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4. Ergebnisse

4.1. Strömungsintensitäten

4.1.5. Strömungsintensitätsprofile

Im Vergleich zu den Strömungsintensitäten, die durch die Oberflächensedi-mente widergespiegelt werden, liegen die Strömungsintensi-täten des LGM für die südliche Kerntraverse an den Kernposi-tionen 23059 und 23071 deut-lich höher, während im west-lichen Teil die Strömungs-intensitäten ungefähr auf dem gleichen Niveau liegen. Die nördliche Kerntraverse weist während des LGM an der Grönland-Bruchzone wesent-lich höhere Strömungsintensi-täten auf, während im Bereich des Boreas-Beckens und der östlichen Framstraße deutlich niedrigere Strömungsintensi-täten auftreten.

Die Strömungsintensitätsprofile der Sauerstoffisotopenstadien 6 und 5 im Vergleich mit 2 und 1 von 9 Kernen zweier Kerntraversen durch das Europäische Nordmeer gestatten es, die Entwicklung der Strömungsintensitäten von den Glazialzeiten durch die Deglazialphasen bis zu den Interglazialen für die zwei Schnitte durch das Europäische Nordmeer zu verfolgen und Unterschiede im Verlauf der zwei Glazial/Interglazialphasen zu erkennen. Die dargestellten Strömungsintensitäten sind anhand der ZANKE-Formel (Formel llb) errechnet.

Die Bearbeiter, deren Stratigraphien bei der Darstellung der Strömungsintensitäten gegen das Alter in den 9 Kernen verwendet wurden, sind in Tabelle 2 genannt.

Kastenlot Stratigraphische Bearbeitung von:

17728 M. Weinelt in Söding (1991)

21906 Harn.ich (1991)

23059 Vogelsang (1990)

23065 Vogelsang (1990)

23071 Vogelsang (1990) und Schröder-Ritzrau (1994)

23244 Bauch (1993)

23352 Henrich (1992)

23353 Jünger (1990)

23454 Henrich (in Vorber.)

Tabelle 2: Tabelle mit den Bearbeitern der Stratigraphien der untersuchten Kerne.

4.1.5.1. Südlicher Schnitt

Der südliche Schnitt durch das Europäische Nordmeer besteht aus den Kernen 23353 von der westlichen Jan-Mayen-Bruchzone, 23352 vom nördlichen Island-Plateau, 23244 vom östlichen Islandplateau, 23059 vom östlichen Teil der Alten Jan-Mayen-Bruchzone, 23065 vom westlichen Teil der Alten Jan-Mayen-Bruchzone und 23071 vom zentralen V0ring-Plateau. Die Kurvenverläufe der Strömungsintensitäten zeigen generell in den Sauerstoff-Isotopenstadien 6 und 2 höhere Werte als in den Stadien 5 und 1 (Abb. 42). Ausnahmen finden sich nur in Stadium 2 der Kerne 23353 und 23065, in denen die Strömungsintensitäten im gleichen Bereich liegen wie in Stadium 1. Die benachbarten Kerne 23352 vom Island-Plateau und 23353 von der südlichen Jan-Mayen-Bruchzone zeigen einen gleichmäßig ruhigen Verlauf, der nur durch jeweils einen Ausreißer in beiden Kernen unterbrochen wird; in Kern 23353 weist die Oberfläche einen sehr hohen Wert der Strömungsintensität auf, in Kern 23352 ist im Sauerstoff-Isotopenereignis 5.1 ein sehr niedriger Wert zu beobachten.

Das ruhige Erscheinungsbild in diesen Kernen mag zum Teil durch die schlechte zeitliche Auflösung verursacht sein; es ist aber auch die absolute Schwankungsbreite der Werte geringer als in den anderen Kernen, in denen die Strömungsintensität vor allem in den Kalt- und Deglaziationszeiten einen unruhigen pulsartigen Verlauf hat. Eine schlüssige Erklärung des hohen Strömungswertes der Oberflächenprobe in Kern 23353 ist eine relativ proximale Lage zu einem Turbidit. Das hohe Alter der oberflächennahen Proben resultiert aus der Aufarbeitung älteren Materials durch den Turbidit. Der niedrige Strömungswert bei 80 kyr in Kern 23352 kann ebenfalls auf einem Turbidit beruhen, jedoch im Gegensatz zu Kern 23353 an der Jan-Mayen-Bruchzone die distale Position auf dem Island-Plateau widerspiegeln. Die in den Glazial- und Deglazialzeiten hohen Strömungswerte erreichen beim Übe_~gang von Sauerstoff-Isotopenstadium 6 nach 5 in Stadium 5.53 bis 5.51 und beim Ubergang von 2 nach 1 in Termination lB Minima.

-84-Abb.42:

Strömungsprofile der Sauerstoffisotopen-Stadien 6, 5, 2 und 1 der Kerne von der südlichen Kerntraverse. Neben der maximalen Strömungsintensität u100 ist für jede Probe außerdem noch aufgetragen, ob es sich um ein Rest-, ein sortiertes oder ein Akkumulationssediment handelt und ob die Rekostruktion der Strömungsintensität an einem Karbonatpartikel-oder einem Quarzpartikelkollektiv vorgenommen wurde.

Die Strömungsintensitäten in Kern 23244 zeigen in den Sauerstoff-Isotopenstadien 6 und 2 geringfügig höhere Werte als in den Stadien 5 und 1. An den Sauerstoff-Isotopenereignissen 5.51 und 5.53 wird ein auffällig niedriges Minimum erreicht, das vermutlich durch Ablagerung aus einer Suspension verursacht wurde, da die Sedimente, auf Grund derer die Strömungsintensiät rekonstruiert wurde, gut sortiert und feinkörniger sind. Möglicherweise handelt es sich um Sediment, das von intensiven Contourströmen andernorts resuspendiert wurde.

Die Strömungsgegensätze der minimalen und maximalen Strömungsintensitäten nehmen in den Sauerstoff-Isotopenstadien 6 und 5 im Profil von West nach Ost deutlich zu; in den Stadien 2 und 1 sind die Gegensätze nicht ganz so krass, es besteht aber der gleiche Trend. Zur Kernoberfläche steigt in allen Kernen während des Sauerstoff-Isotopenstadiums 1 die Strömungsintensität wieder etwas an.

Während des Stadiums 6 werden in den Kernen 23059, 23065 und 23071 vereinzelt extrem hohe Strömungswerte erreicht, die vermutlich auf gravitativ abströmende Kaltwassermassen zurückzuführen sind. In Stadium 2 ist in Kern 23059 ebenfalls ein Vereinzeltes Maximum zu beobachten.

4.1.5.2. Nördlicher Schnitt

Der nördliche Schnitt besteht aus Kern 21906 von der Grönland-Bruchzone, Kern 17728 aus dem südlichen Boreasbecken und Kern 23454, der zwischen dem Knipovitch-Rücken und dem Spitsbergen-Kontinentalfuß genommen wurde. In den Kernen 21906 und 17728 zeigen sich ebenfalls höhere Strömungsintensitäten in den Sauerstoff-Isotopenstadien 6 und 2, leicht abnehmende Werte in den Deglazialzeiten, auf die in Substadium 5.53 und 5.51 bzw. in Termination lB ein Minimum der Strömungsintensität folgt (Abb. 43). Die Strömungsintensität in Kern 23454 hat dagegen zwar einen unruhigen Verlauf, der z. T. auf die hohe Anzahl an Proben zurückgeführt werden kann, jedoch liegen die Mittelwerte in Kalt- und Warmzeiten auf dem gleichen Level. Zu den Kernoberflächen hin werden in allen Kernen etwas höhere Strömungsintensitäten erreicht.

-86-Abb.43:

I Core 21906 1 I Core 1n28 I

I

Core 23454 1

W. Greenland Fracture Zone E. Boreas Basin E. Knipovitch Ridge

Strati· Current intensity (cm/s) Current intensity (cm/s)

graphy 6 10 14 18 4 8 12 16 20

Sµ-ömungsprofile der Sauerstoffisotopen-Stadien 6, 5, 2 und 1 der Kerne von der nördlichen Kemtraverse. Neben der maximalen Strömungsintensität u100 ist für jede Probe außerdem noch aufgetragen, ob es sich um ein Rest-, ein sortiertes oder ein Akkumulationssediment handelt und ob die Rekonstruktion der Strömungsintensität an einem Karbonatpartikel-oder einem Quarzpartikelkollektiv vorgenommen wurde.