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Gestaltung praktischer Teil

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Etwa Mitte März wich dieser doch eher prag-matische Ansatz meiner Festlegung auf das Medium Film. Als nächstes machte ich viele kleinere Projekte in After Effects und Photoshop. Dadurch lernte ich die Funktions-weise und Möglichkeiten der Programme ken-nen. Dabei entstanden verschiedene kurze Filme à 30 Sekunden.

Eine weitere Schwierigkeit war der Entscheid, den Film-Ton in Dolby 5.1 abzumischen. Dazu brauchte ich zuerst einmal fünf Laut sprecher und eine Soundkarte, welche genügend Ausgänge besitzt. Als dann alles eingerichtet und konfiguriert war, machte ich auch da erste Übungen und Machbarkeitsstudien.

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Gestaltung praktischer Teil

Musikalisch

Die Kompositionen sollten nicht nur einen unterstützenden Stellenwert haben. Sie treten gleichwertig mit den Bildern auf und beeinflussen diese auch. Daher war auch die Audioproduktion entsprechend aufwendig.

Beim Komponieren habe ich alle Audio-aufnahmen von Geräuschen, Klängen und Instrumenten selbst gemacht. Ich begann zuerst mit Improvisationen auf der Harfe, wobei ich mir jeweils die Bilder von meinen Notizen oder dem bereits fortgeschrittenen Kapitelentwurf im Kopf vorstellte und spielte.

Da das Komponieren bei mir nicht wirklich ein linearer Prozess ist, habe ich zuerst vor allem viel mit der Sprachmemo-App auf meinem Handy gearbeitet. Dort habe ich verschiedenste Improvisationsideen auf der Harfe «skizzen-haft» festgehalten. Daraus erstellte ich einen Katalog von Skizzen, welchen ich dann zu strukturieren begann. Dabei achtete ich darauf, nicht einfach «Songs» zu schreiben, sondern durch die Musik eine Geschichte zu erzählen. Die einzelnen Kapitel sollen sich

nicht nur von der bildnerischen Gestaltung unterscheiden, sondern auch im Klangbild.

Dadurch entwarf ich für jedes Kapitel eine neue Klangsprache auch von der Instrumental-besetzung her, auch wenn sich eine musika-lische Linie durch alle fünf Kapitel ziehen sollte.

Zum Notieren benutze ich das Programm Finale und zur Aufnahme und zum Arrangieren die DAW (Software zur Musikproduktion) Logic Pro X. Danach habe ich erste «richtige»

Aufnahmen gemacht. Als Mikrofon habe ich zwei Sure sm57 verwendet, welche in der XY Positionierung aufgestellt waren. Als Audio-interface benutze ich das Focusrite Scarlet 2i2.

Am Computer bearbeitete ich die einzelnen Aufnahmen und arrangierte die einzelnen Audio-dateien. Dabei nutzte ich eine Bandbreite an verfremdenden Effekten und Synthesizern zur Unterstützung. Auch durch Zerschneiden und neu Anordnen der einzelnen Dateien entstanden eigenen Rhythmen und Melodien.

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Danach mischte ich die einzelnen Spuren ab und exportierte die Audiodatei in das Videoschnitt programm.

Die digitale Verarbeitung gab mir die

Möglichkeit, den musikalischen Spannungs-bogen exakt auf die Bildsequenzen abzu-stimmen und anzupassen. Die Synchronisation fand also am Computer statt und war bis zum Fertig stellen des Filmes ein sehr aufwendiger Arbeitsschritt. Bei jeder zeitlichen Verschiebung innerhalb des Filmes musste die Tonspur auf Sekundenbruchteile genau angepasst werden.

Zum Glück entdeckte ich etwa Mitte Arbeit die Möglichkeit, einen Timecode (fortlaufende Zeitangabe unten im Bild) im Film einzuspielen, was die Synchronisation erheblich präzisierte.

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Die fünf Kapitel sind jeweils auf unterschiedliche Art und Weise entstanden. Grundsätzlich sind die einzelnen Formen oder Sequenzen von Hand gezeichnet, dann fotografiert und am Computer bearbeitet. Für die Aufbereitung der Fotos verwendete ich die Software Photoshop. Darin habe ich die einzelnen Elemente freigestellt und farblich ange-passt. Danach arbeitete ich weiter in After Effects. Hier habe ich die einzelnen Elemente dann zu einem Video passend zur Musik verarbeitet. Dieses Vorgehen hatte nicht nur den Vorteil, dass nicht jeder einzelne Frame von neuem gezeichnet werden musste, es eröffneten sich auch ganz neue Möglichkeiten.

Einzelne Muster konnte ich dadurch verviel-fältigen und neu arrangieren. Der Computer kann eigene Kamerafahrten berechnen und einzelne Elemente können neu eingefärbt werden.

Im Folgenden möchte ich ein paar einzelne Techniken erläutern.

Die Szene befindet sich im ersten Kapitel bei 00:58 . Sie beinhaltet sowohl «Steine» die ins «Wasser» fallen und vielen Farb streifen, an denen die Kamera entlang hinabsinkt.

Erstere sind Tintentropfen, welche in ein Einmachglas «getropft» wurden. Danach habe ich den Farbkontrast von der Filmdatei sehr

stark erhöht und das ganze schwarz-weiss gemacht. In der fertigen Szene wurden die einzelnen Filmdateien im dreidimensionalen Raum platziert.

Die «Farbstreifen» sind weisse Pinselstriche auf schwarzem Hintergrund, die am Computer dann dezent eingefärbt wurden. Dadurch, dass sie alle einen einfarbigen schwarzen Hinter-grund haben, ist es relativ einfach sie «freizu-stellen» und im Raum zu platzieren.

Die Kamerafahrt wurde vom Computer berechnet und durch eine künstliche Tiefen-unschärfe ergänzt.

Die Grundlage für fast alle Muster im zweiten Kapitel sind fünf Formen, welche am Anfang eingeblendet werden. Mit dem Mosaiktool konnte ich die einzelnen Formen zu tapeten-artigen Mustern verarbeiten. Zudem arbeitete ich mit verschiedensten Verzerrungen und

«Glitcheffekten».

Bei der bildnerischen Umsetzung habe ich Wert daraufgelegt, keine Farben zu verwenden und mich auf die geometrischen Formen und Muster zu konzentrieren. Das Kapitel beginnt mit besonders stark ver-zerrten Bildern sowie entfremdeten Tönen.

Die Lautstärke ist bewusst hoch gewählt, weil sie die Massivität der Bilder ergänzt.

Bildnerisch

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sind. Auch hier habe ich wieder auf schwarz-es Papier gezeichnet, was das Freistellen und einfügen erheblich erleichtert. Das «Wasser», das in vielen Szenen zu sehen ist, entstand durch das Spiegeln der Bilder sowie eine leichte Verzerrung, was dem Ganzen den Anschein von Wellen verleiht. Das Kapitel ist durch gehend in zwei Ebenen aufgeteilt. Auf der hinteren Ebene werden die Bilder gezeigt, auf der Vorderen der Text. Ich wollte, dass klar ist, welcher Text abschnitt zu welchem Bild gehört.

Deshalb wird jeweils die passende Passage eingeblendet.

Das vierte Kapitel war zeichnerisch am auf-wendigsten. Die Szene ist mit 6 Frames pro Sekunde animiert. Das heisst für eine Sekunde Film braucht es 6 Bilder. Diese habe ich von Hand gezeichnet. Sie entstanden dadurch, dass ich zuerst Videos von Tänzern angeschaut habe und dann diese Frame für Frame abge-paust habe. Danach habe ich die einzelnen Bilder abfotografiert und am Computer die Helligkeit angepasst, sodass sie gleich hell sind und den selben Ausschnitt zeigen.

Danach importierte ich sie ins Videoschnitt-programm und fügte die Lichter hinzu.

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Fazit

Beim Rückblick auf meinen Arbeitsprozess des letzten Jahres bleiben für mich die Freude am Experimentieren und die unbegrenzte Vielfalt der Herangehensweisen bei der Verschmelzung von Bild und Ton im Vordergrund.

Wenn ich jetzt den fertigen Film anschaue und daneben die ersten Skizzen und Gedanken zur Arbeit betrachte, liegt ein weiter Weg dazwischen, auf dem ich technisch, gestalterisch und kompositorisch viel dazu-gelernt habe. Jede spontane Idee, die im Kopf so leichtfüssig daherkommt, bedeutet neue technische Hürden und Heraus-forderungen. Die ursprüngliche Idee, recht nahe an den physikalischen Gegebenheiten die Harmonien zwischen Ton- und Farb-kompositionen zu erkunden, hat sich im Laufe der Arbeit zunehmend in ein freies Spiel zwischen Bild und Musik entwickelt. Der anfängliche Arbeitstitel Klangfarben-Farb-klänge wurde deshalb zu Kompositionen – von Farbe und Ton zu Bild und Musik.

Von der Auseinandersetzung mit den physikalischen Gesichtspunkten ist mir besonders geblieben, dass die gleichen Schwingungsverhältnisse bei Farbe und Ton nicht unbedingt als harmonisch, wohl klingend oder ästhetisch in beiden Medien wahr-genommen werden.

Die theoretische Auseinandersetzung mit Kandin sky hat mich sehr inspiriert, da ich seine intuitiven Farbinterpretationen sehr gut nachvollziehen kann. Andere Theorien und Farbenlehren können natürlich dazu im Widerspruch stehen, da jeder Künstler die Farben für sich interpretiert. Ausser der Farbenlehre Kandinskys haben mich auch seine Überlegungen zu den drei Notwendig-keiten der Kunst zum Reflektieren meiner eigenen Arbeit angeregt. Diese Ansicht mit den drei Aspekten des Allgemeingültigen, des persönlichen Ausdruckes und des Zeitgeistes, leiteten mich während des ganzen Arbeits-prozesses beim Betrachten von bildnerischer Kunst und bei der Auseinandersetzung mit Musik. Kandinsky hat sich Zeit seines Lebens

mit den Fragen nach dem Hören von Farben und dem Sehen von Klängen befasst und ich werde mich sicher weiter in seine Ansätze und diejenigen anderer Künstler vertiefen.

Und ganz zum Schluss komme ich nochmals auf meine Leitfrage zurück:

Wie lassen sich bewegte Bilder und Töne gleichwertig zu einem Gesamteindruck ver-binden und verschmelzen?

Was mir vor Beginn der Arbeit intuitiv klar war, dass sich die beiden Ausdrucksmittel oder Medien, der Ton und das Bild durch den zeitlichen und räumlichen Aspekt un-terscheiden, hat sich als spannender Kristallisationspunkt erwiesen. Durch die intensive praktische Auseinandersetzung mit den beiden Ausdrucksmitteln und vertiefte Gespräche mit Fachleuten darüber, ist mir bewusst geworden, dass diese Verschmelzung zu einem gleichwertigen Gesamteindruck aus genau dieser Spannung lebt.

Die künstlerische Umsetzung der Leitfrage – also die Antwort darauf – lässt sich im entstandenen Film betrachten.

Danke…

Viele Menschen haben dazu beigetragen, dass meine Maturaarbeit gelingen konnte. Ich möchte mich bei folgenden Personen herzlich bedanken:

Patrizia Trüllinger, Fachlehrperson Bildnerisches Gestalten an der Kantonsschule Schaffhausen, an erster Stelle, die mich als Referentin bei der Themenwahl, der Auswahl der Literatur und der Umsetzung der schriftlichen und praktischen Arbeit in jeder Hinsicht unterstützt hat.

Sascha Henkel, Gitarrist/Komponist, der mir bei allen Fragen und Problemen bezüglich der musikalischen Umsetzung und Theorie zur Seite stand.

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Literatur

Anhang

Elger, D. (2008). Abstrakte Kunst. Köln: Taschen.

Falk, D., Brill, D., & Stork , D. (1990). Ein Blick ins Licht. (A. Ehlers, Übers.) Basel Boston Berlin : Springer-Verlag Berlin Heidelberg und Birkhäuserverlag.

Küppers, H. (2004). Das Grundgesetz der Farbenlehre. Köln: Dumont.

Kandinsky, W. (2013). Über das Geistige in der Kunst (4. Ausg.). Bern: Benteli Verlag, Sulgen.

Krätz, O. (1992). Goethe und die Naturwissenschaften . München : Callwey .

Mizue, M. (5 . September 2019 ). Vimeo . Von https://vimeo.com/28349513 abgerufen Nestler, G. (1982). Geschichte der Musik. München: Wilhelm Goldmann Verlag.

Quaianni, L. M. (30. 10 2019). nippop . Von https://www.nippop.it/en/animanga-visual-pop/blog/

jmagazine/animanga/mirai-mizue-the-child-prodigy-of-independent-japanese-animation abgerufen

Whyte, D. (2007). River Flow . Langley WA U.S.A.: Many Rivers Press.

Zünd, A. (25. September 2019). Lärmorama. Von http://www.laermorama.ch/m1_akustik/tonkla-ng_w.html abgerufen

Bilderverzeichnis

Abb. 1 Skizze einer Szene, Fineliner

Abb. 2 Ordnung der Farben als Farbkreis, Tinte und Fineliner auf Papier Abb. 3 Sinuswelle, Digital

Abb. 4 Ausschnitt einer Klavieraufnahme Abb. 5 Notation Intro zu Kapitel 1

Abb. 6 Künstlerische Darstellung des elektro magnetischen Spektrums Abb. 7 Grautöne, Gouache auf schwarzem Papier

Abb. 8 Blautöne, Tinte auf Papier Abb. 9 Gelbtöne, Tinte auf Papier Abb. 10 Rottöne, Tinte auf Papier Abb. 11 Grüntöne, Tinte auf Papier Abb. 12 Farbkreis 1, Tinte auf Papier Abb. 13 Logic Pro X, Screenshot

Abb. 14 «Bild mit rotem Fleck», Öl auf Leinwand, Wassily Kandinsky 1914 Abb. 15 Legende zu «Bild mit rotem Fleck»

Abb. 16 «Devour Dinner», 2008 Mirai Mizue, Screenshot von: https://vimeo.com/19995568 Abb. 17 «Modern», 2011 Mirai Mizue, Screenshot von: https://vimeo.com/28349513 Abb. 18 Kapitel 1, Filmausschnitt

Abb. 19 Kapitel 2, Filmausschnitt Abb. 20 Kapitel 3, Filmausschnitt Abb. 21 Kaptitel 4, Filmausschnitt Abb. 22 Kapitel 5, Filmausschnitt Abb. 23 Atelier und Arbeitsplatz, Foto

Abb. 24 Tabelle, Umrechnungen der Frequenzen von Licht zu Ton, erste Studie zum Thema Abb. 25 Farbkreis 2, Tinte und Fineliner auf Papier

Abb. 26 Max/MSP, Studie zur Umsetzung, Screenshot Abb. 27 Studie, After effects

Abb. 28 Aufnahmesession Klavier, Foto Abb. 29 Detailaufnahme Harfe

Abb. 30 Aufnahmesession Intro Kapitel I

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