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Spezifische Präventionsleistungen der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung

3. Überblick zum Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

3.3 Aktivitäten der Arbeitsschutzakteure

3.3.3 Spezifische Präventionsleistungen der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung

Unfallversiche-rung

Die

1 wurden im Bericht der Bundesregie-rung zu „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2009“ ausführlich beschrieben. Anhand exemplari-scher Präventionsleistungen soll die umfassende Sicht-weise der Prävention der gesetzlichen Unfallversiche-rung – getragen von den gewerblichen und landwirt-schaftlichen Berufsgenossenschaften sowie der Un-fallversicherung der öffentlichen Hand – dargestellt werden.

Präventionsleistung „Beratung auf Anforderung“

Eine der wichtigsten Aufgaben einer modernen Prä-vention besteht darin, die Entwicklung neuer Techno-logien mit Blick auf die Sicherheit und die Gesundheit der Beschäftigten von Beginn an zu begleiten, um Risiken rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Die Präventionsleistung „Beratung auf Anforderung“ zeigt den im Sozialgesetzbuch Teil VII weit gefassten Bera-tungsauftrag der gesetzlichen Unfallversicherung.

Mobile IT-gestützte Arbeit nimmt als Arbeitsform stetig zu. Diese Form der digitalen Information und Kommunikation wird betriebswirtschaftlich ange-strebt, führt aber bei den Mitarbeitern verstärkt zu körperlichen und psychischen Belastungen. Die Belas-tungen entstehen im Wechselspiel mit ungeeigneten Arbeitsmitteln (beispielsweise zu kleine Displays, störende Reflektionen) bei gleichzeitig steigender Aufgabenlast. Auf Anfragen von Betrieben wurden gemeinsam mit der Unfallversicherung quantitative Modelle und Erhebungsinstrumente zur Belastungs-ermittlung an mobilen IT-gestützten Arbeitsplätzen entwickelt. In Kooperation mit Unfallversicherungs-trägern fanden flankierende Feldbeobachtungen und Beratungen von Mitgliedsunternehmen statt. 2011 wurde ein Tätigkeits- und Kompetenzprofil mobiler IT-gestützter Arbeit erarbeitet, auf das Personalver-antwortliche in Zukunft bei der Entwicklung von spe-zifischen Maßnahmen Bezug nehmen können. Die Ergebnisse aller Untersuchungen wurden in

verschie-denen

2 zusammengefasst.

1 www.dguv.de/inhalt/praevention/aus_weiter/documents/praev_

leist.pdf

2 www.dguv.de/ifa/de/fac/mobile_it/index.jsp

Präventionsleistung „Information und Kommuni-kation“

Das Gesetz zur Förderung von Kindern unter drei Jahren in Tageseinrichtungen und in Kindertagespfle-ge (KiföG) eröffnet ab 1. August 2013 einen Rechts-anspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder vom vollendeten ersten bis zum vollendeten dritten Lebens-jahr. Weil die Kindertagespflege nicht nur an Bedeu-tung zunimmt, sondern sich auch deutlich von der Betereuungsform von Kindertageseinrichtungen unter-scheidet, entwickelte die gesetzliche Unfallversiche-rung 2011 die Informationsschrift

3. Die Schrift beschreibt die

wichtigsten Aspekte einer sicheren und gesunden Betreuung von Kindern in der Tagespflege, vor allem Schutzmaßnahmen für Kinder, aber auch Hinweise für die Gesundheitsförderung der Tagespflegepersonen selbst. Dabei wird auch das Verständnis von Sicher-heit und GesundSicher-heit als integrative Bestandteile einer hohen Betreuungsqualität und damit auch einer guten frühkindlichen Entwicklung deutlich.

Seit März 2009 ist die Konvention der Vereinten Nati-onen über die Rechte von Menschen mit Behinderun-gen (UN-BRK) in Deutschland geltendes Recht. Zent-rales Ziel ist die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Die gesetzliche Unfallversicherung hat flankierend zum nationalen Plan der Bundesregie-rung 2011 einen 4 erarbeitet. So hat beispielsweise das neu eingerichtete 5 der Deutschen Gesetzlichen Unfallver-sicherung (DGUV) die Aufgabe, vorrangig folgende Maßnahmen im Handlungsfeld „Barrierefreiheit“ die-ses Aktionsplans umzusetzen:

– Entwicklung eines Leitfadens zur barrierefreien Gestaltung von Gebäuden und Arbeitsplätzen – Aufbau eines Internetportals mit Hinweisen zur

barrierefreien Gestaltung und guten Beispielen – Entwicklung von Seminaren für Architekten,

Auf-sichtspersonen und Sicherheitsfachkräfte.

Bereits heute bieten die 6 sowie die 7 online Leitfäden zur Planung und Gestaltung barrierefreier Arbeitsstätten an. Dem The-ma 8 widmet sich ein spezielles Portal.

3 http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/i-8641.pdf

4 http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/aktionsplan_dt-20120301_web-%283%29.pdf

5 www.dguv.de/fb-verwaltung/sachgebiete/barrierefrei/index.jsp

6 www.vbg.de/barriere/

7 www.unfallkasse-nrw.de/portal-barrierefreiheit

8 www.sichere-schule.de/barrierefrei/gemeinsam_lernen/01.htm

Rund 17 Mio. Erwerbstätige arbeiten in Deutschland in Wechselschichtsystemen, davon 2,5 Mio. mit Nachtschichten. Das Them9 rückt damit zunehmend in den Fokus der Präventionsarbeit der gesetzlichen Unfallversicherung. Experten der Unfall-versicherung haben den aktuellen Wissensstand zu Schichtarbeit in einem10 zusammengetragen und veröffentlicht. Neben den rechtlichen Rahmenbe-dingungen werden darin die Charakteristika und Häu-figkeit von Schichtarbeit beschrieben. Weiterhin sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu medizinischen und sozialen Aspekten der Schichtarbeit dargestellt.

Schichtarbeit hat nicht nur Einfluss auf physiologische Prozesse, wie z. B. den Schlaf oder Konsequenzen für das Sozial- und Privatleben, sondern beeinflusst auch das Unfallgeschehen. Hinsichtlich der Auswirkungen von Schichtarbeit auf die Entstehung von Krebs, die die WHO mit Störungen des circadianen Rhythmus („innere Uhr“) in Zusammenhang bringt, sind die vorliegenden Erkenntnisse nicht eindeutig. Der Report enthält Empfehlungen für die Betriebe zum Umgang mit Schichtarbeit und bietet Experten Hinweise für ihre Präventionsarbeit. Um einige der bestehenden Forschungslücken zu schließen, hat die DGUV geziel-te Forschungsvorhaben11 initiiert.

Mit Inkrafttreten der

12 am 1.

Januar 2011 hat ein Paradigmenwechsel der betriebs-ärztlichen und sicherheitstechnischen Betreuung statt-gefunden. Betriebe, Verwaltungen und Bildungsein-richtungen mit mehr als zehn Beschäftigten haben größeren Gestaltungsspielraum und können nun die Betreuungsleistungen passgenau auf die jeweiligen betrieblichen Erfordernisse zuschneiden. Um die Ak-teure bei der Anwendung der DGUV Vorschrift 2 zu unterstützen, haben die Deutsche Gesetzliche Unfall-versicherung (DGUV) und die UnfallUnfall-versicherungs- Unfallversicherungs-träger umfangreiche Handlungshilfen zur Ermittlung und Vereinbarung der betriebsärztlichen und sicher-heitstechnischen Betreuungsleistungen entwickelt. Mit einem online bearbeitbaren Programm lässt sich der Betreuungsbedarf bei der Regelbetreuung der Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten einfach berechnen.

Darüber hinaus wurden Antworten auf häufig gestellte Fragen sowie konkret

12 zusammengestellt. Die

ein-zelnen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen bieten, auf die Bedürfnisse ihrer Mitgliedsbetriebe

9 www.dguv.de/inhalt/praevention/themen_a_z/schichtarbeit/

10 http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/iag-schicht-1.2012.pdf

11 1.: www.ipa.ruhr-uni-bochum.de/forschung/Schichtarbeit.php 2.: www.dguv.de/ifa/de/pro/pro1/ff-fp0321/index.jsp

12 www.dguv.de/inhalt/praevention/vorschr_regeln/dguv_vorschrift_

2/index.jsp

zugeschnitten, zahlreiche Handlungshilfen wie Fach-informationen, Broschüren, Online-Tools, etc. an.

Präventionsleistung Forschung, Entwicklung, Mo-dellprojekte

Um das Bewusstsein für eine Verbesserung der Schul-qualität in Bildungseinrichtungen durch die Förderung von Sicherheit und Gesundheit zu stärken, führen die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung Forschungs- und Modellprojekte durch, deren Ergeb-nisse in die Präventionsarbeit der Unfallversicherungs-träger einfließen.

Im Rahmen des Modellprojektes „Muster-Klassen-zimmer“ wurden die Auswirkungen von gesundheits- und lernfördernden Veränderungen von Klassenzim-mern untersucht. Dazu wurden in zwei Schulen Klas-senräume mit optimierten Arbeitsbedingungen (z. B.

ergonomisches Schulmobiliar, Lärmreduktion) ausges-tattet, um den Einfluss auf Unterrichtsqualität und Gesundheit von Lehrkräften, Schülerinnen und lern zu untersuchen. Sowohl Lehrkräfte als auch Schü-lerinnen und Schüler haben die neuen Räume als sehr arbeitsförderlich bewertet. Zufriedenheit und Wohlbe-finden sind bei beiden Gruppen gestiegen. Die aus-führlichen Ergebnisse sind13 nachzulesen.

Wie ein gesundheits- und lernförderndes Klassenzim-mer aussehen kann, zeigt 14. Auf der Basis der Ergebnisse werden zurzeit die wichtigsten Gestaltungsaspekte für die gesunde und lernförderliche Gestaltung von Klas-senzimmern für Schulleiter, Lehrkräfte, Bauplaner und Architekten zusammengefasst und sollen bei der Sa-nierung von Schulgebäuden Anwendung finden.

Mit dem 2011 abgeschlossenen 15 hat sich ein Verbund aus Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), IG Metall, Institut für Gießereitech-nik (IFG), Unternehmen und weiteren Instituten dem nachhaltigen Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Gießereiindustrie gewidmet. Gesunde, kompetente und motivierte Mitarbeiter sind die Voraussetzung für den Erhalt und die Steigerung der betrieblichen Leis-tungs- und Innovationsfähigkeit. Ein ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement wird durch Begleitung, Beratung und Qualifizierung von Mana-gement, Betriebsrat und anderen zentralen Akteuren implementiert. Dabei wird auf die Entwicklung einer betrieblichen Gesundheitskultur besonderer Wert

13 www.dguv-lug.de/882093.php?sid=38432267507081874934078637 863320

14 www.sichere-schule.de/klassenraum/lernraeume/default.htm

15www.indina.de/

legt. Zusätzlich zu den betrieblichen Ansätzen wurde der Dialog in der Gießerei-Branche zu Arbeit und Gesundheit zwischen den Sozialpartnern, Fachexper-ten und BeschäftigFachexper-ten gefördert und die Verbreitung der Ergebnisse über die Branche hinaus geleistet. Die Dialogforen finden über die Projektlaufzeit hinaus statt.

Präventionsleistung Qualifizierung

Einsatzkräfte (Notärzte, Feuerwehren, Polizei) sind bei der Anfahrt an den Einsatzort hohen psychomenta-len Belastungen ausgesetzt. Herzraten von bis zu 160 pro Minute wurden bei Fahrern ermittelt. Das Unfall-risiko ist um bis zu 17-fach erhöht. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) ereignen sich 3 - 5 % der gemel-deten Unfälle bei Einsatzfahrten. Sie führen aber zu mehr als 50 % aller Arbeitsausfalltage. Da ein Trai-ning unter Realbedingungen grundsätzlich nicht mög-lich ist, haben die DGUV und der Deutsche Verkehrs-sicherheitsrat (DVR) Simulatoren entwickelt, mit denen alle relevanten Verkehrssituationen interaktiv für den Einsatzwagenfahrer simuliert werden können.

Für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsauf-gaben besteht die Möglichkeit, d16 als Tages-Seminar umzusetzen. Ein parallel entwickeltes

Seminarkonzept 17

wurde 2011 als DVR-Programm zertifiziert.

Präventionsleistung Prüfung/Zertifizierung

Die 17 Prüf- und Zertifizierungsstellen im

18 sind auf Branchen

oder Produktbereiche spezialisiert. Mit der Prüfung und Zertifizierung werden Produkte auf die Einhaltung von Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen überprüft, bevor sie in den Betrieben eingesetzt wer-den. DGUV Test hat 2011 mit einer systematischen Auswertung von Produktmängeln begonnen, die bei der erstmaligen Prüfung eines Produkts festgestellt werden. 67 % der erfassten Produkte hatten derart gravierende Mängel, dass vor einer Nachbesserung durch den Hersteller kein Zertifikat ausgestellt werden konnte. Nur 33% der Produkte waren mängelfrei bzw.

hatten nur geringfügige oder formale Mängel. Die gute Nachricht: Fast alle Hersteller schaffen es, ihre Pro-dukte so zu verbessern, dass sie anschließend ein Zer-tifikat erhalten können. Die indirekte Produktbeein-flussung insbesondere über die Prüfgrundsätze von DGUV Test sowie die Mitarbeit in der Normung ist ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Teil der

16 http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/iag3046.pdf

17 www.dvr.de/presse/dvr_report/940_13.htm

18 www.dguv.de/dguv-test/de/index.jsp#

beit der Prüf- und Zertifizierungsstellen. Im Jahr 2011 wurden 2590 Zertifikate ausgestellt und 64 neue Prüf-grundsätze herausgegeben. Mitarbeiter von DGUV Test waren an der Ausarbeitung von 268 veröffent-lichten Normen oder Normentwürfen beteiligt.

Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaften

Die 19

sorgen im Rahmen ihres gesetzlichen Präventionsauf-trags nicht nur in Betrieben mit Arbeitnehmern für Sicherheit und Gesundheitsschutz, sondern auch in den bäuerlichen Familienbetrieben ohne fremde Ar-beitskräfte. Sie sind Teil der landwirtschaftlichen So-zialversicherung (LSV), wodurch die Möglichkeit eröffnet wird, gemeinsam mit den anderen Zweigen der LSV einen ganzheitlichen Präventionsansatz zu verfolgen. So verzahnen sich die klassischen Felder der Verhältnis- und der Verhaltensprävention der Be-rufsgenossenschaften über den Gesundheitsschutz mit Themen der betrieblichen und privaten Gesundheits-förderung aus den Aufgabenfeldern der Krankenkas-sen. Daher nehmen die Präventionsleistungen Bera-tung, Information/Kommunikation, Forschung und Qualifizierung einen besonderen Stellenwert ein. So wurde beispielsweise die bundeseinheitliche Software zur Besichtigung von versicherten Unternehmen wei-terentwickelt. Dafür wurden u. a. fachbezogene Bera-tungs- und Schulungsmodule zur Rinderhaltung und zu Biogasanlagen zielgruppenorientiert erarbeitet. Im Rahmen der Präventionskampagne „Risiko raus!“ zum sicheren Fahren und Transportieren setzten die land-wirtschaftlichen Berufsgenossenschaften branchen-spezifische Akzente zur Ladungssicherung und Kenn-zeichnung von landwirtschaftlichen Fahrzeugen. Dar-über hinaus wurden Anforderungen zur Verbesserung der Sicherheit von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen in Normungsgremien mit Partnern abge-stimmt und voran gebracht. Um in Bezug auf den demografischen Wandel bedarfsgerecht und dem ganzheitlichen Ansatz entsprechend Präventionsmaß-nahmen ableiten zu können,

20 durchgeführt.

Vor dem Hintergrund steigender psychischer Anforde-rungen in der Arbeitswelt bestehen darüber hinaus bereits in einigen Pilotregionen psychosoziale Netz-werke. Neben Angeboten der Primärprävention von psychischen Belastungen und der betrieblichen Ge-sundheitsförderung, die zu einem bundesweiten psy-chosozialen Netzwerk ausgebaut werden sollen,

19 www.lsv.de

20 www.iqpr.de

folgt auch eine Kooperation mit der Bundesarbeitsge-meinschaft der ländlichen Familienberatung e. V.