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Das Spektroskopische Verfahren der Circulardichroismus-Spektroskopie Im Jahr 1808 entdeckte Malus [51] das polarisierte Licht und in den Jahren 1811 und 1815

3. Theoretischer Teil

3.3 Das Spektroskopische Verfahren der Circulardichroismus-Spektroskopie Im Jahr 1808 entdeckte Malus [51] das polarisierte Licht und in den Jahren 1811 und 1815

konnten Arago [52] und Biot die [53] Wellenabhängigkeit der optischen Aktivität nachweisen.

D.h. die Ebene des linear polarisierten Lichtes wird durch eine chirale Substanze in Abhängigkeit von der Wellenlänge unterschiedlich stark gedreht. Die Theorie der transversalen Wellen des Lichtes führte Fresnel [54] ein und im Jahr 1822 entdeckte er das circular polarisierte Licht mit der Unterscheidung zwischen links- und rechts-polarisertem Licht. Den Grundstein für eine in der heutigen Zeit gängige Untersuchungsmethode für chiroptische Eigenschaften von Molekülen legten im Jahr 1847 bzw. 1895 Haidinger [55] und Cotton [56]. Sie entdeckten den Circulardichroismus, der jedoch erst 65 Jahre später zu dem Bau des ersten kommerziell erhältlichen CD-Spektralpolarimeter führte. Die Circulardichroismus-Spektroskopie, meistens mit „CD“-Spektroskopie abgekürzt, ist eine Form der Absorptionsspektroskopie im UV/Vis-Bereich. Unter Circulardichroismus wird die unterschiedliche Absorption von rechts und links circular polarisiertem Licht durch eine optisch aktive Substanz verstanden, auch Cotton-Effekt [56] genannt. Ein chirales Molekül dreht die Ebene circular polarisierten Lichtes und bei Enantiomeren erfolgt dies um den gleichen Betrag, nur mit unterschiedlichen Vorzeichen, so dass spiegelbildliche Kurvenverläufe der Cotton-Effekte erhalten werden. Mit Hilfe der CD-Spektroskopie kann die räumliche Anordnung von Molekülen nach Bild und Spiegelbild unterschieden werden.

Unter Licht wird in der Physik sinusförmig ausbreitende, elektromagnetische Strahlung bzw.

Wellen verstanden. Diese Wellen setzten sich aus den beiden Feldvektoren H und E zusammen. Mit dem Feldvektor E wird die orts- als auch zeitabhängige elektrische Komponente beschrieben und mit dem Feldvektor H die magnetische Komponente, wobei die beiden Feldstärken senkrecht zueinander sowie zu der Ausbreitungsrichtung stehen.

Mathematisch wird dieser physikalische Zusammenhang durch die Maxwellschen Gleichungen [57] ausgedrückt. Bei natürlichem Licht stehen die elektrischen Feldvektoren in unterschiedlichen Winkeln zu der Ausbreitungsachse. Linear polarisiertes Licht wird erhalten, wenn alle elektrischen Feldvektoren parallel zueinander stehen. Dagegen rotiert der Feldvektor E bei circular polarisiertem Licht um die Achse in Ausbreitungsrichtung (Abb.16).

Daher kann durch den Drehsinn des elektrischen Feldvektors E entlang der Ausbreitungsrichtung zwischen links und rechts circular polarisiertem Licht unterschieden werden. Durch die Rotation der Welle wird eine schraubenförmige oder helicale Bewegung des Lichtes beschrieben. Somit kann das circular polarisierte Licht als eine Art „chirales Lichtes“ betrachtet werden [58].

Abb. 16: a) Beim natürlichen Licht schwingt der elektrische Feldvektor E in jeder Ebene senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. b) Beim linear polarisierten Licht schwingt der Feldvektor E nur in einer Ebene. c) Beim circular polarisierten Licht beschreibt der Feldvektor E einen Kreis, wobei sein Betrag immer konstant bleibt.

Im Fall des elliptisch polarisiertes Licht ändert sich der Betrages für den elektrischen Feldvektor E periodisch, da eine Ellipse erhalten wird bei der Projektion von der Helix auf eine zu ihr senkrechten Ebene.

Er r

E r

E

a b c

Bei der Überlagerung von zwei linear polarisierten Wellen mit gleicher Frequenz und Amplitude, jedoch mit einer Phasendifferenz von λ/4 bzw. π/2 sowie senkrecht zueinander stehenden Polarisationsebenen wird circular polarisierten Strahlung erhalten. Wie in Abbildung 17 dargestellt , wird rechts circular polarisiertem Licht erhalten, wenn der Feldvektor E1 dem Wellenzug E2 um λ/4 vorausläuft, und bei links circular polarisiertem Licht ist dies umgekehrt.

Dagegen wird durch zwei entgegengesetzt umlaufende circular polarisierte Wellen mit gleicher Frequenz und Amplitude linear polarisiertes Licht erhalten.

Abb. 17: Darstellung von links und rechts circular polarisiertes Licht, durch die Überlagerung von zwei linear polarisierten Wellen mit einer Phasendifferenz von λ/4 bzw. π/2

Interaktionen zwischen Licht und Materie

Wechselwirkt Licht mit Molekülen, so lässt sich dies als eine Verschiebung von Elektronen oder Ladung durch ein einwirkendes elektrisches Feld beschrieben. In der Quantentheorie wird dies als eine Änderung der energetischen Zustände des Moleküls durch die Lichtstrahlen erklärt. Die Übergänge zwischen den verschiedenen energetischen Zuständen von den Elektronen zu dem Atomkern werden neu geordnet, wodurch ein elektrisches Übergangsdipolmoment induziert wird. Ebenso wird durch das magnetische Feld des Lichtes eine Änderung der Zustände zwischen den Elektronen und dem Kern des Moleküls bewirkt, d.h. ein magnetisches Übergangsdipolmoment erzeugt. Wird nun ein Molekül im Grundzustand von Licht einer geeigneten Frequenz getroffen, wird die Energie adsorbiert und das Molekül geht in einen energetisch angeregten Zustand über. Diese Abhängigkeit wird in Resonanzbedingung wiedergegeben:

Resonanzbedingung: ∆E = EΨ0 - EΨ1 = h . ν

mit: EΨ0 = Energiebetrag der Wellenfunktion Ψ0 im Grundzustand EΨ1 = Energiebetrag der Wellenfunktion Ψ1 im angeregten

Zustand

Die Aufnahme dieser Energie kann gemessen werden, indem die Lichtintensität vor und nach dem Durchgang durch ein isotropes Medium bestimmt wird. Somit ergibt sich für die Gesamtheit der von einem Stoff aus einem kontinuierlichen Spektrum absorbierten Wellenlängen das Absorptionsspektrum. Optisch aktive Medien zeigen gegenüber circular und linear polarisiertem Licht unterschiedliches Verhalten und können dadurch zwischen den enantiomeren Formen des Lichtes unterscheiden. Sie drehen die Ebene des linear polarisierten Lichtes um den charakteristischen Drehwinkel α, der die Drehung beschreibt. Ist der Winkel α auf eine bestimmte Wellenlänge λ und Temperatur T genormt, wird er als spezifischer Drehwert [α] bezeichnet. Der spezifische Drehwert [α] ist sowohl abhängig von der Konzentration c der Probe als auch von der Länge l des Strahlendurchganges durch eine Probe [59]:

spezifischer Drehwert [α]: [α] = α . l . c

mit: α = auf eine bestimmte Wellenlänge λ und Temperatur genormter Winkel

l = Länge des Strahlendurchganges durch eine Probe (in dm)

c = Konzentration der Probe (in g/ml)

Für zwei Enantiomere ist dieser Winkel [α] vom Betrag her gleich, jedoch mit unterschiedlichen Vorzeichen. Genannt wird diese unterschiedliche Brechung von links und rechts polarisiertem Licht durch optisch aktive Medien optische Rotationsdispersion (ORD) oder circulare Doppelbrechung genannt. Es ist eine Drehung der Polarisationsebene, welche durch den magnetischen Feldvektor H und die Ausbreitungsrichtung aufgespannt wird. Die zu der Polarisationsebene senkrecht stehende Ebene wird Schwingungsebene genannt.

Durch Polarisation werden bestimmte Schwingungsrichtungen der elektromagnetischen Strahlung herausgefiltert. Beim Durchtritt des Lichtes durch eine Probe nimmt die Lichtgeschwindigkeit ab, wobei diese Abnahme als Faktor gemessen werden kann und als Brechungsindex (n) definiert ist.

Abb. 18: Beim Durchtritt der beiden circular polarisierten Teilstrahlen durch eine optisch aktive Probe ändert sich ihre Phasenbeziehung, da sie sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit ausbreiten. Die Ebene des resultierenden linear polarisierten Lichtstrahls ist daher der Polarisationsebene des einfallenden linear polarisierten Lichtstrahls gegenüber um den Winkel α gedreht.

Dies bedeutet unterschiedliche Brechungsindizes (nL ≠ nR) für die beiden circular polarisierten Teilstrahlen in einem optisch aktiven Medium. Wie in Abbildung 18 gezeigt, pflanzt sich einer der beiden Teilstrahlen mit langsamerer Geschwindigkeit fort als der andere und führt daher zu einer Phasenverschiebung der beiden circular polarisierten Lichtstrahlen, wodurch sich die Ebene des ausfallenden Lichtes dreht. Auf dieser unterschiedlichen Adsorption des eingestrahlten Lichtes durch die beiden circular polarisierten Komponenten beruht der Circulardichroismus. Anhand der so erhaltenen Absorptionsspektren kann zwischen der Absorption von links- und rechts-polarisiertem Licht unterschieden werden. Bei den Cirulardichroismus-Spektren wird die Differenz der Absorption ∆ε, auch molare Extinktion genannt, gegen die Wellenlänge λ aufgetragen. Die erhaltene Circulardichroismus-Kurve wird als Cotton-Effekt bezeichnet. Von einem positiver Cotton-Effekt wird gesprochen, wenn die Wellenlänge λmax. größer als die des Minimums λmin. oder ∆ε > 0 ist und im umgekehrten Fall, λmax. ist kleiner als λmin. bzw. ∆ε < 0, von einem negativen Cotton-Effekt. Ein Enantiomerenpaar weist daher den gleichen Cotton-Effekt auf, nur mit unterschiedlichen Vorzeichen (Abb. 19).

linear polarisiertes Licht

links circular polarisierte Komponente (langsam)

rechts circular polarisierte Komponente (schnell)

Drehwinkelα optisch aktive

Probe

ErL ErL rEL ErR

rE

Er r

E = 0 ErR rER

ErL r

EL r

EL ErR

Er r

E r

E = 0 ErR ErR

α α

Abb. 19: Die Circulardichroismus--Kurve wird als Cotton-Effekt bezeichnet, wobei ein Enantiomerenpaar den gleichen Cotton-Effekt aufweist nur mit unterschiedlichen Vorzeichen

Aufbau eines Circulardichroismus-Spektralpolarimeters

Die Anordnung für die Aufnahme eines Dichroismus-Spektrums sieht folgendermaßen aus:

Lichtquelle Æ Monochromator Æ Polarisator Æ Probezelle Æ

Analysator Æ Detektor

Eine Lichtquelle, meistens eine Xenondampflampe, erzeugt ein nahezu homogenes Lichtspektrum bei dem allen Wellenlängen mit gleicher Intensität ausgestrahlt werden. Um bei dem einfallende Licht einen kontinuierlichen Wellenlängenbereich abfahren sowie die Absorption für jede einzelne Wellenlänge bestimmen zu können wird ein Monochromator eingesetzt. Für die anschließende circulare Polarisierung des Lichtes in die links- und. rechts-polarisierten Anteile wird der Polarisator benötigt. Wenn der Polarisator und der Analysator senkrecht aufeinander stehen, wird keine Strahlung durchgelassen. Bei Anwesenheit von optisch aktivem Material wird die Strahlung durchgelassen, wodurch sich der Drehwinkel α des Analysators so dreht, bis wieder eine Sperrung für die Strahlung entsteht. Nach dem Durchgang durch die Probe werden die Lichtintensitäten durch einen Detektor registriert und an den angeschlossenen Rechner zur Auswertung weitergeleitet [60].

Cotton-Effekt

∆ε = 0 ∆ε = 0

positiver Cotton-Effekt

λ λ

negativer Cotton-Effekt