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Ein schräges Trio

Ländlerquartett Bodaguat, Handorgelduo Betschart-Müller oder auch Urner Ländler-Frühschoppen – so klingt es, wenn man sich durch das Programm des diesjährigen Altdorfer Volksmusikfestivals liest (18. & 19. Mai). So weit, so volksmusikfestivalmässig. Bei einer Formation gerät der eine oder andere Volksmusikfan aber ins Stocken: Madame Gmür. Klingt speziell. Ihr Musik-stil: YetiHardcoreElectroFolk. Klingt noch spezieller. Das verlangt nach einem Bandporträt – mit speziellen Bildern, versteht sich.

2: Warum die Uniform? Die Antwort der Madame: «Warum nicht?» Gehalten sind die Uni-formen in sanftem Beige und feurigem Rot – und mit allem, was dazugehört: Mütze, ange-steckte Orden oder Preisbän-der und eine knallrote Armbinde mit leuchtgelbem Kleiderhaken.

3: Madame Gmür stehen auf das Absurde. Irrwitzige und groteske Elemente begleiten die Band seit ihrer Gründung im Jahr 2012. So werfen sich die drei auch für die Video-clips in die flotten Uniformen. (Bild: «Zorica»).

4: Wer sich einen Videoclip der Band anschaut, merkt schnell, dass Set-ting und Szenerie für Madame Gmür nicht schräg genug sein können (im Bild:

«Bouzkef»). «Es wer-den kaum Prinzipien, Ideale oder ein kon-kreter roten Faden verfolgt, weder in der Musik, noch im Bild.» Was passt, das passt. Und was nicht passt, das passt auch.

Band-Fotostory

6: Das Trio folgt keinem festen Stil. Ein grosser Teil der Stücke im Repertoire lässt sich grob dem osteu-ropäischen oder skandina-vischen Raum zuordnen.

Oftmals sind diese aber «so verwurstelt, dass das ei-gentlich gar nicht mehr so eine Rolle spielt».

7: Was zu Beginn eines Stücks eher nach rassiger ost-europäischer Musik klingt, kann schon nach wenigen Se-kunden durchbro-chen werden – sei es durch E-Gitarre, Synthesizer oder durch das Einschie-ben eines schwei-zerisch anmutenden lüpfigen Parts. Oder

sonst irgendetwas. 8: Viel Melancholie schwebt mit bei den ruhigeren Stücken.

Madame Gmür verstehen es, eine düstere und klagende Atmo-5: Die Band hilft bei Videoclips und Visuals für die Konzerte

ger-ne nach mittels Greenscreen. Viele Videos kommen collagenhaft daher. Interpretieren muss man aber selbst.

10: Auch auf der Bühne tauchen die Uniformen wieder auf:

Sie bilden das Konzert-Outfit von Madame Gmür. Der golde-ne Bilderrahmen ist bei den Gigs immer dabei. Er umrahmt die skurrilen und humorvollen Visuals.

11: Damit dies alles klappt, wird auch ei-nige Technik eingesetzt. So arbeiten Ma-dame Gmür mit einer Software und entspre-chenden Gerä-ten, um Musik und Visuals bei den Konzerten aufeinander abstimmen zu können.

9: Da und dort erhält ein Stück von einem Moment auf den an-deren eine subtile Veränderung in der Stimmung. Oftmals sind es die feinen Unterschiede im Spiel eines einzelnen Bandmitglieds, die den gesamten Bandsound in neuem Licht erscheinen lassen.

13: Man weiss nie, was die Band als Nächstes serviert. Eines der wenigen Elemente, das dem Trio neben den Uniformen als roter Faden dient, ist das Wienerli. «Das soll als der das Programm überspannende Bogen genügen.»

12: Trotz der vielen Technik kommen Madame Gmür handgemacht und auch bewusst etwas trashig oder kindlich naiv daher.

14: Ihre Konzerte sprechen neben den Ohren auch die Augen an, sagen die drei. «Wenn es im Konzertsaal heiss ge-nug ist, auch den olfaktorischen Sinn.»

Die Visuals seien keine «homöopathisch dosierten Gschpürschmi-Bilder, über die man nach dem Konzert lange philoso-phieren muss, sondern eher bunte Pillen, die den Weg ins Absurde bahnen».

15: So mixen sich unterschiedlichste ästheti-sche oder bewusst unästhetiästheti-sche Ansätze zu einem schrägen und verspielten Sammelsurium.

Manchmal erinnert das Ganze an den Zirkus. 16: Manchmal erinnert

das an Geschichten aus dem Alltag oder an die Sinnlosigkeit des Lebens, aber auf eine liebevolle Art. Dabei gilt immer: Hauptsache ab-surd (im Bild: «Schind-lers Lifte»).

17: Nun führt der Weg von Madame Gmür zurück ans Volksmusikfestival in Altdorf, wo sie 2012 bereits Musik gemacht haben. Vieles hat sich verändert, die Liebe zum Schril-len, Bunten, Grotesken ist gewachsen – oder zeigt zumindest neue Ausprägungen.

18: Was noch zu erwähnen bleibt:

«Chapeau, Ma-dame Gmür» – sagte auch schon Johann Wolfgang von Goethe.

Heisst es jeden-falls auf der Web-seite der Band.

Volksmusikfestival Altdorf, FR 18. und SA 19. Mai, verschiedene Orte Madame Gmür, SA 19. Mai, 11 Uhr, Theater Uri. Das komplette Programm und weitere Informationen unter www.volksmusikfest-altdorf.ch

MARKANTER METAL

Der Luzerner Sänger und Songschreiber Andy Portmann gehört zu den alten Hasen in Sachen harte (eigentlich: «harde») Töne. Seine Band Felskinn gab’s schon einmal, gegründet 2005. Nach zwei Alben war 2008 Schluss. Portmann gab freilich keine Ruhe, machte anderweitig weiter, um jetzt mit dem Album «Mind Over Matter» erneut unter der Flagge von Felskinn zu rocken. Mit dabei auf dem Album sind nebst seinen Stammbandmitgliedern Cyril Montavon und Hef Häfliger an den Gitar-ren sowie Beat Schaub am Bass (ohne Live-Drummer Flavio Mezzodi) Studio-Schlagzeuger Mike Terrana und als Special Guests mit solistischen Beiträgen die befreundeten Gitarristen Mandy Meyer (Krokus) und Jgor Gianola. Das gelungene Comeback-Album macht eine gute Falle. Es ist satter Hardrock mit ein paar Extra-Tupfern von Keyboard und Violine.

Es hat Druck, Melodie (inklusive markanter Hooks), natürlich Tempo, auch wenn die eine oder andere obligate Metal-Ballade nicht fehlen darf.

Eine Produktion auf durchaus internationalem Niveau. (hau)

MAYDAY, MAYDAY, AIRPLAY, AIRPLAY!

«Das ist vermutlich der poppigste Song, den ich jemals geschrieben habe», meint Tizian von Arx. «Eigentlich wollte ich ihn nicht als erste Single auskoppeln, aber Management und Label haben mich schliesslich über-redet.» Zwei Sätze voller Schmerz: Kommerzkapitulation. Vermeintlich fliegt der Frontmann von One Lucky Sperm gerade einen 20-Hour-Flight über das Airplay-Wolkenmeer. Aber wirken tut’s wie der letzte Quäk einer Gans, die ins Flugzeuggetriebe geflogen ist. «Why?!» mag just dann jemand wehleidig aufheulen und «Why? Why? Why?» möchte man miteinstimmen. Warum dieser Fokus auf Konsortenradios und Co.?

Warum ein lächerlicher Albumtitel namens «Cream Fresh»? Warum im Rachen quäken, wenn doch andere Vokalzonen so viele wärmere Regionen bereithalten? Wie auch immer: Diese Platte ist nicht per se schlecht. Im Gegenteil! Das hat sie einerseits den darauf performenden, hochtalentierten Musikern zu verdanken. Andererseits sind viele Songs, welche von Arx geschrieben hat, so farbenfroh, ausgeklügelt und spassig wie die Pressefotos der Band. Das Problem von «Cream Fresh» ist das Statement, die Attitüde. Was soll damit erreicht werden? Was will das Trio der Zuhörerschaft vermitteln? Have fun, be cool, enjoy summer?

Klar, das kann ein berechtigter Anspruch sein. Ist aber in heutigen Zei-ten auch ein langweiliger, der kaum zur vertiefZei-ten Auseinandersetzung mit dem eigentlich spannenden Sound einladen mag. Den säuerlichen Beigeschmack wird die feine «Cream Fresh» jedenfalls nicht los. (sto)

Felskinn: Mind Over Matter (Rock Of Angels Records)

Plattentaufe: SA 19. Mai, 20.30 Uhr, Kulturwerk 118, Sursee

One Lucky Sperm: Cream Fresh (Claxmusic) Plattentaufe: MI 9. Mai, 21 Uhr, Konzerthaus Schüür, Luzern

I S T D A S J A Z Z ?

Der Himmel kann

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