• Keine Ergebnisse gefunden

Situation und Trends

Im Dokument UMWELTSITUATION IN ÖSTERREICH (Seite 22-28)

Gewässerzustand und Zielerreichungsgrad 2015

Im Jahr 2005 wurde als einer der ersten Schritte der Umsetzung der WRRL die Ist-Bestandsaufnahme der Gewässer in Österreich veröffentlicht (BMLFUW 2005a). Sie wurde gemäß dem integrativen Ansatz der WRRL flächendeckend für Österreich, das in acht Flusseinzugsgebiete (Planungsräume) unterteilt wurde, durchgeführt.

Darin ist u. a. eine erste Abschätzung der Einhaltung des Ziels „Guter Zustand der Gewässer im Jahr 2015“ („Risikoanalyse“) enthalten. Die Bewertung der Wasser-güte erfolgte für die abgegrenzten Grund- und Oberflächenwasserkörper (für Fließ-gewässer mit einem Einzugsgebiet > 100 km2 und für Seen mit einer Fläche > 50 ha).

Oberflächengewässer

Die Risikoanalyse für Oberflächengewässer ergab, dass die Flüsse und Seen auf-grund großer Bemühungen der Kommunen und der Industrie eine gute chemische und biologische Wasser- bzw. Gewässergüte aufweisen (siehe Abbildung 1). Bei lediglich 1 % der untersuchten Messstellen gemäß Wassergüte-Erhebungsverord-nung (WGEV) besteht besonderer Sanierungsbedarf (ab Güteklasse III) hinsicht-lich der biologischen Gewässergüte. Diese wird aus dem Vorkommen von Pflanzen und Tieren als Reaktion auf die Gewässerbelastung mit biologisch abbaubaren Sub-stanzen abgeleitet (BMLFUW 2005b).

Abbildung 1:

Karte der biologischen Gewässergüte in Österreich (BMLFUW 2006c).

Sauberes Trinkwasser

Saubere Badegewässer

Wasser- und Gewässergüte

sind gut

!

Auswertung der Fließgewässermessstellen im Zeitraum 1/2003 bis 12/2003

5

10 Donau vom Kamp einschließlich bis zur Leitha (ohne March); Moldau 11 March

12 Leitha

13 Rabnitz und Raab 14 Mur

15 Drau Flussgebiete

Ergebnisse nach Modul 2 / 3

!

Ergebnisse nach Modul 1

!

Achter Umweltkontrollbericht – Wasser und Wasserwirtschaft

24

Gemäß der Ist-Bestandsaufnahme (BMLFUW 2005a) besteht für knapp 60 % der Fließgewässerstrecken das Risiko, das Ziel des „guten Zustands“ bis 2015 zu verfehlen. Durch wasserbauliche Maßnahmen sind die Flüsse in Österreich zu ei-nem großen Teil hydrologisch und morphologisch beeinträchtigt. Für einen Teil die-ser Gewäsdie-serabschnitte wird, da die Veränderung auf Energiegewinnung, Schutz-wasserbau und Schifffahrt zurüchzuführen ist, eine spezielle Bewertungskategorie (sog. Erheblich veränderter Wasserkörper) zur Anwendung kommen. Die Hydro-morphologie ist charakterisiert durch

die Abflussverhältnisse (Wassermenge, Saisonalität, Wasserstands-schwankungen, Strömungsdynamik, Verbindung zum Grundwasser);

die Gewässerstruktur (Laufentwicklung, Struktur und Substrat des Flussbetts, Struktur der Uferzone, Vernetzung mit Umland und Zuflüssen) und

die Durchgängigkeit und Passierbarkeit des Flusses für Tiere und Sedimenttransport.

Hydromorphologische Veränderungen der Flüsse finden v. a. durch die Wasser-kraftnutzung (

’

Kapitel 12) und Hochwasserschutzmaßnahmen in Form von Däm-men, Querbauwerken, Begradigungen und Ufersicherungen statt. Hydrologische Be-einträchtigungen treten z. B. durch Ausleitungen und den Schwallbetrieb von Spei-cher-Wasserkraftwerken auf.

Bei sechs von insgesamt 62 Seen mit einer Größe von mehr als 50 ha wird auf-grund der Nutzung als Speicherseen und der damit verbundenen hydrologischen und morphologischen Veränderungen von einer Zielverfehlung hinsichtlich der Hy-dromorphologie ausgegangen (BMLFUW 2005a).

Als mögliche Quellen für stoffliche Belastungen von Oberflächengewässern werden Punktquellen (z. B. Stoffeinträge aus Kläranlagen) und diffuse Quellen (z. B. Stoff-einträge aus der Landwirtschaft) unterschieden. Ein Emissionsregister zur Erfas-sung punktueller und diffuser stofflicher Belastungen der Flüsse wurde für die Ist-Bestandsanalyse erarbeitet (BMLFUW 2005a).

Punktuelle Schadstofffrachten aus kommunalen Kläranlagen, Industrie und sons-tigen Direkteinleitern wurden für die Risikobewertung der Wasserkörper hinsichtlich des chemischen Zustands abgeschätzt.

Das Abwasser von 86 % der EinwohnerInnen wurde im Jahr 2001 über ein öffentli-ches Kanalisationssystem und somit eine Abwasserreinigungsanlage entsorgt, 2003 erhöhte sich dieser Wert auf 88,9 % (BMLFUW 2006d).

Die aktuelle Auswertung der Reinigungsleistung der Kläranlagen in Österreich zeigt durchwegs Verbesserungen im Jahr 2003 gegenüber 2001, vor allem beim Para-meter Phosphor. Die Anpassung von einigen großen kommunalen Kläranlagen an den Stand der Technik (z. B. in Wien und Graz) bewirkte seit 2004 weitere Verbes-serungen der Reinigungsleistung, vor allem im Hinblick auf die Stickstoffentfernung (BMLFUW 2006d). Das kommunale Klärschlammaufkommen in Österreich steigt da-her weiter an, im Jahr 2004 betrug es 237.679 t Trockensubstanz, das entspricht einer 7 %igen Steigerung gegenüber 2000. 16 % davon werden in der Landwirt-schaft ausgebracht (BMLFUW 2006d).

Auch flächendeckend diffuse Nährstoffeinträge (Stickstoff und Phosphor) von land-wirtschaftlichen Flächen in Flüsse wurden für die Risikobewertung der Wasserkör-per hinsichtlich des chemischen Zustands abgeschätzt (BMLFUW 2005a).

60 % der Flüsse sind strukturell

beeinträchtigt

Emissionsregister der

Schadstoff-belastung neu erstellt

Verbesserte Reinigungsleistung der Kläranlagen

Erste vorläufige Zahlen aus Modellberechnungen zeigen teilweise höhere diffuse Nährstoffeinträge. So stammen im Einzugsgebiet der March rund 70 % der Stick-stoffeinträge und 82 % der Phosphoreinträge aus diffusen Quellen. Im oberen Ein-zugsgebiet der Donau bis Jochenstein (inklusive der Zubringer wie z. B. Inn und Salzach) stammen 45 % der Stickstoff- und 12 % der Phosphoreinträge (UMWELT -BUNDESAMT 2005) aus diffusen Quellen.

Ausbau der Wasserstraße Donau

Das zum Zeitpunkt der Berichterstellung zur UVE eingereichte flussbauliche Ge-samtprojekt für die Donau östlich von Wien wurde von Vertreterinnen und Vertre-tern aus den Bereichen Wasserbau und Ökologie gemeinsam erarbeitet. Damit sol-len die Fahrwasserverhältnisse für die Schifffahrt auf der freien Fließstrecke östlich von Wien (zwischen Wien und der slowakischen Staatsgrenze) durch eine Stabi-lisierung der Flusssohle verbessert werden. Da das Gebiet als Nationalpark („Do-nau-Auen“) ausgewiesen ist, sind ökologische Begleitmaßnahmen wie die Reakti-vierung von alten Donaubegleitarmen und Uferrückbauten vorgesehen.

Grundwasser

Die Fläche für Beobachtungsgebiete umfasst ca. 4.000 km2 und für voraussichtliche Maßnahmengebiete rund 3.000 km2, das entspricht 5 % bzw. 3,5 % der Staatsfläche (BMLFUW 2006c). Entsprechend der Kriterien der 1991 erlassenen Grundwasser-schwellenwertverordnung (GSwV) i.d.g.F. sind insgesamt 27 Grundwassergebiete in Österreich Beobachtungsgebiete (25) und/oder voraussichtliche Maßnahmen-gebiete (12)1 (siehe Abbildung 2 auf der nächsten Seite). Parameter, deren Schwel-lenwerte im Grundwasser überschritten werden, sind Nitrat, Nitrit, Atrazin, Desethyl-atrazin, Ammonium, Orthophosphat, Natrium, Chlorid und Kalium.

Gemäß der IST-Bestandsaufnahme (BMLFUW 2005a), die auf Daten der Jahre 2001/

02 beruht, wurden Nitrat, Atrazin und Desethylatrazin als jene Parameter identifi-ziert, für die ein Risko besteht, den guten chemischen Zustand des Grundwassers im Jahr 2015 zu verfehlen.

Nitrat stellt für das Grundwasser nach wie vor das größte Problem dar. Tendenziell ist zwar eine Abnahme der Konzentrationen zu verzeichnen, allerdings musste ab 2000 bei ca. 1/5 aller Grundwassergebiete – vor allem im Osten Österreichs – wie-der ein Anstieg wie-der Konzentrationen festgestellt werden (UMWELTBUNDESAMT 2004a). Die Ursachen dafür sind derzeit noch unklar. Im 7. Umweltkontrollbericht ( UMWELTBUNDESAMT 2004b) und im Jahresbericht 2006 (BMLFUW 2006c) sind für weitere Parameter detailliertere Trendauswertungen der Grundwassermessstel-len dargestellt.

1 Ein Grundwassergebiet ist als Beobachtungsgebiet zu bezeichnen, wenn im vorgegebenen Messzeit-raum (zwei Jahre) gleichzeitig 30 % oder mehr Messstellen gefährdet sind und als voraussichtliches Maßnahmengebiet, wenn im vorgegebenen Messzeitraum (zwei Jahre) gleichzeitig 50 % oder mehr

Donau als Wasserstraße

Beobachtungs- und voraussichtliche Maßnahmengebiete

Risikoanalyse

Probleme mit Nitrat

B: Nitrat

B: Nitrat M: Nitrat, Kalium

B: Desethylatrazin, B: Nitrat, Atrazin, Desethylatrazin,

Auswertezeitraum: 1.1.2003 bis 31.12.2004

Beobachtungs- und voraussichtliche Maßnahmengebiete - Auswertung für Grundwassergebiete (WGEV)

Beobachtungsgebiet (B)

voraussichtliches Maßnahmengebiet (M)

Gebiet wurde nach Grundwasserschwellenwertverordnung (GSwV) i. d. F. 2002 ausgewertet Regionen mit z.T. kleinräumigen Grundwasservorkommen

und Gebiete mit weniger als 5 Messstellen wurden nicht ausgewertet

Gebietsnummer

Parameter, die der Einstufung zu Grunde liegen

Die Auswertung für Beobachtungs- und voraussichtliche Maßnahmengebiete erfolgte für die Parameter Nitrat, Nitrit, Atrazin, Desethylatrazin, Ammonium, Orthophosphat, Natrium, Chlorid und Kalium.

Quellen: Wassergüteerhebung in Österreich, BMLFUW / Sektion VII - Wasserwirtschaftliche Planung; Ämter der Landesregierungen Bearbeitung: I. Zieritz, G. Eisenkölb, Jänner 2007

0 25 50 100km

Neben den diffusen Nähr- und Schadstoffeinträgen ins Grundwasser, die meist auf die landwirtschaftliche Bodennutzung zurückzuführen sind (

’

Kapitel 5), sind auch punktuelle Schadstoffeinträge (z. B. chlorierte Kohlenwasserstoffe) aus Altlasten ins Grundwasser festzustellen (

’

Kapitel 10). Diese sind auf die Ballungszentren und auf den Nahbereich von Altlasten beschränkt (BMLFUW 2005b, 2006c).

Die Beurteilung des Risikos hinsichtlich der Verfehlung des guten mengenmäßigen Zustands des Grundwassers ergab, dass österreichweit in keinem Grundwasser-körper ein Risiko der Übernutzung besteht, d. h. dass die Entnahmen das vorhan-dene Dargebot langfristig nicht überschreiten. Dennoch kann es lokal in Trocken-perioden zu angespannten Grundwassersituationen kommen, vor allem im Wein-viertel, Marchfeld und in der Südsteiermark (Grazer Feld, Leibnitzer Feld, Unteres Murtal) (ÖWAV 2003).

Monitoring der Wassergüte in Österreich

In den Jahren 2007/2008 beginnt das neue Monitoring der Gewässer in Österreich gemäß WRRL (Gewässerzustandsüberwachungsverordnung, GZÜV). Für das Grund-wasser werden die Adaptierungen des Monitoringnetzes gering ausfallen. Für die Oberflächengewässer wird es massive Änderungen im Monitoring geben: Anstelle des bisherigen wassergüteorientierten Belastungsnetzes, das auf punktuelle Schad-stoffeinträge ausgerichtet war, wird es ein repräsentatives Messnetz für die Ge-samtbetrachtung der Gewässer geben, d. h. auch die hydrologischen und morpho-logischen Gewässerbelastungen werden erfasst werden. Zudem wird das Monito-ring auch auf stehende Gewässer ausgeweitet werden. Einen Schwerpunkt wird ab 2007 die Intensivierung der Überwachung der biologischen Qualitätskomponenten bilden (aquatische Lebensgemeinschaften, d. h. insbesondere Fische, bodenleben-de Wirbellose, Algen, Wasserpflanzen).

Die Wassergüteerhebung in Österreich ist seit 15 Jahren ein bewährtes System der Zusammenarbeit zwischen Fachdienststellen des Bundes und der Ämter der Lan-desregierungen sowie akkreditierten privatwirtschaftlichen und öffentlichen Labors mit einem strengen System der Qualitätssicherung (BMLFUW 2006c).

Abbildung 2:

Auswertung für Grundwassergebiete: Beobachtungs- und voraussichtliche

Vereinzelt punktuelle Belastungen

Grundwasser-quantität in Ordnung

Neues Wassergüte-monitoring gemäß WRRL

Achter Umweltkontrollbericht – Wasser und Wasserwirtschaft

28

Hochwasserschutz für Mensch und Eigentum

Infolge des Extremhochwassers 2002 und der Hochwässer der letzten Jahre fand eine umfassende Ursache-Wirkungs-Analyse der Hochwasserereignisse in Öster-reich statt (BMLFUW 2004a, 2006e). Im Rahmen eines integrierten schutzmanagements werden neben technischen Maßnahmen zum Hochwasser-schutz von Siedlungsgebieten künftig verstärkt nicht-bauliche Maßnahmen (passi-ver Hochwasserschutz), Gefahrenzonenausweisung, raumplanerische und sozio-ökonomische Vorsorgemaßnahmen (eingeschränkte Nutzungen gefährdeter Flä-chen, Warn- und Alarmpläne, Katastrophenvorsorge etc.) sowie Wasserrückhalte-maßnahmen im Oberlauf in die Hochwasserschutzplanung mit einbezogen (

’

Kapitel 15).

Seit 2002 sind etwa 400 ha Überflutungsraum durch die Bundeswasserbauverwal-tung für das öffentliche Wassergut angekauft und weitere Flächen für den Hoch-wasserabfluss reaktiviert worden (BMLFUW 2006a). Bei der Bereitstellung von Über-flutungsflächen zur Förderung des passiven Hochwasserschutzes bestehen vor al-lem Zielkonflikte mit der Raumplanung bzw. mit den Grundeigentümern/-eigentü-merinnen (

’

Kapitel 15).

Das Hochwasserzonierungssystem Austria (HORA) wurde fertig gestellt. Seit Juni 2006 ist es für alle Bürgerinnen und Bürger möglich, auf dieser Internetplattform eine erste Gefahrenabschätzung für das Risiko einer möglichen Überschwemmung entlang von insgesamt mehr als 25.000 Flusskilometern mittels Adresseneingabe zu erhalten (http://www.hochwasserrisiko.at).

Im Dokument UMWELTSITUATION IN ÖSTERREICH (Seite 22-28)