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Im europäischen Rapsanbau treten folgende sechs Insekten als Hauptschädlinge auf (Al-ford et al. 2003):

 Großer Rapserdfloh (Psylliodes chrysocephalus)

 Gefleckter Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus)

 Großer Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi)

 Rapsglanzkäfer (Meligethes aneus und spp.)

 Echter Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus assimilis)

 Kohlschotenmücke (Dasineura brassicae)

Die größte wirtschaftliche Bedeutung der genannten Schädlinge hat der Rapsglanzkäfer (Williams 2010). Durch die praxisüblichen Mehrfachbehandlungen mit Insektiziden zur Bekämpfung des Glanzkäfers hat sich im letzen Jahrzehnt eine weitverbreitete Resistenz gegenüber der Insektizidwirkstoffklasse der Pyrethroide entwickelt (Nauen et al. 2012).

Weiter berichten Zimmer et al. (2014) beim Rapserdfloh von ersten Wirkortresistenzen gegenüber Pyrethroiden, sodass eine Resistenzentwicklung in anderen Schädlingsarten aufgrund von hohen Selektionsdrücken auf die Schaderregerpopulationen nicht unwahrscheinlich erscheint. Zudem wurde im Oktober 2013 ein Verbot der Beizung von Rapssaatgut mit Neonicotinoiden erlassen, was die Wirkstoffpalette zur Schädlingsbekämpfung im Raps weiter einschränkt. Diese Beispiele zeigen, dass deutlich höhere Insektizidbehandlungsindizes im Raps gegenüber anderen Kulturen wie Weizen

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oder Mais (Freier et al. 2014) ein konsequentes Resistenzmanagement der verbliebenen Wirkstoffklassen erfordern. Die genannten Entwicklungen machen es notwendig im Rahmen eines integrierten Pflanzenschutzes natürliche Resistenzquellen gegenüber Schadinsekten im Raps als wichtige Alternative zum chemischen Pflanzenschutz zu identifizieren. In dieser Arbeit werden die beiden zuerst im Frühjahr auftretenden Stängelschädlinge großer Rapsstängelrüssler und gefleckter Kohltriebrüssler untersucht, da Hinweise existieren, dass durch Klimaveränderungen bedingte, steigende Temperaturen im Frühjahr die Verbreitung beider Rüssler fördern und damit das Schädigungspotential in Zukunft steigen kann (Junk et al. 2012, Eickermann et al. 2014).

1.1.1 Großer Rapsstängelrüssler

Die Körper ausgewachsener Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi) sind zwischen 3 und 4 mm lang und grau gefärbt mit schwarzen Beinen. Wirtspflanzen sind neben Raps andere Kreuzblütler wie Kohlarten, Rübsen, Rettich oder Senf (Günthart 1949). Adulte des Rapsstängelrüsslers finden sich frühestens ab Februar bei Temperaturen über 9 °C in den Rapsfeldern des Vorjahres, wo sie sich verpuppt und überwintert haben. Der Hauptzuflug in die neuen Rapsschläge findet bei Temperaturen zwischen 12 und 15 °C statt, was jahresabhängig von Ende Februar bis Mitte April der Fall sein kann (Juran et al. 2011). Nach dem Zuflug findet bei Weibchen ein kurzer Reifungsfraß an Blättern statt, woraufhin wenig später mit Hilfe des Rüssels Fraßgänge im Mark des schossenden Stän-gels angelegt werden. In diese erfolgt die Ablage einzelner Eier, bevorzugt wenige Zen-timeter unterhalb der Triebspitze (Abbildung 1.1 A, Günthart 1949, Landschreiber 2007).

Es ist bekannt, dass Pflanzen über 22 cm Stängellänge seltener mit Eiern belegt werden und frühe Sorten gegenüber späteren Sorten weniger Larven enthalten (Büchi 1996).

Weibchen können bis zu 60 Eier ablegen (Juran et al. 2011). Charakteristisch ist eine weiße Umrandung der Einstichstellen und eine anschließende Verdickung, die als Gall-bildung bezeichnet wird (AbGall-bildung 1.1 A+D). Die Entwicklung des Embryos bis zum Schlupf der Larve dauert in Abhängigkeit der Temperatur zwischen 8 und 16 Tagen. Die Larven fressen anschließend zwischen drei und fünf Wochen bis zu einer Größe von ca.

7 mm im Stängelgewebe, welches von ihren Ausscheidungen braun verfärbt ist (Juran

Abbildung 1.1: Schadsymptome des Rapsstängelrüsslerbefalls. A Einstichstellen unterhalb Triebspitze weiß umrandet. B+C S-förmige Verkrümmung. D Gall- und Seitentriebbildung.

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et al. 2011, Landschreiber 2007). Von Mai bis Juni wandern die Larven aus dem Stängel aus und verpuppen sich in der Erde in einem Erdkokon, in dem die Jungkäfer auch über-wintern. Es wird eine Generation pro Jahr ausgebildet (Günthart 1949, Juran et al. 2011).

Die Schadsymptome an Pflanzen sind das Verdrehen und Aufplatzen des Stängels, Gallbildung um die Einstichstelle, sowie eine typische S-förmige Verkrümmung (Abbildung 1.1 C-D, Günthart 1949, Büchi 1996, Landschreiber 2007), welche möglicherweise durch ein wuchsstoffähnliches Sekret verursacht wird das bei der Oviposition von den Weibchen abgegeben wird (Günthart 1949, Deubert 1952). Durch die Verletzung des Gewebes beim Einstich zur Eiablage können sekundäre Erreger wie die Wurzelhals und Stängelfäule Phoma lingam in die Pflanze eindringen (Krause et al.

2006). Teils stirbt der Hauptrieb ab und es werden früh mehrere Nebentriebe ausgebildet (buschiges Wachstum), was eine verzögerte und unregelmäßige Blüte nach sich zieht (Günthart 1949). In jedem Fall ist eine Wuchsdepression Folge eines Befalls.

Der Hauptschaden entsteht durch die Eiablage, weniger durch Larvenfraß (Dosse 1951, Williams 2010). Bei starkem Befall können Ertragsverluste bis zu 50 % entstehen (Landschreiber 2007).

1.1.2 Gefleckter Kohltriebrüssler

Erwachsene Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus) sind mit 2,5 bis 3,5 mm et-was kleiner als Rapsstängelrüssler und zeigen einen hellen Fleck auf dem Rücken (Günthart 1949, Landschreiber 2007). Die Käfer überwintern unter Pflanzenresten wie Laub oder im flachen Boden an geschützten Stellen wie Waldrändern (Günthart 1949, Juran et al. 2011). Die Flugaktivität beginnt ab 12 °C und erreicht ihr Maximum bei 14,5

°C, womit sie meistens später als der Rapsstängelrüssler einfliegen. Weiterhin fliegen die Männchen 10 - 15 Tage früher in die Rapsbestände ein als die Weibchen (Juran et al.

2011). Die Eiablage erfolgt nach einem ca. zweiwöchigem Reifungsfraß in kleinen Gele-gen von zwei bis acht Eiern an die Unterseite der Petiolen, teilweise auch direkt in den Stängel. Die Periode der Eiablage ist länger als beim Rapsstängelrüssler und wird von Günthart (1949) von Ende März bis Ende Mai angegeben. Weibchen des Kohltriebrüss-lers bevorzugen Pflanzen zur Eiablage, die bereits vom Rapsstängelrüssler belegt wor-den sind (Dechert & Ulber 2004). Die Larven minieren zunächst in Blattstielen, in späteren Stadien auch im unteren Stängel (Günthart 1949). Die im Vergleich mit dem Rapsstängelrüssler kleineren Larven (ca. 4 - 5 mm) wandern Ende Mai bis Anfang Juni aus den Wirtspflanzen aus und verpuppen sich im Boden. Nach drei bis vier Wochen schlüpfen die Jungtiere, die nach einem kurzen Reifungsfraß in die Winterquartiere mig-rieren (Günthart 1949). Mit Kohltriebrüsslerlarven belegte Pflanzen zeigen im Gegensatz zum Stängelrüssler keine Verkrümmung des Haupttriebes, wohl aber durch den Minier-fraß der Larven verursachte bräunliche Fraßgänge. Das Schadpotential des Kohltrie-brüsslers wird niedriger eingestuft als das des Stängelrüsslers und kann bei hohem Befall Ertragsverluste bis zu 20 % hervorrufen (Landschreiber 2007).

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