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Schnell Einsetzbare Expertengruppe Gesundheit (SEEG)

Die SEEG unterstützt Partnerländer kurzfristig bei der Prävention und Reaktion auf Ausbrüche von Infektionskrankheiten mit Epidemie-Potenzial.

Wenn Krankheitslage und konkrete Rahmenbedin-gungen einen Einsatz sinnvoll erscheinen lassen, werden die SEEG-Expertenteams auf Anforderung unserer Partnerländer passgenau zusammengestellt und entsandt. So konnten wir unter anderem bei Ausbrüchen von Zika-, Lassa- und Ebolafieber, bei Bekämpfung der Pest und seit 2020 bei der Eindäm-mung von COVID-19-Fällen unterstützen.

Bei den bisher mehr als 40 Einsätzen führten die Teams Laborassessments, Schulungen und Trai-nings für Fachpersonal durch, berieten lokale Gesundheitseinrichtungen und Behörden, stellten Labormaterialien wie z. B. Testreaktionen und Ab-strichtupfer bereit und tauschten sich mit Fach- und Führungskräften auf der politischen Ebene aus.

Was One Health in der Entwicklungszusammen­

arbeit konkret bedeutet

Ziel unserer neuen BMZ­Strategie ist es, den One­Health­Gedanken sektorübergreifend in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu verankern.

Das heißt zum Beispiel, dass wir in der deutschen EZ die gegenseitigen Abhängigkeiten und Inter­

aktionen von Menschen, Tieren und Umwelt in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft und Tierhaltung, sichere Lebensmittel und Ernährung, Umwelt und Wasserressourcenmanagement, Klima und Biodiversität stärker berücksichtigen.

Darüber hinaus fördern wir gezielt Ansätze, die Synergien zwischen diesen Sektoren schaffen, um Projekte der EZ wirksamer und zielgenauer umzusetzen.

Entscheidend für die Nachhaltigkeit des One­

Health­Ansatzes in der EZ ist die Stärkung und Vernetzung internationaler Institutionen, der Süd­Süd­Austausch und die Integration von One Health in die Entwicklungsstrategien der Partnerländer.

Bei der Politikgestaltung, der inhaltlichen Aus­

richtung und Schwerpunktsetzung sowie bei der Positionierung im Themenbereich One Health wird das BMZ von einem Beirat aus unabhängi­

gen Expertinnen und Experten wissenschaftlich beraten.

Unsere Strategie setzt dabei in vier Handlungs­

feldern an:

1. Weltweite Stärkung des One­Health­Gedankens Die deutsche EZ verankert den One­Health­

Ansatz in allen Themenbereichen, die auf Prä­

vention zielen und Risiken für die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt abbauen. Das betrifft etwa Gesundheitsprogramme, Vorhaben zum Schutz der Umwelt, der Meere und natür­

licher Ressourcen, zur Ernährungssicherung und nachhaltigen Land­ und Forstwirtschaft, zur Erhaltung von Biodiversität und Klimaschutz sowie zur Förderung von Bildung.

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Fachpersonal in der Human­ und Veterinärmedi­

zin sowie Umweltwissenschaft zu entwickeln und in nationale Lehrpläne an Aus­ und Weiterbil­

dungsinstitutionen einzubinden.

Die Mitgliedsländer der Zentralafrikanischen Wirtschafts­ und Währungsgemeinschaft (Com­

munauté économique et monétaire de l’Afrique centrale, CEMAC) unterstützt das BMZ dabei, ihre nationalen Programme zur Bekämpfung vernach­

lässigter Tropenkrankheiten (NTDs) umzusetzen.

Mit der Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Region sollen die Anwendungsforschung zu NTDs und die Gesund­

heitssysteme länderübergreifend gestärkt werden.

Auch in anderen Sektoren findet die One­Health­

Strategie Berücksichtigung:

• Das öffentliche Veterinärwesen und seine Vernetzung mit der Humanmedizin stärkt das BMZ etwa durch Beratung zur Lebensmittel­

hygiene entlang der Produktionsketten. So soll Die SEEG wurde vom BMZ in Kooperation mit dem

Bundesministerium für Gesundheit (BMG) als Reak-tion auf die Ebola-Krise in Westafrika im Jahr 2015 und als Beitrag des 6-Punkte-Plans der deutschen Bundesregierung zur Bewältigung internationaler Krisen im Gesundheitsbereich gegründet. Infolge der Corona-Pandemie wurde die Tätigkeit der SEEG um die Komponente Tiergesundheit erweitert.

Damit gestaltet die SEEG ihre Einsätze konsequent nach dem One-Health-Ansatz.

Partner sind die GIZ, das RKI, das BNITM, das FLI und die Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Um die Testkapazitäten in der Region zu erhö­

hen, hat die deutsche EZ gemeinsam mit den sechs Mitgliedstaaten der Ostafrikanischen Gemeinschaft (East African Community, EAC) ein Netzwerk mobiler Labore zur Erkennung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten eingerichtet. Darüber hinaus unterstützt Deutsch­

land die EAC dabei, One­Health­Curricula für

Schnell Einsetzbare Expertengruppe Gesundheit beim Training für einen Einsatz in Tansania

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Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, indem sie das gesellschaftliche Bewusstsein für nachhaltige Nutztierhaltung sowie für Natur­ und Artenschutz stärken. Mit Aufklä­

rungskampagnen trägt die deutsche EZ zur Sensibilisierung für Ansteckungsgefahren und Verhaltensänderungen des Personals in Schutz­

gebieten und anderer Berufsgruppen sowie der Bevölkerung in den Partnerländern bei. So sensibilisieren wir in Fit­for­School­Vorhaben in Indonesien, Kambodscha, Laos und auf den Philippinen Kinder für Hygienemaßnahmen in Grundschulen, wie z. B. Händewaschen.

2. One Health ganz oben auf die multilateralen Agenden setzen

Multilaterale Initiativen zur Bekämpfung globaler Krisen und ihrer Folgen zeigen erste Ergebnisse.

Und doch müssen internationale Partner poli­

tisch, humanitär und finanziell mehr investieren.

Daher verankern wir One Health in der entwick­

lungspolitischen Debatte. Die Bundesregierung setzt sich beispielsweise dafür ein, dass das EU­Instrument für Nachbarschaft, Entwicklung und Internationale Zusammenarbeit (NDICI) zum Beispiel in Tunesien die Reformierung

des Lebensmittelsicherheitssystems (FSS) zur Verbesserung des nationalen Gesundheits­ und Verbraucherschutzes beitragen und den Export tunesischer Produkte in die EU fördern.

• Mit dem Internationalen Naturerbe­Fonds (Legacy Landscapes Fund, LLF) sichert das BMZ mit anderen öffentlichen und privaten Gebern die langfristige Finanzierung von Schutzge­

bieten, die von besonderer Bedeutung für die globale biologische Vielfalt sind, ab.

• Gemeinsam mit Wirtschaft und Zivilgesell­

schaft unterstützt das BMZ den Aufbau von entwaldungsfreien Anbauflächen etwa für Palmöl in Indonesien, für Kakao in der Elfenbeinküste und in Kolumbien sowie von Flächen für klimaangepasste Viehwirtschaft in Äthiopien.

• Wir ermuntern und fördern ausdrücklich auch zivilgesellschaftliche Organisationen, One Health umzusetzen – zum Beispiel durch die Qualifizierung von Fachkräften. NRO sind unverzichtbare Multiplikatoren in der

Untersuchungen im Labor für Veterinärmedizin zur Verbesserung der Tiergesundheit in Kabul, Afghanistan.

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3. One Health in der internationalen Zusammenarbeit

Das BMZ baut die Zusammenarbeit mit inter­

nationalen Organisationen und Initiativen in Bezug auf One Health aus und fördert dadurch auch die Kooperationsmechanismen sowie die Netzwerkbildung.

Eben weil die Gefahr besteht, dass uns künftig sowohl neuartige als auch klassische Zoonosen in noch kürzeren Abständen sowie mit noch grö­

ßerer Wucht treffen werden, sollten die Dimen­

sionen schnell erkannt und Behandlungs­ und Impfmöglichkeiten weltweit zentral koordiniert werden können. Ziel ist, Pandemien, wo immer möglich, zu verhindern bzw. einzudämmen.

Hier ist die WHO als zentrale Organisation für globale Gesundheit gefragt. Sie sollte daher in ihrem Mandat gestärkt werden. Zusammen mit OIE und FAO zielt die WHO bereits im Tripartite Collaboration Agreement darauf ab, Zoonosen zu verhindern und die Auswirkungen auf Gesund­

heit, Wirtschaft und Gesellschaft zu bewältigen.

Die Bundesregierung macht sich dafür stark, die Tripartite von FAO, OIE und WHO um das VN­Umweltprogramm (United Nations Environ­

ment Programme, UNEP) zu erweitern und sie so noch wirksamer zu machen.

Deshalb unterstützen wir nachdrücklich das One Health High Level Expert Panel (OHHLEP), das von WHO, FAO, OIE und UNEP im Mai 2021 etabliert wurde. Unter Leitung der Ko­Vorsitzenden, Prof.

Dr. Wanda Markotter, Leiterin des Zentrums für virale Zoonosen an der Universität von Pretoria, Südafrika, und Prof Dr. Thomas Mettenleiter, Präsident des FLI, wird dieses internationale interdisziplinäre Expertengremium mit

Beratungs funktion Gesundheitskrisen unter dem Aspekt der Schnittstelle Mensch­Tier­Ökosystem wissenschaftlich und politikrelevant bewerten und eine globale Agenda zur Reduzierung von Pandemierisiken entwickeln.

Ein besonderes Anliegen der deutschen EZ ist die Stärkung der Zusammenarbeit der Institutionen in den Bereichen Tiergesundheit (OIE), Pflanzengesundheit (International Plant One Health stärker berücksichtigt und das neue

EU­Forschungsprogramm Horizon Europe ent­

sprechende Mittel zur Verfügung stellt.

Das BMZ beteiligte sich an internationalen Instru­

menten für ganzheitliche Gesundheitsförderung.

Das zeigte sich unter anderem daran, dass wir Ende 2020 als erster Geber von FoodSystems 2030, einem von der Weltbank neu gegründeten Multi Donor Trust Fund mit einem One­Health­Schwer­

punkt zur Verbesserung von Agrar­ und Ernäh­

rungssystemen, auftraten.

In der internationalen Zusammenarbeit mit Industrie­, Entwicklungs­ und Schwellenländern vertritt Deutschland eine klare Position: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft müssen durch einen verstärkten interdisziplinä­

ren Ansatz noch besser für die gesundheitlichen Risiken einschließlich der Bürden von Zoonosen und AMR sowie für die erforderliche Risiko­

minimierung sensibilisiert werden, damit sie ihr Handeln anpassen können. Die Bewahrung unserer gemeinsamen Lebensgrundlagen und unberührter Habitate oder die Reduzierung von Gesundheitsrisiken bei der Zucht und beim Handel mit Wildtieren und Wildtierprodukten sind hier wichtige Interventionsfelder.

Artenvielfalt bedeutet Gesundheit