• Keine Ergebnisse gefunden

3. Technik und Taktik im Boxen

3.9 Taktik im Boxen

Das wesentliche Mittel für die Boxkämpfer ist die Taktik, die sich bezüglich ihrer physischen, technischen und körperlichen Voraussetzungen kaum unterschei-den. Diese taktischen Möglichkeiten, die abhängig sind von der Intelligenz und Kreativität jedes Einzelnen, setzen die Boxer ein, um einen Wettkampf für sich zu entscheiden. Selbst vor brutalen Fouls, Bestechung, Manipulation und Do-ping wird nicht Halt gemacht. (vgl. BARTH, 1991)

Die wachsende Bedeutsamkeit boxsportlicher Gewinne erhöht die Gefahr un-sportlichen Verhaltens und manipulierter Resultate. Neben dem Ermahnen der Sportler zu fairem und ehrlichem Verhalten müssen Regelungen getroffen und entsprechende Kontrollen ausgeübt werden, die es ermöglichen, im Wett-kampf alle individuellen und kollektiven Leistungsvoraussetzungen für das Er-reichen guter Resultate aufzubieten. (vgl. BARTH, 1990)

Taktik ist ein sinnvoller Einsatz der Technik in der jeweils gegebenen Situation.

Dieser Einsatz setzt eine schöpferische Denktätigkeit voraus, die auf Grund von

gespeichertem Wahrnehmungs- und Analysevermögen aus verschiedenen Entscheidungsalternativen die jeweils richtige Lösung herausfiltert. Dabei soll

Instinkt, Vernunft sowie Realisierbarkeit der jeweiligen Entscheidung die

Grund-lage jedes Handlungsplanes sein. Schöpferische Denkfähigkeit und individuelle Kreativität sind für die situative Anwendung und Umsetzung von Angriffs- und Abwehrtaktiken erforderlich. (vgl. SCHÖNBORN, 1990)

Das ausgeprägte Zusammenwirken der Boxer im Einzelsport wie in den Spielen ist durch einen Prozess des ständigen Aufnehmens, Widerspiegelns und durch die Rückwirkung auf das Aufgenommene geprägt. Die taktische Mitwirkung hängt vom adäquaten Aufnehmen einer Situation im richtigen Zeitpunkt und von der Einschätzung seiner eigenen und der Möglichkeiten des Gegners ab. Bei der Ausübung einer bestimmten Taktik ist eine verstandesmäßige Steuerung notwendig. Diese lässt sich so verdeutlichen: Der Boxer X gibt dem Boxer Y vor, nach einem bestimmten System zu kämpfen. Der Boxer Y übernimmt das ihm vorgegebene Modell und versucht, ihm entgegenzuwirken. Die verstan-desmäßige Steuerung besteht hier in der Vorstellung der vermuteten weiteren Handlung des Gegners und in den entsprechenden Gegenmaßnahmen. Den wesentlichen Kern der verstandesmäßigen Steuerung stellt die umfassende und äquivalente Einschätzung der gegnerischen Handlung dar. Im Sportspiel erfordert der verstandesmäßige Beitrag nicht nur das Erkennen des gegneri-schen Spielmodells, sondern auch des konditionellen Zustandes, des techni-schen Könnens und des taktitechni-schen Vorgehens. (vgl. KELLER, 1976) Die im-mense Bedeutung der Taktik ist besonders für den Bereich des Boxens unum-stritten. Aber auch in den kompositorischen Sportarten kann - besonders im Hochleistungsbereich - die Ausprägung des Leistungsfaktors Taktik zum Wett-kampfentscheidenden Moment werden. (vgl. FRIEDRICH, 1984)

Wichtig ist methodische Wege zu einfachen Boxsystemen in Angriff und Vertei-digung aufzuzeigen, wobei die Prinzipien ’’Vom Bekannten zum Unbekannten’’,

’’Vom Leichten zum Schweren’’ und ’’Vom Einfachen zum Komplexen’’ Berück-sichtigung findet. (vgl. BARTH, 1991; BERGER, 1996)

Drei Teilbereiche stellen die komplizierte taktische Handlungsfähigkeit dar. Die taktischen Kenntnisse enthalten die Wettkampfregeln und allgemeine Erfahrun-gen zum optimalen Verhalten im Wettkampf. Die taktischen Fähigkeiten orien-tieren sich am Verlauf der Handlungsregulation und untergliedern sich

entspre-chend in Wahrnehmungs-, Antizipations- und Entscheidungsfähigkeit. Taktische Fertigkeiten sind automatisierte Handlungsprogramme, die ohne bewusste Steuerungsvorgänge im Kampf als so genannte Assoziationslösungen abrufbar sind. (vgl. BARTH, 1995)

Um ein taktisches Anforderungsprofil erstellen zu können, muss man den Ab-lauf der Wettkampfhandlung analysieren. Vom Wesen einer allgemeinen Wett-kampfhandlung ist in erster Linie das Typische der taktischen Handlungsfähig-keit abzuleiten. Dabei werden am Beispiel einer Kampfhandlung die an den ein-zelnen Phasen beteiligten Prozesse und Fähigkeiten und deren Erscheinungs-formen, den verschiedenen relativ abgrenzbaren Struktureinheiten der Hand-lungsregulation zugeordnet.

Der Boxkampf verläuft im ständigen Wechsel der taktischen Haupthandlung Angriff und Verteidigung.

In der folgenden Abbildung sind die taktischen Haupthandlungen dargestellt.

Abb. 33: Die Rolle der Finten bei den taktischen Haupthandlungen im Bo-xen (modifiziert nach: FIEDLER, 1997)

Die allgemeine Aufgabe der Taktik im Boxen ist für alle Stile dieselbe: Die ratio-nelle Ausnutzung der taktischen Gelegenheiten mit wenig Kraftverlust zur Errei-chung des Wettkampfsieges im Rahmen der Wettkampfregeln. Der Vergleich der jeweiligen Möglichkeiten der kämpfenden Seiten ist Teil des taktischen Wettkampfplanes. Die Möglichkeiten der Boxer umfassen u. a. das Bewegungs-fertigkeitsniveau, das psychophysiologische Eigenschaftsniveau und die Kampfeinstellung. Der totale Druck ist für eine erfolgreiche Kampfführung un-verzichtbar. Dieser muss während des gesamten Kampfes eingesetzt werden.

Angriffshandlungen Verteidigungshandlungen

Direkter Angriff Gegenangriff Aktive Verteidigung

Voraussetzung ist allerdings, dass der Boxer dem Gegner an spezieller Aus-dauer überlegen ist und von dieser auch überzeugt ist. (vgl. ALICHANOV;

SACHMURADOV, 1985)

Programmierte Instruktion ist eine Methode zur Vermittlung irgendeines Lernin-haltes. Ein nach dieser Methode aufbereiteter Lerninhalt wird Lernprogramm genannt. Diese Methode ist notwendig beim Boxen und mit einem Lernpro-gramm können die Boxer die Vermittlung richtiger Technik und Taktik erhalten.

Mit dem Lernprogramm erweitern die Boxer systematisch ihr Wissen. (vgl.

BRANDT; STAHL, 1984)

Bei Anfängern ist der Unterricht strategisch-taktischer Natur. Bei Fortgeschritte-nen müssen die taktischen und technischen Lösungen in gegenseitigem Zu-sammenhang gesucht werden, wenn möglich, sollte immer die technische Schulung taktisch begründet werden. (BRECHBÜHL, 1990)

Die taktischen Grundlagen des Boxens mit Anfängern zu trainieren ist beson-ders wichtig, da der Boxsport auf ein sinnvolles Mindestmaß taktischen Verhal-tens angewiesen ist. Die Einsteiger sollen die Grundregeln der Taktik in spiele-rischer Form früh erlernen. (vgl. VOGT, 1991)

Behandelte Situationen sind:

1. Verteidigung gegen die geraden Schläge, 2. Angriff mit den geraden Schlägen,

3. Gegenangriff mit den geraden Schlägen, 4. Einfache Finten.

Obwohl das Bewusstsein um die Bedeutung von Strategie und Taktik beson-ders in den Zweikampfsportarten in den vergangenen Jahren gestiegen ist,

mangelt es an eindeutigen Definitionen, die als Forschungsgrundlage unerlässlich sind. Die Auswirkungen der vollzogenen Handlung sind als

Feed-back für die kommende Informationsaufnahme signifikant. Die Zweikampfsport-arten als Teil der so genannten Open Fertigkeits-Disziplinen basieren theore-tisch auf der Täuschung des Gegners als fundamentales Element der Taktik.

Die Taktik wiederum wird per Definition der Strategie als übergeordnetem Handlungsschema unterstellt. Neben den grundlegenden Begriffen sind für die strategische und taktische Erarbeitung einer Handlungsanweisung im Boxen die Gesichtspunkte Kontrolle, Tempowahl und Automatismen zu berücksichtigen.

Dem Leistungsniveau entsprechende Differenzierungen sind im Hinblick auf konkrete Trainingsaufgaben von enormer Bedeutung, wobei zu beachten ist, dass auch Anfänger eine strategische und taktische Anleitung benötigen. (vgl.

TORAN, 1995) Als wichtige Methodik des taktischen Trainings wird ein häufiger Wechsel des Partners unter Berücksichtigung der Unterschiede ihrer Qualifika-tion und Besonderheiten ihrer Taktik hervorgehoben.