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Jegier, 2007; Wagenmakers et al., 2008). Beide Arbeitsgruppen zeigten, dass die körperliche Aktivität von Personen mit elektiver Hüft-TEP (Alter M = 63 und M = 70 Jahre) mindestens ein Jahr nach der Operation keine wesentlichen Unterschiede zur körperlichen Aktivität von alters- und geschlechtsangepassten Kontrollpersonen ohne Hüft-TEP aufweist.

Eine weitere Studie mit Patienten nach elektiver Hüft-TEP (Alter M = 63 Jahre) erfasste die körperliche Aktivität mittels einer Kombination aus Inklinationssensoren und Goniometer18 (Morlock et al., 2001). Das Ziel der

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Hüftfrakturrisikos oder mit der Vorhersage funktioneller und psychosozialer Outcomes im Anschluss an eine Rehabilitation. Nur insgesamt zwei Studien (Bernhardt et al., 2005; Talkowski, Lenze, Munin, Harrison, & Brach, 2009) konnten identifiziert werden, in denen die körperliche Aktivität von Patienten nach PFF in einer geriatrischen Rehabilitation erfasst wurde. Wie schon zuvor beschrieben, stellt jedoch gerade diese Fallgruppe eine besondere Herausforderung für das Gesundheitssystem dar (vgl. Kap. 2.2). Die in den beiden genannten Studien gewählten Methoden geben nur einen ersten, noch unscharfen Einblick in die körperliche Aktivität von Patienten nach PFF in der geriatrischen Rehabilitation. Obwohl bei BERNHARDT ET AL. (2005) drei Testzeitpunkte untersucht wurden, kann keine Aussage über den Verlauf der körperlichen Aktivität von Beginn der Rehabilitation an gemacht werden, da eine Erhebung bei Aufnahme fehlt. Weiterhin wird die körperliche Aktivität in nur einem Parameter, der Uptime, zusammengefasst. Aktivitäten, die ein

„Gehen“ beinhalten und somit kardio-vaskuläre, kardio-pulmonale und metabolische Auswirkungen haben können, und Aktivitäten, die ein reines

„Stehen“ beinhalten wurden aufaddiert. Eine Interpretation ist aufgrund der nicht zu erkennenden Anteile der beiden Aktivitätsformen an der Gesamtaktivität sehr schwierig. Auch bei TALKOWSKI ET AL. (2009) ist eine Interpretation der allgemeinen körperlichen Aktivität schwierig. Ausgegeben wurde (ausschließlich für die Therapieeinheiten) der Durchschnittswert der

„activity counts per minute“ aller Therapieeinheiten innerhalb des fünftägigen Messzeitsraumes. Die zugrunde liegende Fragestellung der Studie beschäftigte sich mit der Intensität, mit der die Bewegungen während den Therapieeinheiten durchgeführt wurden. Der allgemeine Umfang der körperlichen Aktivität innerhalb und außerhalb der Therapie wurde jedoch nicht abgebildet.

Das sich hieraus ableitende primäre Ziel der vorliegenden Studie ist die objektive und detaillierte Beschreibung und Bewertung der mittels Sensor gemessenen körperlichen Aktivität und deren Verlauf in der geriatrischen Rehabilitation sowie die körperliche Aktivität von Patienten nach PFF zu einem definierten Nachbeobachtungszeitpunkt. Die Überprüfung der

Nachhaltigkeit der Rehabilitation bzw. des Transfers der körperlichen Aktivität ins häusliche Umfeld, also der mittelfristigen Entwicklungen der körperlichen Aktivität und somit Aspekte der Teilhabe sind im Rahmen der Ressourcenallokation von zunehmendem Interesse. Zur Beschreibung der körperlichen Aktivität sollen neben der Uptime (Zeit auf den Beinen; vgl.

Bernhardt et al., 2005) weitere aussagekräftige, aktivitäts- und therapiezielrelevante Parameter betrachtet und auf ihren Informationsgehalt geprüft werden. Bezugnehmend auf das Hauptziel der Rehabilitation nach PFF, nämlich der Verbesserung der Gehfähigkeit, sind hier vor allem Parameter wie die kumulierte Gehzeit oder Anzahl und Länge der Gehepisoden von besonderem Interesse.

Da neben dem Alter, dem Funktionsstatus und der Kognition (siehe Kap. 2.2.1; Penrod et al., 2007) auch bezüglich der körperlichen Aktivität von einem sehr heterogenen Niveau der Gesamtgruppe ausgegangen werden kann (u. a. Egerton & Brauer, 2009; Grant et al., 2010), soll darüber hinaus überprüft werden, ob eine Unterteilung in aktivitätsdefinierte Subgruppen zu Beginn der Rehabilitation sinnvoll erscheint, um den Verlauf der körperlichen Aktivität verschiedener „Leistungsstufen“ (im Vergleich zur Gesamtgruppe) während der Rehabilitation exakter beschreiben zu können.

Eine erneute Einteilung der Subgruppen zum Zeitpunkt T2 soll darüber hinaus den Verlauf der körperlichen Aktivität nach der Rehabilitation für die Subgruppen beleuchten.

Der körperlichen Aktivität als Aspekt der Teilhabe wird in Zukunft in der Rehabilitation von geriatrischen Patienten ein hoher Stellenwert beigemessen, da sie als Indikator für ein selbständiges Leben angesehen werden kann (Becker et al., 2010; Wade, 2003). Um die Komplexität der körperlichen Aktivität zu verstehen und um sie schon in der Rehabilitationsphase positiv beeinflussen zu können, ist es notwendig, ggf.

bestehende Zusammenhänge mit funktionellen oder psychosozialen Parametern aufzudecken, da diese wichtige Stellschrauben für eine erfolgreiche Therapie sein könnten. Da bis dato in der geriatrischen Rehabilitation ausschließlich Messungen zur Überprüfung der Funktion oder

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der Kapazität angewandt wurden, sollen nun Zusammenhänge und mögliche Veränderungen der Zusammenhänge (Vergleich der Effektstärken über die beiden Messzeitpunkte) zwischen der in der Rehabilitation gemessenen körperlichen Aktivität und der funktionellen Leistungsfähigkeit sowie gängiger fragebogenbasierter Parameter überprüft werden.

Aus dem gleichen Grund stellt sich darüber hinaus die Frage, ob und in welchem Maße die körperliche Aktivität zu den verschiedenen Messzeitpunkten der Rehabilitation über eine bestimmte Kombination an funktionellen, biomechanischen und fragebogenbasierten Parametern erklärt werden kann. Hier soll beantwortet werden, ob die mittels Sensor gemessene körperliche Aktivität durch schon bestehende Messungen der Kapazität und psychosozialer Faktoren erklärt werden kann oder ob eine separate Messung der körperlichen Aktivität zusätzliche Informationen liefert und daher sinnvoll bzw. notwendig erscheint.

Ein wesentliches Ziel der geriatrischen Rehabilitation ist die Sicherung der Nachhaltigkeit, also der positive Transfer der Therapieeffekte ins häusliche Umfeld. Ziel der Rehabilitation ist die Erhöhung der Teilhabechancen bei Rückkehr in das häusliche Umfeld. Hierzu soll überprüft werden, ob anhand der in der Rehabilitation gemessenen körperlichen Aktivität auf die körperliche Aktivität zu einem definierten Nachbeobachtungszeitpunkt geschlossen werden kann. Dies könnte eine Möglichkeit darstellen, Personen oder Personengruppen (Subgruppen) zu identifizieren, die entweder von einer Verlängerung des stationären Aufenthaltes profitieren würden oder denen nach der stationären Rehabilitation weiterführende Behandlungsmaßnahmen zugänglich gemacht werden müssen (z. B. ambulante Weiterbehandlung, Physiotherapie, Ergotherapie usw.).

Um den Verlauf der Rehabilitation bzw. des körperlichen Zustandes innerhalb der Rehabilitation ausreichend dokumentieren zu können, ist es notwendig, dass ein Messinstrument Veränderungen verlässlich erkennen kann. Diese Verlässlichkeit kann zum einen durch auftretende Boden-/Deckeneffekte oder durch die geringe Sensibilität des Instrumentes selbst (z. B. Skalierung, eingeschränkte Abstufungen usw.) beeinträchtigt werden.

Die meisten Assessments, die zurzeit in der Rehabilitation geriatrischer Patienten angewandt werden, decken zum einen hauptsächlich den Bereich der Funktion oder der Kapazität ab und sind zum anderen sehr oft anfällig für Boden- bzw. Deckeneffekte (vgl. Kap. 2.2.2; Jarnlo, 2003). Parameter des sensorbasierten Aktivitätsmonitorings (wie z. B. die „kumulierte Gehzeit“

oder der „Zeit auf den Beinen“) sind möglicherweise aufgrund ihrer Skalierung und der Dauer der Messung nicht anfällig für solche Effekte. Dies wirft die Frage auf, ob die Veränderungssensitivität der sensorbasierten Aktivitätsmessung hierdurch höher ist als die der anderen Messverfahren. Die Fähigkeit Veränderungen im Laufe der Rehabilitation verlässlich aufzeigen zu können stellt die Grundlage für eine angemessene Therapieplanung und eine objektive Verlaufsdokumentation dar. Zuletzt sollen daher funktionelle, biomechanische und fragebogenbasierte Parameter bezüglich der Boden- und Deckeneffekte mit der sensorbasierten Aktivitätsmessung verglichen sowie die Veränderungssensitivitäten aller Messverfahren einander gegenübergestellt werden.

Es lassen sich also folgende exploratorische Fragestellungen formulieren:

1. Wie hoch ist die körperliche Aktivität von Patienten nach PFF zu Beginn eines geriatrischen Rehabilitationsaufenthaltes, nach zwei Wochen und zu einem definierten Nachbeobachtungszeitpunkt? Es sollen verschiedene aktivitätsrelevante Parameter für die Gesamtgruppe sowie für definierte Subgruppen betrachtet werden.

2. (a) Gibt es statistisch signifikante Zusammenhänge bei Patienten nach PFF zwischen der körperlichen Aktivität (Teilhabe) und der körperlichen Leistungsfähigkeit (Funktion/Kapazität) sowie ausgewählten fragebogenbasierten Parametern? Mögliche Zusammenhänge sollen für den Beginn der Rehabilitation und nach zwei Wochen überprüft werden.

(b) Verändern sich diese Zusammenhänge im Laufe des Rehabilitationsaufenthaltes? Gefundene Zusammenhänge über die Messzeitpunkte sollen miteinander verglichen werden.

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3. Lassen sich für geriatrische Patienten nach PFF geeignete Modelle zur Erklärung der körperlichen Aktivität zu Beginn der Rehabilitation und nach zwei Wochen erstellen? Es sollen, wenn möglich, sowohl Teil(bereichs)modelle als auch ein Gesamtmodell zur Erklärung der körperlichen Aktivität generiert werden.

4. Kann von der in der Rehabilitation gemessenen körperlichen Aktivität geriatrischer Patienten nach PFF auf den Umfang der körperlichen Aktivität zu einem definierten Nachbeobachtungszeitpunkt im häuslichen Umfeld geschlossen werden? Die Prädiktion soll sowohl für die Gesamtgruppe als auch für definierte Subgruppen überprüft werden.

5. Besitzen sensorbasierte Messungen der körperlichen Aktivität eine höhere Veränderungssensitivität als funktionelle oder biomechanische Parameter der körperlichen Leistungsfähigkeit oder als fragebogenbasierte Parameter? Die verwendeten Messverfahren sollen bezüglich ihrer Boden- bzw. Deckeneffekte sowie bezüglich ihrer Veränderungssensitivität miteinander verglichen werden.

3 Methode

Das folgende Kapitel beinhaltet eine ausführliche Beschreibung des in dieser Untersuchung angewandten Studiendesigns, der eingeschlossenen Probanden, die verwendeten Messmethoden und der durch die Messungen erhaltenen Variablen (Kap. 3.1 - 3.5). Abschließend wird die statistische Vorgehensweise dargestellt (Kap.3.6).