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Anwendung kapillaraktiver Innendämmsysteme

Michael Grobbauer, Severin Zimmer, Ulrich Ruisinger, Stefan Holper, Peter Kautsch

Im Zuge der weltweiten Bestrebungen zur Energieeinsparung und nicht zuletzt der Einführung des Energieausweises für Bestandsobjekte in Österreich im Jahre 2009 kommt der thermischen Ertüchtigung bestehender Bausubstanz besondere Bedeutung zu. Dabei ist die Sanierung innerstädtischer und denkmalgeschützter Bauwerke durch Außendämmungen mit erheblichem Aufwand verbunden, wenn nicht gar zufolge bereits erreichter Baufluchtlinien, reich strukturierter Fassaden oder schwieriger Eigentumsverhältnisse gänzlich unmöglich.

Obwohl bei Planung und Ausführung anspruchsvoller als Außendämmungen bieten Innen-dämmungen die technisch sinnvolle Möglichkeit, den U-Wert bestehender Außenwände um rund 50–70 % zu senken und die behaglichkeitsrelevanten inneren Oberflächentemperaturen zu erhöhen. Dabei gewinnen diffusionsoffene, kapillaraktive Systeme gegenüber solchen mit innenliegender Dampfbremse zunehmend an Bedeutung.

Da durch Innendämmungen der Taupunkt weiter in das Innere der Wandkonstruktion rückt, ist einerseits die Unschädlichkeit möglichen Tauwasseranfalls für sämtliche Regelwandquer-schnitte und Bauteilanschlüsse nachzuweisen, andererseits infolge der nun niedrigeren Temperaturen der Außenwandoberflächen die Gefahr von Frostabplatzungen hintanzuhalten.

Im Hinblick auf die zunehmend für Innendämmungen verwendeten organischen Materialien stellen die Vermeidung von mikrobiellem Wachstum und die Langzeitstabilität der eingesetzten Systeme weitere Problemkreise dar. Neben den bereits seit längerem bekannten Aus-führungen mit innenliegender Dampfbremse oder dampfdichten Dämmstoffen verfolgen neuere, diffusionsoffene Konstruktionen das Ziel, schädliche Wasserdampfkondensation unter Ausnutzung der hohen Sorptions- und kapillaren Leitfähigkeit des Dämmmaterials zu vermeiden. Neben der baupraktischen Eignung kommt dabei in Zukunft der ökologischen Verträglichkeit der verwendeten Baustoffe besondere Bedeutung zu.

Eines der ersten derartiger Systeme war die Innendämmung mit Magnesit gebundenen Holz-wolleplatten. Seit den 90er-Jahren des 20. Jhdt. verfolgen CalciumSilikat-Dämmsysteme das-selbe Ziel unter Ausnutzung der hohen kapillaren Leitfähigkeit des Materials – wobei eine wesentliche Voraussetzung der vollflächige hygrische Kontakt zur Bestandswand ist. Dieser Umstand schränkt die Anwendbarkeit plattenförmiger Systeme auf stark unebenen Wand-oberflächen jedoch deutlich ein. In einem Projekt des Institutes für Hochbau und Bauphysik wurde ein Innendämmsystem auf Basis aufspritz- und verputzbarer Altpapier-Zellulose entwickelt und in der Wandfläche erfolgreich getestet (Kautsch et.al., 2006).

Methoden und Vorgangsweise 3.1.1

Eine umfassende Recherche zum Stand der Technik und Wissenschaft im Bereich Innen-dämmungen stellte den Anfang der Auseinandersetzung dar. Zeitlich überlappend bzw.

begleitend wurde die Bestandsaufnahme der beispielhaften Projekte durchgeführt. Darauf auf-bauend wurden Konzepte zur Sanierung von Außenwänden entwickelt, deren Schwerpunkt in der Lösung der typischen Detailpunkte insbesondere gründerzeitlicher Bauwerke liegt. Die Detailpunkte wurden abschließend einer hygrothermischen instationären Simulation in Varianten unterzogen, um Erkenntnisse über das Verhalten von unterschiedlichen systemen bei unterschiedlichen Details zu erlangen, wobei auf Vielfalt sowohl der Dämm-systeme als auch der Detailpunkte besonderer Wert gelegt wurde. Die Simulationen wurden in Abstimmung mit dem parallel laufenden Projekt OEKO-ID durchgeführt, um sicher zu stellen, dass in den beiden Projekten ergänzende aber unterschiedliche Fragestellungen behandelt werden.

Recherche zu Innendämmungen bei historischen Gebäuden 3.1.2

Zur Recherche und Analyse im Bereich thermische Sanierung von Außenwänden wurde den Projektschwerpunkten entsprechend der Stand der Technik und Wissenschaft für Innen-dämmungen aufgearbeitet. Der Fokus der Recherche liegt auf die bauphysikalischen Aspekte der Innendämmung, die Einteilung der Innendämmungssysteme und Lösungen von Anschluss-details. In der Literatur fanden sich kaum Angaben zu Bauteilanschlüssen, was die engere Schwerpunktsetzung des Projektes in diesem Bereich bestätigt hat.

Die Recherche ist auf den deutschsprachigen Raum und auf den Zeitraum bis zum Jahr 2002 rückwirkend eingeschränkt, da hier die relevanten Publikationen zu erwarten sind. Der Schwer-punkt liegt auf Publikationen aus den letzten 5 Jahren. (nach 2006) Publikationen vor 2006 werden inhaltlich auf Relevanz geprüft. Es wurden 20 Quellensammlungen und Kataloge abgefragt und 61 Quellen aufgearbeitet. Das Quellenverzeichnis liegt in gesonderter Form digital vor, digitale Quellen wurden gesammelt und im gesonderten Verzeichnis verlinkt.

Stand der Technik und Wissenschaft

Bei der thermischen Sanierung innerstädtischer und denkmalgeschützter Bauwerke sind Außendämmungen oft aufgrund Denkmalschutzes, Baufluchtlinien oder aufgrund des mit ihrer Errichtung verbundenen Aufwandes nicht möglich und Innendämmungen werden erforderlich.

Diese können (siehe auch projektzugehörige Recherche) entweder als dampfsperrende Systeme (z.B. mit Dämmungen aus Schaumglas), als dampfbremsende Systeme (mit dampf-bremsenden Schichten oder Folien oder als kapillaraktive Systeme ausgeführt werden und zu einer Senkung des U-Wertes um ca. 50 - 70 % führen. Kapillaraktive, diffusionsoffene Systeme begegnen dem Problem einer durch die Innendämmung auf die Innenseite der tragenden Außenkonstruktion wandernden Kondensationsebene oder -zone dadurch, dass die Feuchtezunahme und ev. Kondensation zugelassen wird und die Systeme durch sorptive und kapillare Transportvorgänge nach innen und außen rücktrocknen, wobei vom System nur der Rücktrocknungsvorgang nach innen kontrolliert werden kann.

Kenntnisdefizite

Wie in Fachkreisen bekannt und auch aus der Recherche entnehmbar, sind viele kapillaraktive Innendämmungssysteme in ihre grundlegenden Eignung bekannt und als funktionsfähig akzeptiert. Es kommen aber immer wieder neue Systeme auf den Markt und insbesondere die für den praktischen Einsatz unabdingbaren Bauteilanschlüsse sind noch wenig untersucht, Konstruktionsregeln oder -kataloge mit hygrothermische Beurteilung fehlen völlig, weshalb zur Zeit jedes System im konkreten Einsatzfall durch Simulationen nachzuweisen ist. Eine einfache Beurteilung anhand Wärmebrückenkatalogen ist aufgrund der Komplexität nicht möglich. Im Projekt „denkmalaktiv I“ wurden daher eine Reihe von Bauteilanschlüssen, die typisch für das Baualter der fünf Referenzprojekte (mit Ausnahme der älteren Teile des Franziskanerklosters) sind, in Varianten mit unterschiedlichen Dämmsystemen untersucht, um im Vergleich der Systeme einerseits die Eignung für unterschiedliche Anschlüsse zu überprüfen und anderer-seits generalisierbare Erkenntnisse als Basis für eine Systematisierung zu gewinnen.

Die vollinhaltliche Recherche findet sich im Annexbericht 1.4:

Recherche / Analyse zur thermischen Sanierung von Außenwänden siehe Kapitel 6.3

Kooperation mit anderen Projekten 3.1.3

Von wesentlicher Bedeutung für das gegenständliche Vorhaben war das Projekt „OEKO-ID – Innendämmungen zur thermischen Gebäudeertüchtigung - Möglichkeiten und Grenzen öko-logischer, diffusionsoffener Dämmsysteme“. In diesem Projekt werden von August 2010 bis Juni 2013 anhand von Vor-Ort-Untersuchungen an einem adaptierten Bestandsgebäude fünf diffusionsoffene und ökologische Innendämmsystemen über den Zeitraum von je zwei Kondensations- und Austrocknungsperioden hygrothermisch vermessen, simulationstechnisch modelliert und weiterentwickelt. Dabei werden die für organische Baumaterialien unter Um-ständen kritischen Feuchtigkeitsbelastungen erfasst.

Die Beurteilung des damit zusammenhängenden Schimmelpilzrisikos erfolgt durch die Entwicklung eines neuartigen molekularbiologischen Monitoring-Verfahrens, welches in der Lage sein wird, etwaigen mikrobiellen Befall nahezu zerstörungsfrei festzustellen. Während in OEKO-ID die grundlegende Eignung von ökologischen Dämmsystemen im Vordergrund steht, werden in „denkmalaktiv I“ Bauteilanschlüsse mit marktüblichen Dämmsystemen konzipiert sowie durch eine simulationstechnische Überprüfung kontrolliert und bewertet. Der Schwer-punkt im gegenständlichen Projekt liegt somit in der konkreten Anwendbarkeit der Aussagen für die Sanierungspraxis, insbesondere hinsichtlich der zu untersuchenden Detailpunkte und der Interaktion von Innendämmung und Kastenfenster.

unterer der beiden Messräume OEKO-ID mit Testfeldern der Innendämmungssysteme Abb. (15)

Aufbau der Untersuchung 3.1.4

Als Grundlage der Untersuchungen müssen Entscheidungen zur Wahl des zu untersuchenden Referenzgebäudes und der zu untersuchenden bautechnischen Details getroffen werden.

Zudem sind die Abgrenzung der Aufgabenstellung und die Definition der Untersuchungs-szenarien festzulegen. Das vorliegende Kapitel zeigt die entsprechenden Ergebnisse dieser Entscheidungen und die Kriterien zu deren Auswahl.

Auswahl des Referenzgebäudes

Als Referenzprojekt für die Untersuchung von typischen Konstruktionen wurde aus folgenden Gründen das Objekt Schönbrunngasse 30 in Graz-Mariagrün gewählt:

Das Objekt hat sich im Zuge der Bearbeitung als das wahrscheinlichste Objekt für ei-ne Fortführung der Forschung in Richtung eiei-nes Demonstrationsobjektes

herausgestellt und wurde daher in der bauphysikalischen und hochbaulichen Bestandsaufnahme prototypisch und tiefer untersucht. Es lagen also wesentlich genauere Kenntnisse über die tatsächliche Konstruktion vor, als in den anderen Referenzobjekten. Die angenommenen Wanddicken bestätigten sich im Wesentlichen, wenn auch in situ eine breitere Vielfalt vorgefunden wurde.

Aufgrund der Bauzeit (erste Bauphase Neorenaissance (1885/86), Zubau Jugendstil (1902/1903) deckt das Objekt sowohl die Hochzeit als auch das Auslaufen der österreichischen Gründerzeit (ca. 1860 bis 1914) ab und damit typische historistische Detailkonstruktionen.

Aufgrund der umfangreichen messtechnischen Untersuchungen und Simulationen des Objektes im Rahmen des Projektes OEKO-ID liegen von Mauerwerk und Mörtel genaue hygrothermische Kennwerte für die Simulation vor. Diese stellen zwar eine im Grunde nicht generalisierbare objektspezifische Besonderheit dar, dürften aber mit den in Ostösterreich üblichen Baustoffen besser korrelieren, als in der Literatur zu findende Kennwerte, die über den gesamten europäischen Raum mit Schwerpunkt Mittel- und Norddeutschland streuen

Auswahl der Detailpunkte

Folgende Kriterien wurden an die Auswahl der Detailpunkte gestellt:

generalisierbare Details

die ausgewählten Details sollen im (denkmalgeschützten) Altbestand möglichst in ähnlicher Form vorkommen. Sonderlösungen am Objekt Schönbrunngasse insbesondere bautechnisch experimentelle Details des Jugendstils blieben ausgeklammert

geometrische Vielfalt

die Details sollen eine Reihe unterschiedlicher Anschlusstypologien aufweisen, da die geometrische Situation am Anschluss, insbesondere die Verhältnisse Innen- zu Außenoberfläche und die Anordnung von die Innendämmung durchdringenden Bauteilen maßgeblichen Einfluss auf Wärmeverluste, Temperaturen im Bauteil und Rücktrocknung haben

klimatische Vielfalt

die klimatischen Bedingungen der anschließenden Bauteilzone sollen bei wenigen Details eine großen Variantenreichtum ergeben, also nicht nur die unmittelbare Beziehung zum Außenklima ist bestimmend, sondern auch anliegende divergente Innenklimate wie unausgebautes Dachgeschoss und unbeheizter Keller sollen behandelt werden

im Projektzeitraum bewältigbar

natürlich ist die Vielfalt der Detailpunkte insbesondere in Varianten und Optimierungen nach erfolgter erster Simulation ein erstrebenswerter Zugang. Im Projekt wurde dieser Ansatz aber zugunsten einer Darstellung der o.a. Vielfalt aus Zeitmangel aufgegeben, so dass keine Optimierungen der Details oder Vergleichssimulationen zur Abklärung vermuteter Ursachen nicht völlig erklärbaren Verhaltens möglich waren

Nachstehende Detailpunkte und Varianten wurden untersucht, siehe dazu Abb. (16):

ungestörter Wandbereich

... der ungestörte Wandbereich wurde eingehend auch mithilfe eines Querprofils der Feuchteverteilung untersucht, um das grundlegende Verhalten der Dämmsysteme zu analysieren und eine Referenz für die nachfolgenden Details zu haben

Detail 1 - Außenkante

... dient der Analyse einer einfachen geometrischen Wärmebrücke mit im Vergleich zur Innenoberfläche großer Außenfläche mit erwartet hoher Rücktrocknung nach außen Detail 1 – Innenwandanschluss

... dient der Analyse einer einfachen geometrischen Wärmebrücke mit im Vergleich zur Innenoberfläche kleiner Außenfläche mit erwartet geringer Rücktrocknung nach außen Detail 2 - Variante 1

Traufanschluss zu ungeheiztem Dachgeschoss

... der Anschluss der obersten Geschossdecke zum unbeheizten Dachraum stellt die Grenze zu zwei Klimaten - Außenklima und ungeheizter Dachraum mit verminderten solaren Wärmegewinnen ohne Schlagregenbelastung - sowie eine geometrische und konstruktive Wärmebrücke dar. Das Detail dient als Basisvergleich für die nachfolgenden thermisch günstigeren Varianten und wird mit dem ungestörten Wandbereich und dem geometrisch ähnlichem Innenwandanschluss verglichen. Die Geschossdecke besteht aus eine Holzmassivdecke mit verdübelten Balken (Dippelbaumdecke) und einer Auflage aus Ziegelpflaster im Sandbett

Detail 2 - Variante 2a

Traufanschluss zu ungeheiztem Dachgeschoss mit Außendämmung der obersten Geschossdecke

... hier wird zusätzlich zu Variante 1 die Geschossdecke auf der Oberseite gedämmt und dadurch der Wärmeschutz und die hygrische Belastung der Holzmassivdecke reduziert Detail 2 - Variante 2b

Traufanschluss zu ungeheiztem Dachgeschoss mit Außendämmung der obersten Geschossdecke und zusätzlicher Dämmung der Gesimsoberkante unter der Fußpfette

... in dieser Variante wird die zusätzliche Dämmung einer Wärmebrücke (außenseitige

„Halsdämmung“, Überdämmung der Wärmebrücke) untersucht, um die Wirksamkeit solcher Maßnahmen im Prinzip zu bestätigen, wenn auch aufgrund der geringen Dicke der Zusatzdämmung kein maßgeblicher Effekt festzustellen ist

Detail 2 - Variante 3

Traufanschluss zu ungeheiztem Dachgeschoss mit Randdämmung auf der Innenseite (Halsdämmung)

... hier wird aufbauend auf Variante 1 der unmittelbare Anschlussbereich der

Geschossdecke an die Außenwand mit einem begleitendem Streifen Innendämmung versehen. Diese Lösung kommt zum Einsatz, wenn auf der Oberseite der Geschossdecke keine Dämmung möglich ist. Die prinzipielle Eignung einer solchen Maßnahme, wird untersucht, ebenso kann der Vergleich zu Variante 2 hergestellt werden

Detail 3 - Variante 1

Anschluss Stahlbetontreppenpodest mit Terrazzobelag mit stumpf anschließender Innendämmung

...Treppenpodeste und -stufen aus dem untersuchten Baualter wurden in die Außenwand eingemauert und kragen von dieser aus, was eine große Einbindetiefe und entsprechende Auflast (Übermauerung) erfordert. Dadurch entsteht eine massive stoffbedingte

Wärmebrücke in einer ähnlichen Geometrie wie der Innenwandanschluss aber mit wesentlich höheren Wärmeverlusten. Das Detail stellt somit einen Modellfall für stark wirksame Wärmebrücken mit einer einfachen Geometrie dar

Detail 3 - Variante 2

Anschluss Stahlbetontreppenpodest mit Terrazzobelag mit im Anschlussbereich ausgesparter Innendämmung

... um im Bauteil die Wärmebrücke zu erwärmen, wird die Innendämmung im Anschlussbereich des Treppenpodestes ausgespart und die Lösung mit Variante 1 verglichen sowie die Tauglichkeit dieser Maßnahme untersucht. Sie stellt den extremen Modellfall auch für Anschlüsse mit Dämmkeilen dar.

Detail 4 - Variante 1a

Traversenkappendecke als Zwischendecke zwischen beheizten, innen gedämmten Geschossen

... eine Traversenkappendecke besteht aus quer zur Außenwand angeordneten

Stahlwalzprofilen und quer dazu auf diesen aufliegenden flachen Ziegeltonnengewölben, die üblicherweise die unterste Geschossdecke bilden. Im Anschlussbereich zur

Außenwand liegt die Decke auf der Wand auf, die sich über der Geschossdecke für gewöhnlich verjüngt (50 cm bzw. 30 cm Rohbauwanddicke). Hier wird eine komplexe geometrische und konstruktive Wärmebrücke im Zusammenwirken mit Innendämmung untersucht.

Detail 4 - Variante 1b

Gründungszone mit oberirdischen Erdgeschoss und erdberührten Fußboden ... erlaubt die Untersuchung einer massiven Wärmebrücke (ungedämmter Fußboden) in Kombination mit hoher Feuchtelast von außen (Erdreich). Solche Situationen stellen einen Grenzfall für den Einsatz von Innendämmungen dar und sind prototypisch für stark

wirksame Wärmebrücken und erlauben den Vergleich mit Detail 3, wobei hier eine noch stärkere Ausprägung der Wärmebrücke und zusätzliche Feuchtelast herrschen

Detail 4 - Variante 2

Traversenkappendecke als Zwischendecke zwischen beheizten, innen gedämmten Erdgeschoss und ungeheiztem ungedämmten Kellergeschoss

... ähnlich wie beim Traufanschluss grenzen auch hier drei Klimate an den Anschluss an:

Innen- und Außenklima und Kellerklima. Zusätzlich wirkt die komplexe geometrische Wärmebrücke und es kann untersucht werden, in wieweit aufsteigende Feuchte aus dem Erdreich diesen Detailpunkt beeinflusst

Ausgeklammerte Fragestellungen

In der Auswahl der zu untersuchenden Details der in diesem Kapitel dargestellten Ergebnisse wurden Einschränkungen vorgenommen. So ist die Untersuchung der Balkenköpfe dem Projekt OEKO-ID zuzurechnen und wird hier nicht durchgeführt. Die Untersuchung des An-schlusses der Innendämmung an Kastenfenster wird dem Themenbereich Kastenfenster zugeordnet und somit in Kapitel 3.2 besprochen.

Übersicht Detailpunkte mit Innendämmung, ID=Innendämmung Abb. (16)

Wanddicke

Im Referenzgebäude wurden unterschiedliche Wanddicken von ca. 70 bis ca. 25 cm gefunden.

Aus der Literatur und unter Zugrundelegung des bekannten damals üblichen NF-Ziegel-formates (29 cm x 14,5 cm x 6,5 cm) ergeben sich folgende ungefähren Rohbauwanddicken:

30, 60, 75 cm. Dicken von ca. 50 cm und 65 cm wurden insbesondere im erdberührten Teil als Mischmauerwerk oder unter Verwendung anderer Ziegelformate hergestellt und sind ebenfalls üblich. Die Dicken ab 60 cm finden sich üblicherweise nur im Kellergeschoß, wo auch die Wanddicken aufgrund des üblichen Mischmauerwerks stark streuen. Vielfach wurde der erd-berührte Teil mit Bruchsteinmauerwerk errichtet und der oberirdische Wandteil mit Ziegeln gemauert, wobei Abweichungen durch dickere Mörtelfugen und dickeren Putz ausgeglichen wurden. Da im Objekt Schönbrunngasse 30 keine Wanddicken über 70 cm angetroffen wurden, wurde eine Rohbauwanddicke von 65 cm als Maximum festgelegt. Mauerwerk mit 65 cm Rohbauwanddicke wurde lediglich als Kellermauerwerk betrachtet. Nach einigen vergleichenden Simulationen zum Abklären der auftretenden Bedingungen in den Dämm-systemen an einfachen Anschlüssen und im ungestörten Wandbereich wurde eine Rohbau-wanddicke von 30 cm als kritisch eingestuft. Lediglich in Anschlüssen zum Erd- bzw. Keller-geschoß (unterste Geschossdecke) wurden höhere Wanddicken (Rohbauwanddicke 50 cm bzw. 65 cm) festgelegt, da hier höhere Vertikallasten der oberen Geschosse abzutragen sind.

Dämmsysteme

Es wurden weitgehend bekannte Innendämmungssysteme ausgesucht, die hinsichtlich ihrer Materialparameter bekannt und validiert sind (Abb. (17)). Dabei wurde Augenmerk auf ein breites Spektrum hinsichtlich des hygrothermischen Verhaltens bzw. Wirkprinzips des Systems sowie des Wärmeschutzes gelegt. Alle Systeme mit Ausnahme iQ-Therm wurden mit einer Dämmstoffdicke von 12 cm simuliert, iQ-Therm mit der maximal verfügbaren Dämmstoffdicke von 8 cm. Calsitherm wurde zusätzlich mit 8 cm Dämmstoffdicke berechnet, um den thermisch ungünstigsten Fall abzudecken. Alle Systeme mit Ausnahme Cellulose wurden mit 8 mm dicker Klebeschicht und 10 mm dickem Innenputz vorgesehen, Cellulose ohne Klebeschicht mit 15 mm dickem Innenputz. Die Dämmsysteme stellen unterschiedliche hygrothermische Systeme zur Lösung der Innendämmung dar, so dass divergente Wirkungsprinzipien überprüft werden können:

Systeme Calsitherm

o Dämmung mit mikroporösem offenporigen Calciumsilikatgerüst mit weitgehend homogenem Porenspektrum mit signifikantem Wasseraufnahmekoeffizienten o mit 12 cm Dämmstoffdicke ein System im üblichen Wirkprinzip (hohe Feuchte an der

Grenzfläche und mit anschließender Rücktrocknung) mit ausgewogenem

Diffusionswiderstand und Flüssigwasserleitfähigkeit, mit 8 cm Dämmstoffdicke das System mit dem geringsten Wärmedurchlasswiderstand

System Multipor

o Dämmung aus Calciumhydratschaum mit inhomogenem Porenspektrum mit geringem Wasseraufnahmekoeffizienten

o mit 12 cm Dämmstoffdicke das System mit dem höchsten Wärmedurchlasswiderstand mit ausgewogenem Diffusionswiderstand und sehr guter Flüssigwasserleitfähigkeit bei geringem Wassergehalt, die mit zunehmendem Wassergehalt nur mehr wenig

ansteigt; Wirkprinzip vorwiegend hohe Flüssigwasserleitfähigkeit und dadurch Vermeiden hohen Wassergehalts

System Cellulose

o Dämmung aus aufgespritzten mit Bindemittel versehenen Celluloseflocken mit sehr hohem Wasseraufnahmekoeffizienten

o mit 12 cm Dämmstoffdicke sehr guter Wärmedurchlasswiderstand und

ausgezeichnete Flüssigwasserleitfähigkeit im unteren bis mittleren und hohem Bereich des Wassergehalts; System im üblichen Wirkprinzip (hohe Feuchte an der

Grenzfläche und mit anschließender Rücktrocknung) ohne Anschlussfugen, da durch Aufspritzen Toleranzen ausgeglichen werden

System iQ-Therm

o Dämmung aus Polyurethanschaumplatte, senkrecht zur Oberfläche stehende, mit kapillaraktiven mineralischen Mörtel verfüllte Kanäle mit geringem

Wasseraufnahmekoeffizienten

o mit 8 cm Dämmstoffdicke bereits sehr guter Wärmedurchlasswiderstand, geringe Gesamtwassermasse bis zur Sättigung mit hoher Flüssigwasserleitfähigkeit im relativ unteren und relativ oberen Bereich; Wirkprinzip reduzierte Auffeuchtung durch hohen Diffusionswiderstand und gute Rücktrocknung bei geringem Feuchtegehalt

Bezeichnung Erläuterung Schicht Dicke

[m] [W/mK] [-]

Übersicht über die untersuchten Innendämmsysteme im Projekt denkmalaktiv I“

Abb. (17)

Zusammenfassung von Untersuchungszielen und -methoden 3.1.5

Die o.a. auf allgemeines und abstraktes Niveau modifizierten Detailausarbeitungen wurden auf die bauphysikalische Eignung mit unterschiedlichen angeführten Innendämmungssystemen untersucht. Besonderes Augenmerk galt dem Verhalten von Wärmebrücken. Untersucht wurden einerseits das allgemeine Verhalten des Details im Hinblick auf Temperatur- und Feuchtefelder sowie schädliche Feuchteanreicherung bei Holzbauteilen und Schimmelpilz-wachstum an der inneren Bauteiloberfläche jeweils in den vermutet kritischen Punkten der Konstruktion.

Generelles Ziel ist es, die Eignung der unterschiedlichen Innendämmungssysteme für die Sanierung von Baudenkmälern, insbesondere des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts gemäß der Auswahl der Referenzobjekte festzustellen und Empfehlungen für die Ausführung einiger Details mit Innendämmungen zu geben sowie anhand der Ergebnisse abstrahierbare Kenntnisse zum Einsatz von Innendämmungen und ein besseres Verständnis für deren konkretes Verhalten im Vergleich zu gewinnen.

Ausgewertet wurden auf Basis instationärer hygrothermischer Simulationen generell die Jahresmittelwerte der Temperatur, relativen und absoluten Luftfeuchte sowie Extreme der relativen Luftfeuchte im Jahresverlauf an ausgewählten Punkten, weiters Gesamtwassermenge im Bauteil bis zum eingeschwungenen Jahr und Temperatur- und Feuchtefelder am feuchtesten und wenn erforderlich am trockensten Tag. Auf Basis stationärer Wärmebrücken-berechnung wurden Oberflächentemperaturfaktor (fRsi) und linearer Wärmebrückenverlust-koeffizient ( ) ermittelt. Untersuchungen zum Jahresverlauf der relativen Luftfeuchte, zur überhygroskopischen Feuchte im Bauteil oder in Bauteilschichten oder andere anlassbezogene Analysen ergänzten die Untersuchungen. Dabei wurden folgende Untersuchungsziele enger betrachtet:

Schimmelbildung infolge erhöhter Oberflächenfeuchtigkeit

Schimmelbildung an den Wänden stellt durch die einhergehende Sporenbildung eine Gefährdung der körperlichen Gesundheit dar und führt zu unschönen Verfärbungen. Um die Gefahr der Schimmelbildung bewerten zu können stehen zwei Modelle zur Verfügung:

Bei stationären Berechnungen wurde der Oberflächentemperaturfaktor fRsi gemäß ÖNORM B

Bei stationären Berechnungen wurde der Oberflächentemperaturfaktor fRsi gemäß ÖNORM B