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5.  Diskussion

5.3.  Standorterkundungen

Diskussion: Standorterkundungen Seite 81

Für andere Schadstoffe schien als Resultat dieses Phytoscreenings die Methode zur Bestimmung von Kontaminationen in Baumkernen aufgrund hoher Hintergrund-belastungen offensichtlich nicht oder nur bedingt geeignet zu sein (BTEX, Chlor-methane, PCE). Zumindest für PCE konnte die Eignung aber am Standort Neuruppin (vgl. Kap. 4.3.3) später eindeutig dargestellt werden. Das Phytoscreening in Krampnitz war, neben einzelnen Messungen zur Optimierung der Analysenmethode, die einzige Anwendung, bei der die GC-MS-Messung im SIM-Modus erfolgte. Gerade bei schwerer siedenden Schadstoffen wurde ein erhöhtes Maß an scheinbaren Hintergrundbelastungen festgestellt, die in keinem Fall durch die DP-Untersuchungen bestätigt werden konnten. Andererseits wurde auch am Standort Bernau PCE in vielen Baumproben gegenüber den GW-Werten scheinbar überverhältnismäßig gemessen. Ob es sich um akkumulierte Schadstoffe oder um Artefakte aus der Mes-sung handelt, konnte nicht abschließend geklärt werden. Die nachfolgenden Unter-suchungen wurden trotz Empfindlichkeitseinbußen im SCAN-Modus durchgeführt.

Für die Substanzengruppen der bromierten Methane, Chlorethane, Chlorpropane, Chlorpropene und Chlorbenzole reichte die im Rahmen der Erkundungen erhobene Datendichte für eine Einschätzung der Eignung nicht aus.

5.3.3. Neuruppin

Die methodischen Erkenntnisse aus dem Phytoscreening in Neuruppin lassen sich wie folgt zusammenfassen.

Zum VC-Nachweis scheint die Baumkernmethode nicht geeignet zu sein. Allerdings lagen die VC-Konzentrationen im GW i. d. R. weit unter 100 µg/L. An einem Haus-brunnen wurden 244µg/L gemessen, der sich allerdings über 30 Meter entfernt vom nächstgelegenen, beprobten Baum befand. Der Nachweis von 1,2DCA ist hingegen mit Baumkernen möglich.

Die zweite Beprobung zur Beurteilung des Wettereinflusses erbrachte keine substan-tielle Erkenntnis. Im Wesentlichen konnten die Ergebnisse der ersten Probenahme-kampagne bestätigt werden. Die Befürchtung, dass bei anhaltenden trockenen und heißen Wetterverhältnissen niedrigere Belastungen gemessen werden, konnte damit nicht bestätigt werden.

Die parallel laufenden Untersuchungen seitens des UFZ erfolgten an diesem Standort autark, so dass sich die Auswahl der Bäume nicht an existierenden GWMS orientierte und nachfolgende Sondierungen nicht an den bereits beprobten Bäumen.

Zudem wurde ein Großteil der GW-Messungen im Teufenbereich von 7 bis 8 Metern durchgeführt. Die beprobten Bäume wiesen sowohl im Stammumfang als auch in der Art z. T. große Unterschiede auf, folglich waren sehr unterschiedliche Durch-wurzelungstiefen anzunehmen. Der am weitesten westlich gelegene Nachweis von Schadstoffen am Baum 21 bestätigte diesen Ansatz, da dieser Baum im Garten eines Privatgrundstückes in einer morphologischen Tieflage positioniert war. Dazu kamen standortspezifische Aspekte, die einen Abgleich der Methoden zusätzlich erschwerten. So waren im Untersuchungsgebiet keine historisch belegten

Schad-stoffeintragsstellen bekannt. Möglicherweise hat in der Vergangenheit eine Vielzahl von kleineren Einträgen, z. B. durch das Waschen von Panzern mit TCE, statt-gefunden. Anderseits fehlten Kenntnisse über GW-Entnahmen mit möglichen Auswirkungen einer Fahnenverschleppung. Dieses betraf zum einen langfristige Bau-maßnahmen am Freizeitzentrum und der heutigen Agentur für Arbeit, zum anderen auch unregelmäßige Entnahmen aus diversen, z. T. unangemeldet abgeteuften Privatbrunnen. Derartige Entnahmen beeinflussen maßgeblich Abflussrichtungen und Verweilzeiten im GWL und können zu Vermischungen von kontaminierten mit nicht kontaminierten Wässern führen. Daraus ergab sich in Unkenntnis des tatsächlichen Kontaminationsursprungs das eher untypische, ausgesprochen hetero-gene Schadensbild. Zwar wurden zwei Schadenszentren sowohl anhand der Baum-kerne als auch anhand der nachfolgenden GW-Untersuchungen bestätigt, der Ver-gleich der einzelnen Ansatzpunkte fiel jedoch deutlich inhomogener aus als am Standort Krampnitz.

Mit den GW-Untersuchungen konnten zwischen den beiden Schadenszentren geringer Konzentrationen ermittelt werden. Mit den Baumkernen wurden hingegen entlang der Rosskastanienallee (Scholtenstraße) keine Schadstoffe nachgewiesen, obwohl sie die Verbindungslinie zwischen den beiden Schadenszentren darstellte.

Da im südöstlichen Bereich in der Allee jedoch auch Schadstoffe gefunden wurden, die auf einen eigenständigen Eintragsherd hinwiesen, steht die generelle Eignung von Rosskastanien außer Frage. Dass an ihnen die Baumkernmethode unempfind-lich ist, ist jedoch denkbar. Gründe hierfür könnten ausprägte rhizosphärische Abbau-prozesse oder verstärkte baumspezifische Ausgasungen sein. Andererseits sind Rosskastanien für ihre geringe Durchwurzelungstiefe bekannt. Die Bäume in der Allee waren zwar mit Baumumfängen von 195 cm bis 300 cm sehr groß, die Lage der Kontamination jedoch auch vergleichsweise tief.

5.3.4. Hamburg

Die hohen PCE-Konzentrationen im mittleren Fahnenabschnitt konnten mit den Pflanzenbeprobungen bestätigt werden, allerdings traten die hohen Belastungen in den Bäumen etwas nördlich verlagert auf. Dass lediglich PCE nachgewiesen wurde, schien zunächst nicht plausibel. Die in Abb. 14 dargestellten Ergebnisse der GW-Beprobung vom Oktober 2009 zeigten jedoch, dass im gesamten Untersuchungs-gebiet die Konzentrationen für die Einzelsubstanzen i. d. R. deutlich unter 10 µg/L, also in vielen Fällen unter der Bestimmungsgrenze für Chlorethene, lagen. Lediglich die beiden zentral gelegenen Grundwassermessstellen wiesen etwas höhere cDCE- und TCE-Konzentrationen auf.

Witterungsbedingte Empfindlichkeitsverluste der Probenahmemethode bei diesen extremen Temperaturen sind trotz der Ergebnisse der Nachbeprobung in Neuruppin nicht auszuschließen. Im Normalfall ist das Verfahren jedoch bei Trockenwetter emp-findlicher, da keine Regenwasserverdünnung auftritt.

Diskussion: Standorterkundungen Seite 83

Der ausschließliche PCE-Nachweis könnte möglicherweise auch damit erklärt wer-den, dass im Wurzelraum der Bäume verstärkter mikrobieller Abbau stattfand, in des-sen Folge dort in geringen Konzentrationen vorliegendes TCE und cDCE vollständig abgebaut wurde, bevor diese Komponenten in die Pflanze gelangen konnten.

Wie beschrieben, ließ sich die Schadstofffahne im Süden nicht abgrenzen. Zu ver-muten war zudem ein zusammenhängender Strang entlang der Winsener Straße bis in das süd-südwestlich gelegene Schadenszentrum, der sich hier verjüngte und aus-schließlich auf die westliche Allee an der Winsener Straße beschränkt war. Die Schilf- bzw. Zweig- und Sprossbeprobungen etwa 100 m westlich dieses Bereiches zeigten keine Kontamination. Auf Grund diverser Unwägbarkeiten wie Durch-wurzelungstiefe oder generelle Eignung der Pflanzen ließ sich aber nicht ausschließen, dass hier eine breitere Fahne vorliegen könnte.

Baum 4 (s. Abb. 36) mit nur geringen Belastungen lag sehr nah bei den Bäumen 11, 12 und 14 mit hohen Belastungen, stand jedoch erhöht, so dass sein Wurzelraum nicht so tief in den Boden eingedrungen sein wird, wie an den benachbarten Bäumen. Dieser Zusammenhang könnte der Grund für die an diesem Baum ver-gleichsweise geringe Belastung sein.

Die Interpolation von Belastungen im Krigin-Modus im Untergrund ist eine weit verbreitete Darstellungsform in der Altlastenbearbeitung. Anhand der PCE-Fahne in Abb. 36 wird jedoch deutlich, dass diese Darstellungsform detaillierte Begebenheiten stark verfälschen kann. Bei der Fahnenabgrenzung in Krampnitz konnte mit dieser Methode der Einfluss der Oberflächengewässer nur unzureichend berücksichtigt werden. Die GW-Messergebnisse durch das UFZ lagen zunächst in ähnlicher Form vor und wurden aus den gleichen Gründen auf die in Abb. 12 dargestellte Form umgestellt. Daher wurden die Baumkernergebnisse in der Regel mit Balken dar-gestellt.