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Potential f¨ ur die Spezifika des deutschsprachigen Diskurses . 65

4.2 Die Rolle epistemischer ¨ Uberzeugungen in Prozessen selbstregulier-

5.2.2 Potential f¨ ur die Spezifika des deutschsprachigen Diskurses . 65

Die im folgenden Kapitel beschriebenen Forschungst¨atigkeiten sind ebenfalls aus der Motivation hervorgegangen, das Forschungsaufkommen zu epistemischen ¨ Uber-zeugungen, das in den vorherigen Kapiteln rekapituliert wurde (siehe 2, 3, 4) im Kontext der Lehrerbildung fruchtbar zu machen. Insbesondere sollten dabei die Besonderheiten des nationalen Kontextes ber¨ucksichtigt werden. Diese Entstehung des Forschungsinteresses wird im Folgenden kurz skizziert.

Kapitel 3 zeigt auf, dass die Fragen der Dom¨anen und Kontextspezifit¨at epistemi-scher ¨Uberzeugungen virulent in der wissenschaftlichen Gemeinschaft diskutiert werden. Auf die deutsche Lehrerbildung hin angewendet inspiriert dies mehrere Fragen: Etwa ob Lehramtsstudierende systematische Variation in epistemischen Uberzeugungen zwischen Fachwissenschaften und bildungswissenschaftlichem Be-¨ gleitstudium aufweisen, ob sich Lehramtsstudierende unterschiedlicher Fachrich-tungen in ihren epistemischen ¨Uberzeugungen bzgl. allgemeinem p¨adagogischen Wissen unterscheiden, ob es Effekte angewandter vs. abstrakter Kontexte gibt, oder wie stark bereits dom¨anenspezifische epistemische ¨Uberzeugungen noch zwi-schen diversen Forschungsgegenst¨anden variieren. Zudem ist fraglich, ob sich diese Varianz mit den Forschungsparadigmen der Gegenst¨ande pr¨adizieren lassen. Diese Fragen grunds¨atzlicher, konzeptioneller Natur, wurden in der eigenen Forschung bearbeitet (siehe die Abschnitte 6.2.1, 6.2.2, 6.2.3).

Eine st¨arker anwendungsorientierte Forschungsarbeit bezieht sich auf die hoch ela-borierten Ans¨atze zur Erkl¨arung der Lernwirksamkeit epistemischer ¨ Uberzeugung-en nach der Kalibrierungshypothese (siehe Abschnitt 4.2.1). Hier wurdUberzeugung-en einerseits theoretisch die Bez¨uge der Entwicklung von Professionalit¨at (siehe Abschnitt 5.1) zu epistemischen ¨Uberzeugungen herausgearbeitet (Merk, 2013, außerhalb der Dis-sertation), und andererseits wurde eine Replikationsstudie der Kalibrierungshypo-these im Kontext deutscher Lehrerbildung durchgef¨uhrt (siehe Abschnitt 6.2.2).

Der dritte Aspekt der eigenen Forschungsarbeiten fokussiert schließlich (eben-falls anwendungsbezogen) die Entwicklung von Professionalit¨at in dem Sinne,

dass die Rolle epistemischer ¨Uberzeugungen f¨ur die Bedeutsamkeitseinsch¨atzung p¨adagogischen Wissens und andere motivationale Aspekte der Professionalit¨at theoretisch erarbeitet und empirisch-quantitativ modelliert wurde (siehe 6.2.4, Merk, Rosman, Rueß, Schneider & Syring, Manuskript in Vorbereitung). Da-bei wurden auch explizite theoretische Bez¨uge zur spezifisch deutschsprachigen Diskussion zum sog. Theorie-Praxis-Verh¨ altnis/Theorie-Praxis-Dilemma/Theorie-Praxis-Problem (vgl. Bl¨omeke, M¨uller & Felbrich, 2006; Cramer, 2014; Eckerle &

Patry, 1987; Patry, 2014; Tenorth, 2008) hergestellt.

Allen eigenen Forschungst¨atigkeiten wurden in dem Bem¨uhen durchgef¨uhrt, m¨ o-glichst sog. fortgeschrittene methodische Verfahren zu nutzen. Dies jedoch nicht dem Selbstzweck oder der Inszenierung geschuldet, sondern der Anstrengung, die komplexen theoretischen Modelle (etwa das TIDE- oder COPES-Modell, siehe 3.3 bzw. 4.1) m¨oglichst umfassend abzubilden und m¨oglichst wenige zus¨atzliche An-nahmen zu treffen.

Eine weiterer Fokus dieser Arbeit auf der nicht-inhaltlichen Metaebene wissen-schaftlicher, empirischer Forschungst¨atigkeit liegt in der vollst¨andigen Reprodu-zierbarkeit der Ergebnisse (vgl. f¨ur andere Dom¨anen Goecks, Nekrutenko & Tay-lor, 2010; McCullough, 2009; R. D. Peng, Dominici & Zeger, 2006, bzw. f¨ur ein Pl¨adoyer pro Ver¨offentlichung von Computer Code; Barnes, 2010). Um diesem Ide-al n¨aher zu kommen, wurden zum einen alle Skripte zur Berechnung der Ergebnisse (nach M¨oglichkeiten der Verlage) mit den Artikeln als sog.

”Supplemental Materi-al“ ver¨offentlicht, zum anderen wurden/werden die Forschungsdaten als

”scientific usefiles“ publiziert (vgl. Merk & Bohl, 2016; Merk, Schneider et al., 2016b).

Kapitel 6

Eigene Forschungst¨ atigkeiten – Uberblick ¨

Dieses Kapitel beschreibt zusammenfassend die eigenen Forschungst¨atigkeiten, die im Rahmen der Dissertation durchgef¨uhrt wurden. Um einen ¨Uberblick zu erhal-ten, wird zun¨achst der Forschungskontext dargestellt und eine disziplin¨are Ein-ordnung vorgenommen (siehe Abschnitt 6.1). Es folgt eine kurze Beschreibung der Artikel (siehe Abschnitt 6.2), welche in Anhang A-D zu finden sind. In Kapitel 7 werden schließlich die zentralen Ergebnisse hochinferent und inhaltlich gegliedert zusammengefasst sowie ein Ausblick auf zuk¨unftige Forschung gegeben.

6.1 Forschungskontext, inhaltliche und diszipli-n¨ are Verortung

Vorliegend handelt es sich um eine publikationsbasierte Dissertation, die im Rah-men der Bekleidung einer Assistenzstelle des Lehrstuhls f¨ur Schulp¨adagogik an der Eberhard-Karls Universit¨at T¨ubingen entstanden ist. Die Forschungst¨atigkeiten waren nicht in einen weiteren, institutionalisierten Kontext (etwa ein Drittmittel-projekt oder ein Promotionskolleg) eingebunden. Dies erlaubte auf unkomplizier-tem Wege ein sukzessives Vorgehen, im Sinne mehrerer Datenerhebungen, deren

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inhaltliche Schwerpunkte ebenso wie die Operationalisierungen kumulativer Natur sind, wie im folgenden Absatz dargestellt.

Die ¨ubergeordnete Fragestellung der vorliegenden Dissertation stellt die Frage nach der Rolle dom¨anenspezifischer epistemischer ¨Uberzeugungen im bildungs-wissenschaftlichen Studienanteil Lehramtsstudierender dar (siehe Kapitel 1). Da die Frage der Dom¨anenspezifit¨at (Duale Natur) ein zentraler Gegenstand des For-schungsaufkommens zu epistemischen ¨Uberzeugungen und zudem eine notwendige Bedingung f¨ur weitere Operationalisierungen darstellt, wurde diese grundlagen-theoretische Forschungsfrage ausf¨uhrlich in den Artikeln 1 & 2 (siehe Anhang A, B) behandelt. Aufbauend auf den Ergebnissen wurden zunehmend anwen-dungsorientierte Forschungsfragen bearbeitet, etwa nach der Relevanz epistemi-scher ¨Uberzeugungen f¨ur Prozesse selbstregulierten Lernens im Lehramtsstudium (Artikel 2, siehe Anhang B), Effekten der Kontextualisierung (Fallbasierung) bil-dungswissenschaftlichen Wissens (Artikel 3, siehe Anhang C) und die Rolle epis-temischer ¨Uberzeugungen f¨ur die wahrgenommene Praxisrelevanz bildungswissen-schaftlichen Wissens (Artikel 4, siehe Anhang D).

Die Dissertation disziplin¨ar einzuordnen, f¨allt aufgrund des Bezugs auf Vorarbei-ten aus diversen Disziplinen etwas schwer und stellt vielleicht auch ein Kriterium von nachgeordnetem Interesse dar. Als Minimalaussage kann jedenfalls konstatiert werden, dass ein Konstrukt im Kontext des genuin erziehungswissenschaftlichen Diskurses um die Professionalit¨at von Lehrerinnen und Lehrern beleuchtet wird, das seine Urspr¨unge in der Pers¨onlichkeits-, Entwicklungs- und p¨adagogischen Psy-chologie hat und heute intensiv von einem Kreis internationaler Erziehungswis-senschaftler und ErziehungswisErziehungswis-senschaftlerinnen (sensu

”Educational researcher“) bearbeitet wird. Eine deutliche schulp¨adagogische F¨arbung erh¨alt das Dissertati-onsvorhaben dar¨uber hinaus durch die Betrachtung der Rolle epistemologischer Uberzeugungen im Kontext des Theorie-Praxis-Verh¨¨ altnisses – eines einschl¨agigen Diskurses der Schulp¨adagogik (vgl. Bohl, Harant & Wacker, 2015).

Kapitel 6 Eigene Forschungst¨atigkeiten – ¨Uberblick 69