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STUDIUM DER GUTEN PÄDAGOGISCHEN ERFAHRUNG IM BEREICH DER GRUNDHALTUNG UND

Im Dokument Michaela Borissova Ernstberger (Seite 29-32)

Pädagoginnen und Pädagogen orientieren sich bei der Organisation und Begleitung von Bildungsprozessen an dem im BEP verankerten Bild vom Kind und dem dort beschriebenen Verständnis von Bildung und Lernen. Ihre Aufgaben und hierfür erforderlichen Kompetenzen leiten sich aus dem Bildungsauftrag und dem Bildungsverständnis ab. Damit Prozesse der Ko-Konstruktion, Partizipation und Inklusion gelingen, sind vielfältige sachbezogene, didaktisch-methodische, pädagogische und personal-soziale Kompetenzen der Pädagoginnen und Pädagogen erforderlich. Von grundlegender und entscheidender Bedeutung ist zudem die Haltung, die dem pädagogischen Handeln zugrunde liegt und auf folgenden Prinzipien basiert:

• Wertschätzung

• Kompetenzorientierung

• Dialog

• Partizipation

• Experimentierfreudigkeit und Forschergeist

• Fehlerfreundlichkeit

• Offenheit und Flexibilität

• Selbstreflexion

In Bezug auf die Kinder mit Migrationshintergrund werden die Prinzipien der Wertschätzung sowie der Offenheit und der Flexibilität in einer wichtigen Kompetenz der Fachkräfte vertieft und erweitert - nämlich die Diversitätskompetenz. Unter Diversitätskompetenz wird im Allgemeinen ein angemessener Umgang mit kultureller, sozialer, geschlechtlicher und religiöser Vielfalt verstanden. Diversitätskompetente Menschen verfolgen das Ziel, soziale Vielfalt konstruktiv zu nutzen, Diskriminierungen zu verhindern und Chancengleichheit zu erhöhen. Diese Anforderungen können nicht alleine gemeistert werden, sondern innerhalb eines 'kompetenten Systems', das die Qualität der Arbeit sichert (Urban et al., 2012). Die Ungleichheit als Alternative und nicht als Defekt wahrzunehmen, ist der erste Schritt zum Erfolg (Баева,

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2009). Ein angemessenes Curriculum sollte ausbalanciert sein: zwischen Verweigerung der Kenntnisnahme von Diversität ("alle Kinder sind gleich" und werden gleich behandelt) und Essentialismus ("das Kind wird reduziert auf den kulturellen Hintergrund der Familie") (Vandenbroeck, 2018).

5. Recherche bisheriger internationaler Studien zu den betroffenen Problemen und Fragen

Eine Reihe von Studien beschäftigen sich mit der Frage, welche Folgen eine mütterliche Berufstätigkeit und die damit verbundene nichtelterliche Betreuung von Kleinkindern für die (klein-)kindliche Entwicklung haben kann. Der Fokus dieser Untersuchungen liegt meist in der Auseinandersetzung mit den Auswirkungen, die außerfamiliäre Kleinkindbetreuung auf verschiedene Bereiche der kindlichen Entwicklung haben kann. Die Langzeitstudie „NICHD 1 -Study of Early Child Care“, die 1991 in den USA startete (Textor, 2007), die Übersichtsstudie zeigen Ramey und Ramey (Ramey & Ramey, 2004), die Längsschnittstudie von Loeb et al.

(Loeb et al., 2007) in den USA (Early Childhood Longitudinal Study ECLS-K) sowie die in Deutschland durchgeführte „Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Entwicklung (NUBBEK)“ von Tietze et al. (Tietze et al., 2013) befassen sich mit der außerfamiliären Kinderbetreuung in Kindertageseinrichtungen und deren Auswirkung auf die Entwicklung der Kinder.

Die Studien, die sich mit dem Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund in Abhängigkeit von deren vorschulischen Betreuung beschäftigten sind die Daten der OECD2, die Studie von Crul und Schneider (Crul & Schneider, 2009), von Cebolla-Boado et al..

(Cebolla Boado & González Ferrer, 2013) sowie auch von Borgna und Contini (Borgna &

Contini, 2014) und die umfangreiche zu den Auswirkungen frühkindlicher institutioneller Bildung und Betreuung von Anders (Anders, 2013). Die meisten Studien wurden im Ausland durchgeführt, wie z.B. in den USA, wo der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund schon immer sehr hoch war und deren erfolgreichen Eingewöhnung und Integration im Bildungssystem längst eine wichtige Rolle spielen.

Bisher existieren relativ wenige Studien zur Frage, wie Kleinkinder den Prozess der

„Eingewöhnung“ in die Kinderkrippe erleben und welche Folgen die Erfahrungen, die Kinder

1 NICHD = National Institut of Child Health and Human Development

2 Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD). (2010). Education at a glance 2010:

OECD indicators. Paris: OECD.

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in diesem Eingewöhnungsprozess machen, für frühkindliche Entwicklungs- und Bildungsprozesse haben (Ahnert & Lamb, 2003). Konsens besteht allerdings bezüglich der Annahme, dass der Übergang zwischen der Betreuung des Kindes im Kontext der Familie hin zur regelmäßigen Betreuung in der Kindertagesstätte einen Umgestaltungs- und Veränderungsprozess darstellt, der sowohl das Kind als auch seine Bezugspersonen erheblich belastet und er diesem Sinn einen krisenhaften Charakter aufweist (Datler et al., 2010). Studien zu diesem Thema sind die in den 1980er-Jahren von Laewen durchgeführte Studie (Laewen, 1989) an der Freien Universität Berlin, die Berliner Studie INFANS in den 80er Jahren über die negativen Auswirkungen der fehlenden Eingewöhnung (Laewen et al., 2006) sowie die Wiener Kinderkrippenstudie oder auch WiKi genannt, die in den Jahren 2007 bis 2012 am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kinderkrippen und Kindergärten durchgeführt wurde (Datler et al., 2010). Auf Grund der Ergebnisse dieses Forschungsprojektes wurde von INFANS ein Eingewöhnungsmodell für den kindgerechten und altersangemessenen Eintritt von Kindern in die Tagesbetreuung entwickelt (Braukhane & Knobeloch, 2011).

Die Berliner Studie von Laewin sowie die Wiener Kinderkrippenstudie (WiKi) von Datler et al. untersuchen den Eingewöhnungsprozess und welche Faktoren die Kinder bzw. das Gelingen der Eingewöhnung beeinflussen, ohne jedoch die Thematik der Herkunft der Kinder und der Mehrsprachigkeit aufzugreifen. Dies ist allerdings sehr wichtig aufgrund des stets wachsenden Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund in Deutschland. Schaich ist die einzige Autorin, die beide Themen Eingewöhnung und Migration gleichzeitig untersucht. Sie führte sowohl eine Longitudinalstudie (longitudinal study) als auch eine Fallstudie (case study) zu dieser Thematik durch. Darin stellt sie eine Herausforderung der Bezugspersonen für eine gelungene Eingewöhnung heraus (Schaich, 2011). Sie begleitete und analysierte acht Eingewöhnungsprozesse in zwei Kinderkrippen im Hinblick auf die institutionelle Gestaltung des Übergangs und deren Auswirkungen auf eine positive Entwicklung und Bildung von Kindern unterschiedlicher Herkunft sowie verschiedenen Geschlechts (Schaich, 2011). Am Beispiel der Eingewöhnungsgeschichte eines zweijährigen Mädchens mit Migrationshintergrund wird gezeigt, dass der Übergang aus der Familie in die Tagesbetreuung für Kleinst- und Kleinkinder eine komplexe und schmerzvolle Herausforderung darstellt. Eltern und ErzieherInnen wird ein hohes Maß an Einfühlung abverlangt, die sich aber als äußerst störanfällig erweist. Deutlich wird, dass das mehr oder weniger gute Gelingen der empathischen Begleitung des Kindes mit der Aktualisierung belastender, nicht bewältigter

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Trennungserfahrungen der Eltern und den damit einhergehenden Abwehrprozessen verbunden ist. Diese Dynamik kann u.a. im Kontext von Migration Bedeutung erlangen, da Migration Trennungs- und Verlusterfahrungen evoziert. Ebenso wird gezeigt, dass fehlende Selbstreflexion und mangelnde Auseinandersetzung mit belastenden Gefühlen auf Seiten der ErzieherInnen die für die Trennungsbewältigung erforderliche Triangulierung zwischen Kind, Eltern und ErzieherInnen erschwert (Schaich, 2012).

Im Dokument Michaela Borissova Ernstberger (Seite 29-32)