2 Theoretische Grundlagen
2.3 Massensynthese
2.3.2 Restliche Komponenten
fische Gewicht des SLW der Wert 5 kg/m2 zugunsten einer konservativen Annahme festgelegt. Für die Finne (ohne Seitenruder) werden 95% dieses Wertes angenommen.
Fahrwerk
Bei einem konventionellen Flugzeug wird das Fahrwerk für die Absorption der Energie beim Landestoß bis zu einem Lastvielfachen von 1,5 dimensioniert. Für die Dimensionierung ist es üblich, die Landemas‐
se in der Nähe der maximalen Abflugmasse (MTOW) anzunehmen, um das Ablassen des Treibstoffs im Fall einer Notlandung zu vermeiden. Alternativ kann auch das maximal zulässige Landegewicht (Maxi‐
mum Landing Weight) mit entsprechender Korrektur der angenommenen Sinkgeschwindigkeit für die Dimensionierung des Fahrwerks herangezogen werden. Das Fahrwerk eines Luftschiffes wird nach ähnli‐
chen Gesichtspunkten ausgelegt. Der wesentliche Unterschied besteht dabei in der Definition der Lan‐
demasse. Ein Luftschiff bei der Landung ist in der Regel nur 5 ‐ 7% schwerer als die umgebende Luft.
Somit beträgt seine für die Dimensionierung des Fahrwerks effektive Landemasse lediglich wenige Pro‐
zent der Gesamtmasse. Für ein hybrides Luftfahrzeug muss das Fahrwerk beim Lanzenstoß lediglich die vom dynamischen Auftrieb getragene Masse, die sog. dynamische Masse (mdyn), abfangen, da die restli‐
che Masse vom Traggas getragen wird. Daher liegt es nahe, diese Masse als dimensionierende Größe beim Fahrwerk anzusetzen. Diese dynamische Abflugmasse wird über die folgende Beziehung definiert:
(1 )
dyn
TO TO
m =m ⋅ −χ (2.36)
Ein hybrides Luftfahrzeug weist in Abhängigkeit vom Hybridisierungsgrad in unterschiedlicher Ausprä‐
gung die Merkmale sowohl eines Flugzeuges als auch eines Luftschiffes auf. Somit können zunächst rein formell für die Bestimmung der Fahrwerkmasse die Methoden aus beiden Fachdisziplinen (Flugzeugbau und Luftschiffbau) angewandt werden. Knebel [76] modifiziert über die Anpassung der Faktoren die Formel aus [122] für leichte bzw. mittelschwere Hubschrauber und wendet sie auf die Luftschiffe an:
4
4
(1,37 10 8,02) 3
(1,37 10 8,02) 3
0, 0113 , 7, 7 10 [ ]
0, 0145 , 7, 7 10 [ ]
TO
TO
m
lg TO
m
lg TO
m e für m kg
m e für m kg
−
−
⋅ ⋅ +
⋅ ⋅ +
= ⋅ ≤ ⋅
= ⋅ > ⋅ (2.37)
Dieser Ansatz ist aufgrund der exponentiellen Abhängigkeit von der Abflugmasse für die Gesamtheit aller möglichen Entwurfskonfigurationen von einem relativ kleinen (3 ‐ 5 t) bis zu einem sehr großen (über 100 t) hybriden Luftfahrzeug ungünstig. Jenkinson [63] geht von einer linearen Abhängigkeit der Fahrwerkmasse vom Abfluggewicht eines Flugzeuges aus. So beträgt diese bei einem Tiefdecker 4,45%
des MTOW. Diese Gesetzmäßigkeit ist wesentlich robuster bezüglich der möglichen großen Variationen der Abflugmasse und folglich vorteilhafter für eine komplexe numerische Untersuchung. Die Masse des Fahrwerks ergibt sich somit zu:
0, 0445 dyn
lg TO
m = ⋅m (2.38)
ben aus [21]) und gegenüber den Turbostrahltriebwerken einen besseren Vortriebswirkungsgrad im Bereich der moderaten Fluggeschwindigkeiten (bis ca. 600 km/h). Moderne Turbopropantriebe sind in den unterschiedlichsten Leistungsklassen erhältlich und aufgrund der Variationsvielfalt ausreichend ge‐
nau statistisch erfasst.
Eine gängige Methode der Massenabschätzung beim Konzeptentwurf beruht auf der Auswertung statistischer Daten bereits ausgeführter Muster und Verknüpfung des Gewichtes mit einem oder meh‐
reren charakteristischen Parametern (z.B. Luftmas‐
senstrom, Gesamtdruckverhältnis oder max. Start‐
schub bzw. ‐leistung). Die von Weiss [162] durch‐
geführte Korrelationsanalyse unterschiedlicher Ansätze für die Bestimmung der Triebwerksmassen zeigte eine relativ geringe Streuung der Ergebnisse, sodass für eine ingenieurmäßige Kalkulation der Triebwerksmassen nur ein Leistungsparameter (Startschub oder Startleistung) ausreicht. Solche Leistungsangaben sind zum Beispiel in [21] ,[77], [135]
zu finden. Im Anhang A.2 wurden sie zusammengetragen und in tabellarischer Form dargestellt. Die Auswertung dieser Daten kann mit Hilfe einer linearen Regressionsfunktion hinreichend genau approxi‐
miert werden (relatives Bestimmungsmaß R2 = 0,95). Diese Abhängigkeit ist in der Abbildung 2.6 darge‐
stellt. Somit lässt sich das Gewicht eines PTLs über die folgende Beziehung abschätzen:
, [ ]
0,2296 eq TO
eng
eng
P kW
m = ⋅ n (2.39)
Die äquivalente Leistung Peq im Startfall ist wie folgt definiert:
,
TO
eq TO GG
Prop
P P F
= +F (2.40)
Für die weitere Behandlung der Gl. (2.40) wird die in [21] angegebene Näherungsbeziehung angewandt, die besagt, dass der Gasgenerator (Index „GG“) eines PTL pro 1 kW Leistung im Durchschnitt einen Pro‐
pellerschub von 15,7 N erzeugt. Der gesamte Schub (FTO) eines PTL setzt sich zusammen aus dem Propel‐
lerschub (Hauptanteil) und dem Gasgeneratorschub (Restanteil). Wird der letzte vernachlässigt, so kann geschrieben werden:
3
, 10
15,7
TO eq TO
P = ⋅ F (2.41)
Die Berechnung des nötigen Schubes beim Start setzt eine komplexe Rechnung der Startstrecke voraus, die wiederum detaillierte Informationen bezüglich der Konfiguration des Luftfahrzeugs und der Lande‐
bahn benötigt. Um den Aufwand der Modellierung an dieser Stelle dennoch in vertretbaren Grenzen zu halten, wird folgender Ansatz gemacht: es wird angenommen, dass der Schubabfall eines modernen PTL in etwa der Gesetzmäßigkeit aus der Abbildung 2.7a gehorcht. Somit lässt sich der relative Schubabfall als Koeffizient in Abhängigkeit von der Flughöhe und der Mach‐Zahl darstellen (Abbildung 2.7b). Aus dem bekannten notwendigen Schub im Reiseflug (gleich dem Gesamtwiderstand) kann der Startschub über die Interpolation des Diagramms mithilfe des relativen Schubabfalls bestimmt werden.
Abbildung 2.6: Bestimmung der PTL‐Massen
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900
0 1000 2000 3000 4000
Triebwerksmasse [kg]
äquivalente Triebwerksleistung [kW]
a) Schubabfall eines modernen PTLs in Abhängigkeit
von der Höhe und Machzahl [96]
b) Relativer Schubabfall. Auswertung der Daten aus a)
Abbildung 2.7: Ansatz für die Bestimmung des Schubabfalls eines PTLs als Funktion der Flughöhe und Ma‐Zahl Außer dem eigentlichen Triebwerk und Propeller setzt sich die Antriebseinheit aus diversen anderen Komponenten zusammen, die für die Massenabschätzung nach [155] zu einem festen Koeffizienten
kpg = 1,35 (für mehrmotorige Propellerflugzeuge) zusammengefasst werden können. Damit ergibt sich
die Masse der gesamten Antriebseinheit zu:
( )
pg eng pg eng prop nac
m =n ⋅k ⋅ m +m +m (2.42)
Hierbei sind neng – Gesamtanzahl der Triebwerke, mprop – Propellermasse und mnac – Gesamtmasse der Gondel.
Für die Bestimmung der Propellermasse wird die von Keidel [75] hergeleitete Abhängigkeit übernom‐
men. Diese wurde für eine relativ langsame, hochfliegende Solardrohne mit kleiner Propellerblattbelas‐
tung entwickelt und eignet sich daher besser als z.B die in [155] oder [167] angegebenen Formeln, deren Grundlage auf statistischen Daten der General Aviation basiert.
0 782 0 ,
,
,391 [ ]
0,12 P P eq TO
en p o
g r p
D P kW
B n
m
⎛ ⋅ ⎞⎟
⎜ ⎟
⎜ ⎟
⋅ ⋅ ⎜⎜ ⎟⎟⎟
= ⎜⎜⎝ ⎠
(2.43)
Hierbei sind Dp – Propellerdurchmesser und Bp – Propellerblattzahl.
Die Masse der Gondel erhält man nach [155] aus:
-6
86,4 10 P ,
nac eq TO
m = ⋅ ⋅ (2.44)
Feste Ausrüstung
Abhängig von dem jeweiligen Luftfahrzeugtyp und/oder der jeweiligen Transportaufgabe kann die Art und dementsprechend die Masse der festen Ausrüstung (mfe) sehr stark variieren. Eine typische Ausstat‐
tung kann beispielsweise APU, Steuerungssysteme, Instrumente, Hydraulik, Elektrik, Avionik, Klimaanla‐
ge und Anti‐Icing, Sauerstoffsystem sowie weitere Systeme wie Feuerlösch‐ und Rettungsausrüstung umfassen. Auch das System für die Treibstoffversorgung (Tanks, Leitungen etc.) sowie das System zur Aufnahme des eventuell benötigten Ballasts zum Kompensieren der Gewichtsschwankungen (Ausladen der Nutzlast, Treibstoffverbrauch) könnten Bestandteile eines hybriden Luftfahrzeugs sein. Für die zah‐
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
Ma-Zahl
relativer Schubafall
H = 0 [km]
H = 1,5 [km]
H = 3 [km]
H = 4,5 [km]
H = 6 [km]
H = 7,5 [km]
H = 9 [km]
lenmäßige Erfassung dieser Komponenten wird auf die statistische Auswertung bereits ausgeführter Luftfahrzeuge zurückgegriffen. Dabei wird unterstellt, dass die feste Ausrüstung eines hybriden Luftfahr‐
zeugs eine dem Luftschiff ähnliche Struktur aufweist und folglich mit dem Hüllenvolumens in Verbin‐
dung gebracht werden kann. Da das Hüllenvolumen eines HAV vom Hybridisierungsgrad abhängt, wird für die Berechnung der Masse der festen Ausrüstung das äquivalente Hüllenvolumen eines Luftschiffes mit der gleichen Abflugmasse wie beim hybriden Luftfahrzeug genommen. Für die Berechnung des äqui‐
valenten Hüllenvolumens können Gl. (2.77) ‐ (2.78) eingesetzt werden.
Kirilin [174] schlägt für die Bestimmung der Masse der festen Ausrüstung folgende Systematik vor:
. .
fe equip fuel sys ballast
m =m +m +m (2.45)
Hierbei sind mequip. – Masse der Ausrüstung, mfuel sys. – Masse des Treibstoffsystems und
m
ballast – Masse des Systems für die Ballastaufnahme. Die Masse der Ausrüstung bestimmt sich aus.
eq equip sys hull
m =k ⋅V (2.46)
mit dem vom äquivalenten Hüllenvolumen Vhulleq
abhängigen Koeffizienten
( )
4 310
4 3
0, 0628 log 0, 3359 6, 3 10 [ ]
0, 035 6, 3 10 [ ]
eq eq hull hull
eq sys
hull
V m
k V
V m
⎧⎪− ⋅ + < ⋅
= ⎨⎪⎪⎪⎪⎪⎩ ≥ ⋅ (2.47)
Die Masse des Treibstoff‐ und Ballastsystems bestimmt sich aus
. 0, 035
fuel sys fuel
m = ⋅m (2.48)
0, 012 ( )
ballast fuel payload
m = ⋅ m +m (2.49)
Betriebsmittel, Besatzung und Nutzlast
Die Masse der Betriebsmittel wird nicht explizit berechnet, da diese bereits in der Gl. (2.30) enthalten ist. Die Masse eines Besatzungsmitglieds wird auf 100 kg festgelegt und es wird angenommen, dass ein HAV mit drei Besatzungsmitgliedern an Bord fliegt. Die Nutzlast ist ein unabhängiger Entwurfsparameter und muss vorgegeben werden.
Treibstoff
Die Treibstoffmasse wird über den folgenden Zusammenhang bestimmt:
,
fuel eq cr fl
m =SFC P⋅ ⋅t (2.50)
Der spezifische Treibstoffverbrauch hängt entscheidend vom konstruktiven Aufbau des jeweiligen Triebwerkmusters ab und kann in der Phase eines konzeptuellen Entwurfs nur näherungsweise angege‐
ben werden. Moderne Turboproptriebwerke haben einen SFC im Bereich von 0,2 – 0,4 [kg/h/kW]. Eine statistische Auswertung der Daten aus [21] ergibt einen durchschnittlichen Wert von 0,3081 mit einer Streuung von ca. 8%. Dieser Wert wird als Basis für die Bestimmung der Treibstoffmasse verwendet. Die äquivalente Triebwerksleistung im Reiseflug ist:
,
cr cr cr cr
eq cr
prop prop
F V D V
P η η
⋅ ⋅
= = (2.51)
Die Bestimmung vom Propellerwirkungsgrad ηprop wird in Abschnitt 3.1 angesprochen.