• Keine Ergebnisse gefunden

4. Befunde

4.1. Der Schultergürtel der Chiroptera

4. Befunde:

Im Folgenden werden diejenigen Elemente des Schultergürtels der Chiroptera besprochen, die für einen Hemmungsmechanismus der passiven Pronation im Schultergelenk in Frage kommen. Es sind dies: Die Scapula, die proximale Epiphyse des Humerus sowie die Gelenkkapsel. Diese Anteile des Schultergürtels werden in einer detaillierten Beschreibung vorgestellt, welche durch Abbildungen unterstützt wird. Dieser ausführlichen Beschreibung der

Schultergelenke der untersuchten Arten wird eine allgemeine

Schilderung des Schulterskelets der Chiroptera vorangestellt werden.

4.1. Der Schultergürtel der Chiroptera:

Die Scapula der Chiroptera liegt dorsal im vorderen Bereich des Thorax, wobei ihre lange Achse nahezu parallel zur Wirbelsäule verläuft, und die Gelenkfläche der Scapula nach lateral gerichtet ist.

Meist ist die Scapula von bemerkenswerter Größe und entweder dreieckig oder rechteckig.

Die lange Achse der Scapula wird durch den Margo vertebralis gebildet, der sich vom craniomedial liegenden Angulus cranialis bis zum caudalen Ende der Scapula, dem dreieckigen Angulus

caudalis, erstreckt. Je nach der Form der Scapula verläuft der Margo lateralis entweder im spitzen Winkel zum Margo vertebralis (dreieckige Scapula) oder parallel zum Margo vertebralis

(rechteckige Scapula). Die craniale Begrenzung der Scapula erfolgt durch den Margo cranialis, der stets die kürzeste Kante der Scapula bildet.

Die Fläche des Schulterblattes wird auf der Dorsalseite durch die Spina scapulae, die von craniolateral nach caudomedial verläuft, in zwei ungleich große Hälften unterteilt. Die kleinere der beiden Hälften bildet die Fossa supraspinata, welche cranial der Spina scapulae liegt. Ihre Oberfläche ist bei den meisten Arten glatt und strukturlos. Die größere Fossa infraspinata liegt caudal der Spina scapulae und ist meist in drei Facetten gegliedert. Diese stehen in unterschiedlichen Winkeln zueinander und dienen der

Oberflächenvergrößerung, um mehr Fläche für Muskelursprünge zur Verfügung zu stellen. Die Facetten werden von cranial nach caudal als anteromediale, mittlere und posterolaterale Facette bezeichnet.

Nur bei größeren Arten, wie z. B. einigen Flughunden ist die Scapula kräftig entwickelt. Aber auch bei diesen Formen sind meist nur die Ränder (Margo cranialis, Margo lateralis, Margo vertebralis) sowie die Spina scapulae und die Abgrenzungen der Facetten der Fossa

infraspinata verstärkt. Die Fläche der Scapula ist hingegen meist zart und semitransparent.

Die Gelenkgrube an der Lateralseite der Scapula, die Cavitas glenoidalis, ist bei den verschiedenen Arten unterschiedlich

ausgebildet und wird in der detaillierten Beschreibung der einzelnen Arten genauer untersucht. Die Cavitas glenoidalis ist von

Gelenkknorpel ausgekleidet, der sich häufig entlang der Ränder der Gelenkfläche in eine Knorpellippe fortsetzt, die als Labrum

glenoidale bezeichnet wird.

An der Scapula gibt es zwei Knochenfortsätze, die immer deutlich entwickelt sind. Dorsal ragt das Acromion auf, während man ventral den Processus coracoideus findet. Die Ausprägung dieser

Knochenstrukturen ist ebenso wie die Form und der Verlauf der Fortsätze bei den einzelnen Arten recht unterschiedlich ausgebildet.

F. sup.

Abb. 4.1.: rechte Scapula, dorsal

Acr. - Acromion

Tub. sup. - Tuberositas supraglenoidalis

Cla - Clavicula

Cav. glen. - Cavitas glenoidalis Sp. sca. - Spina scapulae Marg. lat. - Margo lateralis F. in. - Fossa infraspinata Ang. caud. - Angulus caudalis Marg. vert. - Margo vertebralis F. sup. - Fossa supraspinata Ang. cran. - Angulus cranialis

Cla

Marg. lat.

F. in.

Ang. caud.

Marg. vert.

Ang. cran.

Acr.

Cav. glen.

Marg.cran.

Abb. 4.2.: rechte Scapula, ventral

Acr. - Acromion

Marg.cran. - Margo cranialis Ang. cran. - Angulus cranialis Marg. vert. - Margo vertebralis F. sup. - Fossa supraspinata Ang. caud. - Angulus caudalis F. in. - Fossa infraspinata Marg. lat. - Margo lateralis Cav. glen. - Cavitas glenoidalis

Cla - Clavicula

1 mm Marg. lat.

F. in.

Ang. caud.

Marg. vert.

Sp. sca.

F. sup.

Ang. cran.

Acr.

Cav. glen.

Tub. sup.

1 mm

Cla.

4.1. Der Schultergürtel der Chiroptera 64

Cla

Marg. lat.

Ang. caud.

Marg. vert.

Lab. glen.

Acr.

Cav. glen.

Tub. sup.

Der Humerus der Chiroptera ist als langer und schlanker Knochen zu beschreiben. Zwischen der proximalen und der distalen Epiphyse ist er glatt und strukturlos. Die für diese Untersuchung relevante proximale Epiphyse ist bei den hier studierten Arten recht

unterschiedlich geformt. Hervorzuheben ist der Gelenkkopf, das Caput humeri, der mit der Cavitas glenoidalis der Scapula gelenkt.

Dorsal des Humeruskopfes springt das Tuberculum majus hervor, während sich das Tuberculum minus auf der Ventralseite der proximalen Humerusepiphyse vorwölbt. Die Tuberculi können sich artabhängig nach distal in Cristae fortsetzen. Die Crista pectoralis auf Cranialseite des Humerus ist immer vorhanden und häufig sehr auffällig entwickelt.

Abb. 4.3.: rechte Scapula, lateral

Acr. - Acromion

Tub. sup. - Tuberositas supraglenoidalis

Cla - Clavicula

Lab. glen. - Labrum glenoidale Cav. glen. - Cavitas glenoidalis Marg. vert. - Margo vertebralis Ang. caud. - Angulus caudalis Marg. lat. - Margo lateralis

Abb. 4.4.: rechter Humerus, caudal Tub. min. - Tuberculum minus Cap. hum. - Caput humeri Tub. maj. - Tuberculum majus

Cap. hum. Tub. maj.

Tub. min.

1 mm

1 mm

Die Lagebezeichnungen in den folgenden detaillierten

Beschreibungen der Elemente des Schultergürtels folgen der üblichen Terminologie. Sie beziehen sich auf die horizontal ausgestreckte vordere Extremität der Chiroptera mit einer Flügelposition, wie man sie in der Mitte des Flügelabschlages vorfindet. Hierdurch repräsentiert die obere Oberfläche des Flügels die craniale Oberfläche, und die craniale Humerusseite der

Chiroptera entspricht der lateralen Oberfläche dieses Knochens bei den meisten anderen Mammalia (NORBERG 1970b).

Den Beschreibungen der unspezialisierten Schultergelenke der Chiroptera sollen zunächst die Betrachtungen der beiden anderen Gelenkstypen innerhalb der Chiroptera als Beispiele vorangestellt werden. Danach folgen die Schilderungen der Schultergelenke der phylogenetisch primitiveren Megachiroptera, während die

Darstellungen der Schultergelenke der unspezialisierten Microchiroptera den Abschluss des Befundteiles bilden sollen.