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Archivbenutzung international

Anforderungen an Archivportale auf nationaler und internationaler Ebene

von Karsten Uhde

In jeder Woche erreichen die Archivschule per E-Mail diverse Anfra-gen zum deutschen Archivwesen, wie zum Beispiel die FolAnfra-genden:

• Da fragte beispielsweise vor etwa einem Jahr ein Modellbau-er aus den USA an, wo Modellbau-er Photos eines bestimmten deutschen Zerstörers aus dem Zweiten Weltkrieg finden könne, da er sein Modell dieses Schiffes mit dem originalgetreuen Tarnanstrich anmalen wolle.

• Eine andere E-Mail richtete eine Studentin an uns, mit der Fra-ge, wo man zu dem Thema „Frauenwahlrecht“ Unterlagen fin-den könne, da sie eine Seminararbeit darüber schreiben solle.

• Kürzlich wurden wir angeschrieben, weil ein Forscher quasi bundesweit nach Beispielen von frühen Zeitungen suchte und erfahren wollte, in welchen Archiven diese wohl am ehesten an-zutreffen seien oder ob es eventuell sogar eine zentrale Sammel-stelle für so etwas gäbe.

• Oder es wurde uns die Frage gestellt, wo man die Personalak-te des StationsvorsPersonalak-tehers des Jahres 1873 in Stolzenfels bei Ko-blenz findet.

• Schließlich darf in einer solchen Beispielsammlung die fast schon klassisch zu nennende genealogische Anfrage aus Über-see nicht fehlen, in der Daten über den Ur-Ur-Großvater ge-sucht wurden, der in „CASELHESSE, CASSEL, GERMANY“

lebte (gemeint war Kassel im Kurfürstentum Hessen-Kassel).

• Zum Schluss eine der kürzesten, diesmal aus Brasilien, die wortwörtlich lautete: „In welche Land liegt Preußen?“

Diese Liste der Anfragen ließe sich in vielerlei Hinsicht erweitern, doch reichen die genannten aus, um einerseits die Vielfältigkeit zu

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dokumentieren, andererseits aber auch ihre wichtigsten Typen zu re-präsentieren.

Warum aber, so fragt man sich, richten die BenutzerInnen ihre Anfragen überhaupt an die Archivschule? Der Hauptgrund dürfte in den meisten Fällen darin zu suchen sein, dass es einerseits kein deut-sches Archivportal gibt, dass andererseits die Archivschule mit ihrer einfachen Linksammlung zu deutschen Archiven im Internet offen-bar als eine Stelle angesehen wird, die auch die Fragen beantworten kann, die durch diese Links nicht beantwortet werden können. Die meisten NutzerInnen wissen, dass die Archivschule Marburg keine eigenen Archivalien hat, weshalb die Anfragen, die sich allgemein auf das deutsche Archivwesen beziehen oder mit der Suche nach einem Archiv oder einer Archivalie in Verbindung stehen, bei uns sicherlich überdurchschnittlich häufig auftreten.

Bei Gesprächen mit KollegInnen hat sich zudem gezeigt, dass auch die Archive selbst oft mit derartigen Fragen konfrontiert wer-den, wobei in einigen Fällen deutlich wurde, dass dieselben Anfra-gen, die die Archivschule erreichten, offenbar gleichzeitig an eine ganze Reihe von Stellen versandt wurden, weil sich die AbsenderIn-nen davon eiAbsenderIn-nen größtmöglichen Erfolg versprachen. Anders gesagt:

Man kann davon ausgehen, dass bei vielen dieser E-Mails gleichzeitig in Deutschland mehrere ArchivarInnen versuchen, sie zu beantwor-ten, was insgesamt gesehen eine erhebliche unsinnige Belastung für die Archive bedeutet, und zumeist ohne große Aussicht auf Erfolg für die AbsenderInnen ist. Es dürfte also im Interesse sowohl der Ar-chivarInnen als auch der BenutzerInnen liegen, wenn es im Internet ein Angebot gäbe, das möglichst umfassend über die Archive, ihre Bestände und Zuständigkeiten informiert und zwar so übergreifend wie möglich, also mit einem Archivportal auf nationaler oder gar dar-über hinaus auf internationaler Ebene.

Unter Portal soll im Folgenden ein Internet-Angebot verstanden werden, das den NutzerInnen zu einem bestimmten Bereich – hier al-so den deutschen Archiven – den Zugang erleichtert, indem es aus

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der schier unüberschaubaren Informationsfülle im Netz die relevan-ten Seirelevan-ten herausfiltert, nach bestimmrelevan-ten Kriterien sortiert anbietet, durch Kommentare und Zusatzinformationen anreichert und Recher-chemöglichkeiten bietet. Es kann aber nicht alle Inhalte, die es zu ver-mitteln gilt, selbst bereitstellen, sondern wird zum größten Teil auf bestehende Webseiten verweisen. Ein deutsches Archivportal wäre dabei ein so genanntes vertikales oder Fachportal auf nationaler Ebe-ne und damit mehr als eiEbe-ne reiEbe-ne Linkliste, wie wir sie in Marburg anbieten, oder die bereits bestehenden regionalen Portale. Da es ein solches Portal auf nationaler Ebene noch nicht gibt, soll nachfolgend der Frage nachgegangen werden, was ein solches beinhalten könn-te und in wie weit die bisher geschaffenen Portale hierbei als Vorbild dienen können. Zum Schluss wird noch ein kurzer Blick auf die Frage nach einem internationalen Portal gerichtet.

Regionale und andere Vorbilder

Sehen wir uns also zuerst einmal an, welche Portale es auf der regio-nalen Ebene bereits gibt.

Zunächst sind diejenigen zu nennen, die auf den heutigen po-litischen Grenzen der Bundesländer beruhen. Zu ihnen zählt zum Beispiel das bereits erwähnte Portal der Archive in Nordrhein-Westfalen.1

In ihm sind nicht nur die Archive mit ihren Adressen und wei-teren Informationen zu ermitteln, sondern es ist auch auf der Ebe-ne der Bestände eiEbe-ne landesweite Recherchefunktion eingebaut, die sehr gute Ergebnisse liefert. Darüber hinaus bietet das Portal weite-re Funktionen, die sich zum größeweite-ren Teil an ArchivarInnen richten, zum Teil aber auch für ArchivnutzerInnen von Interesse sein können, wie zum Beispiel einzelne thematische Findmittel oder die Adressen der Archive in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Daneben gibt es einzelne Portale, die zumindest für eine

bestimm-1<http://www.archive.nrw.de>. Die Links stellen – soweit nicht anders angegeben

– den Stand vom 4.10.2005 dar.

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te Archivart einen Überblick bieten, wie zum Beispiel das Archivpor-tal der staatlichen Archive Sachsens2oder das Portal der Arbeitsge-meinschaft niedersächsischer Kommunalarchivare (ANKA).3In bei-den Fällen konzentriert man sich entsprechend dem Betreiber des Portals jeweils nur auf eine Art von Archiven, während auf die üb-rigen im Bundsland liegenden Archive allenfalls am Rande mit ei-nem Link verwiesen wird. Schließlich ist mit dem Portal ARGEALP4 auch schon eines im Netz, das über die heutigen staatlichen Grenzen hinweg einen geografischen Raum in den Blick nimmt, nämlich den der Alpenregion. Hierbei wird allerdings wiederum nur auf die staat-lichen Archive innerhalb Süddeutschlands, Norditaliens, Westöster-reichs und der Ostschweiz verwiesen. Auch bei diesem Portal gibt es eine Recherchefunktion auf Bestandsebene, doch ist diese leider nur wenig brauchbar, da einige Archive keine Bestände auflisten oder nur einen Teil, während andere alle ihre Bestände ins Netz gestellt haben.

Diese regionalen Portale werden schließlich durch Linklisten ergänzt, wie die der Archivschule5, der Evangelischen Kirchenarchive6 oder die der Fachgruppe 7 des VdA - der Universitätsarchive.7

All diese Listen und selbst ein Teil der regionalen Portale bieten jedoch nur die wichtigsten Daten über die einzelnen Archive. Es wer-den weder allgemeinere Fragen zum Archivwesen beantwortet, noch kann auf der Ebene der Bestände oder gar darunter recherchiert wer-den. Es stellt sich weiter die Frage, ob es in anderen Ländern ver-gleichbare nationale Archivportale gibt und was diese den Benutze-rInnen bieten.

Ein Blick auf die deutschsprachigen Nachbarstaaten bringt folgen-des: Für die Schweiz bietet der Verein Schweizerischer Archivarin-nen und Archivare (VSA) im Internet eine Liste der Archive in der

2<http://www.sachsen.de/de/bf/verwaltung/archivverwaltung/index.html>

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Schweiz und Liechtenstein an.8 Es werden jeweils die wichtigsten Adressen aufgelistet, es gibt Links zu den entsprechenden Webauf-tritten der Archive und schließlich eine Liste mit Literatur über das je-weilige Haus. Für Österreich bietet das Österreichische Staatsarchiv9 etwas ähnliches an, doch beschränkt man sich hier auf die Adressen, Telefon- und Faxnummern und den Link zum Internet-Auftritt, so-fern er vorhanden ist.

Geografisch etwas weiter entfernt bietet das norwegische Portal

„Arkivnett Norge“10 neben den üblichen Links und einer Liste der in Norwegen vorhandenen Archive auch weiterführende Informatio-nen, die sich ausdrücklich sowohl an die ArchivarInnen als auch an die NutzerInnen wenden. Es versteht sich als ein Medium, das auf die Archive und Archivalien hinführt. Noch stärker wenden sich nie-derländische Portale an die BenutzerInnen. Während das niederlän-dische „Archiefnet“11, das das gesamte niederländische und das flä-mische Archivwesen zum Gegenstand hat, noch eine Adressen- und Linkliste ist, werden zum Beispiel beim „FriesArchiefNet“12 neben den Links zu den Archiven und einem kleinen Ausblick auf den Rest der Welt auch viele Hinweise für die BenutzerInnen gegeben, und zahlreiche Links verbinden das Portal mit historisch ausgerichteten Angeboten. Es ist geplant, auch das Archiefnet in diese Richtung aus-zubauen.

Die Liste ließe sich noch erweitern, doch muss an dieser Stel-le der kStel-leine Blick über den deutschen TelStel-lerrand hinaus genügen und zusammenfassend festgestellt werden, dass es in mehreren euro-päischen Ländern bereits nationale Archivportale gibt, die allerdings recht unterschiedliche Inhalte bieten und sich zudem zum Teil auch eher als Portal für die ArchivarInnen verstehen.

8<http://www.staluzern.ch/vsa/>.

Archivportal Deutschland – einige Überlegungen

Nach Betrachtung der regionalen, deutschen und der nationalen Por-tale in anderen Ländern stellt sich die Frage, wie ein deutsches Ar-chivportal aussehen könnte. Ohne hier auf die Einzelheiten eingehen und ohne einem potentiellen zukünftigen Betreiber eines solchen Por-tals eine Art „Pflichtenheft“ vorlegen zu wollen oder zu können, sol-len im Folgenden einige Punkte hervorgehoben werden, die idealer Weise berücksichtigt werden sollten. Dabei scheint es zunächst ein-mal wichtig, festzuhalten, dass ein solches Portal im Gegensatz zu ei-nigen Beispielen in anderen Ländern nicht als Informationsmedium für ArchivarInnen, also nicht als berufsinternes Kommunikations-und Informationsmittel dienen soll, sondern ausdrücklich die allei-nige Aufgabe haben sollte, die potentiellen NutzerInnen der Archi-valien so gezielt wie möglich auf ihr Ziel hinzuleiten.

Um die dazu erforderlichen Inhalte und Funktionen an dieser Stelle zumindest grob zu formulieren, lohnt ein Blick zurück auf die eingangs genannten E-Mails. Wenn man die in ihnen auftretenden Anfragen versucht zu typisieren, dann ergeben sich zumindest fol-gende vier Varianten:

1. Die BenutzerInnen suchen bestimmte Archivaliengattungen übergreifend und unabhängig von der geografischen Lage und Zuständigkeit des Archivs. (Zeitungen)

2. Es werden alle Unterlagen zu einem bestimmten Ort, einer Person oder einem konkreten Gegenstand gesucht, wobei den NutzerInnen unbekannt ist, in welchem Archiv solche zu fin-den sind. (GenealogInnen)

3. Es werden konkrete einzelne Archivalien gesucht, von denen aber unbekannt ist, in welchem Archiv sie überliefert sind.

(Tarnanstrich)

4. Darüber hinaus sollte nicht unterschätzt werden, wie oft einfach nur der Kontakt zu einem Archiv gesucht wird, also Adressen, Telefonnummern und ähnliches.

Soll ein Portal zumindest diese vier Typen berücksichtigen, dann

Karsten Uhde

muss es meines Erachtens folgende Inhalte bieten:

• Eine vollständige Liste der Archive in Deutschland, verlinkt mit dem entsprechenden Internetangebot des Archivs, soweit die-ses bereits vorhanden ist. Ein Beispiel hierfür ist das Portal von Christian Wortmann über die Staatsarchive in Deutschland13, in dem auch eine Liste aller deutschen Archive abrufbar ist.

Die Daten hierfür stammen wohl aus der Datenbank des Ar-dey Verlags, aus dem auch das Buch und die CD-Rom „Archive in Deutschland, Österreich und der Schweiz“14erstellt wurden.

• Die Beständeübersichten möglichst aller Archive, verbunden mit einer Suchfunktion mit Volltextrecherche. Auch hierfür gibt es bereits ein Beispiel im Netz, nämlich innerhalb des NRW-Portals.

• Eine Liste aller Orte in Deutschland, verbunden mit den Hin-weisen, welche Archive auf welcher Ebene für diesen Ort zu-ständig sind. Diese Daten sind meines Wissens nicht online vor-handen und ihre Erhebung und Digitalisierung würde sicher-lich auch den größten Aufwand bei der Erstellung des Portals bedeuten.

Ein Portal lebt aber nicht von seinen Datenbanken allein, auch wenn diese logischerweise das Fundament sind, auf dem es basiert.

Die Qualität eines nationalen Portals ist mindestens ebenso abhän-gig von den Funktionen, die den NutzerInnen zur Verfügung stehen.

Deshalb sollte es basierend auf den genannten Datenbanken folgende Funktionen beinhalten:

• Die Suche nach einem Archiv, und zwar alphabethisch nach dem Namen des Archivs und/oder nach dem Ort. Als Such-ergebnis sollten zu allen Archiven die Grundinformationen an-gezeigt werden, etwa in dem Maße, wie sie für das NRW-Portal zusammengestellt wurden. Dies sollte die grundlegende Funk-tion überhaupt zu sein, um die sich die anderen

Recherchemög-13<http://www.c-wortmann.de/staatsarchive/index.html>.

14Archive in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz, Münster 2002.

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lichkeiten gruppieren. Ähnlich wie beim dem NRW-Portal soll-te die Pflege der Dasoll-ten selbst den einzelnen Archiven ermög-licht werden, soweit diese technisch dazu in der Lage sind.

Gleichzeitig sollte von hier aus auf die bereits vorhandenen ex-tern verwalteten Homepages der Archive verwiesen werden.

• Es sollte möglich sein, nach einzelnen Archivsparten zu suchen.

Diese Funktion basiert auf derselben Datenbank wie die erste Funktion.

• Es sollte eine Möglichkeit geben, archivübergreifend in den Beständeübersichten aller Archive zu suchen, wobei diese Su-che auch nach Regionen oder Archivtypen eingegrenzt werden können sollte. Dies ist die zweite zentrale Funktion des Por-tals. Mit ihr wird die überregionale Suche nach inhaltlichen Ge-sichtspunkten möglich. Dazu ist es nötig, dass die Bestände-übersichten der einzelnen Archive in einem zumindest annä-hernd gleichmäßigen Aufbau vorhanden sind.

• Es sollte auch möglich sein, über Karten zu navigieren. Dabei sollte neben den heutigen politischen Grenzen auf den verschie-denen Stufen, also Bund, Land, Regierungsbezirk und Kreis, auch die historische Entwicklung einzelner Regionen aufge-zeigt werden, wenn dies in Hinblick auf die Erklärung der Zu-ständigkeit der heutigen Archive sinnvoll ist. Diese Funktion scheint mir eine wichtige Ergänzung zu den zuvor genann-ten textbasiergenann-ten Suchmöglichkeigenann-ten zu sein und ist vor allem in Hinblick auf die historische Dimension wichtig, denn die-se kann mit Text nicht einmal annähernd beschrieben werden.

Ich möchte dies am Beispiel Preußens demonstrieren, da es be-reits beim Internetangebot des Geheimen Staatsarchivs / Preu-ßischer Kulturbesitz realisiert wurde.15 Dabei wird mit Hilfe von Karten verdeutlicht, welche einzelnen Territorien zu Preu-ßen gehörten, unterteilt in zwei Zeitabschnitte. Die Karte ist

ver-15<http://www.gsta.spk-berlin.de/content/content/recherche

/geogr_suche.php>.

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bunden mit Hinweisen auf die für diese Gebiete relevanten Be-stände. So ist es den zukünftigen BenutzerInnen möglich, ihre Suche einzugrenzen.

• Langfristig sollte ein Ausbau der Recherchemöglichkeit auf die online vorhandenen Findmittel möglich sein. Es ist klar, dass es noch sehr lange dauern wird, bis auch nur die Hälfte der archi-vischen Findmittel online vorliegen wird. Dennoch sollte diese Funktion so bald als möglich integriert werden können. Wie so etwas organisiert werden kann, zeigt das Beispiel der Research Library Group (RLG)16, die inzwischen mehr als 10.000 Findbü-cher aus aller Welt, vornehmlich aber aus Nordamerika in ihrem Datenbanksystem recherchierbar macht.

Die letzte Funktion ist die, dass es eine Suchmöglichkeit in einer Datenbank geben sollte, mit denen die NutzerInnen ermitteln kön-nen, welches Archiv für einen bestimmten Ort zuständig ist. Wie wichtig diese Funktion ist, zeigt folgendes Beispiel:

Wer sich mit einem Aspekt der Geschichte der Stadt Gießen schäftigen will, muss je nach Thema einige der folgenden Archive be-nutzen:

• Das Stadtarchiv Gießen mit den Beständen zur städtischen Ver-waltung von 1325 bis zur Gegenwart.

• Das Kreisarchiv Gießen mit den Beständen zur Kreisverwaltung ab 1945.

• Das Universitätsarchiv Gießen mit Beständen seit dem 16. Jahr-hundert.

• Das Staatsarchiv Darmstadt in Hinblick auf die historische Überlieferung der Ortsteile, die erst im 20. Jahrhundert zur Stadt Gießen fielen, sowie die Überlieferung der Mittelbehör-den bis 1981.

• Das Staatsarchiv Marburg in Hinblick auf die Überlieferung der Mittelbehörden ab 1981, aber auch für die Überlieferung bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts.

16<http://www.rlg.org/>.

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• Das Staatsarchiv Wiesbaden in Hinblick auf die Ministerialüber-lieferung des Landes Hessen seit 1946.

• Das Bundesarchiv in Hinblick auf die Ministerialüberlieferung auf Reichs- und Bundesebene und die für Gießen wichtige Mi-litärgeschichte.

• Das Zentralarchiv der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau in Darmstadt für die evangelische kirchliche Über-lieferung.

• Das Archiv der Erzdiözese Mainz für die katholische Überliefe-rung.

Auf die Relevanz all dieser Archive sollten die BenutzerInnen hin-gewiesen werden.

Zu diesen sechs Funktionen sollten weitere Angebote kommen, die ich hier zunächst einmal als Informationen zur Benutzerberatung bezeichnen will. Dazu gehören meines Erachtens:

• Grundlegende Hinweise über die Arbeit in Archiven, unter Umständen ergänzt durch differenziertere Angaben für einzel-ne Nutzergruppen wie zum Beispiel SchülerIneinzel-nen, Geeinzel-nealogIn- GenealogIn-nen und ortshistorisch interessierte ForscherInGenealogIn-nen.

• Eine kleine Quellenkunde, die vor allem den Laien die Einschät-zung der in den Internet-Seiten der Archive genannten Archiva-lien erleichtern soll.

• Ein Glossar, mit dem die archivischen Fachbegriffe erklärt wer-den, vor allem die, die im Zusammenhang mit der Benutzung wichtig sind.

• Links zu den Internetangeboten verwandter Bereiche, seien es Bibliotheken, Dokumentationsstellen, Museen oder historisch ausgerichtete Portale.

Zum Schluss dieser Aufzählung sollte ein meines Erachtens zen-traler Punkt nicht vergessen werden: Wenn ein nationales Archiv-portal Sinn machen soll, dann sollten die wichtigsten Seiten und al-le Suchfunktionen zumindest auch in englischer Sprache angeboten werden, da es sicherlich sehr häufig von fremdsprachigen

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rInnen frequentiert werden wird. Sicherlich kann man sich noch wei-tere Funktionen eines deutschen Archivportals vorstellen.

Ich möchte es an dieser Stelle aber bei den genannten bewenden lassen und lieber noch einen Ausblick anderer Art geben. Bedingt durch die deutsche Geschichte ist der Raum, der zu Deutschland, dem Deutschen Reich oder dem Heiligen römischen Reich deutscher Nation gehörte sehr unterschiedlich und reicht weit über die heutigen Grenzen hinaus. So ergeben sich zahlreiche Forschungsinteressen, die die Zuständigkeiten der heute existierenden deutschen Archive über-schreiten. Für solche Themen wäre ein internationales Archivportal von großem Interesse. Zunächst fällt dazu den meisten wohl das von Axel Plathe betreute UNESCO-Portal17 ein. Hier wird weltweit auf Archive und archivrelevante Internetseiten verwiesen, und so wert-voll diese Liste schon wegen ihrer weltweiten Ausrichtung ist, so zei-gen sich hier natürlich auch schnell die Grenzen. Das UNESCO-Portal ist über weite Strecken eine Linkliste und kann in Hinblick auf den al-lein dafür nötigen Zeitaufwand bei der Pflege der Seiten auch nichts darüber hinaus sein. Es richtet sich bei allen übrigen Informationen zudem vor allem an die ArchivarInnen selbst, nicht so sehr an die BenutzerInnen. Es kann diesen also viele der zuvor genannten Funk-tionen nicht bieten, vor allem aber nicht die Berücksichtigung der his-torischen Dimension der Archivbestände und Archivsprengel. Neben dem UNESCO-Portal gibt es einige reine Linklisten, wie zum Beispiel die „Repositories of Primary Sources“18, die in diesem Sinne eben-falls nicht die Anforderungen erfüllen, die man an ein Archivportal richten sollte.

Aufgrund dieser Schwierigkeiten erscheint es mir sinnvoller, eine weitere Stufe zwischen die nationalen Portale, wie es sie zumindest

Aufgrund dieser Schwierigkeiten erscheint es mir sinnvoller, eine weitere Stufe zwischen die nationalen Portale, wie es sie zumindest