-träglichkeiten von Nahrungsmitteln können sich am Darm als Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Völlegefühl oder Bauchschmerzen zeigen. Die Verdauungsschwäche basiert auf einer Verschiebung der Aktivität der Seele vom Stoff-wechsel in das Nerven-Sinnes-System des Menschen. Die Sinne werden dadurch überwach (gesteigerte Seelentätigkeit nach oben außen) und die Fähigkeit des Darmes, ein Nah-rungsmittel ganz abzubauen, ist geschwächt (verminderte Seelentätigkeit nach unten innen). Mögliche Unverträglich-keiten werden am besten ermittelt, indem das Nahrungs-mittel zwei bis vier Wochen lang gemieden und danach wieder ausprobiert wird, um Unterschiede festzustellen.

Auch für den psycho-sozialen und pädagogischen Bereich gibt es verschiedene Anregungen: Es liegt auf der Hand, dass Kinder, die an neurodermitischen Ausschlägen leiden, ihre gesunde Haut als »schützende Hülle« (zumindest für einen

Foto: Charlotte Fischer

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bestimmten Zeitraum) verloren haben. Die entzündete, ju-ckende Haut macht das Kind seelisch wund und verletzlich.

Deshalb geht es vor allem darum, diese schützende Hülle so gut es geht zu ersetzen: Das heißt zuerst einmal, das Kind bedingungslos zu akzeptieren, mitsamt seinen Ekzemen und seiner gesteigerten Sensibilität. Ansonsten haben sich für die Hüllenbildung feste Rhythmen bewährt: Tisch- und Abend-gebete, Gute-Nacht-Lieder und Märchen ernähren das Kind seelisch und geistig. Vom Rhythmus der Jahresfeste mit sei-ner immer wiederkehrenden Abfolge von Ereignissen kann sich das Kind tief innerlich und unbewusst getragen fühlen.

Salben hilft

Im akuten Fall geht es zunächst um die Linderung der Symptome: Grundsätzlich empfehlen wir fettende Salben für die trockene Haut – manchmal werden aber auch gerade fette Salbenzubereitungen auf der Haut nicht vertragen, dann sollte man durchlässigere feuchte Cremes ausprobie-ren. Rote, juckende oder gar nässende Ekzemstellen lassen sich durch abendliche Anwendungen von zinkoxidhaltigen Zubereitungen beruhigen. Bei akuten Ekzemschüben mit ausgedehnter entzündlicher Rötung und Neigung zum Näs-sen ist die entzündungshemmende Wirkung von fett-feuch-ten Umschlägen hilfreich (eine Creme kombiniert mit Kompressen mit Schwarztee). Darüber hinaus haben sich Öldispersionsbäder bewährt: Durch das Öldispersionsgerät, das auch im heimischen Badezimmer angewendet werden kann, wird ein medizinisches Öl (Olivenöl mit Kräuter zu-sätzen) so fein im Wasser verteilt, dass es in die tieferen Hautschichten gelangt und damit den Wärmeorganismus anregt und die Selbstheilungskräfte stärkt.

Die Anthroposophische Medizin setzt spezifische Arznei-mittel ein, um den zu stark eingreifenden Abbaukräften des

Heute wissen wir, dass das neurodermitische Hautproblem in der Verdauungsschwäche seine »Innenseite« hat. Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln können sich am Darm als Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Völlegefühl oder Bauchschmerzen zeigen.

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2012 |Oktober erziehungskunst Nerven-Sinnes-Systems den Aufbau von Substanz im ge-samten Organismus und speziell in der Haut gegenüber zu stellen. Als Minerale kommen potenziertes Silber (Argen-tum) oder Quarz sowie Bitterstoffe, wie zum Beispiel der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) zum Einsatz. Auch Samenöle (Nachtkerzenöl) mit bestimmten ungesättigten Fettsäuren (vor allem Gamma-Linolensäure) können sinnvoll eingesetzt werden, um die Hautbarriere zu unterstützen und die Über-empfindlichkeit an den Körpergrenzen zu mildern.

Entzündliche Zustände der Haut mit starkem Juckreiz, die auf sanft wirksame Medikamente nicht schnell genug rea-gieren, lassen sich mit einer zeitlich begrenzten Anwendung einer kortisonhaltigen Salbe zügig und zuverlässig beruhi-gen. Die Entzündung geht zurück und es ist Zeit gewonnen, dass die Heilmittel der anthroposophischen Medizin ihre Wirkung entfalten können. Nebenwirkungen einer derartig in ein umfassendes Therapiekonzept eingebetteten äußeren Anwendung von Kortison gibt es nicht.

Darüber hinaus wirkt auch das erweiterte Therapiespektrum der Anthroposophischen Medizin heilsam: Zum Beispiel gibt es heileurythmische Übungen, die eine Neigung zur Überempfindlichkeit der Sinnesorgane kompensieren, so dass sich bei regelmäßiger und längerer Anwendung eine

»dickere Haut« bildet. Auch die künstlerischen Therapien können eine Hilfe für das neurodermitische Kind sein: So werden Wahrnehmung und Empfindung, die beim Neuro-dermitiker oft auseinander klaffen, wieder miteinander ver-bunden. Wie der Therapiemix im Einzelfall aussieht, wird gemeinsam mit dem Hautarzt entwickelt – und kann je nach Konstitution des Kindes und Ausprägung der Neuro-dermitis sehr individuell ausfallen.

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Zum Autor:Dr. med. Lüder Jachens ist Hautarzt in Riga/Lettland.

Literatur:Lüder Jachens: Hautkrankheiten ganzheitlich heilen, Stuttgart 2009

Lüder Jachens

Hautkrankheiten ganzheitlich heilen 232 Seiten, m. zahlr. farb. Abb., kart.

17,90 (D) |ISBN 978-3-7725-5037-9 www.urachhaus.de

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