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13.1. Text

Das Land Rheinland-Pfalz wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrie­

ges am 30. August 1946 von der französischen Militärregierung gebildet.

Sie orientierte sich nicht an gewachsenen Strukturen. Es wurden vielmehr Teile zusammengefiigt, die zuvor niemals verbunden waren: Teile der preu­

ßischen Rheinprovinzen, die linksrheinischen Gebiete Hessens und die bayerisch geprägte Pfalz. Im Lauf der Zeit wuchs Rheinland-Pfalz jedoch zusammen und entwickelte eine eigene Identität. Vorteile zieht Rheinland- Pfalz schon aus seiner geographischen Lage. Das großräumige, modern aus­

gebaute Netz von Autobahnen und Bundesstraßen, die schnellen Bahnver­

bindungen zwischen den Städten Mainz, Kaiserslautern, Trier, Ludwigsha- ven und Koblenz, die großen Wasserstraßen Rhein und Mosel sowie die Nachbarschaft zu drei Zentren - Rhein-Main, Rhein-Neckar und Rhein-Ruhr - bieten beste Voraussetzungen dafür, daß Rheinland-Pfalz heute zu den dynamischsten Regionen Deutschlands zählt. Das Verhältnis der Bevölke­

rung zu den drei angrenzenden Nachbarn (Frankreich, Luxemburg und Bel­

gien) ist traditionell gut.

Ein altes europäisches Kulturland. Am Rhein siedelten früher die Kelten, Römer, Burgunder und Franken. In Speyer, Worms und Mainz stehen die großen Kaiserdome aus dem Mittelalter. Der Mainzer Kurfürst war Erz­

kanzler des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation”. Die älteste Synagoge Deutschlands wurde ab 1034 in romanischem Stil in Worms er­

richtet. In dieser Stadt lehnte der Reformator Martin Luther auf dem Reichstag von 1521 den Widerruf seiner Thesen ab. In Koblenz kämpfte 300 Jahre später die liberale Zeitung „Rheinischer Merkur” gegen die napoleoni­

sche Herrschaft und gegen die Pressezensur. Auf dem Hambacher Schloß fand 1832 die erste demokratisch-republikanische Massenversammlung statt. Das Weltmusem der Druckkunst, das Gutenberg-Museum in Mainz, zeigt seine Schätze in der Geburtsstadt des Erfinders des Buchdrucks mit

beweglichen Lettern, Johannes Gutenberg (1400-1468). In Trier wurde der Philosoph und Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus Karl Marx (1818-1883) geboren.

Rheinland-Pfälzische Produkte erfreuen sich reger Nachfrage auf den heimischen und internationalen Märkten. Mit einer Exportquote von rund 40 Proxent ist das Land deutscher Exportmeister. Die Wirtschaft ist hier außer­

ordentlich vielseitig: Rheinland-Pfalz ist einerseits ein Zentrum des Wein­

baus (zwei Drittel der deutschen Weinernte stammen von hier) und ein be­

deutender Holzproduzent, andererseits einer der großen Chemiestandorte und Zulieferer für den Automobilbau.

Rheinland-Pfalz liegt im Zentrum des Rheinischen Schiefergebirges. Zu den schönsten Landschaften Deutschlands, ja der Welt zählt das sagenum­

wobene, burgengeschmückte, von zahllosen Dichtem, Malern und Musikern verklärte Rheintal zwischen Bingen und Bonn. Hier wie im Tal der Mosel wächst ein von Kennern in aller Welt geschätzter Wein, und auch die weite­

ren Nebenflüsse des Rheins, Nahe, Lahn, und Ahr bieten Weinbaugebiete von großem landschaftlichem Reiz. Am Fuß des Pfälzerwaldes verläuft die

„Deutsche Weinstraße”.

Von alters her bildet der Rhein die wirtschaftliche Schlagader der Regi­

on. Ludwigshafen, Mainz und Koblenz liegen am Strom. In Kaiserslautem ließ Friedrich I. Barbarossa eine Pfalz errichten; 2000 Jahre alt ist die Rö­

merstadt Trer. Ihre Römerbauten sind auf der Liste der Kulturdenkmäler der UNESCO zu finden, ebenso die Dome von Speyer, Worms und Mainz, die Abteikirche Maria Laach in der Eifel, die Burg Eltz, Oberwesel am Rhein, die Katharinenkirche in Oppenheim, St. Paulin in Trier und die Festung Ehrenbreitstein. Das unverwechselbare Licht über der anmutigen Hügel­

landschaft der Pfalz hat der impressionistische Maler Max Slevogt (1868—

1932) eingefangen.

/Tatsachen über Deutschland, 1996, S. 133-136//

13.2. Ergänzende Informationen

Region mit langer Geschichte

Schon seit dem vierten Jahrtausend v. Chr. war der Raum des heutigen Rheinhessen besiedelt. Im ersten Jahrhundert v. Chr. eroberten die Römer große Teile des Landes zwischen Rhein und Saar, wovon bis heute römische

51 Bauten zeugen, darunter die Porta Nigra und die Kaiserthermen in Trier.

Bereits zu Anfang des fünften Jahrhunderts n. Chr. verloren die Römer gro­

ße Gebiete dieser Region, gegen Ende des Jahrhunderts fiel das Territorium an das Fränkische Reich. Uber die folgenden Jahrhunderte wechselte dies Gebiet mehrfach die Besitzer, bis im 19. Jahrhundert die Pfalz an Bayern und das heutige Rheinhessen an Hessen fiel. Weitere Teile des heutigen Bundeslandes wurden Preußen zugesprochen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus der Pfalz, Rheinhessen und den ehemals preußischen Regierungsbezirken Koblenz und Trier sowie vier weiteren Kreisen das Bundesland Rheinland-Pfalz gebildet.

/Deutschland eine Entdeckungsreise, 2001, S. 88/

Auf den Spuren der Römer

Die Römer hinterließen überall in Rheinland-Pfalz ihre Spuren - auch die Gründung von Mainz, der Hauptstadt des Landes, geht auf sie zurück. Be­

reits 39 v. Chr. ließ die Kaiserin Agrippa auf einer Anhöhe ein befestigtes Lager für die römischen Soldaten errichten, das Mogontiacum genannt wur­

de. 297 n. Chr. wurde die befestigte Stadt Mogontiacum gegründet. Von der Anwesenheit der Römer zeugen noch heute die Reste eines ehemaligen Aquädukts.

Wesentlich bekannter ist jedoch der Mainzer Dom, der 1036 eingeweiht wurde. Da er kurz darauf bei einem Brand zerstört wurde, sind nur wenige Gebäudeteile aus dieser Zeit erhalten geblieben. Bis 1137 wurde der Dom im romanischen Stil emeut aufgebaut. Im 13. und 14. Jahrhundert kamen noch gotische Stilelemente hinzu. Auch die Stephanskirche aus der Zeit der Gotik ist unter anderem wegen der von dem Künstler Marc Chagall gestal­

teten Fenster sehenswert. Die Mainzer Altstadt wurde - wie soviele andere Städte auch - im Zweiten Weltkrieg zerbombt, doch eine Reihe alter Ge­

bäude sind erhalten geblieben oder wurden wiederaufgebaut, zum Beispiel einige der ehemaligen Adelspaläste, aber auch so manches Fachwerkhaus.

Koblenz, die Stadt, wo die Mosel in den Rhein mündet, wurde ebenfalls von den Römern gegründet. Die beiden Flüsse sind es, die Koblenz ein ganz besonderes Flair verleihen - die Stadt scheint vom Wasser umgeben zu sein.

Aber auch mittelalterliche Bauten, wie die ehemalige Kurfürstliche Burg mit ihren verspielten Türmen und die Liebfrauenkirche mit ihrem Marmoraltar tragen ihren Teil zur Schönheit der Stadt bei. Die über der Stadt thronende Festung Ehrenbreitstein, mit deren Bau im 10. Jahrhundert begonnen wurde, zählt praktisch zu den Wahrzeichen der Stadt, genau wie Landzunge „Deut­

sches Eck” mit dem bei seiner Aufstellung 1993 umstrittenen Reiterstand­

bild von Kaiser Wilhelm I.

In Kaiserslautern begegnet einem auf Schritt und Tritt Kaiser Barbarossa, der hier im 12. Jahrhundert eine Pfalz, also einen kaiserlichen Aufenthaltsort fur die Reise, gründen ließ. Reste dieser Pfalz sind noch heute erhalten.

Auch der Kaiserbrunnen zeigt ein Abbild von Kaiser Rotbart. Einen Besuch wert ist die Pfalzgalerie, in der unter anderem Werke von Spitzweg und Picasso präsentiert werden.

/Deutschland eine Entdeckungsreise, 2001, S. 88/

13.3. Erläuterungen zum Text

(der) Erzkanzler - (der) Nebenfluß -üsse (das) Speyer

(das) Worms

- arcykanclerz - doptyw - Spira - Wormacja

13.4. Fragen und Aufgaben

1. Das Land Rheinland-Pfalz hatte große Schwierigkeiten seine Identität zu entwickeln, warum?

2. Welche Vorteile bringt die geographische Lage des Landes?

3. Worauf beruht die kulturhistorische Bedeutung von Rheinland-Pfalz?

4. Was hat das Land wirtschaftlich zu bieten?

5. Für die ausländischen Touristen ist die Rheinreise ein Muß, warum?

6. Das Wort „die Pfalz” hat zwei Bedeutungen, welche?

7. Heinrich Heine hat die Lorelei weltberühmt gemacht, wo befindet sich dieser legendäre Felsen?