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Projektziel 2: Evaluation des Spontanverlaufs nach beruflicher Traumatisierung

2 Zielstellungen des Projekts im Überblick

2.2 Projektziel 2: Evaluation des Spontanverlaufs nach beruflicher Traumatisierung

Da über den Spontanverlauf primär relativ symptomarmer Betroffener nach Extrem-belastung noch wenig bekannt ist, soll als 2. Ziel der Studie dieser Spontanverlauf nach beruflicher Traumatisierung sorgfältig evaluiert werden. Angesichts des klini-schen Eindrucks des wesentlichen Effektes einer Frühintervention erscheint jedoch ein Studiendesign mit einer Kontrollgruppe unbehandelter Betroffener ethisch nicht vertretbar, falls behandlungsbedürftige Symptome auftreten. In diesem Fall war die Studiengruppe in der fachlichen Lage, diese Intervention selber anzubieten oder (auf Wunsch) extern zu vermitteln.

Im Projektziel 2 wurde die Forschungsarbeit durch vier Fragestellungen geleitet:

(1) Fragestellung: Wie häufig treten Posttraumatische Belastungsstörungen direkt (T1), 6 Monate (T2) sowie 12 Monate (T3) nach einer Extrembelastung auf?

(2) Fragestellung: Bestehen Zusammenhänge zwischen objektivierbaren somati-schen Befunden und psychosozialen Merkmalen Traumatisierter einerseits und dem Auftreten psychischer Störungen andererseits?

(3) Fragestellung: Welchen Einfluss hat das Ausmaß der objektiven Funktions-einschränkung auf die Entwicklung traumaassoziierter Störungen, die beruflichen und ökonomischen Parameter?

(4) Fragestellung: Lässt sich die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungs-störung sowie anderer traumaassoziierter Störungen und die Dauer der ereignis-bedingten Arbeitsunfähigkeit aufgrund somatischer Befunde, persönlicher und psychosozialer Merkmale in der akuten Behandlungsphase voraussagen?

Zu den jeweiligen Messzeitpunktes (T1, T2 und T3) wurden die übergeordneten Fragestellungen in Teilaspekte aufgegliedert.

2.2.1 Teilaspekte der Fragestellung 1

Wie häufig treten Posttraumatische Belastungsstörungen direkt (T1), 6 Monate (T2) sowie 12 Monate (T3) nach einer Extrembelastung auf?

• Wie sind die demografischen Charakteristika der Stichprobe der PolizeibeamtIn-nen zu dem Zeitpunkt T1, T2 und T3 verteilt (inklusive der nichtteilnehmenden PolizeibeamtInnen)?

• Wie hoch ist die Inzidenzrate der Diagnose der Akuten Belastungsreaktion (bzw.

die Diagnose der Posttraumatischen Belastungsstörung) zu T1 und T2?

(Wie ist der Verlauf der Diagnosen vom Zeitpunkt T1 zu T2?)

• Wie ausgeprägt ist die Schwere der Akuten Belastungsreaktion (bzw. der post-traumatischen Belastungsstörung) zu T1, T2 und T3 (inklusive Verlaufsanalyse)?

• Wie ausgeprägt ist die Schwere der traumainduzierten psychischen und psycho-somatischen Symptome (Angst, Depression, Somatisierung) zu T1, T2 und T3 (inklusive Verlaufsanalyse)?

• Wie hoch ist das Globale Funktionsniveau der PolizeibeamtInnen zu T1 und T2 (Expertenrating) (inklusive Verlaufsanalyse)?

• Wie ausgeprägt ist die Beeinträchtigungsschwere der PolizeibeamtInnen durch die traumainduzierten Symptome zu T1 und T2 (Expertenrating) (inklusive Verlaufs-analyse)?

• Welche Mechanismen der Krankheitsverarbeitung werden durch die Polizei-beamtInnen im Umgang mit den psychischen Symptomen zu T1 und T2 verwen-det?

Es wurden die folgenden Hypothesen zur Fragestellung 1 formuliert:

(1) Die Schwere der traumaassoziierten psychischen Störungen, die mittels der Impact of Event-Scale (IES) erfasst wurde, nimmt im Verlauf vom Zeitpunkt T1 zu T2 (und zu T3) bei allen PolizeibeamtInnen signifikant ab.

(2) Die traumainduzierten psychischen und psychosomatischen Symptome (Angst, Depression, Somatisierung), die mittels des Brief Symptom Inventory (BSI) erfasst wurden, nehmen im Verlauf vom Zeitpunkt T1 zu T2 (und T3) bei allen Polizei-beamtInnen signifikant ab.

(3) PolizeibeamtInnen mit einer Akuten Belastungsreaktion nutzen zu T1 und T2 dysfunktionale Mechanismen der Krankheitsverarbeitung.

2.2.2 Teilaspekte der Fragestellung 2

Bestehen Zusammenhänge zwischen objektivierbaren somatischen Befunden und psychosozialen Merkmalen Traumatisierter einerseits und dem Auftreten psychischer Störungen andererseits?

• Wie ist der Verlauf der Ausprägung der objektivierbaren somatischen Befunde der PolizeibeamtInnen vom Zeitpunkt vor dem potenziell traumatischen Ereignis über den Zeitpunkt T1 zu T2 (Expertenrating)?

• Wie stark sind die Zusammenhänge zwischen den objektivierbaren somatischen Befunden und den psychosozialen Merkmalen zu T1 und T2?

• Wie stark sind die Zusammenhänge zwischen den objektivierbaren somatischen Befunden und den psychischen Symptomen zu T1 und T2?

• Wie ausgeprägt ist die subjektive Bewertung der Extrembelastung der Polizei-beamtInnen zu T1 und T2? (inklusive Verlaufsanalyse)

• Wie stark sind die Zusammenhänge zwischen der subjektiven Bewertung der Extrembelastung und den langfristigen Traumafolgen zu T1, T2 und T3?

Zur Fragestellung 2 wurden aufgrund der explorativen Datenanalyse keine Hypo-thesen formuliert.

2.2.3 Teilaspekte der Fragestellung 3

Welchen Einfluss hat das Ausmaß der objektiven Funktionseinschränkung auf die Entwicklung traumaassoziierter Störungen, die beruflichen und ökonomischen Parameter?

• Wie hoch ist die Zahl der somatisch verletzten Traumaopfer?

• Welche körperlichen Diagnosen können bei den somatisch verletzten Trauma-opfern festgestellt werden, und wie ist der Krankheitsverlauf unter Betrachtung der beruflichen und ökonomischen Parameter?

Es wurden die folgenden weiteren Hypothesen zur Fragestellung 3 formuliert:

(4) Somatisch verletzte Traumaopfer leiden zu T1, T2 und T3 unter einer höheren psychischen Belastung als Traumatisierte ohne somatische Verletzung.

(5) Somatisch verletzte Traumaopfer weisen zu T1 und T2 eine stärkere Verleug-nung der Schwere ihrer Beeinträchtigungen auf als Traumatisierte ohne somatische Verletzung.

(6) Der Anteil der Betroffenen, die an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, ist bei soma-tisch verletzten Traumaopfern zu T3 (ein Jahr nach dem traumasoma-tischen Ereignis) geringer als bei Betroffenen ohne somatische Verletzungen.

(7) Weibliche Polizeibeamtinnen leiden nach berufsbedingter Extrembelastung zu T1, T2 und T3 stärker unter traumaassoziierten psychischen Störungen im Vergleich zu männlichen Polizeibeamten.

(8) Weibliche Polizeibeamtinnen leiden nach berufsbedingter Extrembelastung zu T1, T2 und T3 stärker unter den traumainduzierten psychischen und psychosomatischen Symptomen im Vergleich zu männlichen Polizeibeamten.

2.2.4 Teilaspekte der Fragestellung 4

Lassen sich die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung sowie anderer traumaassoziierter Störungen und die Dauer der ereignisbedingten Arbeits-unfähigkeit aufgrund somatischer Befunde, persönlicher und psychosozialer Merkmale in der Akuten Behandlungsphase voraussagen?

• Lässt sich die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu T2 und T3 aufgrund somatischer Befunde, persönlicher und psychosozialer Merkmale in der Akuten Behandlungsphase voraussagen?

• Lässt sich die Entwicklung traumaassoziierter psychischer und psychosomatischer Störungen zu T2 und T3 aufgrund somatischer Befunde, persönlicher und psycho-sozialer Merkmale in der Akuten Behandlungsphase voraussagen?

• Lässt sich die Dauer der ereignisbedingten Arbeitsunfähigkeit zu T3 aufgrund somatischer Befunde, persönlicher und psychosozialer Merkmale in der Akuten Behandlungsphase voraussagen?

Es wurde die folgende weitere Hypothese zur Fragestellung 4 formuliert:

(9) Das akute Belastungserleben hat von allen Prädiktoren den größten Einfluss auf die langfristigen Unfallfolgen.

2.3 Projektziel 3: Entwicklung und Evaluation bestehender bzw. zu