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7. Ergebnisanalyse der Untersuchungen

7.2 Schlussfolgerung und Ausblick

Die Trainingsgeräte, Desmotronic Beinpresse und V2 Beinpresse, verfolgen offensichtlich unterschiedliche Trainingsziele. Die Fragestellung, ob und wieweit mit der Desmotronic die isometrische Maximalkraft trainiert werden kann war unter anderem Ziel der vorliegenden Studie.

Generell muss die Frage gestellt werden, ob die isometrische Maximalkraft, als klassische Kenngröße in der orthopädischen Rehabilitation, eigentlich ein wich-tiges Merkmal zur Beurteilung der rehabilitativen Fortschritte eines Patienten ist.

Die Ergebnisse dieser Studie lassen die Aussage zu, dass ein geschwindig-keitsorientiertes Training an der Desmotronic im Bereich der dynamischen Ma-ximalkraft signifikante Veränderungen im Vergleich zu einem klassischen Trai-ning an der V2 Beinpresse erzielt. Bedenkt man zudem die geringeren Intensi-täten mit denen trainiert wurde, ist diese Tatsache als äußerst positiv zu bewer-ten.

Ergänzend muss angeführt werden, dass bei geringeren Trainingsintensitäten auch geringere Gelenkbelastungen auftreten. Insbesondere bei Patienten, die eine Vorschädigung in dem zu trainierenden Körperbereich aufweisen, kann ein geringerer Widerstand auch möglicherweise auftretende Schmerzen verringern.

Aufgrund der geführten Bewegung und der vorgegebenen Bewegungsge-schwindigkeit an der Desmotronic Beinpresse ist einerseits ein frühes Trainie-ren nach Operationen im Bereich der unteTrainie-ren Extremität möglich, andererseits stellt die vorgegebene Bewegungsgeschwindigkeit eine zusätzliche Anforde-rung an den Patienten. Während des gesamten Bewegungsablaufs kann die Bewegungsgeschwindigkeit nicht beeinflusst werden. Das Folgen der vorgege-benen Bewegungsgeschwindigkeit muss daher als zusätzliche koordinative Be-anspruchung für den Patienten gewertet werden.

Trotz einer zunehmenden muskulären Ermüdung kann die Bewegung nicht be-einflusst werden und stellt eine weitere Herausforderung für die arbeitende Muskulatur dar. Eine übliche Reaktion eines Patienten auf muskuläre

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dung während der letzten Wiederholungen, Erhöhung der Bewegungsge-schwindigkeit, ist in diesem Fall nicht möglich.

In der Praxis bedient man sich zur Steigerung der koordinativen Anforderungen an der V2 Beinpresse in der Regel einer instabilen Unterlage in Form eines Kreisels o.ä. Auch das wäre an der Desmotronic grundsätzlich möglich aber aufgrund des bereits vorhandenen höheren koordinativen Anspruchs nicht not-wendig.

Die Veränderungen der isometrischen Maximalkraft sind an der klassischen Beinpresse im Vergleich zur Desmotronic signifikant höher. Die Frage wann im Alltag eine große isometrische Maximalkraft gefordert ist, lässt sich einfach be-antworten: Nie. Alltagsbewegungen sind vorwiegend auxotoner Art mit einem meist hohen Anteil exzentrischer Arbeit. Folgernd muss die Bedeutung des Messparameters der isometrischen Maximalkraft für die orthopädische Rehabili-tation bzw. den Alltag überdacht werden.

Die Wichtigkeit der isometrischen Maximalkraft im Bereich des Sports ist wiede-rum nicht zu verkennen. Der Kreuzhang an den Ringen bei Gerätturnern zum Beispiel ist eine ausschließlich isometrische Muskelarbeit. Dennoch sind die meisten Bewegungen auch im Sport auxotoner Art, so dass auch in diesem Fall die isometrische Maximalkraft erneut in Frage gestellt werden sollte.

Das muskuläre Training von Sportlern ist besonders im Hochleistungssport den jeweiligen Anforderungen der Sportart angepasst. Schnelle Bewegungen einer Sportart erfordern ebenso in der Praxis des Muskelaufbautrainings ein ver-gleichbares Training der beanspruchten Muskulatur. Aufgrund der Möglichkei-ten, die Bewegungsgeschwindigkeit an der Desmotronic zu verändern, ist der Einsatz des Gerätes vor allem im Bereich des muskulären Trainings von Sport-lern sehr gut geeignet.

Für die Trainingspraxis muss überlegt werden, ob ein Training das vorwiegend über die Bewegungsgeschwindigkeit gesteuert wird, für den Hauptteil der Pa-tienten in der orthopädischen Rehabilitation eine Alternative zum klassischen Muskelaufbautraining darstellt. Aufgrund des höheren koordinativen Anspruchs der Desmotronic scheint das Trainingsgerät für die Rehabilitation einen

positi-Kapitel 7 Ergebnisanalyse der Untersuchungen

ven Einfluss auf Alltagsbewegungen und den Erhalt der Muskulatur nach Been-digung einer Rehabilitationsmaßnahme zu haben. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen diese Annahme, da zwei Jahre nach Beendigung der Studie ein sig-nifikant geringerer Abbau der Muskulatur der an der Desmotronic trainierenden Probanden zu verzeichnen ist.

In weiteren Untersuchungen sollte jedoch geklärt werden, für welche Sportarten die Desmotronic Beinpresse einsetzbar ist bzw. einen erwünschten Erfolg posi-tiv beeinflusst:

Welche Bewegungen welcher Sportarten lassen sich gut mit der Desmotronic simulieren bzw. können durch den Einsatz verschiedener Bewegungsge-schwindigkeiten nachvollzogen werden?

Inwieweit die Trainingspraxis der Desmotronic mit älteren Patienten durchge-führt werden kann, sollte ebenso in einer weiteren Studie analysiert werden.

Aus der vorliegenden Untersuchung ist eine hohe Herzfrequenz während der Belastungsphasen bekannt, die aufgrund der Ergebnisse auf die höhere Bewe-gungsgeschwindigkeit an der Desmotronic zurückgeführt werden muss.

Eine derartige Mehrbelastung des Herz - Kreislauf - Systems kann möglicher-weise für Patienten mit kardialen Nebendiagnosen eine Kontraindikation dar-stellen. Dennoch ist zu beachten, dass auch in diesem Fall in der Therapie eine kardiale Beanspruchung erwünscht ist und das ein Ergometertraining und ning der Kraftfähigkeiten mit Erhöhung der Herzfrequenz eine übliche Trai-ningsmethode in der Spätrehabilitation nach Myokardinfarkten ist (Wonisch et al. 2009).

Die Anschaffungskosten der Desmotronic Beinpresse liegen im Vergleich zur V2 Beinpresse deutlich höher. Dies sollte, nach Erkenntnissen der vorliegenden Studie kein Grund für ein „Nichtanschaffen“ des Trainingsgerätes sein.

Anhand der Ergebnisse kann nicht beurteilt werden, ob durch ein Training an der Desmotronic Beinpresse weniger Trainingseinheiten notwendig sind als bei einem Training an der klassischen Beinpresse. D.h., es kann derzeit keine Aus-sage bezüglich der Ökonomie getroffen werden.

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Die Untersuchung hat gezeigt, dass das Trainingsgerät nicht nur im Bereich des Leistungssport einsetzbar ist, sondern vielmehr auch für das Muskelaufbautrai-ning in der orthopädischen Rehabilitation sehr gut geeignet ist.