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3 Experimenteller Teil

3.1 Zielsetzung der Arbeit

4.2.3 Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit

Wie bereits in den vorherigen Abschnitt dargelegt, bildete der zeitliche Verlauf der Bewertung der Trainingsmaßnahmen den Leistungsfortschritt ab. In einem nächsten Schritt wurde geprüft, ob sich dieser Effekt des zeitlichen Verlaufs auch in Bezug auf eine Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit auswirkte. Gemäß den

Ausfüh-rungen in Kapitel 2.1.3 hinsichtlich einer Ergebnisevaluation wurde die Leistungsver-besserung im Vergleich mit der Wartekontrollgruppe ermittelt.

Zunächst wurde überprüft, ob durch die randomisierte Zuweisung der Teilnehmer zu einer der Trainingsvarianten auch ein ausgeglichenes Leistungsniveau zwischen den Gruppen hergestellt wurde. Für die statistische Analyse wurde der t-Test für unab-hängige Stichproben und bei Verletzung der Voraussetzung der Mann-Whitney-U-Test eingesetzt.

Die psychometrischen Tests, die aufgrund der Ergebnisse der Wirksamkeitsüberprü-fung des kognitiven Trainings Effekte vermuten ließen (Stahn, 2011), wurden analy-siert. Wie Tabelle 4.17 zeigt, war der Randomisierungsprozess nur hinsichtlich der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) nicht erfolgreich.

Tab. 4.17 Kognitives Ausgangsniveau der Teilnehmer

Psychometrische Test

Zahlensymboltest 53,16 (7,97) 55,12 (10,59) n.s.

Leistungsprüfsystem (LPS)

LPS 6 29,49 (7,47) 31,37 (7,71) n.s.

LPS 7 18,49 (5,80) 19,10 (6,02) n.s.

Trail Making Test (TMT)

TMT Version B (s)² 75,49 (24,99) 69,13 (23,37) n.s.

TMT Differenz Version B minus A (s)²

43,62 (23,19) 40,22 (19,18) n.s.

Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT) Korrigierte

Wiedererkennleis-tung

11,67 (3,38) 12,52 (2,45) n.s.

Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP)

Fehlergesamtzahl1, 2 3,79 (4,74) 2,17 (3,62) .025 Cognitive Failures Questionnaire

Gesamtwert n.s.

Anmerkung: 1 Mann-Whitney-U-Test, ² niedrigere Werte entsprechen besseren Leistungen, n = Stichprobe, M = Mittelwert, SD = Standardabweichung, p = Signifikanzniveau;

KT=kognitives Training; ST =kombiniertes Stress- und kognitives Training

Die weiteren Analysen wurden mittels einer Kontrastanalyse – mit Ausnahme der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) - durchgeführt. Die präzisierte ge-richtete Hypothese wurde überprüft, ob die Teilnehmer des kognitiven Trainings mit der ansteigenden Bewertung im Vergleich mit der Wartekontrollgruppe eine signifi-kant höhere Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit aufwiesen. Betrachtet wurde die Leistungsdifferenz zwischen den beiden Messzeitpunkten t1 und t2.

Zur Gruppierung der Teilnehmer des kognitiven Trainings wurde ein Analyseergebnis aus dem Vergleich der beiden Trainingsvarianten hinsichtlich der Motivation zur Mit-arbeit genutzt: Die individuellen Beurteilungen der Teilnehmer wiesen signifikant un-terschiedliche Verläufe auf, so dass die Teilnehmer des kognitiven Trainings in jene, die über die gesamte Zeit gesehen das Training zunehmend positiver fanden, und jene, bei denen ein Abwärtstrend in der Beurteilung des Trainings festzustellen war, aufgeteilt werden konnten. Der Verlauf der Bewertung und die entsprechenden

Schätzungen des hierarchischen Modells sind in Abbildung 4.13 exemplarisch für sechs Teilnehmer dargestellt.

Abb. 4.13 Empirischer und über die Zeit geschätzter Verlauf der Beurteilung der Dimension „Anregung“ von sechs ausgewählten Teilnehmern

Die Einteilung in einen negativen und positiven Trend wurde für alle drei Dimensio-nen der Mitarbeit angewandt. Den so neu gebildeten Gruppen wurden für die statisti-sche Auswertung folgende Gewichtungsfaktoren zugewiesen:

λWartekontrollgruppe = -1, λAbwärtstrend = 0, λAufwärtstrend = 1

Die Ergebnisse der Kontrastanalyse sind in Tabelle 4.18 bis 4.21 dargestellt:

Tab. 4.18 Differenzen der psychometrischen Tests gruppiert nach Bewertungstrend

„Anregung“ und Wartekontrollgruppe

Zahlennachsprechen vorwärts 0,29 (1,12) 0,05 (1,36) -0,17 (1,18) n.s.

Zahlensymboltest 1,47 (5,63) 3,10 (6,63) -0,78 (7,69) .017 Leistungsprüfsystem (LPS)

LPS 6 2,71 (5,11) 1,81 (7,08) 1,57 (4,48) n.s.

LPS 7 4,71 (5,51) 5,24 (4,37) 3,13 (4,78) .048

Trail Making Test (TMT)

TMT Version B (s)² -9,62 (22,35) -16,38 (18,41) -5,42 (17,77) .014 TMT Differenz Version B

mi-nus A (s)² -4,32 (22,35) -12,71 (19,40) -1,80 (16,52) .012 Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT)

Korrigierte

Wiedererkennleis-tung 0,45 (2,66) 1,05 (2,16) -0,40 (2,87) .018

Cognitive Failures Questionnaire

Gesamtwert -0,23 (7,90) -3,19 (8,23) -0,03 (6,70) .046

Anmerkung: n = Stichprobe, M = Mittelwert, SD = Standardabweichung, p = Signifikanzniveau;

KT=kognitives Training; ST =kombiniertes Stress- und kognitives Training

War ein Aufwärtstrend in der Dimension „Anregung“ festzustellen, dann verbesserten sich diese Teilnehmer dahingehend:

- Sie konnten in der gleichen Zeit mehr Zahlensymbol-Zuordnungen vornehmen.

- Sie erkannten mehr spiegelverkehrte Zeichen korrekt.

- Sie konnten die Zahlen und Buchstaben schneller verbinden.

- Die Differenz der Bearbeitungszeit wurde geringer.

- Sie erkannten mehr Wörter korrekt wieder.

- Sie berichteten weniger Alltagsfehler.

Die Veränderungen waren nicht nur verglichen mit der Wartekontrollgruppe, sondern auch über die Zeit signifikant. Letzteres galt für die berichteten Alltagsfehler nur in der Tendenz.

Tab. 4.19 Differenzen der psychometrischen Tests gruppiert nach Bewertungstrend „Stoff“ und Wartekontrollgruppe

Psychometrische Test Nürnberger Altersinventar (NAI)

Zahlennachsprechen vorwärts 0,34 (1,23) 0,04 (1,18) -0,17 (1,18) n.s.

Zahlensymboltest 1,90 (4,50) 2,31 (7,46) -0,78 (7,69) .044 Leistungsprüfsystem (LPS)

LPS 6 3,72 (4,84) 0,85 (6,65) 1,57 (4,48) n.s.

LPS 7 5,38 (5,89) 4,38 (4,00) 3,13 (4,78) n.s.

Trail Making Test (TMT)

TMT Version B (s)² -8,10 (21,87) -16,76 (19,42) -5,42 (17,77) .007 TMT Differenz Version B

mi-nus A (s)²

-3,66 (22,08) -11,85 (20,35) -1,80 (16,52) .013 Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT)

Korrigierte Wiedererkennleis-tung

1,14 (2,21) 0,19 (2,68) -0,40 (2,87) n.s.

Cognitive Failures Questionnaire

Gesamtwert 0,42 (7,79) -3,35 (8,08) -0,03 (6,70) .028

Anmerkung: n = Stichprobe, M = Mittelwert, SD = Standardabweichung, p = Signifikanzniveau;

KT=kognitives Training; ST =kombiniertes Stress- und kognitives Training

War ein Aufwärtstrend in der Dimension „Stoff“ festzustellen, konnten folgende signi-fikante Verbesserungen festgestellt werden:

- In der gleichen Zeit wurden mehr Zahlensymbol-Zuordnungen vorgenommen.

- Die Zahlen und Buchstaben wurden schneller verbunden.

- Die Differenz der Bearbeitungszeit wurde geringer.

- Es wurden weniger Alltagsfehler berichtet.

Die Veränderungen waren nicht nur verglichen mit der Wartekontrollgruppe, sondern auch über die Zeit signifikant. Dieses galt für den Trail Making Test B und die berich-teten Alltagsfehler, während nur eine tendenzielle Verbesserung des Zahlensymbol-tests und der Differenz TMT Version B – Version A über die Zeit festzustellen war.

Tab. 4.20 Differenzen der psychometrischen Tests gruppiert nach Bewertungstrend

„Sozial“ und Wartekontrollgruppe

Psychometrische Test

Zahlennachsprechen vorwärts 0,29 (1,20) 0,11 (1,23) -0,17 (1,18) n.s.

Zahlensymboltest 2,89 (5,16) 1,32 (6,76) -0,78 (7,69) n.s.

Leistungsprüfsystem TMT Differenz Version B

mi-nus A (s)²

-2,30 (18,81) -12,57 (23,00) -1,80 (16,52) .007 Verbaler Lern- und

Anmerkung: n = Stichprobe, M = Mittelwert, SD = Standardabweichung, p = Signifikanzniveau;

KT=kognitives Training; ST =kombiniertes Stress- und kognitives Training

Ein Aufwärtstrend in der Bewertung der sozialen Komponente führte im Vergleich zur Wartekontrollgruppe lediglich zu Verbesserungen folgender Leistung:

- Die Zahlen und Buchstaben wurden schneller verbunden.

- Die Differenz der Bearbeitungszeit wurde geringer.

- Weniger Alltagsfehler wurden berichtet.

Der Unterschied in den berichteten Alltagsfehler zwischen den Messzeitpunkten wies nur einen Trend auf.

Aufgrund des signifikanten Gruppenunterschieds wurde die Testbatterie zur Auf-merksamkeitsprüfung anhand des Quade-Tests analysiert.

Es war eine signifikante Reduktion der Fehlerzahl bei den Teilnehmern, die einen Aufwärtstrend in der Motivation aufwiesen, festzustellen. Hingegen konnte kein signi-fikanter Unterschied aufgrund der stofflichen Bewertung und nur ein tendenzieller Unterschied hinsichtlich der Beurteilung des sozialen Aspektes nachgewiesen wer-den.

Tab. 4.21 Differenzen der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) gruppiert nach Bewertungstrends und Wartekontrollgruppe

TAP

Trainings-gruppe KT negativ

∆M (SD)

Trainings-gruppe KT positiv

∆M (SD)

Wartekontroll-gruppe

ST

∆M (SD) p

Anregung (n= 34) (n= 21) (n= 60)

Fehlergesamtzahl -1,53 (3,72) -2,60 (5,03) -0,33 (3,79) .004

Stoff (n= 29) (n= 26) (n= 60)

Fehlergesamtzahl -1,70 (3,39) -2,20 (5,08) -0,33 (3,79) n.s.

Sozial (n= 27) (n= 28) (n=60)

Fehlergesamtzahl -1,54 (3,73) -2,35 (4,76) -0,33 (3,79) .073

Anmerkung: n= Stichprobe, M = Mittelwert, SD = Standardabweichung, p = Signifikanzniveau;

KT=kognitives Training; ST =kombiniertes Stress- und kognitives Training

Fazit

Diese Analyse belegt, dass sich die Wirksamkeit der Trainingsmaßnahme, insbeson-dere in den von den Teilnehmern empfundenen motivationalen Aspekten widerspie-gelt.

Anhand der Einschätzung der motivationalen Dimension über die Zeit sind Aussagen zum Trainingserfolg möglich.

4.3 Aufrechterhaltung der Interventionseffekte

Dieser Abschnitt bezieht die Daten des dritten Messzeitpunktes (t3) mit ein, um zu prüfen, ob erzielte Veränderungen der psychometrischen Testergebnisse auch einige Zeit nach Beendigung der Interventionsmaßnahme Bestand hatten. Es wurde die Mehrebenenanalyse so ausgewertet, dass die Messzeitpunkte miteinander vergli-chen wurden, wobei die Follow-up-Messung, die für das kognitive Training verfügbar war, als Referenzwert diente.

Es wurden nur die psychometrischen Tests, für die im Vergleich mit der Wartekon-trollgruppe ein Trainingseffekt nachgewiesen werden konnte, ausgewertet, so dass eher von einer Aufrechterhaltung des Trainingseffektes, der durch die Interventions-maßnahme begründet war, als von einem Lerneffekt aufgrund der Testwiederholun-gen, durch den eine Verbesserung erreicht wurde, ausgegangen werden konnte (vgl.

Kapitel 2.1.3).