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Vermittlung kommunikativer Fertigkeiten im Tiermedizinstudium am Beispiel der Anamneseerhebung während des praktischen Jahres an der Klinik für

Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Simon Engelskirchen1, Jan Ehlers2, Andrea Tipold3, Marc Dilly1

1Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Clinical Skills Lab

2Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen, Department Humanmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke

3Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Klinik für Kleintiere

Tierärztliche Umschau 71, 270 – 276 (2016) http://www.dr-vet.net

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Skills-Lab-Training in der Tiermedizin

Effektive Vorbereitung auf die klinische Tätigkeit am Beispiel der Kleintierklink der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Engelskirchen, Simon1, Ehlers, Jan2, Kirk, Ansgar T3, Tipold, Andrea4, Dilly Marc1

1Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Clinical Skills Lab, Hannover, Deutschland

2Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen, Department Humanmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke

3Institut für Grundlagen der Elektrotechnik und Messtechnik, Fachgebiet Sensorik und Messtechnik, Leibniz Universität Hannover, Deutschland

4Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Klinik für Kleintiere

Eingereicht bei:

Tierärztliche Praxis Kleintiere, Schattauer 2017 (in Begutachtung)

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Skills-Lab-Training, OSCE, Lehrintervention, Praktisches Jahr, Kompetenzen Zusammenfassung

In dem fünfeinhalbjährigen Studium der Tiermedizin soll neben theoretischem Fachwissen den angehenden Tierärztinnen und Tierärzten eine Vielzahl an praktischen Fertigkeiten vermittelt werden. Bei der großen Anzahl an Studierenden pro Semester ist die Ausbildung am lebenden Patienten unter Berücksichtigung des Tierschutzes und tierethischer Standpunkte für jeden einzelnen Studierenden nur begrenzt möglich. Das seit 2013 etablierte tiermedizinische Clinical Skills Lab (CSL) an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) bietet allen Studierenden die Möglichkeit klinisch-praktische Fertigkeiten an Simulatoren und Modellen zu erlernen, zu trainieren und beliebig oft zu wiederholen, bis diese routiniert durchgeführt werden können. Anschließend sollen die Fertigkeiten auf das lebende Tier übertragen und angewendet werden. In der vorliegenden Studie wurde die Etablierung eines Skills-Lab-Trainings in die klinische Ausbildung von Studierenden am Beispiel der Klinik für Kleintiere der TiHo untersucht. Am Ende des Trainings bzw.

der Ausbildungs-Rotation in der Kleintierklinik wurde eine objektiv-strukturierte klinische Prüfung (engl. objective structured clinical examination) durchgeführt. In acht der dreizehn geprüften Fertigkeiten (OSCE-Stationen) konnte nach Absolvieren des Skills-Lab-Trainings eine signifikante Verbesserung (p<0,05) gemessen werden.

Parallel hierzu konnte mittels Multiple-Choice-Tests (MC-Test) ein signifikanter Zugewinn an medizinisch-theoretischem Wissen während der klinischen Rotation gemessen werden. Es konnte für die Interventionsmaßnahme eine hohe Akzeptanz gegenüber dem Clinical Skills Lab und der Vermittlung praktischer Fertigkeiten an Simulatoren und Modellen gezeigt werden. Die Vermittlung praktischer Fertigkeiten mittels Einsatz von Simulatoren und Modelle sollte verstetigt und in das Curriculum integriert werden.

Summary

During five and a half years of studying veterinary medicine students should learn plenty of theoretical stuff as well as lots of practical skills. Considering animal welfare and ethical aspects, opportunities for hands on learning on living animals are limited due to the high numbers of students per year. The first German veterinary clinical skills lab (CSL), established in 2013 at the University for Veterinary Medicine Hannover, Foundation (TiHo), offers opportunities for all students to learn, train and repeat clinical skills on simulators and models as often as they like until they feel confident to transfer the skills on living animals. This study describes the establishment of a clinical-skills-lab training in 2014/2015 into students’ practical education exemplary at TiHo’s small animal clinic. At the end of a subsequently ten-week clinical rotation an objective structured clinical examination (OSCE) was introduced. For more than the half of the tested skills significantly better results were seen after absolving the skills-lab-training (p<0,05). An Additional Multiple-Choice-Test (MC-Multiple-Choice-Test) shows a significantly gain of theoretical medical knowledge during clinical rotation. This study shows a high acceptance for learning and training clinical

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skills on simulators and models. Using simulators and models in veterinary education is an efficient teaching concept and should be stabilized and expand.

Englischer Titel

Effective preparation for clinical work at the small animal clinic of the University for Veterinary Medicine Hannover, Foundation

Keywords

skills-lab-training, OSCE, intervention, practical year, competences

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32 Einleitung:

Über die Verordnung zur Approbation von Tierärztinnen und Tierärzten (TAppV) wird für alle deutschen tiermedizinischen Ausbildungsstätten der grundsätzliche Aufbau des Tiermedizinstudiums festgelegt (1). Neben theoretischem Fachwissen sollte eine Vielzahl an klinisch-praktischen Fertigkeiten von praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzten mit Vollendung des Studiums beherrscht werden, welche von der European Assosiation of Establishment for Veterinary Education (EAEVE) als „Day-One-Sills“ vorgegeben werden (2). Die EAEVE evaluiert die europäischen tiermedizinischen Ausbildungsstätten in regelmäßigem Turnus und erstellt Vorgaben, die für die teilnehmenden Universitäten als ein europaweit geltendes Mindestmaß für die tiermedizinische Ausbildung angesehen werden können. Derzeit sind alle deutschen tiermedizinischen Ausbildungsstätten durch die EAEVE akkreditiert. Zum Wintersemester 2004/2005 wurde an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) das sogenannte „Praktische Jahr“ (PJ) eingeführt (3). Durch das PJ sollen die Studierenden während des 9. und 10. Semesters stärker in den klinischen und wissenschaftlichen Alltag eingebunden werden (4). Innerhalb dieses Zeitraums erhalten die Studierenden zum einen die Möglichkeit die durch die TAppV geforderten Pflichtpraktika zu absolvieren, zum anderen muss eine 10-14-wöchige Ausbildung („Rotation“) in einer der Kliniken oder einem der Institute der TiHo absolviert werden. Dort rotieren die Studierenden in Kleingruppen durch die einzelnen Abteilungen und Arbeitsfelder der Einrichtungen und erfüllen dabei einen an die jeweiligen Einrichtungen angepassten Pflichtenkatalog (4). Während der zehn Wochen in der Kleintierklinik werden Studierende aktiv in den Alltag in den Bereichen der Reproduktionsmedizin, der Anästhesie, Chirurgie, Inneren Medizin, Onkologie, Radiologie und Sonographie einbezogen.

Die praktische Ausbildung am lebenden Patienten ist im Tiermedizinstudium für die einzelnen Studierenden aus Gründen des Tierschutzes und tierethischer Sicht nur begrenzt möglich (5). Eine kompetente und adäquate Durchführung einer praktischen Fertigkeit bedarf jedoch der Wiederholung und Übung. Durch die Einführung des PJs musste zwangsläufig das Lehrkonzept zur Vermittlung von theoretischem Wissen adaptiert werden. Anstelle von Frontalunterricht (z.B. in Form von Vorlesungen) wird seither im 9. und 10. Semester fallorientiert gelehrt und gelernt. Studierende müssen während ihrer klinischen Rotation Patienten in den Visiten vorstellen und deren Erkrankungen so aufarbeiten, dass sie in der Lage sind den Krankheitsverlauf zu beurteilen und Therapievorschläge zu erstellen. Darüber hinaus werden in weiteren Veranstaltungen spezielle Themenkomplexe, wie die Reanimation bei Hund und Katze, in Kleingruppen aufgearbeitet und mit den entsprechenden Arbeitsgruppen besprochen (6). Eine standardisierte Überprüfung klinisch-praktischer Fertigkeiten im Verlauf der praktischen Ausbildung fand bislang nicht explizit statt. Ebenso fehlte bislang die Bewertung der fallorientierten Wissensvermittlung im Laufe der 10-wöchigen klinischen Rotation.

In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass Unzufriedenheit bezüglich der eigenen Vorbereitung auf die praktische Tätigkeit sowohl von Seiten der

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Studierenden wie auch von Seiten der Arbeitgeber in der Praxis vorherrscht (7-10).

Mit der 2013 erfolgten Eröffnung des ersten tiermedizinischen Skills Labs in Deutschland wurde an der TiHo eine Möglichkeit geschaffen allen Studierenden klinisch-praktische Fertigkeiten an Simulatoren und Modellen zu vermitteln und diese beliebig oft zu wiederholen (11, 12). In diesem Zusammenhang bieten Simulatoren und Modelle gute Möglichkeiten zur Überprüfung praktischer Fertigkeiten. Somit können Skills Labs zur expliziten Vermittlung und Training von klinisch-praktischen Fertigkeiten genutzt werden, als auch Orte zur Durchführung objektiv-strukturierter Überprüfungen (OSCE, engl. objective structured clinical examination) verwendet werden (13).

Ziel dieser Studie ist es zum einen, die Effektivität der Verknüpfung von praxisrelevantem theoretischem Wissen und klinisch-praktischen Fertigkeiten der Studierenden im PJ am Beispiel der Klinik für Kleintiere mittels Multiple-Choice-Test (MC-Test) zu untersuchen. Zum anderen soll die Effektivität der Vermittlung und der Erwerb klinisch-praktischer Fertigkeiten durch die Etablierung eines Skills-Lab-Trainings unmittelbar vor Beginn der 10-wöchigen klinischen Rotation untersucht werden.

Material & Methodik Skills-Lab-Training

Im Rahmen dieser Untersuchung wurde an der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) eine einwöchige Lehrintervention im Clinical Skills Lab zum Erwerb praktischer Fertigkeiten entwickelt und seit November 2014 in die klinische Rotation der Klinik für Kleintiere integriert. Zusammen mit den verantwortlichen Mitarbeitern/-innen der Kleintierklinik wurde ein Blueprint erstellt, um Lernziele für die Trainingswoche im Clinical Skills Lab und für die anschließende Rotation in der Klinik festzulegen.

Der sogenannte „blueprint“, bestehend aus Lernzielergebnissen und Kompetenzbereichen, soll sicherstellen, dass alle Prüfungsziele in der nachfolgend beschriebenen „OSCE“ abgebildet werden (14). Der einfachste Abgleich kann mittels einer zweidimensionalen Matrix erfolgen, wobei eine Achse des „blueprints“ die zu testenden Kompetenzen darstellt und die andere Achse die Problem- oder Aufgabenstellungen (15). Diese Lernziele wurden für die Trainingswoche in fünf Blockveranstaltungen in Anlehnung an die Klinikabteilungen zugeteilt. Die Trainingswoche bestand somit ausfolgenden Veranstaltungsblöcken:

Kommunikation, Station/Sprechstunde, Chirurgie, Bildgebung und Anästhesie. Zur Gestaltung der einzelnen Themenblöcke und Lehrinhalte wurden Unterrichtseinheiten in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Mitarbeitern/-innen der Fachbereiche der Kleintierklinik erstellt. Die Trainingseinheiten zur Kommunikation und zum Bereich Station/Sprechstunde wurden auf je zwei halbe Tage aufgeteilt, die anderen drei Blöcke am Stück an je einem Tag abgehalten. So ergibt sich für ein Stundenkontingent von insgesamt acht Stunden für

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Kommunikation, acht Stunden für Station/Sprechstunde, acht Stunden für Chirurgie, vier Stunden für Bildgebung und vier Stunden für die Anästhesie.

Während des Skills-Lab-Trainings der Studierenden kamen ausschließlich Simulatoren und Modelle zum Einsatz. Für die Übungen zur Laboruntersuchung wurden hierfür ausgewählte Proben aus der Klinik verwendet. Alle praktischen Übungen wurden jeweils in Kleingruppen von 4-6 Studierenden mit einer/einem Betreuer/in rotierend durchgeführt, wobei für alle Studierenden die gleiche Zeit pro Übung sowie das gleiche Material zur Verfügung stand. Am Ende jeden Veranstaltungsblocks fand eine Feedbackrunde zu Ablauf und Inhalt der Veranstaltung statt. Anschließend wurden die Studierenden gebeten die Aspekte Inhalt, Übung/Praxis, Organisation und Personal mittels Ein-Punkt-Abfrage in Form einer Zielscheibe zu bewerten. Die Zielscheiben gaben ein Punktesystem mit Werten von 0% bis 100% Zustimmung in einer Abstufung von 25%-Schritten vor. Die Datenpunkte wurden anschließend ausgemessen und ausgewertet. Für jeden Themenblock wurde mit Microsoft Excel (Version 14, Windows) eine Häufigkeitsverteilung für die Gesamtkohorte berechnet und graphisch dargestellt (Abb. 1-4, Tab.1).

Stichprobengrößen

Insgesamt nahmen an der Untersuchung 150 Studierende teil, bestehend aus einer Kontrollgruppe ohne Training (Gruppe A; n=68) und einer Interventionsgruppe mit vorgeschaltetem Skills-Lab-Training (Gruppe B; n=82). Die Einteilung der Studierenden in die Versuchsgruppen erfolgte automatisch bedingt durch den zeitlichen Ablauf der Studie. Pro Studienjahr durchlaufen 5 Rotationszyklen die Kleintierklinik. Gruppe A stellt somit ein gesamtes Studienjahr dar. Zum Wintersemester 2014/2015 wurde das Skills-Lab-Training in die Rotation integriert und mit dieser Einführung startete die Datenerhebung der Gruppe B.

An der Bewertung der verschiedenen Veranstaltungsblöcke des Skills-Lab-Trainings beteiligten sich eine unterschiedliche Zahl Studierender (Kommunikation n=82, Station/Sprechstunde n=80, Chirurgie (n=79, Bildgebung n=41, Anästhesie n=66).

An der OSCE nahmen aus der Gruppe ohne Training alle Studierenden teil (n=68).

Aus der Gruppe mit Skills-Lab-Training absolvierten n=62 Studierende die OSCE.

Die unterschiedliche Anzahl an Studierenden in den Untersuchungsgruppen kam zustande, dass einige Studierende zum Zeitpunkt der Prüfung erkrankten oder durch den Nachtdienst nicht an der Prüfung teilnehmen konnten,

Die Stichprobe für die Untersuchung der Vermittlung des theoretischen Wissens umfasst n=128, da für die Auswertung ausschließlich Datenpaare (Teilnahme an der Prä- und Postmessung) verwendet wurden. Von diesen 128 Studierenden nahmen 56 Studierende auch an dem vorgeschalteten Skills-Lab-Training teil.

Objective Structured Clinical Examination (OSCE)

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In einem Abgleich des erstellten Blueprints und den Lehrinhalten des Skills-Lab- Trainings wurden 15 klinisch-praktische Fertigkeitsstationen zur objektiv-strukturierten Überprüfung im OSCE-Format (OSCE, engl.: objective structured clinical examination) ausgewählt. Dabei durchlaufen alle Studierende einen Prüfungszirkel von verschieden Prüfungsstationen. Alle Studierenden (Gruppe A und B) absolvierten die OSCE am jeweils vorletzten Tag ihrer klinischen Rotation. Geprüft wurden die Fertigkeiten mittels Checklisten an jeder der 15 Prüfungsstationen unter Verwendung binärer Items. Die Checklisten umfassten mindestens 9 bis maximal 21 Items pro Station. Für jede Prüfungsstation standen den Studierenden sechs Minuten zum Erfassen der Aufgabenstellung und Durchführung der Fertigkeit zur Verfügung.

Auf Grund unterschiedlich langer Wege zwischen den Stationen wurden für den Wechsel von einer zur nächsten Station jeweils 1,5 Minuten eingeplant. Alle Studierenden wurden pseudoanonymisiert, um die Prüfungsergebnisse als formative Rückmeldung anschließend anonym verschicken zu können. Alle Prüfer/-innen erhielten vor der ersten Teilnahme an einer OSCE eine ausführliche Einweisung in das Prüfungsformat und eine Schulung an der jeweiligen Prüfungsstation. Für die Überprüfung kommunikativer Fertigkeiten wurde ein Simulationspatientenbesitzer eingesetzt. Einzig für die „klinische Allgemeinuntersuchung“ kamen lebende Hunde anstelle eines Simulators zum Einsatz. Ähnelten die OSCE-Stationen in ihrer grundlegenden Aufgabe Tätigkeiten, die Studierende bereits während des Skills-Lab-Trainings absolviert hatten, wurde darauf geachtet, dass nie die gleichen Simulatoren wie im Training zum Einsatz kamen. Nach Abschluss der OSCE erhielten die Studierenden ein Gruppenfeedback sowie die Möglichkeit über die Eindrücke während der Prüfung zu sprechen. Darüber hinaus wurde den Studierenden mit Hilfe von Feedbackbögen ein stationsweises schriftliches Feedback zugesandt.

Die Reliabilität der OSCE wurde mittels Kuder-Richardsons-Alpha nach H. Stauche bestimmt (16, 17). Des Weiteren wurde mit der Statistiksoftware SPSS © (Statistical Package for the Social Sciences, Version 23) sowie mit Matlab (R2015b) eine explorative Datenanalyse zum Vergleich beider Gruppen durchgeführt. Basierend auf einem Shapiro-Wilk-Test auf Normalverteilung wurde zum Vergleich der Gruppen der Mann-Whitney-U-Test dem t-Test vorgezogen. Da aufgrund der verschiedenen Stationen multiple Tests zwischen den Gruppen durchgeführt wurden, wurde bei allen Tests die Alphafehler-Kumulierung mittels der Benjamini–Hochberg-Prozedur kontrolliert. Es wurde eine False-Discovery-Rate (FDR) von 0,05 gewählt.

Multiple-Choice-Test (MC-Test)

Die Ermittlung der Effektivität der theoretischen Wissensvermittlung während der klinischen Rotation im Praktischen Jahr wurde parallel zur oben genannten Untersuchung erstmalig durchgeführt. Ein Multiple-Choice Test (MC-Test) über insgesamt 30 Fragen vom Typ Single-Best-Option (Typ A) wurde in Anlehnung an den obigen Blueprint erstellt (18). Zur Erfassung des theoretischen Wissens in Bezug auf dort aufgeführte Fertigkeiten wurden den Studierenden jeweils am ersten Tag (Prä-Test) sowie am vorletzten Tag der klinischen Rotation (Post-Test) identische Fragebögen ausgehändigt. Pro Klinikabteilung, durch die die Studierenden rotieren,

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wurden drei Fragen des oben genannten Typs erstellt. Für jede Frage wurden vier Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Den Studierenden wurde dieser Test nicht im Vorfeld angekündigt, um eine gezielte Vorbereitung zu vermeiden. Eine zeitliche Begrenzung für die Beantwortung der Fragen wurde nicht festgesetzt. Die jeweils erreichte Anzahl richtig beantworteter Fragen wurden den Studierenden einzeln und anonym per E-Mail zugeschickt. Den Mitarbeitern/-innen der Kleintierklinik wurden im Verlauf der gesamten Studie keine Ergebnisse mitgeteilt. Die Ergebnisse der Prä- und Post-MC-Tests wurden in einer explorativen Datenanalyse sowie mittels Mann-Whitney-U-Test unter Verwendung der Statistiksoftware SPSS © (Statistical Package for the Social Sciences, Version 23) verglichen.

Datenschutz

Die Teilnahme an den Übungen, der OSCE und dem MC-Test fanden freiwillig statt.

Die im Zusammenhang mit dieser Studie ermittelten Daten wurden im Einklang mit dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) erhoben und ausgewertet. Alle Teilnehmenden unterzeichneten zu Beginn eine Einwilligung und Teilnahmebestätigung zur freiwilligen Teilnahme an der Studie. Vor Beginn der Studie wurde die Methode durch den Datenschutzbeauftragten und die Promotionskommission der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover begutachtet und genehmigt.

Ergebnisse

Skills-Lab-Training

Insgesamt stieß das Skills-Lab-Training auf eine hohe Akzeptanz bei den Studierenden. Für die Veranstaltung Station/Sprechstunde wurden im Median das Personal mit 100%, Inhalt, Übung/Praxis, Organisation jeweils mit 75% Zustimmung bewertet (Abb. 1). Für die Veranstaltungsblöcke Anästhesie und Bildgebung wurden alle vier Aspekte (Personal, Inhalt, Übung/Praxis, Organisation) im Median mit 100%

Zustimmung bewertet (Abb. 2,3). Beim Veranstaltungsblock Chirurgie erreichten Personal, Inhalt, Übung/Praxis im Median jeweils 100% Zustimmung und Organisation 75% (Abb. 4). Die Auswertung der studentischen Bewertung des Veranstaltungsblocks Kommunikation wurde bereits publiziert und zeigte eine ähnlich hohe Zufriedenheit von 75 % für Inhalt, Übung/Praxis, Organisation und 100% für Personal (19).

Abbildungen 1-4, Tabelle 1 bitte hier einfügen Objective Structured Clinical Examination (OSCE)

Insgesamt war die Gruppe mit Übungseinheiten an Simulatoren und Modellen im Skills-Lab-Training effektiver in der Durchführung klinisch-praktischer Fertigkeiten als die Gruppe ohne Skills-Lab-Training. Der Median für die Interventionsgruppe und Kontrollgruppe liegt für die Station „Elektrokardiographie“ bei 100% (n=10/10 korrekte Items), für „Injektion i.m.“ bei 80% (n=8/10 korrekte Items), für “klinische Allgemeinuntersuchung“ bei 86% (n=12/14 korrekte Items), für „Knopfheft“ bei 64%

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(n=7/11 korrekte Items), für „Inhalationsnarkosegasgerät“ bei 38% (n=5/14 korrekte Items) und für „Pfotenverband“ bei 54% (n=7/13 korrekte Items). Des Weiteren erzielte die Kontrollgruppe im Median an der Station „Händehygiene“ 71% (n=15/21 korrekte Items), für „OP-Handschuhe anziehen“ 80% (n=8/10 korrekte Items), für

„endotracheale Intubation“ 45% (n=5/11 korrekte Items), für die „Kennzeichnung beim Hund“ 67% (n=6/9 korrekte Items), für die „Besitzerkommunikation“ 50%

(n=9/18 korrekte Items), für das „Legen einer Kürschnernaht“ 64% (n=6/12 korrekte Items), für das „Legen eines peripheren Venenverweilkatheters“ 81% (n=13/16 korrekte Items), für die „Befunderhebung eines Röntgenbildes“ 36% (n=4/11 korrekte Items) und für die „ultraschallkontrollierte Zystozentese“ 86% (n=12/14 korrekte Items). Die Interventionsgruppe erzielte im Median für „Händehygiene“ 81% (n=17/21 korrekte Items), für „OP-Handschuhe anziehen“ 90% (n=9/10 korrekte Items), für die

„endotracheale Intubation“ 55% (n=66/11 korrekte Items), für die „Kennzeichnung beim Hund“ 78% (n=7/9 korrekte Items), für die „Besitzerkommunikation“ 61%

(n=11/18 korrekte Items), für das Legen einer „Kürschnernaht“ 58% (n=7/12 korrekte Items), für das „Legen eines peripheren Venenverweilkatheters“ 88% (n=14/16 korrekte Items), für die „Befunderhebung eines Röntgenbildes“ 45% (n=5/11 korrekte Items) und für die „ultraschallkontrollierte Zystozentese“ 93% (n=13/14 korrekte Items) (Abb. 5).

Dies entspricht für die Stationen „Händehygiene“ und „OP-Handschuhe anziehen“

einem Zuwachs von 13%, 20% für „endotracheale Intubatino“, 17% für

„Kennzeichnung beim Hund“ und „Kürschnernaht, 22% für die

„Besitzerkommunikation“, 8% beim „Legen eines peripheren Venenverweilkatheters“

und der „ultraschallkontrollierten Zystozentese“ sowie 25% Zuwachs für die

„Befunderhebung eines Röntgenbildes“.

Bei der Auswertung ist zu beachten, dass es sich hierbei um intervallzensierte Daten handelt, da minimal kein und maximal alle Items korrekt sein könnten. Insbesondere der zweite Fall trat bei den Stationen „EKG“ (Ohne: 57%, Mit: 77%) sowie „OP-Handschuhe anziehen“ (Ohne:32%, Mit 40%) häufig auf. Da die tatsächliche Verteilung der Fertigkeiten innerhalb der Gruppe sich hieraus nicht mehr sinnvoll bestimmen lassen, wurden diese Stationen von der weiteren Auswertung ausgenommen.

Bei einem Shapiro-Wilk-Test wurde die Nullhypothese der Normalverteilung nach der Korrektur für multiples Testen (Benjamini-Hochberg-Prozedur, FDR=0,05) bei 20 von 26 Datensätzen (2 Gruppen an 13 Stationen) abgelehnt. Daher kann nicht von einer Normalverteilung der Testergebnisse ausgegangen werden und es wurde der auch für diesen Fall anwendbare Mann–Whitney-U-Test dem t-Test vorgezogen. Da überprüft werden sollte, ob eine Verbesserung der Interventionsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe besteht, wurde der Test einseitig ausgeführt. An den Stationen

„endotracheale Intubation“, „Kennzeichnung beim Hund“ und „Pfotenverband“ schnitt die Interventionsgruppe signifikant (p<0,05) besser ab als die Kontrollgruppe. An den Stationen „Händehygiene“, „Kürschnernaht“, „Befunderhebung Röntgenbild“ und

„ultraschallkontrollierte Zystozentese“ erzielte die Interventionsgruppe signifikant 39

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(p<0,05) bessere Ergebnisse als die Kontrollgruppe. Ebenso an den Stationen

„Besitzerkommunikation“ und „peripherer Venenverweilkatheter“ schnitt die Interventionsgruppe signifikant (p<0,05) besser ab als die Kontrollgruppe (19). Nach der Korrektur für multiples Testen (Benjamini-Hochberg-Prozedur, FDR=0,05) blieben alle Unterschiede bis auf die Station „Pfotenverband“ signifikant. Somit erzielte die Interventionsgruppe an acht der dreizehn statistisch ausgewerteten Stationen ein signifikant besseres Ergebnis als die Kontrollgruppe (Tab.2).

Die gesamte OSCE (15 Prüfungsstationen) besitzt eine gute interne Konsistenz von KR-α 0,87. Trennschärfenindices von >0,3 wurden für elf von 15 OSCE-Stationen in einer Itemanalyse auf Basis der Prüfungsordnung der TiHo und einer Bestehensgrenze von 60% berechnet (16, 20).

Abbildung 5 und Tabelle 2 bitte hier einfügen Multiple-Choice-Test (MC-Test)

Die Gesamtkohorte beantwortete im Median im Präfragebogen 60% der Fragen korrekt und 72% im Postfragebogen. Statistisch signifikant (p<0,05) bessere Ergebnisse wurden im Vergleich der Prä- und Postfragebögen für 17 der 30 Fragen erzielt. Nach der Korrektur für multiples Testen mit einer False-Discovery-Rate von 0,05 verblieben 15 der 17 Ergebnisse signifikant. Zwischen den Ergebnissen der Gruppe A (ohne Training) und Gruppe B (mit Training) finden sich keine signifikanten Unterschiede.

Diskussion

Skills-Lab-Training

Die vorliegende Studie zeigt erstmalig für die Tiermedizin in Deutschland, dass Studierende die vorbereitend auf ein zehnwöchiges Praktikum an einem Sills-Lab-Training teilnahmen in einer objektiven strukturierten klinischen Prüfung signifikant

Die vorliegende Studie zeigt erstmalig für die Tiermedizin in Deutschland, dass Studierende die vorbereitend auf ein zehnwöchiges Praktikum an einem Sills-Lab-Training teilnahmen in einer objektiven strukturierten klinischen Prüfung signifikant