• Keine Ergebnisse gefunden

2.2.2 Instrumente zur Stimmungsmessung – die Eigenschaftswörterliste EWL Neben dem hier verwendeten Verfahren der subjektiven Beurteilung eigener

2.2.3.4 Studien mit gesunden Probanden

46

cTBS stimuliert worden war im Vergleich zu der Plazebo-Gruppe, die 2 Wochen sham-TBS und anschließend 2 Wochen aktive csham-TBS erhalten hatte (Chistyakov et al. 2014).

Eine ebenfalls neue Studie zur TBS-Intervention bei depressiven Patienten untersuchte die Wirkung von 4 unterschiedlichen TBS-Protokollen (A: cTBS rechts präfrontal, 1800 Pulse; B: iTBS links präfrontal, 1800 Pulse; C: Kombination aus cTBS rechts, 1800 Pulse und iTBS links, 1800 Pulse; D: sham-TBS, 1800 Pulse, Spule im 90˚ Winkel) nach 2 Wochen (10 Sessions) bei 60 Patienten (15 in jeder Gruppe) mit MD (nach DSM-IV diagnostiziert). Es ergab sich eine signifikante Überlegenheit des antidepressiven Effekts der Gruppen B und C (iTBS links und Kombination iTBS links+cTBS rechts) gegenüber den Gruppen A und D (cTBS rechts und sham-TBS).

Auch die Response-Raten waren in den Gruppen B und C signifikant höher als in den Gruppen A und D. Einen nicht signifikanten, aber durchaus bemerkenswerten Vorzug in der antidepressiven Wirksamkeit gegenüber alleiniger iTBS hatte die Kombinationsbehandlung aus cTBS und iTBS (Li et al. 2014).

Auch Plewnia und Kollegen untersuchten die Effekte einer bilateralen präfrontalen TBS mit einer iTBS am linken und einer cTBS am rechten DLPFC bei MD. Dieses innovative Stimulationsprotokoll zeigte in einer Pilotstudie eine deutliche Überlegenheit gegenüber der sham-Stimulation (Plewnia et al. 2014). Es musste jedoch bei 2 Patienten aus Sicherheitsgründen die Verum-Behandlung abgebrochen werden und bei Patienten, die die Verum-Stimulation erhielten, wurden vielfältige Nebenwirkungen erfasst, die jedoch nicht zum Abbruch der Studie führten (Duckgefühl im Kopf, Schwindelgefühl und Tremor) (Plewnia et al. 2014).

Insgesamt ist das sowohl für die herkömmliche rTMS, als auch für die TBS, geltende Seitenparadigma der Depression sicherlich nicht in solch einer strengen Form als Vorgabe haltbar. Eine Studie konnte gute antidepressive Effekte einer niederfrequenten (0,3 Hz) Stimulation über dem LDLPFC bei pharmakotherapieresistenten Patienten mit MD zeigen. Die antidepressiven Effekte der niederfrequenten Stimulation links präfrontal übertrafen diejenigen einer, in der gleichen Studie durchgeführten, hochfrequenten rTMS über dem LDLPFC (Padberg et al. 1999).

47

vorgestellt, die, wenn auch neben einer objektiven Methode, die Stimmung mit subjektiven Selbstbeurteilungsskalen gemessen haben. Erste Studien wurden 1996 und 1997 von den Forschungsgruppen um Pascual-Leone, George und Dearing veröffentlicht. Bei diesen drei Studien zeigte sich ein einheitlicher Befund in Richtung eines der Wirkung der rTMS bei depressiven Patienten gegensinnigen Effektes der präfronalen rTMS bei gesunden Probanden, wobei sich jeweils auch die Stimmung nach einer links präfrontalen rTMS genau in die entgegengesetzte Richtung veränderte wie nach präfrontaler Stimulation der anderen Hemisphäre. Pascual-Leone und Kollegen untersuchten die Stimmungsänderung nach einer 10 Hz rTMS über dem Vertex und dem linken und rechten DLPFC bei 10 gesunden Probanden. Die Stimmungsmessung wurde mittels 5 visueller Analogskalen (VAS) durchgeführt (Traurigkeit, Freude, Müdigkeit, Angst, Unbehagen). Es ergab sich eine hochsignifikante Zunahme der Traurigkeit nach Stimulation am linken PFC, die verglichen mit der Stimulation am rechten PFC mit einer signifikanten Abnahme in der Skala für Freude einherging (Pascual-Leone et al. 1996a). George und Kollegen untersuchten an einer kleinen gemischten Stichprobe (10 Probanden, 6 Männer) die Wirkung einer 5 Hz rTMS an 5 unterschiedlichen Lokalisationen (re. PFC, li. PFC, Vertex, Kleinhirn, visueller Kortex) auf Stimmung, Hormonlevels und Reaktionszeit.

Beim Hemisphärenvergleich (re. PFC und li. PFC) ergaben sich bezüglich der Stimmung die gleichen Befunde wie kurz zuvor bei Pascual-Leone und Kollegen: Eine Stimulation links präfrontal führte zu einer Zunahme der Traurigkeit und zu einer Abnahme der Freude, die im Vergleich zur rechtsseitigen Stimulation signifikant war.

Bei der rechtsseitigen Stimulation konnten im Hemisphärenvergleich signifikante gegensätzliche Effekte beobachtet werden. Die Unterschiede wurden vor allem deutlich in der Auswertung des National Institute of Mental Health Stimmungsratings.

Bei der Auswertung der VAS zeigten sich Tendenzen, die in die gleiche Richtung gingen, aber nicht das Signifikanzniveau erreichten. Die Ergebnisse des PANAS sind nicht beschrieben. Ein genereller Vergleich zwischen allen Stimulationsorten und – zeitpunkten ergab bezogen auf die Stimmung keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Stimmungsänderung. Entscheidend hierfür war also der Vergleich zwischen RPFC und LPFC (George et al. 1996). Eine weitere, plazebokontrollierte Studie konnte ähnliche Befunde erheben und die Ergebnisse aus den Vorstudien bestätigen. Dearing und Kollegen testeten die Wirkung einer mit 2 unterschiedlichen Spulen applizierten unterschwelligen (80% MT) 20 Hz TMS über dem RPFC und dem LPFC mit einer Plazebobedingung an 9 gesunden Probanden mittels VAS-Stimmungsmessung. Es ergab sich eine signifikante Abnahme in der Skala „fröhlich“

und eine Zunahme in der Skala „traurig“ nach Stimulation des LPFC im Vergleich zum

48

RPFC. Nach Stimulation des RPFC konnte eine Steigerung der Skala „Angst“ eruiert werden. Beim Vergleich zwischen Plazebogruppe und aktiver Gruppe ergaben sich keine konsistenten Ergebnisse (Dearing et al. 1997).

Die Ergebnisse dieser ersten drei Studien sind zwar dahingehend einheitlich, dass sie eine Stimmungsänderung hin zu einer Zunahme der Traurigkeit nach hochfrequenter (5, 10, 20 Hz) Stimulation des linken PFC zeigen konnten. Diese Ergebnisse widersprechen jedoch den Erwartungen, die aufgrund frequenzabhängiger Befunde am Motorkortex, sowie aufgrund Studien mit depressiven Patienten, gehegt wurden. Es wurde erwartet, dass eine hochfrequente rTMS eine aktivierende Wirkung aufweist (Pascual-Leone et al. 1994) und gleichzeitig eine solche Aktivierung über dem linken DLPFC mit einer Stimmungsverbesserung einhergeht. Obwohl dazu angemerkt werden muss, dass die Wirkung der TMS sich wohl unterscheidet, je nach dem welches Gehirn stimuliert wird. So scheint eine aktivierende, links präfrontale TMS bei depressiven Patienten, die zumeinst eine links frontale Hypoaktivität aufweisen, im Allgemeinen stimmungsaufhellend zu wirken (George et al. 2013), während, wie hier gezeigt, die gleiche Intervention bei gesunden Probanden, die im Normalfall keine Hypofrontalität haben, stimmungsverschlechternd (Pascual-Leone et al. 1996a) wirkt.

Die Tatsache, dass eine aktivierende rTMS über dem LDLPFC bei depressiven Patienten eine Stimmungsverbesserung und bei gesunden Probanden eine Stimmungsverschlechterung hin zu mehr traurigen Gefühlen, bewirkt, ist ein Paradoxon (George et al. 1996), das durch weitere Forschung aufgehoben werden muss. Erklärbar wären die Befunde, wenn man davon ausgeht, dass eine hochfrequente TMS eine vorübergehende Funktionsstörung erzeugt (funktionelle Läsion), was links demnach zu einer Verschlechterung und rechts zu einer Verbesserung der Stimmung führen würde.

Die folgenden drei Studien konnten die vorher beschriebenen Ergebnisse nicht bestätigen. Eine links präfrontale 20 Hz Stimulation führte im Vergleich zur Plazebobedingung (links präfrontal, Spule 90˚ zur Schädeloberfläche gekippt) zu keiner signifikanten Stimmungsänderung (Mosimann et al. 2000). Auch zwei andere Studien, von denen eine plazebokontrolliert war (Cohrs et al. 1998) erbrachten bezüglich TMS-induzierter Stimmungsänderungen keine signifikanten Befunde (Nedjat et al. 1998).

Eine weitere Studie kombinierte subjektive Stimmungsratings der Probanden nach rTMS mit dem Verfahren der computergestützten Analyse von Gesichtsausdrücken, die das Auftreten aktueller Stimmungen und Emotionen objektivierbar macht. In einer Session wurde der rechte DLPFC und der linke DLPFC mit 10 Hz (110% MT) stimuliert. Dabei ergaben sich folgende Ergebnisse: Für die gemessenen Stimmungen konnte keine seitenbezogene Valenz ausgemacht werden. Es kam zwar zu einer

49

Stimmungsänderung, die in der VAS abgebildet werden konnte (es wurden VAS verwendet, die im Gegensatz zu den Vorstudien jeweils zwei gegensätzliche Stimmungen an den Polenden anboten z.B. „fröhlich-traurig“), in Richtung Traurigkeit direkt nach Stimulation des LPFC. Diese Zunahme an Traurigkeit war im Vergleich zum Baseline-Wert auch signifikant. Es ergaben sich jedoch keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Stimmungsänderungen nach Stimulation am LPFC oder am RPFC. Die Stimmungsänderung nach Stimulation des RPFC ging tendenziell auch hin zu mehr Traurigkeit. Zusätzlich konnte eine Zunahme in der Skala „aktiv-träge“ hin zu „träge“ nach beiden Stimulationen verzeichnet werden.

Mehr positive Ergebnisse zu seitenspezifischen Unterschieden ergaben die objektivierbaren Tests der Mimikanalyse. So zeigte sich nach Stimulation des LDLPFC eine signifikant höhere Lachfrequenz nach einem lustigen Stimulus als nach Stimulation des RDLPFC, sowie eine signifikant verkürzte emotionale Reaktionszeit im Seitenvergleich. Nach Stimulation des RDLPFC wurden demnach gegensätzliche Effekte beobachtet (Padberg et al. 2001).

Drei weitere Studien untersuchten den Effekt einer präfrontalen 1 Hz rTMS auf die Stimmung gesunder Probanden. Grisaru und Kollegen verglichen hierfür die Stimmungsänderung 18 gesunder Probanden gemessen mit der VAS nach Stimulation am LPFC und RPFC und jeweils einer Plazebobedingung. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Stimmungseffekten nach LPFC, RPFC oder sham-Stimulation (Grisaru et al. 2001). Eine weitere Studie von Jenkins und Kollegen, die Stimmungsänderungen gemessen mit unterschiedlichen Selbstratingverfahren (POMS, PANAS, UWIST Adjective Checklist, Befindlichkeitsskalen) nach 1 Hz TMS am rechten und linken DLPFC verglich, konnte ebenso keine seitenspezifischen Stimmungseffekte ausmachen (Jenkins et al. 2002).

Barrett und Kollegen untersuchten in einer aufwändigen Studie mit mehrstufigem Design den Einfluss der rTMS am LDLPFC und RDLPFC auf Stimmung, Sprache (paralinguistische Aspekte, die objektive Stimmungsparameter sein können) und Gehirnaktivität (im PET). In einem parallelen Studiendesign (Experiment 1: Sprache und Stimmung, 10 Probandinnen, Experiment 2: PET, 8 Probandinnen) wurden die Probandinnen wiederum in Untergruppen aufgeteilt, so dass jeweils die Hälfte eine 1 Hz und die andere Hälfte eine 10 Hz Stimulation erhielt. Im Folgenden soll zunächst kurz das Experiment 1 beschrieben werden. Neben der objektiven Stimmungsmessung über die Sprachanalyse mussten die Probanden auch vor und 5 min. nach TMS Stimmungsratings mit Hilfe eines Affekt-Fragebogens (Zustimmung oder Ablehnung zu einer Seite gegensätzlicher Pole, z.B. ich fühle mich sehr glücklich – ich fühle mich sehr traurig können auf einer 7-stufigen Likert-Skala angegeben werden), des PANAS

50

und einer Vitalitäts-Skala abgeben. Für die subjektiven Stimmungsratings ergab sich im Hemisphärenvergleich eine signifikante Verminderung des Affektes im „Affect Questionnaire“ nach links präfrontaler 10 Hz rTMS. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit den ersten positiven Befunden aus Studien, die den Einfluss einer rTMS-Intervention auf die Stimmung gesunder Probanden untersucht hatten (Pascual-Leone et al. 1996a; George et al. 1996; Dearing et al. 1997): Im PANAS zeigte sich eine Zunahme des positiven Affektes nach 1 Hz rTMS linksfrontal, die mit einer Zunahme des negativen Affektes einherging. Da diese Befunde in sich widersprüchlich sind, können mit dieser Studie nur teilweise Aussagen gemacht werden über den Effekt einer 1 Hz rTMS am präfrotalen Kortex auf die Stimmung. Im Sprachtest zeigte sich nach 10 Hz Stimulation über dem linken DLPFC eine Verminderung der Tonhöhenvariation im Vergleich zur Stimulation des rechten DLPFC (Barrett et al.

2004). Im zweiten Experiment zeigte sich bei 10 Hz Stimulation eine Zunahme der Konnektivität zwischen dem stimulierten linken DLPFC und anderen Regionen, die an der Stimmungsregulation beteilig sind. Solche stabilen Effekte konnten durch die 1 Hz Stimulation nicht dargestellt werden.

In einer anderen Studie konnten Effekte auf die Angst im Sinne einer Reduktion der Angst im Vergleich zur Plazebo-Stimulation durch 1 Hz Stimulation des RDLPFC beobachtet werden. Dieser Effekt war sowohl direkt nach rTMS, als auch bei einer Folgemessung 35 Minuten nach rTMS signifikant (Schutter et al. 2001).

Baeken und Kollegen wollten die frühen Befunde der TMS-abhängigen Stimmungsmodulation durch eine einzige TMS-Intervention (10 Hz) über dem LDLPFC in einer größeren (28 Probandinnen), einfach verblindeten, plazebokontrollierten Studie mit Neuronavigationsverfahren zum Auffinden des PFC, einer größeren Stimuluszahl (1560 pro Session), einer ausreichenden Intensität (110% MT) und genug zeitlichen Abständen zwischen den Stimulationen, replizieren. Es konnten jedoch außer einer im Vergleich zur Plazebo-Stimulation signifikanten Zunahme der Vitalität im POMS nach aktiver Stimulation, keine Effekte speziell auf die Stimmung im Sinne einer Stimmungsverbesserung oder –verschlechterung im Zusammenhang mit der aktiven Stimulation gefunden werden (Baeken et al. 2006).

In einer Folgestudie untersuchten Baeken und Kollegen die Wirkung des gleichen TMS-Protokolls auf zwei unterschiedliche, ausschließlich weibliche Probandengruppen, von denen die eine Gruppe nur am LDLPFC und die andere nur am RDLPFC stimuliert wurde. Beide Gruppen erhielten jeweils eine s

ham-Stimulation als Kontrolle auf der jeweils gleichen Seite wie die aktive Stimulation im Crossover Design. Es wurden folgende Befunde erhoben: In einigen Subskalen aller Tests (POMS: Niedergestimmtheit, Vitalität; VAS: Müdigkeit; PANAS:

51

negativer/positiver Affekt) gab es sowohl am LDLPFC als auch am RDLPFC vereinzelt signifikante Unterschiede zwischen den Ratings nach Plazebo- und aktiver Stimulation.

Zudem zeigten sich vereinzelt Unterschiede zwischen Baseline-Ratings und den Ratings zu den Zeitpunkten t1 und t30. Es ergaben sich jedoch keine signifikanten Unterschiede im Vergleich der Stimmungsänderungen über die Zeit gesehen (Baseline, t1, t30) zwischen Plazebo- und aktiver Stimulation (Interaktion TimeXStimulation), was zeigt, dass die gefundenen Effekte nicht als signifikante Stimmungsänderungen im Vergleich mit dem Ausgangswert gesehen werden können, die durch TMS induziert sind. Somit kann kein signifikanter Effekt der aktiven TMS (im Vergleich zur Plazebo-Stimulation) auf die Stimmung im Sinne einer Stimmungsänderung im Vergleich zum Baseline-Wert ausgemacht werden (Baeken et al. 2008). Auch Leyman und Kollegen, die das gleiche TMS-Protokoll wie Baeken et al.

2006 und 2008 verwendeten, konnten keine Effekte der rTMS am linken und rechten DLPFC auf die subjektive Stimmung feststellen (Leyman et al. 2009). Weiterhin konnten Baeken und Kollegen mit zwei Studien, die die gleichen Parameter benutzten, jedoch in einem Fall (Baeken et al. 2011a) nur links präfrontal stimulierten und neben subjektiver Stimmungsänderung (POMS) die neurophysiologische Prozessverarbeitung durch visuelle Stimuli induzierter Gefühle im fMRT untersuchten, auch keine Effekte der TMS auf die subjektive Stimmung feststellen (Baeken et al. 2010, 2011a). Weitere Studien mit gleichen Parametern, die am LDLPFC bzw. am RDLPFC plazebokontrolliert stimuliert hatten, konnten keine Effekte einer einzelnen HF-rTMS auf die Stimmung ausmachen (Vanderhasselt et al. 2006, 2007).

Schaller und Kollegen untersuchten erstmals den Effekt einer über mehrere Sessions andauernden HF-rTMS links präfrontal (9 Sessions an 9 aufeinander folgenden Tagen) auf die Stimmung gesunder Probanden. Analog zu Studien, die Effekte auf die Stimmung bei depressiven Patienten zeigen konnten, die meist über 2 Wochen oder länger täglich stimulierten (Brakemeier et al. 2008), lag es nahe nun auch eine Studie an gesunden Probanden zu designen, die nicht nur den Effekt einer einzigen HF-rTMS auf die Stimmung untersucht, sondern den einer über einen längeren Zeitraum täglich verabreichten rTMS. Bei dieser Studie wurden insgesamt 44 ausschließlich männliche Probanden in einem parallelen Studiendesign auf ihre längerfristige und kurzfristige Stimmungsänderung nach insgesamt 9maliger täglicher 25Hz rTMS am LDLPFC untersucht (Plazebo-Gruppe: 22; Verum-Gruppe: 22). Die Stimmung wurde mittels BDI jeweils Baseline (Tag 1 vor erster rTMS), an Tag 5 der Behandlung nach der TMS und an Tag 10 (1 Tag nach der letzten rTMS) und mittels VAS wurde zum Baseline-Zeitpunkt, an Tag 5 jeweils kurz vor und nach rTMS und an Tag 10 gemessen.

Folgende Befunde konnten erhoben werden: Es ergab sich eine signifikante Reduktion

52

(sowohl an Tag 5, als auch an Tag 10) im Gesamt-BDI in der Gruppe der Probanden, die mit aktiver rTMS stimuliert worden waren im Gegensatz zu der Gruppe, die ausschließlich eine Plazebo-Stimulation erhalten hatte. Die Unterskalen des BDI Unzufriedenheit, Schuldgefühl, Reizbarkeit und Müdigkeit nahmen in der Verum-Gruppe im Vergleich zur Plazebo-Verum-Gruppe ebenfalls signifikant ab. Für die VAS ergab sich in der Verum-Gruppe eine Zunahme der Trübsinnigkeit am Tag 5 direkt nach rTMS im Vergleich zur Messung kurz vor rTMS (Schaller et al. 2011). Ursache für die Steigerung der Trübsinnigkeit nach einer rTMS Session könnte auch der Diskomfort sein, der durch stimulationsbedingte oberflächliche Muskelkontraktionen hervorgerufen wird. Insgesamt ergab sich im Vergleich zu den Studien, die Befunde zur Stimmungsänderung nach einer einzigen rTMS-Sitzung erheben konnten, ein gegensätzliches Ergebnis. Die Wirkung einer über mehrere Tage wiederholt applizierten rTMS über dem LDLPFC bei gesunden Probanden entsprach also im Sinne der Stimmungsverbesserung (Reduktion des BDI in der Verum-Gruppe) der bereits beschriebenen Wirkung einer präfrontalen rTMS bei depressiven Patienten.

Diese Ergebnisse führen zu der Hypothese, dass nicht der Unterschied im Probanden-Kollektiv (Gesunde-Kranke) zu einem gegensätzlichen Ergebnis in Vorstudien geführt hat, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Wirkung einer einzelnen rTMS Session mit der Wirkung einer meist über mindestens 2 Wochen regelmäßig verabreichten rTMS verglichen worden war. Die Steigerung der Trübsinnigkeit nach einer einzelnen Verum rTMS an Tag 5 (vorher-nachher) stützt diese Hypothese.

Insgesamt ist die Studienlage zu Untersuchungen der TMS-induzierten kurzfristigen Stimmungsänderung bei gesunden Probanden eher uneinheitlich mit Hinweisen darauf, dass eine einzelne rTMS-Intervention keinen Einfluss auf die subjektive Stimmung gesunder Probanden hat (z.B. Mosimann et al. 2000, Jenkins et al. 2002).

Gleichzeitig gibt es aber auch frühere Studien, die eindeutige Befunde in Richtung einer Stimmungsverschlechterung durch HF-rTMS links präfrontal und einer Stimmungsverbesserung durch Stimulation rechts präfrontal, erheben konnten (z.B.

George et al. 1996, Pascual-Leone et al. 1996a). Sicherlich aber konnte durch die Studie von Schaller et al. das Paradoxon der Wirkung einer HF-rTMS auf die Stimmung bei Gesunden im Gegensatz zu depressiven Patienten geklärt werden und zwar dahingehend, dass vermutet werden kann, dass die gegensätzlichen Effekte durch den Vergleich einer einzelnen rTMS-Session bei Gesunden mit einer rTMS-Serie über meist mehr als 2 Wochen bei depressiven Patienten zustande kamen.

Tabelle 1 zeigt alle bisherigen Studien, die die Stimmungsänderung durch rTMS an gesunden Probanden untersuchen. Aufgelistet sind Studien, die in Pubmed in der Datenbank gespeichert sind und bei denen die Stimmungsmessung unabhängig von

53

Stimmungsinduktionsparadigmen war und bei denen die Stimmung mittels Selbstbeurteilungsskalen gemessen wurde.

Pascual-Leone et al. (1996) George et al. (1996) Dearing et al. (1997) Nedjat et al. (1998) Cohrs et al. (1998) Mosimannet al. (2000) Schutter et al. (2001) Padberg et al. (2001) Grisaru et al. (2001) Jenkins etal. 2002 Barrett et al. (2004)** udienziel: ss der rTMS auf! Stimmung Stimmung, Hormonlevels StimmungStimmung REM-Schlaf, Stimmung StimmungStimmung, EEG Stimmung, Mimik Stimmung, Schlaf Stimmung Stimmung, Sprache, Hirnaktivität ument zur immungs-ssung VAS NIMH moodscale, VAS, PANAS VASVASVASVASSTAS, STAI VAS,computerge- stützte Mimikanalyse VAS PANAS,POMS,UWISTAdjectiveChecklist, SAI, BFS PANAS, Affect Questionnaire

DesigncrossovercrossovercrossoverParallelgruppecrossovercrossovercrossovercrossovercrossovercrossoverParallelgruppeN1010950122512918191 Hz: 5, 10Hz: 5ratio (m:f)6:46:45:4* 12:025:08:45:47:119:100:10Alter 22-2735±8,133±7* 26,9±2,322,4±1,928,4±8,929,8±1,340,5±11,624,6±5,320-26ndigkeit * rechtsrechts* * rechtsrechtsrechtsrechtsrechtsrechts

ulationsort RPFC, LPFC,mittfrontal RPFC, LPFC,mittfrontal, occipital, Cerebellum RPFC, LPFCLPFC RPFC, LPFC,rechts u. linksinferior parietal, mitt-occipital, LPFCRDLPFC LDLPFC, RDLPFC RPFC, LPFC LDLPFC, RDLPFC LDLPFC, RDLPFC azebo- - RPFC, Spule45˚, 90˚gekippt - Vertex Spule 90˚ gekipptt LPFC Spule 90˚ gekippt RDLPFC Spule90˚ gekippt - inaktive u aktive Spule, 90˚ gekippt - - ulenformAchterspuleAchterspule AchterspuleTropfenformAchterspuleAchterspuleAchterspuleAchterspuleAchterspuleAchterspuleAchterspuleRundspule ulierte OrteSession 6 (alle 3 Loci 2 mal stimuliert) 13* 1112111sität (%MT) 1101208080120100130110110100100 (Hz)1052010, 202020110111; 10 hl der Trains Session 1010202016040110117 1 Hz: kontinuierl, 10Hz: 15;3 Serien/Session je 10minPauser der Trains (s) 51025; 20,2521200550060150 (1 Hz); 1 (10Hz)

ITI (s) 251205860830kontinuierlich30kontinuierlich150; 10lse proulationsort 5005008001000; 800800160012005005001000450immungs-ssung (minTMS, 0 = ine) Baseline & jekurz nach rTMS. Gesamt: 7mal 0; 30; 60; 90;180; nach 6h;nach 24h * 0; 1; 144010; 200; 1; 350; 1; 150; 5; 30; 2400; 10; 5 fekt der ulation amken PFC Freude"; Traurigkeit# Freude"; Traurigkeit#(NIMH) Skala: fröhlich"; traurig# - - - - traurig#; aktiv"im Vergleichzum RPFC nichtsig. - depression"(POMS),negative Stimmung"(PANAS) affect" (10Hz; Affect Questionnaire), positiveStimmung#; negativeStimmung# (1 Hz; PANAS) fekt der ulation amchten PFC Freude#; Traurigkeit# Freude#; Traurigkeit"(NIMH) Angst#- - - Angst" general state"aktiv", Vgl. LPFC: nicht sig. - s.o. gegensätzliche Effekte zu LDLPFC-Stimulation

nklusion<0,05) rTMS LPFC: Freude"; Traurigkeit# Vgl. RPFC-LPFC: LPFC: Freude"; Traurigkeit#(NIMH) rTMS amLPFC: fröhlich" keine Stimmungs-effekte keine Stimmungs-effekte keine Stimmungs-effekte Vgl. sham-Verum: Angst"nach TMS (T1 und T35) LPFC (Vgl. mit RPFC): Lachfrequenz#; emotionale Reaktionszeit" keine Stimmungs-effekte keine Stimmungs-effekte LDLPFC (Vgl. mit RDLPFC): Affekt" (10Hz; Affect Questionnaire), pos. Stimmung#; negativeStimmung# (1 Hz; PANAS)

1: Studien zur Stimmungnderung nach rTMS bei gesunden Probanden ohne Stimmungsinduktion. Stimmungsmessung mit subjektiven Selbstbeurteilungsskalen. *nicht angegeben, **diese Studie beinhaltetimente, aufgelistet ist nur das erste Exp. Das 2. Experiment untersucht Gehirnaktivität, 8 Probanden, gleiches Design mit PET Messung online. Vor und nach TMS: Affect Questionnaire, aber kein PANAS in Exp.1. Erg: Keine signifikante Stimmungnderung nach TMS. ***Studien mit Stimmungsinduktionsparadigma mit emotional besetzten Gesichtern von Babys mit fMRT. Die Stimmungsmessung zumt T1 ist kurz nach rTMS noch vor dem Paradigma, die nächste Stimmungsmessung ist jedoch nach dem Paradigma und aufgrund dessen evtl. durch die vorhergehende Stimmungsinduktion beeinflusst. Baeken et al. (2006) Vanderhasselt et al., 2006(A), 2007 (B) Baeken et al. (2008) Leyman et al. (2009)Baeken et al. (2010)***Schaller et al. (2011) Baeken et al., (2011a)***udienziel: fluss der rTMS auf! StimmungStimmung, STROOPStimmungAufmerksamkeit, Stimmung Stimmung, Hirnaktivit Stimmung nach 9maliger täglicher HF-rTMS Stimmung, Hirnaktivität strument zur immungs-messung VAS, POMSPOMS (A), VAS (A, B)VAS, POMS, PANASVASPOMSBDI, VASPOMS Designcrossovercrossover 2 Experimente; jeweils crossover fürsham-aktiveTMS 2 Experimente; jeweils crossover ParallelgruppeParallelgruppecrossover

N28A:28, B: 20Gruppe 1: 25 (RDLPFC), Gruppe 2:20 (LDLPFC) Exp.1: 18 (13 mit VAS); Exp. 2: 22 (20 mit VAS) 20 (10: LDLPFC, 10:RDLPFC) 44 (aktiv:22, sham:22)20; 15 mit POMS

x ratio (m:f)0:280:280:450:400:2044:00:20

Alter 24,7±5,9A: 23±4,4, B: 24±2,6 1: 25,2±5,02: 25,6±3,9 21,1±1,5 (Exp.1); 24±2,3 (Exp.2) 23,3±2,924±2,821,2±1,4 ndigkeit rechtsrechtsrechtsrechtsrechts38 Rechtshänderrechtsimulationsort LDLPFCA: LDLPFC; B: RDLPFCRDLPFC (1), LDLPFC (2) LDLPFC (Exp.1), RDLPFC(Exp.2) LDLPFC(Gr.1), RDLPFC (Gr.2) LDLPFCLDLPFC Plazebo LDLPFC, Spule 90˚abgewinkelt LDLPFC bzw. RDLPFC, Spule 90˚ abgewinkelt RDLPFC (Exp.1), LDLPFC (Exp.2), Spule 90˚ abgewinkelt LDLPFC (Exp.1), RDLPFC(Exp.2), Spule 90˚ abgewinkelt - LDLPFC mit sham-Spule, Intensität: 5% MT LDLPFC, Spule 90˚ abgewinkelt ulenformAchterspuleAchterspuleAchterspuleAchterspuleAchterspuleRundspuleAchterspuleulierte Orteo Session 1111111

nsität (%MT) 110110110110110 Tag1: 100, ab Tag 5: 124, am Tag 9: 136,9 110 (Hz)10101010102510hl der Trains 404040404015Runs pro Tag für 9 Tage40er der Trains (s) 3,93,93,93,93,923,9 ITI (s) 26,126,126,126,126,1826,1Pulse proimulationsort 156015601560156015606750/750 pro Tag1560immungs-ssung (minTMS, 0 = baseline) 0; 1; 300; 1; nach STROOP0; 1; 300; 1; 400; 1; nach fMRT BDI: 0, Tag 5 direkt nach TMS,Tag 10. VAS: 0, Tag 5 vor und nach TMS, Tag 10 0; 1; nach fMRT

Effekt der imulation amken PFC Vitalität" (POMS) imVgl. zur sham-Stimulation - Vgl. Baseline-t30: niedergestimmt#, vital#, (POMS), neg. Affekt# (PANAS) nach sham u. aktiver TMS. Vgl. LDLPFC aktiv-sham: müde" (VAS), neg. Affekt# (PANAS) nach aktiver TMS; pos. Affekt" (PANAS) nachsham - - BDI gesamt# (Verum, alle Messszeitpunkte) im Vgl. mit sham-TMS, Unzufriedenheit#, Schuld#, Reizbarkeit#, Müdigkeit#(BDI), VAS: trübsinnig" bei Ratingdirekt nach aktiver TMS (Tag 5) - Effekt der imulation amchten PFC - - Vgl. aktiv-sham müde" (VAS),niedergestimmt", vital" (POMS), neg. Affekt" (PANAS) für aktive TMS - - - -

nklusion(p<0,05) keine Stimmungs- effekte keine Stimmungs- effekte keine Effekte für die Stimmungnderung baseline-nach TMS (t1, t30) im Vgl. sham-aktive TMS keine Stimmungs-effekte Keine Stimmungs-effekte Vgl. verum-sham: BDIges.#, Unterskalen# in Verum-Gruppe. VAS: Tag 5 Vgl. vor-nach TMS: nach: trübsinnig" Keine Stimmungs-effekte

56 2.3. Persönlichkeit

2.3.1 Neuropsychologische Konstrukte und Studien zum Zusammenhang