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Reflexion und Evaluation des Modellprojekts

Auf den folgenden Seiten findet sich eine umfangreiche Auswertung der von den Teilnehmern und Coaches verfassten Abschlussberichte. Nach einer Evaluation der Fortbildungs-phase und der PraxisFortbildungs-phase erfolgt ei-ne Reflexion des Modellprojekts als Ganzes, die Überprüfung der auf Sei-te 18 dargesSei-tellSei-ten Hauptziele und weitere Auswertungen auf Trägerebe-ne, zum Mittelaufwand sowie zur Qua-litätssicherung und Dokumentation.

Die darauf folgende Schlussbetrach-tung resümiert die wichtigsten Ergeb-nisse unserer Evaluation.

Die Praxisprojekte der Teilnehmer werden sowohl in einer Gesamtüber-sicht als auch in »Projektkästen« dar-gestellt, die über das gesamte Kapitel verteilt sind. In diesen Darstellungen geht es weniger um eine vollständige Abbildung der einzelnen Projekte als vielmehr darum, deren Vielfalt aufzu-zeigen und Impressionen zu geben, die die Besonderheiten des Projekts sowie die Arbeitsweise der Teilnehmer her-vorheben.

Auswertung der Fortbildungsphase Ziel der Fortbildungsphase war es, 15 männliche Fachkräfte für die pädago-gische Arbeit mit Jungen und jungen Männern, insbesondere auf dem Ge-biet der Gewaltprävention und der Ar-beit mit rechtsextrem gefährdeten Jun-gen, zu qualifizieren. Die Fortbil-dungsphase wurde größtenteils durch externe Dozenten gestaltet und durch Peter Moser von MANNE e.V. Pots-dam als koordinierenden Dozenten be-gleitet (s.a. Seite 21).

Dazu gehörte, zu den jeweiligen The-menfeldern grundlegendes Wissen zu vermitteln, Selbstreflexion und Ei-generfahrungen anzuregen, sowie Konzepte und Methoden kennen zu lernen, um die Teilnehmer so auf die nächste Phase des Modellprojektes,

der Entwicklung von lokalen Praxis-angeboten, vorzubereiten.

Durch die Fortbildung versprachen wir uns bei den teilnehmenden Män-nern wichtige Erkenntnisse für ihre Professionalisierung (Fachlichkeit):

Impulse für die tägliche Arbeit, Per-spektivwechsel, Verbesserungen in der Beziehungsgestaltung zu Jungen, Zugang zur genannten Zielgruppe, pä-dagogische Haltungserweiterungen und die Kenntnis neuer Konzepte und Methoden.

Eine zentrale Methode der Fortbil-dungsphase war die Arbeit in einer ge-schlechtshomogenen Gruppe von Männern. Durch positive Erfahrungen unter Männern sollten Entwicklungs-impulse für die eigene männliche Per-sönlichkeit gegeben werden. Die Teil-nehmer sollten die Möglichkeit erhal-ten, als Mann im Kontakt mit anderen Männern die vorhandene Vielfalt von Männlichkeiten wertzuschätzen, neue Verhaltensmöglichkeiten einzuüben und als männlich zu integrieren.

Als Jungenarbeiter müssen sie den Jungen als Modell für eine gelungene und reflektierte Männlichkeit im pä-dagogischen Beziehungskontakt zur Verfügung stehen. Der potentielle Ge-winn einer Männergruppe für die Be-wältigung der eigenen männlichen Identität sollte für die Teilnehmer des-halb nachvollziehbar werden.

Reflexion auf der Leitungsebene Während der Fortbildungsphase fand eine laufende Reflexion der einzelnen Seminartage durch die Teilnehmer und Dozenten statt. Die Fortbildungspha-se als Ganzes wurde auf Teilnehmer-ebene in Form eines anonymen Frage-bogens unmittelbar nach Ende der Fortbildungsphase sowie zum Ende des Modellprojektes im Rahmen ihrer Abschlussberichte reflektiert.

Das MANNE-Team reflektierte die Fortbildungsphase in Rahmen von

Teamintervisionen und externer Supervision. Weitere Reflexionen fanden im Rahmen von zwei Gesprä-chen mit den Vertretern der wissen-schaftlichen Begleitung statt sowie im Rahmen einer Beiratssitzung. Der Beirat wurde von MANNE e. V. paral-lel zum Modellprojekt gegründet und bestand aus an dem Modellprojekt interessierten Fachexperten und Ver-tretern der Fördermittelgeber.

Aufgrund der Rückmeldungen auf diesen unterschiedlichen Ebenen wurde bereits während der Fortbil-dungsphase deutlich, dass die Berei-che der »Jungenarbeit« und »Kompe-tenzen im Umgang mit Rechtsorien-tierung« insgesamt zu kurz kommen würden. Als Reaktion nahmen wir während der Durchführung erste Ver-änderungen im Curriculum vor.

Im Block D wurde der Baustein »Out-door - mit der Natur arbeiten: Reflek-tierte Pädagogik in der Natur« zugun-sten einer vertiefenden Bearbeitung des Bausteins »Aggression und Hin-gabe« ausgesetzt und in den Block E integriert.

Darüber hinaus wurden in den Block E (neben den Konzepten und Metho-den der Ritualarbeit) auch Elemente aus der Sexual- sowie Erlebnispäda-gogik mit Jungen vorgestellt und er-probt.

Weitere Vertiefungen, insbesondere für die Arbeit mit rechtsextrem ge-fährdeten Jugendlichen und jungen Männern, wurden für die fünf soge-nannten Qualifizierungstage im Rah-men der Praxisphase eingeplant, die (unter anderem) für vertiefenden Fort-bildungsbedarf vorgesehen waren.

Reflexion auf der Teilnehmerebene Die Teilnehmer zeigen sich mit dem Verlauf der Fortbildung insgesamt zufrieden. Unzufriedenheiten gab es bei einigen Teilnehmern mit einzel-nen Seminarblöcken und Dozenten.

Mit einer Ausnahme äußerten alle Teil-nehmer ihre hohe Zufriedenheit mit den Baustein »Konstruktion und Wirk-lichkeit« (Block A). Dazu einige Zita-te aus den AbschlussberichZita-ten:

> »Systemisches Denken und Han-deln war der erfolgreichste Bau-stein der Qualifizierungsmaßnah-me. Durch Arbeit an Beispielen ist ein erfolgreicher Zugang zu dieser neuen Zielgruppe gewährleistet.«

> »Ich erinnere mich besonders an den Baustein ‚Konstruktion und Wirklichkeit' - Systemisches Den-ken und Handeln - mit Joachim Ma-junke, aber auch an das Thema

‚Selbstmanagement und Selbstor-ganisation' mit Christine Burmeis-ter und Christian Baier.«

> »Ausbildungsinhalt war u.a. das systemische Denken. Zur Zeit der Qualifizierung befand ich mich in der Ausbildung zum systemischen Paar- und Familientherapeuten.

Dadurch beleuchtete ich diesen Teil der Qualifizierung sehr kri-tisch; ich war nicht immer zufrie-den.«

> »Die Weiterbildungseinheiten zum Thema ‘Systemisches Denken und Handeln’ haben mir neue Sicht-weisen und Anregungen in meiner Arbeit gegeben. Hier habe ich

ver-standen wie wichtig es ist, Proble-me von verschiedenen Standpunk-ten zu betrachStandpunk-ten. Diese Erkennt-nisse fließen in meine tägliche Ar-beit ein.«

Die Bausteine zu grundlegenden pä-dagogischen Kompetenzen (»Was ist eigentlich sozial?«, »Arbeit mit Gruppen«, »Kontakt und Begeg-nung«, »Konflikt und Lösung«; Blö-cke A und B) wurden von einigen Teil-nehmern mit pädagogischer Berufs-ausbildung häufig als Wiederholung erlebt und teilweise in ihrer Notwen-digkeit hinterfragt. Die Berufsquer-einsteiger hingegen verbuchten diese Bausteine als Gewinn für sich. Insge-samt empfanden die meisten der Teil-nehmer den Umfang dieser Inhalte im Verhältnis zu den anderen Bausteinen als zu groß. Einige Zitate:

> »Die Themen ‚Systemisches Den-ken und Handeln', ‚Arbeit mit Gruppen' und ‚Konfliktmanage-ment' waren eine willkommene Gelegenheit zur Auffrischung und Vertiefung.«

> »Die folgenden Ausbildungsinhal-te ‚Individuum und Gruppe', ‚Kon-flikt und Lösung', ‚Die Augen nach rechts', ‚Konzept und Organisa-tionsaufbau' sind aus meiner Sicht

teilweise Basiswissen für Sozialar-beiter und waren daher nur eine Auffrischung. Hier habe ich kon-kretere, speziellere Wissensver-mittlung erhofft.«

> »Das Curriculum mit vielen grund-legenden Themen und einführen-den Fragestellungen (im ersten Teil) sprach mich besonders an.«

> »Den Wechsel von fachlichen In-puts und persönlichkeitsentwik-kelnden Einheiten finde ich kon-zeptionell sehr ansprechend.«

Unterschiedliche Rückmeldungen gab es zum Baustein »Kompetenzen im Umgang mit Rechtsextremismus«

(Block C). Zwei Teilnehmer waren hier mit der Referentenauswahl un-zufrieden. Die überwiegende Anzahl der Teilnehmer äußerte sich zu den ver-mittelnden Inhalten bzw. der Kompe-tenz der Referenten positiv, empfah-len jedoch, diesem Bereich mehr Ge-wicht zu geben - insbesondere, um be-reits während der Fortbildungsphase weitere modellhafte Konzepte inner-halb der bisher angeeigneten pädago-gischen Ansätze kennen zu lernen und in der Arbeit mit rechtsextrem gefähr-deten Personen vertiefend zu reflek-tieren. Einige Zitate:

> »Bei einigen Thematiken hat für mich persönlich das Gebotene nicht ausgereicht bzw. brachte nicht die erwarteten neuen Erkenntnisse, wie z.B. beim Modul ‚Kompetenzen im Umgang mit Rechtsextremismus'.«

> »Mit ‚Kompetenzen im Umgang mit Rechtsextremismus' betrat ich völliges Neuland: überaus spann-nend und informativ.«

> »Beispielsweise wurde für mich persönlich das Thema ‚Kompeten-zen im Umgang mit Rechtsextre-mismus' nicht umfangreich behan-delt. Da ich in meiner täglichen Ar-beit bereits seit mehreren Jahren mit rechtsorientierten Jugend-lichen arbeite, wurden für mich dort keine neuen Inhalte vermittelt.«

Wenig Wirkung erzielte der Baustein

»Von der Idee zum Konzept« (Block C). Positive Teilnehmerrückmeldun-gen und nachhaltige WirkunTeilnehmerrückmeldun-gen für die Verfeinerung beruflicher Arbeits-prozesse erzielte der Baustein

»Orga-Foto: Archiv MANNE e.V. Potsdam

Fortbildungseinheit »Konflikt und Lösung«

Reflexion und Evaluation des Modellprojekts

Väter und Söhne begegnen sich heute im Alltag meist nur selten. Die Väter sind häufig berufstätig und die Söhne su-chen ihre Bezugspunkte zunehmend bei Gleichaltrigen. Mit unserer Vater-Sohn-Freizeit wollen wir den Kontakt der Jungen zu ihren Vätern würdigen, ihm Zeit widmen, und die Beziehung durch eine intensiv gelebte Zeit festigen. Ziel-gruppe sind Söhne im Alter zwischen 12 und max. 17 Jahren mit ihren Vätern.

Ziele des Projekts:

Gemeinsame (Frei-)Zeit schaffen

Beziehung zwischen Vater und Sohn neu beleben bzw. vorhandene Beziehung festigen und stärken Erleben des Vaters als Vorbild bzw. Mentor Gegenseitiges Wertschätzen der

Vater-Sohn-Beziehung

Söhne und Väter erkennen eigene Grenzen sowie ihre Stärken und Schwächen

Selbstbewusstsein der Söhne (und Väter) stärken Söhne bekommen Orientierung durch den Vater Alltägliche Aushandlungsprozesse zwischen Sohn

und Vater (auch in der Gruppe) fördern

Neuausrichtung des »Vatertages« (Christi Himmelfahrt) Inhalte und Methoden:

Kanu fahren, Übernachtung und Verpflegung, Reflexionsrunden, Rituale, Gesprächsrunden in verschiedenen Kon-stellationen (Vater Sohn als Paar, in der Gruppe, Väter und Söhne untereinander), Spiele und Übungen wie Stock-kampfchoreographie, Blindpaddeln, Labyrinthweg, Traumreise, Fremdpaddeln, Briefe schreiben sowie verbindende Aktionen wie gemeinsame Gesänge, Wettpaddeln, etc.

Nach einem sehr guten Feedback von den Teilnehmern und Wertschätzung vom Träger der Maßnahme wird dieses Projekt überarbeitet und in einer Neuauflage im nächsten Jahr wieder angeboten werden.

»Vater-Sohn-Freizeit«

Kanufahrt Lutz Böning

Evangelische

Kirchengemeinde Templin

PROJEKT TRÄGER LEITUNG

nisiere dich selbst« (Block C; vgl. S.

39f):

> »Da ich Unorganisiertheit und Un-klarheit ab und zu bei mir beobach-te, habe ich mich in letzter Zeit an die Inhalte des Seminarblocks zur Selbstorganisation erinnert und versucht, die hier gelieferten Hilfe-stellungen umzusetzen. Mir haben die Inhalte dieses Seminarblocks weitergeholfen, meine ‚Chefrolle' besser ausfüllen zu können.«

Der Baustein »Aggression und Hinga-be« (Block D) wurde von allen Teil-nehmern als Bereicherung für die ei-gene Entwicklung und das pädagogi-sche Handeln beschrieben.

> »Das Thema ‚Aggression und Hin-gabe' war für mich das ertragreich-ste. Für mich war diese Herange-hensweise, auf Körperebene zu ar-beiten, um geistig-seelische Anstö-ße zu bewirken, sehr

horizonter-weiternd, und sie hat meinen Blick auf aggressives Verhalten grundle-gend verändert.«

> »Durch die Übungen im Bereich körperbetonte Jungenarbeit wurde uns Teilnehmern gezeigt, welche Gefühle es auslöst, im Kampf mit Anderen körperlich unterlegen zu sein. Diese selbst gemachten Er-fahrungen an rechtsorientierte Ju-gendliche weiterzugeben ist ein wichtiges Anliegen in den komm-menden Projekten.«

> »Ich habe durch die Tage mit Tho-mas Scheskat neue Anregungen be-kommen, die sich beispielsweise darin zeigen, dass ich (hoffentlich) noch dieses Jahr im Jugendclub Phoenix einen (Anti-) Aggressions-raum einrichten werde, in dem Ju-gendliche unter Beaufsichtigung einen Streit mit Schaumstoff-schlangen oder ‚Raufen nach Re-geln' austragen können.«

> »Im Sinn einer auf die Eigenerfah-rung gründenden Professionalität war die Fortbildung äußerst frucht-bar, insbesondere durch die Einhei-ten zum Thema ‚Aggression und Hingabe'.«

Ebenfalls zufrieden äußerten sich die Teilnehmer zu den Bausteinen im Be-reich der Jungenarbeit (Block E). Vie-le der Teilnehmer fanden diesen Be-reich jedoch ebenfalls als zu kurz im Verhältnis zu den allgemeinen päda-gogischen Inhalten und empfahlen uns für ein zukünftiges Curriculum ei-ne entsprechend andere Gewichtung, um die angesprochenen Themenberei-che der Jungenarbeit zu vertiefen. Ei-nige Zitate:

> »Das Thema ‚Männlichkeit' war für mich im Hinblick auf praktische Methoden für die geschlechtsbe-wusste Arbeit mit Jungen (z.B. Bio-grafiearbeit) sehr bereichernd.«

Reflexion und Evaluation des Modellprojekts

> »Bausteine zu Ritualen und Männ-lichkeit sollten in kommenden Qualifizierungsmaßnahmen aus-gebaut werden.«

> »Die Ausbildungsmodule ‚Aggres-sion und Hingabe', ‚Männlichkeit und Selbstentwurf' sowie ‚Ritualar-beit' waren meiner Meinung nach sehr lehrreich, stark Jungenarbeit-orientiert, dennoch nicht konse-quent mit dem Fokus auf rechtsdes-orientierte Jugendliche ausgerich-tet.«

> »Die theoretischen Grundlagen zur Arbeit mit Jungen haben mir Im-pulse gegeben, meine Arbeit mit Jungen besser zu reflektieren und auch nach außen darzustellen und zu argumentieren. Dies wird gera-de in gera-den Netzwerken gera-der Stadt da-zu beitragen, meine Arbeit noch stärker in den Fokus zu stellen und die Notwendigkeit der ge-schlechtsspezifischen Arbeit mit Jungen darzustellen.«

Darüber hinaus beschrieben fast alle Teilnehmer die Erfahrung in der ge-schlechtshomogenen Gruppe als po-sitiv befruchtend und berichten in ih-ren Abschlussberichten von persön-lichen Entwicklungsprozessen insbe-sondere in Bezug auf ihr eigenes Mannsein (vgl. S. 38). Auch den Aus-tausch und Kontakt in den

Lerngrupp-pen bezeichneten fast alle Teilnehmer als bereichernd und gelungen:

> »Meine Lerngruppe ist einer der wichtigsten Indikatoren für den Er-folg. Ich fühle mich wohl und ver-standen unter meinen Kollegen.

Als sehr sinnvoll empfand ich, dass ausschließlich männliche Sozialar-beiter an der Qualifikation teilnah-men.«

> »In der Lerngruppe (...) hat sich der Wille gefestigt, in der täglichen Ar-beit immer wieder den Fachaus-tausch mit anderen Experten zu su-chen. (...) Die Qualifizierung hat mir gezeigt, sich nicht immer nur auf die durch die Arbeit als fast

‚Einzelkämpfer' bedingte Einzelre-flexion zu stützen, sondern auch mehr Fremdreflexion zuzulassen oder einzufordern.«

> »Der konkrete Erfahrungsaus-tausch (‚Wie machst du es?') er-brachte nicht nur wertvolle Impul-se, sondern auch die Aufforderung, dem eigenen Ansatz Vertrauen zu schenken.«

Fazit

Die Rückmeldungen der Teilnehmer stimmten fast vollständig mit den Re-flexionen und Auswertungen überein, die im MANNE-Team sowie durch Supervision, Beirat und wissenschaft-liche Begleitung erfolgten und zu den

nun folgenden Ergebnissen für die Fortbildungsphase führen.

Die insgesamt 20 Qualifizierungsta-ge waren in ihrem Umfang ausrei-chend, um Männer im Bereich der ge-schlechtsbewussten Jungenarbeit mit den Schwerpunkten »Gewaltpräven-tion« und »Arbeit mit rechtsextrem gefährdeten Jungen« zu qualifizieren und sie auf die nächste Projektphase vorzubereiten.

Die Teilnehmer konnten zu den jewei-ligen Themenfeldern grundlegendes Wissen erwerben bzw. ihre vorhande-nen Grundhaltungen reflektieren und erweitern. Sie hatten die Gelegenheit, Konzepte und Methoden der ge-schlechtsbewussten Jungenarbeit kennen zu lernen, exemplarisch zu er-proben und ihre Wahrnehmungs-, Re-flexions- und Handlungskompetenz zu verfeinern.

Für ein zukünftiges Fortbildungscur-riculum mit ähnlichen Umfang lässt sich Folgendes festhalten:

> Die Bausteine »Was ist eigentlich sozial?«, »Arbeit in Gruppen«,

»Kontakt und Begegnung« und

»Konflikt und Lösung« werden in ihrem Umfang gekürzt, mit Blick auf berufliche Quereinsteiger aber beibehalten.

> Die Bausteine »Systemisches Den-ken« und »Aggression und Hinga-be« haben sich als sehr gewinn-bringend erwiesen und sollten so beibehalten werden. Dabei bestäti-gen sich unsere konzeptionellen Vorüberlegungen für die Arbeit mit rechtsextrem orientierten Jugend-lichen.

> Der Baustein »Von der Idee zum Konzept« sollte überarbeitet wer-den. Zu prüfen wäre, inwieweit das Thema »Projektplanung und -fi-nanzierung« durch den Coaching-prozess während der Praxisphase abgedeckt werden könnte.

> Der Baustein »Organisiere dich selbst« sollte so beibehalten wer-den.

> Die Bausteine »Die Augen nach rechts« und zur geschlechtsbe-wussten Jungenarbeit als zentrale Inhalte der Qualifizierung müssen

Foto: Archiv MANNE e.V. Potsdam

Fortbildungseinheit »Männlichkeit und Selbstentwurf«

Reflexion und Evaluation des Modellprojekts

noch stärker beachtet und ausge-baut werden.

Der geschlechtshomogene Rahmen des Modellprojekts ermöglichte Selbsterfahrungen insbesondere in Bezug auf die Gestaltung des eigenen Mannseins und konnte sich somit fruchtbar auf die pädagogische Grund-haltung bei der Arbeit mit Jungen aus-wirken. Die Erfahrung in der Männer-gruppe wurde von ausnahmslos allen Teilnehmern als persönlichkeitsstüt-zend und -erweiternd empfunden.

Die Lerngruppen haben sich als Ort zur fachlichen Vertiefung und als Rahmen für selbstgesteuerte Lernprozesse be-währt. Wichtig war dabei die Refle-xion von Lerngruppenprozessen im Rahmen der Fortbildungstreffen.

Im Zuge der Fortbildungsphase ent-standen Ressourcen, die für weitere Qualifizierungen sowie für eine zu-künftige Netzwerktätigkeit genutzt werden könnten. Dazu gehören die

er-worbene Fachliteratur, die existieren-de interne Internetplattform sowie ei-ne Fülle von Beiträgen aus der filmi-schen Dokumentation, die als Refle-xions- und Arbeitsmaterial eingesetzt werden könnten. Für nachfolgende bzw. weiterführende Projekte stehen also umfangreiche Wissens- und Ma-terialressourcen zur Verfügung.

Auswertung der Praxisphase In der Praxisphase (Synonym: Coa-chingphase) ging es für jeden Teilneh-mer um die Konzeption, Durchfüh-rung und Reflexion eines pädagogi-schen Angebots für die Zielgruppe der gewaltbereiten, rechtsextrem gefähr-deten männlichen Jugendlichen. Da-bei wurden die Teilnehmer im Rah-men von Einzel- und Gruppencoa-ching sowie durch fünf weitere Quali-fizierungstage begleitet (siehe Curri-culum S. 23). Die Leitung der Praxis-phase hatte Eike Schwarz. Coaches waren Alexander Bentheim, Theo Fontana, Andreas Haase, Robert

Heeß, Joachim Majunke, Sascha Quäck, Michael Völker und Albert Widmann.

Zentrales Ziel der Praxisphase war es, dass die Teilnehmer gemeinsam min-destens zehn bedarfsgerechte und ressourcenorientierte lokale Angebo-te in mindesAngebo-tens fünf Landkreisen entwickeln und erproben.

Ziel des Einzelcoachings war es, je-den einzelnen Teilnehmer seinem Umfeld und seinen Ressourcen ent-sprechend bei der Umsetzung seines Vorhabens zu unterstützen. Durch die individuelle Begleitung sollte es mög-lich werden, auch Hilfestellungen bei ganz spezifischen Herausforderungen während der Projektverwirklichung zu geben.

Ziel des Gruppencoachings war es, ein Raum der gegenseitigen Unterstüt-zung zu schaffen, in dem die Möglich-keit zu Austausch und Fragen gege-ben sein sollte und in dem jedes Pro-jekt eine fachlich-kollegiale Refle-xion durch die anderen Teilnehmer

er-Das Projekt ist ein offenes Angebot für 13-17jährige Jungen für eine fünftägige Fahrt.

Gewaltprävention durch

Entwicklung von Selbstkompetenz

Förderung von Selbstwahrnehmung, Selbstvertrauen, eigenen Ressourcen und Eigenverantwortung Vermittlung von wertschätzender Kommunikation

Tagesgestaltung

Outdoor-Übernachtungen (Unterstände aus Gewebeplanen und natürlichen Materialien) gemeinsames Kochen und Essen

Sportwettkämpfe, Wasserspiele Angeln

Radtouren Nachtwanderung Tierbeobachtungen

Inhalte und eingesetzte Methoden

Darstellung des eigenen Lebensweges mit Wendepunkten (Materialien aus der Natur) »Mann bauen« mit Materialien aus der Natur

Gespräche über das eigene Männerbild/gesellschaftliches Männerbild Körperarbeit

Wahrnehmungs- und Kontaktübungen Vertrauensübungen

Gesprächsrunden

Erlebnisfahrt für Jungen und

junge Männer auf die Insel Rügen Jugendclub Dahlewitz Jens Fischer

PROJEKT TRÄGER LEITUNG

Reflexion und Evaluation des Modellprojekts

fahren sollte. Während des Gruppen-coachings sollten außerdem die The-men Männlichkeit, Rechtsorientie-rung und Gewalt vertiefend behandelt werden.

Reflexion auf der Leitungsebene Die Projektentwicklung als zentrales Ziel des Modellprojekts kann als er-folgreich bewertet werden.

Von den 15 Teilnehmern wurden ins-gesamt elf Projekte konzipiert und an-geboten. Acht Projekte wurden erfolg-reich in acht verschiedenen Landkrei-sen durchgeführt und werden im Sin-ne eiSin-ner lokalen Verstetigung größten-teils wieder angeboten. Zwei Projekte

konnten trotz intensiver Bemühungen aufgrund der fehlenden Finanzierung nicht durchgeführt werden. Ein Projekt musste aufgrund von Krankheit kurz-fristig abgesagt werden.

So wurden zwar »nur« acht und nicht -wie zuvor erwartet - zehn Projekte er-probt; konzipiert wurden jedoch mit elf Projekten eines mehr als anvisiert. Die Projekte werden auf Seite 34 in einer Übersicht sowie über dieses Kapitel verteilt in »Projektkästen« dargestellt.

Während der Phase des Gruppencoa-chings vertieften wir mit allen Teil-nehmern die Themen Männlichkeit, Rechtsorientierung und Gewalt auf

persönlicher Ebene. Hierbei sprachen wir über unterschiedliche Modelle von Männlichkeit. Vor allem ging es darum, welche Werte die Teilnehmer den Jungen als Männer vermitteln wollen. Beim Thema Rechtsorientie-rung wurde deutlich, dass die Teilneh-mer bis auf wenige Ausnahmen nur wenig Erfahrung im Umgang mit rechtsorientierten Jugendlichen ha-ben. Beim Thema Gewalt ging es vor

persönlicher Ebene. Hierbei sprachen wir über unterschiedliche Modelle von Männlichkeit. Vor allem ging es darum, welche Werte die Teilnehmer den Jungen als Männer vermitteln wollen. Beim Thema Rechtsorientie-rung wurde deutlich, dass die Teilneh-mer bis auf wenige Ausnahmen nur wenig Erfahrung im Umgang mit rechtsorientierten Jugendlichen ha-ben. Beim Thema Gewalt ging es vor