Sehdistanz
Da das Auge nur ein begrenztes Auflösungs-vermögen – eine begrenzte Sehschärfe – be-sitzt, wird die notwendige Sehdistanz durch die Grösse des kleinsten zu erkennenden Sehde-tails (Tab. 6-4) und durch dessen Farbe und Kontrast bestimmt.
Sehr kleine Objekte oder Objekte mit geringem Kontrast müssen nahe ans Auge gebracht wer-den, was die Fokussierfähigkeiten des Auges (Akkommodation) stark beansprucht. Mit zu-nehmendem Alter nimmt die Fähigkeit ab, in der Nähe scharf sehen zu können (Alterssich-tigkeit, Presbyopie; Abb. 6-28). Daher benöti-gen ältere Personen eine Altersbrille.
Hinweis: Lang andauernde Arbeiten mit kleinen Seh-distanzen sollen mit anderen Arbeiten abwechseln.
Der Blick in die Ferne soll möglich sein.
Ist ein zu erkennendes Detail sehr klein oder ist die Sehfähigkeit der Person gering, sind Sehhil-fen wie Brillen, Lupen oder Mikroskope erfor-derlich. Sind die Sehobjekte genügend gross, können sie in die für den Menschen bequemste Distanz gebracht werden. Diese ist für ver-schiedene Blickrichtungen etwa gleich.
Tab. 6-4: Sehdistanzen und Gesichtsfeldgrössen nach Art der Arbeit (gilt für normales Sehvermögen, gute Kontraste und aus-reichende Beleuchtungsstärke).
Gesichtsfeldgrösse [mm]
(Durchmesser) Beispiele Sehentfernung [mm]
(Auge – Sehobjekt)
Feinst-arbeiten 120-250 200-410
Kleinstteile Montage (Uhren, Schmuck, elektronische Bauele-mente)
Feinarbeiten 250-350 410-570 Radio-, Fernsehgeräte Montage
mittelgrobe
Arbeiten 350-500 570-820
Arbeiten an Pressen, Bohrwerken, Drehma-schinen; Schreiben, Anzeigen Ablesen grobe
Arbei-ten 500-1500 820-2460 Verpacken, grobe Schleifarbeiten; Arbeit mit langen Zangen Nähe
beo-bachten 350-750 570-1200 Arbeit am Bildschirm, Lesen
Ferne
beo-bachten >1500 >2460 grosse Wandanzeige-tafeln, Autofahren
A kkom m od at ionsbr ei te [ d pt ]
Nahpu nkt f ü r Rech ts ic ht ig e [ c m ]
Dioptrie [dpt] = 1 / Distanz [m]
Abb. 6-28: Abnahme der Fähigkeit in der Nähe scharf zu sehen mit zunehmendem Alter.
Grau oben: Streubereich; Grau unten:
Für die Arbeit ohne Überanstrengung verwendbarer Bereich.
Sind die Distanzen der Sehobjekte verschie-den, soll sich die Sehdistanz nach der wichtigs-ten Sehaufgabe richwichtigs-ten.
Hinweis: Als optimale Sehdistanz sind 500 mm vor-zusehen. Muss das Sehobjekt, wie z.B. ein Bild-schirm, nicht mit den Händen erreicht werden, ist ein grösserer Abstand vorteilhaft (Ruhelage der Ak-kommodation).
Blickfeld
Das Blickfeld ist derjenige Raumbereich, in dem ein Mensch bezogen auf seine jeweilige Kör-perhaltung ein Sehobjekt mit dem Blick, d.h., mit den Augen scharf fixieren kann. Es wird durch die Augenbewegung begrenzt. Wird der erkennbare Raumbereich durch zusätzliche Kopf- und Rumpfbewegungen vergrössert, spricht man vom erweiterten Blickfeld.
Blicklinie
Abb. 6-29: Optimales Blickfeld (A), zulässiges Blick-feld (B) und durch Kopfbewegung erwei-tertes zulässiges Blickfeld (C).
Hinweis: Manipulationsstellen und Handstellteile müssen im Blickfeld liegen, um sie auffinden, identi-fizieren und falls erforderlich die Manipulation mit den Augen verfolgen zu können. Wichtige optische Anzeigen sollen im optimalen Blickfeld liegen (Abb.
6-29).
Übliche, doch ungün-stige Haltung beim Ste-hen. Dauernd extreme Kopfneigung führt zu Beschwerden in der Nacken- und Rücken-muskulatur.
10°
Normale Blickneigung beim Stehen mit lot-rechter Kopfhaltung, Blick nach vorn ge-richtet.
25°
30°
Günstige Blick- und Brettneigungswinkel bei Zeichenbrettarbeit im Stehen.
Abb. 6-30: Beispiele für Kopfhaltungen und Blickli-nien bei verschiedenen Aufgaben im Stehen.
Blicklinie und Kopfhaltung
Das Blickfeld, bezogen auf die Umwelt, hängt von der jeweiligen Arbeitshaltung ab. Dies wird durch die Richtung der Blicklinie festgelegt. Bei-spiele für verschiedene Kopfhaltungen und Blicklinien bei unterschiedlichen Aufgaben sind in Abb. 6-30 und Abb. 6-31 zu sehen.
Hinweis: Bei mehreren Sehaufgaben an verschiede-nen Sehorten sollen sich die Blicklinien nach der wichtigsten Sehaufgabe richten.
Hinweis: Arbeiten beider Hände sind um so schwe-rer zu kontrollieren, je weiter sie sich voneinander und von der Mittelebene entfernen.
Übliche, doch ungün-stige Haltung beim Sit-zen. Dauernd extreme Kopfneigung führt zu Beschwerden in der Nacken- und Rücken-muskulatur.
Günstigere Haltung und Blickneigung bei sitzen-den Arbeiten durch vor-geneigte Sitzfläche, Fussstütze und geneig-te Tischplatgeneig-te.
15-30° Günstige Blickneigung
beim aufrechten an-gelehnten Sitzen (z.B.
an Steuerpulten, Bild-schirmen).
38°
28°
Günstige Blick- und Brettneigungswinkel bei Zeichenbrettarbeit im Sitzen.
Abb. 6-31: Beispiele für Kopfhaltungen und Blickli-nien bei verschiedenen Aufgaben im Sit-zen.
Hinweis: Die betrachtete Arbeitsfläche soll möglichst senkrecht zur Blicklinie gerichtet sein.
Gesichtsfeld
Das Gesichtsfeld ist jenes Gebiet des Arbeits-bereichs, welches mit einem Blick, ohne Kopf- und Augenbewegung, mehr oder weniger scharf wahrgenommen wird. Es ist trotz fehlen-der Augenbewegung grösser als das Blickfeld, da auch die unscharfen, nicht in der Blickrich-tung liegenden Bereiche dazugehören. Abb. 2-5 (Seite 2-3) zeigt das Gesichtsfeld des rechten
Auges; Tab. 6-4 sind Gesichtsfeldgrössen für verschiedene Sehentfernungen zu entnehmen.
Hinweis: Es ist zu berücksichtigen, dass Farben nicht im ganzen Gesichtsfeld (Abb. 2-5), aber im ganzen Blickfeld zu erkennen sind.
Hinweis: Es ist darauf zu achten, dass beidäugiges Sehen möglich ist. Dadurch kann die Tiefe von Seh-objekten besser wahrgenommen werden (Tiefense-hen, Stereosehen).
Hinweis: Die Sehschärfe nimmt gegen den Rand des Gesichtsfeldes (die Peripherie) stark ab (Abb.
2-15, Seite 2-8).
Weniger wichtige optische Anzeigen können im äusseren Gesichtsfeld liegen. Sie werden nur erkannt, wenn sie gross und hell sind. Das Au-ge ist im äusseren Gesichtsfeld empfindlich auf zeitliche Helligkeitsänderungen. Wenn der Ope-rateur dort auf optische Anzeigen in bestimmten Situationen aufmerksam gemacht werden soll, kann man sie daher als Blinklicht mit etwa 4 Blinks pro Sekunde ausführen. Sie können zu-sätzlich mit einem akustischen Signal versehen werden oder durch eine zentral gelegene all-gemeine Warnanzeige die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.