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Thermisch-hygrische Ertüchtigung von Kastenfenstern

Michael Grobbauer, Stefan Holper, Ulrich Ruisinger, Peter Kautsch, Severin Zimmer

Ausgangslage / Recherche 3.2.1

Das Kastenfenster - also ein Fenstertypus, der durch zwei hintereinander angeordnete Fensterebenen entsteht, die einen stehenden Luftraum einschließen – ist, im Gegensatz zu dem durch industrielle Serienfertigung gekennzeichneten und einbaufertig gelieferten modernen Isolierglasfenster, ein zum Großteil traditionell handwerklich hergestelltes Fenster, an dessen Herstellung mehrere Professionisten beteiligt waren und das – im Gegensatz zu industriell hergestellten modernen Konstruktionen – meist ein hohes Potenzial für Wieder-instandsetzungen bietet.

Der riesige Bestand an historischen Kastenfenstern insbesondere in den Städten Mitteleuropas – man spricht von 100 Mio. zu sanierender Kastenfenster alleine in Deutschland, bzw.

umgerechnet auf Österreich rund 10 Mio. - stellt ein hervorragendes Potenzial zur energetischen Ertüchtigung bei gleichzeitiger Steigerung der Behaglichkeit von Häusern mit Geschichte dar und kann einen wesentlichen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit den zur Verfügung stehende Ressourcen leisten.

Unsanierte Kastenfenster weisen in der Regel – abgesehen von oft vorhandenen Ver-witterungs- und Verwindungserscheinungen - im Vergleich zu zeitgemäßen Standards zu hohe Fugen-Luftdurchlässigkeiten und zu geringen Wärmeschutz, nicht selten auch fehlenden oder unzureichenden Sonnen- bzw. Blendschutz auf. Gerade dieser Aspekt gewinnt zunehmend an Bedeutung, da innerstädtische Gebäude vielfach als Büros genutzt werden und die – an sich meist sehr ansprechenden - alten Fenster den neuen Anforderungen an das Tageslicht-management kaum Rechnung tragen.

In den letzten 15 Jahren wurden zahlreiche Studien und Leitfäden zur Sanierung von Kasten-fenstern publiziert und es kann daher das Thema Instandsetzung bzw. Wiederherstellung dieser historischen Fenster als gelöst betrachtet werden. Auch wurden einige Ertüchtigungs-maßnahmen vorgestellt bzw. getestet, wie z.B. Abdichtung der inneren Flügelfugen, Austausch der inneren Scheibe gegen eine Einfachscheibe mit low-e-Beschichtung, ja sogar gegen ein Isolierglaselement. Bemerkenswert ist dabei, dass Messungen realer Fensterkonstruktionen nahezu vollständig fehlen sowie die Bauanschlussfuge dabei völlig unbetrachtet blieb.

Methoden und Vorgangsweise 3.2.2

Die Sanierung von Kastenfenstern erfolgt in der Praxis durch Erhaltungsmaßnahmen und Gangbarmachung. Als weiterführende thermische Verbesserungsmaßnahmen kommen unter anderem der Einbau von Dichtungen und der Austausch der Verglasung gegen low-e-beschichtete Gläser oder Isoliergläser in Frage. Ein etwaiger Glastausch wird aufgrund der veränderten Außenansicht denkmalpflegerisch kritisch gesehen. Technisch führt dieser, neben dem Abkühlen des Scheibenzwischenraums, zu einer Reduktion der Strahlungswärmegewinne und natürlicher Belichtung durch verringerten Gesamtenergiedurchlass sowie Lichttransmission einerseits sowie zu verringerten Wärmeverlusten durch langwellige Strahlung andererseits.

Die Bauanschlussfuge des Kastenfensters wird in der Regel nicht verändert und ist kaum untersucht, wobei durch die Verbesserung des Wärmeschutzes am Fenster eine Verlagerung des Taupunktes der Gesamtkonstruktion an oder in die Anschlussfuge zu erwarten ist. Durch Innendämmung kann dieses unerwünschte Verhalten maßgeblich verschärft werden, da weniger Wärme zur Bauanschlussfuge nachströmen kann. Diese Abkühlung bewirkt eine Erhöhung der relativen Luftfeuchte, wodurch verbesserte Wachstumsbedingungen für holz-zerstörende Pilze entstehen können. Aus diesen Überlegungen, die auch durch die Recherche gestützt wurden, ergaben sich zwei Handlungsfelder:

Untersuchung üblicher Sanierungsmaßnahmen von Kastenfenstern hinsichtlich

Veränderung des thermischen und hygrischen Verhaltens, der Lichttransmission und der Strömung im Scheibenzwischenraum durch In-Situ-Messungen, um ein besseres Verständnis für das Verhalten des Kastenfensters in hygrothermischer Hinsicht und bezüglich Konvektion zu erhalten. Dabei wurden zwei baugleiche Kastenfenster im Objekt Schönbrunngasse 30 mit entsprechender Sensorik ausgestattet und über ein Jahr

überwacht. Eines der Fenster wurde lediglich gangbar gemacht, das andere zusätzlich mit einer Dichtung der inneren Stockfalzfuge und eine Innenverglasung mit

low-e-Beschichtung versehen. Die Messungen werden über die Projektlaufdauer hinaus durchgeführt.

Hygrothermische Simulation von Sanierungsvarianten der Bauanschlussfuge in

Kombination mit unterschiedlichen Innendämmungssystemen, da sowohl die verbesserte Luftdichtheit durch die Fenstersanierung als auch die Veränderung des Temperatur- und Feuchtehaushaltes des Mauerwerks durch das Innendämmsystem zu einer stärkeren hygrischen Belastung der Bauanschlussfuge führen.

Eine Validierung der Simulationen mit den Messdaten musste unterbleiben, da die Messungen keine ausreichenden Daten für eine vollständige Validierung bieten und in der Projektlaufzeit keine aufwändigen Vergleichsrechnungen mehr möglich waren. Gleichwohl stellen die ge-wonnenen Messdaten eine ausgezeichnete Datenbasis für zukünftige Simulationen dar.

Recherche/Analyse – thermische Sanierung von Kastenfenstern 3.2.3

Zur Recherche und Analyse im Bereich Kastenfenster wurde den Projektschwerpunkten entsprechend der Stand der Technik und Wissenschaft aufgearbeitet. Der Fokus der Recherche liegt auf wissenschaftlich untersuchten Sanierungsvarianten, ergänzend wurde handwerklich geprägte Literatur mit geringerer Wertung mit auf genommen. Die Recherche ist auf den deutschsprachigen Raum ohne zeitliche Begrenzung eingeschränkt. Neuere Publikationen aus der Forschung (nach 2003) werden inhaltlich genauer aufbereitet, ältere Publikationen (vor 2003) werden nur grob aufgearbeitet. Bei Veröffentlichungen aus dem nichtwissenschaftlichen Bereich, zum Beispiel Leitfäden für Planer und Ausführende, wird die Literatur erfasst und auf Relevanz geprüft. Es wurden 14 Quellensammlungen und Kataloge abgefragt und 74 Quellen aufgearbeitet. Das Quellenverzeichnis liegt in gesonderter Form digital vor, digitale Quellen wurden gesammelt und im gesonderten Verzeichnis verlinkt.

Die vollinhaltliche Recherche findet sich im Annexbericht 1.8 Recherche und Analyse zur Sanierung von Kastenfenstern

Die vollinhaltliche Beschreibung der Untersuchung findet sich im Annexbericht 2.6 -3.6 Kastenfenster_Konzepte,Simulation, Messung

siehe Kapitel 6.3

In-Situ-Messungen 3.2.4

Durch die Sanierung von Kastenfenstern können in wärme- und schalltechnischer Hinsicht moderne Ansprüche erfüllt werden, ohne das historische Gesicht von Gebäuden maßgeblich zu verändern. Die Eigenschaften und Vorteile von Kastenfenstern sind in situ allerdings noch wenig untersucht. Deshalb wurden die hygrothermischen Verhältnisse in zwei historischen Kastenfenstern, insbesondere die Wirkungsweise der Scheibenzwischenräume, in situ mit Hilfe einer aufwändigen Messtechnik erfasst. Die beiden baugleichen, dreiflügeligen Kastenfenster liegen in zwei praktisch gleichgroßen Räumen im Dachgeschoss des Kindergartens Schönbrunngasse 30 und sind nach Südwesten ausgerichtet. Der Zugang erfolgt über einen sehr großen Flur (siehe Abb. (37)).

links: Grundriss Dachgeschoss mit Außenklimasensoren und Räumen; rechts: Außenansicht Abb. (37)

Südwestfassade Schönbrunngasse 30 mit verbessertem Kastenfenster (linker roter Kreis), instand gesetztem Kastenfenster (rechter roter Kreis) sowie Außenklimamessung (blauer Kreis). Das gesamte Dachgeschoss wird lediglich als Abstellraum benutzt. In Abb. (116) sind die externen Sensoren markiert.

Sanierungsarbeiten

Die Kastenfenster beider Räume wurden zunächst instand gesetzt, d.h. die Gangbarkeit wurde wiederhergestellt, alter, schadhafter Anstrich entfernt und auf eine neue Grundierung wurde eine neue Deckschicht aufgebracht. Das Fenster in Raum 2-Ve (Raum mit verbesserten Maß-nahmen) wurde mit einer eingefrästen Dichtung am Innenflügel versehen und die innere Scheibe durch ein Glas mit so genannter low-e-Beschichtung (K-Glas) ersetzt.

Messeinrichtung Außenklima

Auf der Außenwand des unmittelbar angrenzenden Eckraumes mit der Messdatenerfassung und Zusatzheizung mit gleicher Ausrichtung (Front nach Südwesten) werden bereits die Außentemperatur, -luftfeuchte und Globalstrahlung in dem zeitgleich ablaufenden Projekt der TU Graz „ÖKO-ID“ (FFG-Projektnummer 818908) aufgezeichnet (siehe blauer Kreis in Abb.

(37)). Auf der Außenoberfläche des „verbesserten“ Kastenfensters wurde ein weiterer, baugleicher Strahlungssensor (Sternpyranometer) angebracht, um divergierende Zustände der einwirkenden Globalstrahlung zu erfassen.

Sensoren in den Kastenfenstern: oberer und unterer kombinierter Temperatur-/Luftfeuchte-Abb. (38)

fühler im roten Kreis, oberer und unterer Strömungssensor im blauen Kreis, Oberflächentemperaturen an den Scheiben und am Futterholz rote Pfeile, Oberflächentemperatur an der raumseitigen Verkleidung im grünen Kreis

Kastenfenster

Die Grundausstattung der Messeinrichtung wurde Anfang November 2011 installiert und in Betrieb genommen.

auf der Innenseite der Außenscheibe, der Futterstockoberfläche und der Außenseite der inneren Scheibe befinden sich Oberflächentemperatur-sensoren (rote Pfeile in Abb. (38)) kombinierter

Temperatur-/Luftfeuchtefühler in der Mitte der unteren Innenkante des Rollokastens

kombinierter Temperatur-/Luftfeuchtefühler ca. 35 cm über den Warmwasserradiatoren in der Mitte des Kastenfensters (blauer Pfeil in Abb. (39))

Pyranometer am selben Befestigungswinkel (grüner Kreis in in Abb. (39)).

Luftbefeuchter in beiden Räumen

Durch die Verteilung der getesteten Fenster auf zwei Räume konnten unterschiedliche klima-Szenarien verwirklicht werden. In Raum 2-Ve wurden aber auch ungewöhnliche Raum-klimate realisiert, um das Verhalten von Kastenfenstern unter kritischen Bedingungen zu testen.

Ergänzungen und Veränderungen im Februar 2012

Mitte Februar 2012 wurde die Messeinrichtung mit zwei Handmessgeräten „testo 177-H1“ der Firma testo ergänzt. In beiden Räumen erweitern sie die Messstrecke in 20 cm Höhe durch einen zusätzlichen, raumseitigen Oberflächentemperatursensor auf der inneren Verkleidung der Bauanschlussfuge. Zeitgleich messen sie auch die

Raumtemperatur und -luftfeuchte in einem Abstand von ungefähr 1,50 m zum Fenster bzw. Heizkörper.

Am 8.2. (Raum 1-In und externer Sensor ÖKO-ID), 10.2. (Raum 2-Ve) und 14.2.

(externer Sensor DMA) wurden die Pyranometer in eine vertikale Position gebracht.

Ergänzungen und Veränderungen Mitte Juni 2012

Da sich die gemessenen Werte der Pyranometer aus den beiden Projekten im Tagesablauf zeitweise deutlich unterschieden, wurde ein weiterer Sensor nahe des instand gesetzten Kastenfensters befestigt.

Der Abstand der Hitzedrahtanemometer von der inneren Fensterscheibe wurde auf ungefähr 12 mm verringert, da parallel durchgeführte Strömungssimulationen des Instituts für Wärmetechnik der TU Graz dort das Maximum der Geschwindigkeit vermuten lassen und sich in den bisherigen Messungen ein nicht völlig erklärbares Bild des Strömungsverlaufes ergeben hat.

Diese Messungen werden erst in der folgenden Winterperiode relevant, die bereits nach dem Berichtszeitpunkt und Projektende liegt. Die Messungen werden aber fortgesetzt.

Im verbesserten Kastenfenster wurde ein weiterer Temperaturfühler an der oberen Fensterfuge der äußeren Scheibe befestigt (rechter Flügel), um die durch

einströmende Luft beeinflusste Temperatur zu erfassen.

weitere Änderungen in Folge

Um eine Unwägbarkeit der Messergebnisse zwischen den Räumen auszuschließen, wurden an beiden Zimmertüren umlaufende Leisten mit Lippendichtungen angebracht.

Zusammenfassung der Sensoren

In Abb. (40) sind alle Sensoren des Projekts aufgeführt.

Raum Ort Gemessene Größe und Sensorenanzahl

Temperatur Luftfeuchte Strömung Strahlung

Raum 1-In Strahlung - extern 1

Kastenfensterzwischenraum 2 2 2

Scheiben und

Futter-Oberflächentemperatur 3

Bauanschlussfuge 1 1

Über der Heizung 1 1 1

Raum 2-Ve Strahlung - extern 1

Kastenfensterzwischenraum 2 2 2

Scheiben und

Ort, Anzahl und Art der Messsensoren Abb. (40)

Zusammenfassung der Messergebnisse

Die in-Situ-Messung des Kastenfensters lieferte eine Reihe von Messdaten, die gut zum Ver-gleich unterschiedlicher Randbedingungen und der daraus resultierenden Folgen mit Simulationswerkzeugen geeignet sind. Dennoch wurde eine Validierung der gegenständlichen Simulationen der Kastenfenster aber nicht durchgeführt, da insbesondere Messungen der Wärmeübergangswiderstände durch Wärmestromplatten aus Kostengründen nicht möglich waren. So wurden in den Simulationen ungünstigere Randbedingungen als in den in-Situ-vermessenen Fenstern, wie z.B. Fenster in Nordrichtung, angenommen.

oben Temperatur und unten absolute Feuchte in g/m³ von Außenklima, Raumklima und Abb. (41)

Kastenfenster-Zwischenraumklima in Raum 1-In

Signifikant sind folgende Ergebnisse:

eine sehr hohe Temperaturdifferenz im Scheibenzwischenraum von oben und unten daraus resultierend bei gleicher absoluter Luftfeuchte im Scheibenzwischenraum eine

hohe Differenz der relativen Feuchte

häufiges Kondensat im Fenster in Raum 1-In mit nicht abgedichtetem Innenflügel, kein sichtbares Kondensat im Fenster in Raum 2-Ve

langsameres Abkühlen des Raumes 2-Ve nach Deaktivieren der Heizung aufgrund reduzierter Wärmeverluste durch das verbesserte Fenster

die Luftfeuchte im Scheibenzwischenraum moduliert besonders in der kalten Jahreszeit im instand gesetzten Fenster in Raum 1-In überwiegend mit der Innenluft, im mit Dichtung in der inneren Stockfalzfuge versehenem verbessertem Fenster in Raum 2-Ve überwiegend mit der Außenluft

Strömungsgeschwindigkeiten in unterschiedlichen Höhen im instand gesetzten (Raum 1-Abb. (42)

In links) und im verbesserten Fenster (Raum 2-Ve rechts)

Temperatur (oben), Strömung (mitte) und Luftfeuchte (unten) in der Mitte des instand Abb. (43)

gesetzten Kastenfensters in unterschiedlichen Höhen Mitte Januar in Raum 1-In

in Fensternähe weist die Luft in Raum 1-In eine niedrigere absolute Feuchte auf als das Fenster in Raum 2-Ve, vermutlich aufgrund des Ausströmens feuchter Luft durch den undichten Innenflügel

in beiden Fenstern sehr gering ausgebildete Konvektionswalze bei geringem Globalstrahlungsangebot und geringen Temperaturdifferenzen zwischen unten und oben im Scheibenzwischenraum, maßgebliche Konvektionswalze und höhere

Temperaturdifferenzen bei zunehmender Globalstrahlung - es wird vermutet, dass die Anordnung der Strömungssensoren ca. 30 mm vom inneren Abschluss des

Scheibenzwischenraums lediglich eine bei auftreffender Globalstrahlung breite Walze misst, nicht jedoch eine schmälere Walze, die durch Temperaturdifferenz von innen und außen entsteht - die Lage der Sensoren wurde daher (s.o.) verändert, Ergebnisse sind aber erst nach Projektende zu erwarten

Luftfeuchteverlauf in der Mitte der Kastenfenster in unterschiedlichen Höhen im Abb. (44)

verbesserten Fenster (oben) (Raum 2-Ve) und im instand gesetzten Fenster (unten) (Raum 1-In)

Temperaturverlauf in der Mitte der Kastenfenster in unterschiedlichen Abb. (45)

Höhen und deren Differenz im verbesserten Fenster

relative Luftfeuchten in Raum 2-Ve, Kastenfensterzwischenraum (ZW) Abb. (46)

und im Rollokasten

Verlauf der Temperatur im Raum über der Heizung und Abb. (47)

in der Bauanschlussfuge

es ist kein maßgeblicher Einfluss der Temperaturdifferenz zwischen innen und außen auf die Ausbildung der Konvektionswalze bei der ursprünglichen Anordnung der Strömungssensoren festzustellen, ebenso kein messbarer Einfluss von Windes ist kein maßgeblicher Einfluss der Temperaturdifferenz zwischen innen und außen auf die Ausbildung der Konvektionswalze bei der ursprünglichen Anordnung der

Strömungssensoren festzustellen, ebenso kein messbarer Einfluss von Wind

die Bedingungen im Rollladenkasten sind stark durch die Innenluft geprägt, wobei die Temperatur im Vergleich durchschnittlich um 8 K niedriger ist. Das Einbinden des Rollladenkastens in die Dichtungsmaßnahmen ist nicht nur aus Gründen der Energie-ersparnis sondern auch zum Schutz der Konstruktion vor Feuchteschäden zu empfehlen die absolute Luftfeuchte in der Bauanschlussfuge wird von der Außenluft bestimmt, im gegenständlichen Fall scheint also ein gut ausgeführter innerer Abschluss der

Anschlussfuge – wenn auch in geringfügig unterschiedlichem Maß - vorzuliegen. Unter diesen Randbedingungen folgt die Temperatur gedämpft und verzögert der des Scheibenzwischenraums. Damit moduliert auch die relative Luftfeuchte in der Fuge mit der Temperatur im Scheibenzwischenraum und der Außenluftfeuchte, wobei in Raum 1-In ein stärkerer Einfluss der 1-Innenluftfeuchte vorzuliegen scheint. Im Gegensatz zu den eindeutigen Bedingungen der Temperaturabhängigkeit kann eine eindeutige Abhängig-keit der relativen Luftfeuchte in der Bauanschlussfuge von den angrenzenden Klimaten nicht festgestellt werden

im Sommer- wie im Winterfall führen die Abdichtung der inneren Stockfalzfuge und vor allem die low-e-Beschichtung der inneren Glasscheiben zu größeren täglichen

Temperaturamplituden im Scheibenzwischenraum, die sich ev. nachteilig auf die Konstruktion auswirken können. Für die Bedingungen im Innenraum sind die

Maßnahmen aber jedenfalls zielführend und die Abdichtung der innere Stockfalzfuge reduziert die Luftfeuchte im Scheibenzwischenraum signifikant und vermeidet soweit beurteilbar Kondensat gänzlich

Die in-Situ-Messungen der Kastenfenster zeigen eine Reihe komplexer Zusammenhänge auf, die noch nicht vollständig interpretiert werden können, da die Messperiode erst ein Jahr betrug.

Neben den einzelnen Erkenntnissen, deren Abstrahierbarkeit noch nicht erwiesen ist, ist das Aufzeigen weiteren Forschungsbedarfs ebenso wichtig.

Weitere Messungen und Forschungsbedarf

Die Messungen werden außerhalb des gegenständlichen Forschungsprojektes noch bis Juni 2013 weiter geführt. Die veränderte Sensorposition der Anemometer kann bei annähernd ver-gleichbaren Randbedingungen eventuell einen besseren Aufschluss über das Ausbilden der Konvektionswalze geben und die sonstigen Messungen die getroffenen Analysen und begrün-deten Vermutungen verifizieren gegebenenfalls aber auch in Frage stellen. Die Auswertung außerhalb eines geförderten Projektes wird aber von den verfügbaren Personalressourcen abhängen und die Auswertung als solche ist zum jetzigen Zeitpunkt keineswegs gesichert.

Die in den Messungen festgestellten Umstände definieren den weiteren Forschungsbedarf:

wie beeinflussen unterschiedliche Sanierungsmaßnahmen die Zustände im und am Fenster, das Raumklima und die Energieverluste

wodurch sind die Bedingungen in der Bauanschlussfuge bestimmt und ab wann besteht Sanierungsbedarf – auch in Abhängigkeit von anderen

Sanierungsmaßnahmen

kann das Kastenfenster zielsicher in hygrothermischen Simulationen und in CFD-Simulationen abgebildet werden und gelingt es, diese CFD-Simulationen miteinander dynamisch zu koppeln

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass das Verhalten der Kastenfenster keineswegs immer mit den theoretischen Annahmen übereinstimmt. Daher sind Messungen von Kastenfenstern im Labor unverzichtbar für kontrollierte Randbedingungen und Versuchsanordnungen.

Nachteilig ist dabei, dass die originale Beschaffenheit der Bauanschlussfuge nicht oder nur schwer nachzustellen ist. In-Situ-Messungen erschließen erst den Blick auf die komplexen Zusammenhänge und ermöglichen es, die Versuchsanordnungen im Labor und die Versuche selbst zielgerichtet und der Komplexität des Verhaltens entsprechend aufzustellen und durchzuführen. Weitere Untersuchungen erfordern daher:

eine Reihe von baugleichen, möglichst typischen Kastenfenstern mit genauerer und vielfältigerer Messeinrichtung zu bestücke

erforderliche ergänzende Messeinrichtungen sind vor allem: verbesserte Strömungsmessung im Scheibenzwischenraum, Kondensatfühler, mehrere hygrothermische Messstellen in der Bauanschlussfuge, Erfassung der

Windströmungen unmittelbar am Fenster, mehrmalige ergänzende Blower-Door-Messungen mit unterschiedlichen Zuständen hinsichtlich Dichtheit von Fensterebenen und Bauanschlussfugen, horizontale hygrothermische Messstrecken, Erfassung der Globalstrahlung an mehreren Stellen im Scheibenzwischenraum, Messung von Außenluftbedingungen, Regenfühler und Globalstrahlung sowie Innen- und Außenluftdruck

ergänzende gezielte Messungen unterschiedlicher Sanierungsmaßnahmen in-Situ Messdauer in-Situ zumindest drei Jahre sowie Untersuchung baugleicher

Kastenfenster im Labor unter kontrollierten Bedingungen gezielte Vergleichsmessungen mit anderen Kastenfenstertypen

Erstellen von Modellen für Simulationen mit weitgehender Übereinstimmung mit In-Situ-Messergebnissen und Anpassen dieser Modelle an andere Kastenfenstertypen

Thermisch-hygrische Simulation 3.2.5

Untersuchungsgegenstand

Bei der thermischen Sanierung innerstädtischer und denkmalgeschützter Bauwerke sind Außendämmungen oft aufgrund des Denkmalschutzes, von Baufluchtlinien oder des mit ihrer Errichtung verbundenen Aufwandes nicht möglich und Innendämmungen werden erforderlich.

Diese können (siehe auch projektzugehörige Recherche) entweder als dampfsperrende Systeme (z.B. mit Dämmungen aus Schaumglas), als dampfbremsende Systeme (mit dampf-bremsenden Schichten oder Folien) oder als kapillaraktive Systeme ausgeführt werden und zu einer Senkung des U-Wertes um ca. 50 - 70 % führen. Kapillaraktive, diffusionsoffene Systeme begegnen dem Problem einer durch die Innendämmung auf die Innenseite der tragenden Außenkonstruktion wandernden Kondensationsebene oder -zone dadurch, dass die Feuchte-zunahme und ev. Kondensation zugelassen wird und die Systeme durch sorptive und kapillare Transportvorgänge nach innen und außen rücktrocknen, wobei vom System nur der Rück-trocknungsvorgang nach innen kontrolliert werden kann.

Kenntnisdefizite

Wie in Fachkreisen bekannt und auch aus der Recherche entnehmbar, sind viele kapillaraktive Innendämmungssysteme in ihrer grundlegenden Eignung bekannt und als funktionsfähig akzeptiert. Es kommen aber immer wieder neue Systeme auf den Markt und insbesondere die für den praktischen Einsatz unabdingbaren Bauteilanschlüsse sind noch wenig untersucht, Konstruktionsregeln oder -kataloge mit hygrothermischer Beurteilung fehlen völlig, weshalb zur

Zeit jedes System im konkreten Einsatzfall durch Simulationen nachzuweisen ist. Eine einfache Beurteilung anhand von Wärmebrückenkatalogen ist aufgrund der Komplexität nicht möglich.

Im Projekt „denkmalaktiv I“wurden daher eine Reihe von Bauteilanschlüssen, die typisch für das Baualter der fünf Referenzprojekte (mit Ausnahme der älteren Teile des Franziskaner-klosters) sind, in Varianten mit unterschiedlichen Dämmsystemen untersucht, um im Vergleich der Systeme einerseits die Eignung für unterschiedliche Anschlüsse zu überprüfen und andererseits generalisierbare Erkenntnisse als Basis für eine Systematisierung zu gewinnen.

Als Referenzprojekt für die Untersuchung von typischen Konstruktionen wurde aus folgenden Gründen das Objekt Schönbrunngasse 30 in Graz-Mariagrün gewählt:

Das Objekt hat sich im Zuge der Bearbeitung als das wahrscheinlichste Objekt für ei-ne Fortführung der Forschung in Richtung eiei-nes Demonstrationsobjektes

herausgestellt und wurde daher in der bauphysikalischen und hochbaulichen Bestandsaufnahme prototypisch und tiefer untersucht. Es lagen also wesentlich genauere Kenntnisse über die tatsächliche Konstruktion vor, als in den anderen Referenzobjekten. Die angenommenen Wanddicken bestätigten sich im Wesentlichen, wenn auch in situ eine breitere Vielfalt vorgefunden wurde.

Aufgrund der Bauzeit (erste Bauphase Neorenaissance (1885/86), Zubau Jugendstil (1902/1903) deckt das Objekt sowohl die Hochzeit als auch das Auslaufen der österreichischen Gründerzeit (ca. 1860 bis 1914) ab und damit typische historistische Detailkonstruktionen.

Aufgrund der umfangreichen messtechnischen Untersuchungen und Simulationen des Objektes im Rahmen des Projektes OEKO-ID liegen von Mauerwerk und Mörtel genaue hygrothermische Kennwerte für die Simulation vor. Diese stellen zwar eine im Grunde nicht generalisierbare objektspezifische Besonderheit dar, dürften aber mit den in Ostösterreich üblichen Baustoffen besser korrelieren, als in der Literatur zu findende

Aufgrund der umfangreichen messtechnischen Untersuchungen und Simulationen des Objektes im Rahmen des Projektes OEKO-ID liegen von Mauerwerk und Mörtel genaue hygrothermische Kennwerte für die Simulation vor. Diese stellen zwar eine im Grunde nicht generalisierbare objektspezifische Besonderheit dar, dürften aber mit den in Ostösterreich üblichen Baustoffen besser korrelieren, als in der Literatur zu findende