• Keine Ergebnisse gefunden

4 M ODIFIZIERTE A NBAUSYSTEME

4.1 Anbau ohne Brennen

4.1.1 Veränderung der chemischen Bodenparameter durch den Verzicht auf das Brennen

4.1.1.1 Phosphorbilanz im traditionellen Anbausystem und im Anbau ohne Brennen am Standort Cumarú

Die Pi-Konzentration beträgt vor dem Brennen im traditionellen Anbausystem (mit Brennen) in 0-10 cm Bodentiefe 3,7 mg kg-1, im Anbau ohne Brennen (Behandlung 4) 4,0 mg kg-1 (Tabelle 36). Sie unterscheiden sich nicht von der Konzentration in der Brache (Behandlung 1

= Referenz), die 3,9 mg kg-1 beträgt. Von dem Schlagen der Brachevegetation ist folglich kein unmittelbarer Effekt auf die Pi-Konzentration des Bodens in 0-10 cm ausgegangen.

Nach dem Brennen kommt es im traditionellen Anbau zu einem Anstieg der Pi-Konzentration um 2 bzw. 3 mg kg-1. Eine Woche nach dem Brennen beträgt die Konzentration 5,7 mg kg-1, 4 Wochen nach dem Brennen 6,7 mg kg-1. Auch im Anbausystem ohne Brennen ist ein Anstieg der Pi-Konzentration nachweisbar: dieser ist nach 4 Wochen mit 1,5 mg kg-1 jedoch nur halb so groß ist wie im traditionellen Anbausystem. Die Differenz zwischen beiden Anbausystemen erklärt sich praktisch durch den P-Input über die Asche. HÖLSCHER (1995) fand in der Asche einer 7-jährigen Brache (Chronosequenz Marcelino) P-Konzentrationen von 0,8-5,0 mg g-1 (Median = 2,8 mg g-1), was rein rechnerisch einer Konzentrationszunahme in 0-10 cm Bodentiefe von 0,4-11,5 mg P kg-1 (Median=3,7 mg P kg-1) entspricht (Bodendichte:

1,3 g cm-3; Daten nicht dargestellt). DENICH & KATO (1993) geben mit 4,7 mg g-1 höhere P-Konzentrationen in der Asche des Cumarú-Versuches an, wobei aber nicht die gesamte Asche der Analyse zugeführt wurde, sondern nur der in heißer Salzsäure (1N) lösliche Anteil (DENICH, pers. Mitteilung). Folglich kann auch nicht der P-Eintrag über die Gesamtaschemenge hochgerechnet werden. Nimmt man nun an, daß die P-Konzentration in der Gesamtasche in Cumarú ähnliche Werte aufwies wie bei HÖLSCHER (1995), also 2,8 mg g-1 (Median) wäre der P-Eintrag in Cumarú mit 0,3-4,4 mg P kg-1 Boden (Median = 1,7 mg P kg-1) nur halb so hoch wie in der jährigen Brache. Grund ist, daß beim Brennen der 7-jährigen Brachevegetation mit 695-2996 kg ha-1 (Median = 1703 kg ha-1) etwa doppelt so hohe Aschemengen anfielen als beim Brennen der 4-jährigen Brache in Cumarú (517-1143 kg ha-1, Mittel = 811 kg ha-1). Der durch das Brennen bedingte Pi-Anstieg im Boden beträgt also im Median 1,7 mg kg-1.

Dennoch kommt es in beiden Anbausystemen zu einem nicht unmittelbar erklärbaren Anstieg der Pi-Konzentration von ca. 1,5 mg kg-1. Als hauptsächliche P-Quellen kommen zu diesem Probenahmezeitpunkt ein später Effekt des Schlagens der Brachevegetation in Betracht, da-durch verursacht, daß erst relativ spät (im Dezember) die ersten Regenfälle fielen. Denn daß der Beginn der Regenzeit einen Einfluß auf die Pi-Konzentration haben könnte, wird dadurch belegt, daß es auch in der Referenzfläche, der 4-jährigen Brache, zu einem Anstieg die Pi -Konzentration Ende Dezember um knapp 1 mg kg-1 kommt. Also kann man von einem Effekt der Wiederbefeuchtung des Bodens und einem damit einhergehenden Mineralisierungsschub als Ursache für die erhöhte Pi-Konzentration ausgehen. Im traditionellen Anbau liegt der Pi

-110 IV Ergebnisse und Diskussion - 4 Modifizierte Anbausysteme

Anstieg jedoch auch im Bereich dessen, was sich durch den P-Ascheeintrag erklären ließe (s.o.).

11 Wochen nach dem Brennen wurde eine drastische Zunahme der Pi-Konzentration auf 18,1 mg kg-1 gemessen (Tabelle 36). Drei Wochen zuvor war der Mais gesät und mineralisch gedüngt worden. Die ausgebrachte P-Düngermenge betrug 28 kg P2O5 ha-1, was bei einer Bodendichte von 1,3 g cm-3 einer theoretischen Konzentrationserhöhung von 9,4 mg P kg-1 in 0-10 cm Bodentiefe entspricht. Bilanziert man die P-Einträge, so zeigt sich, daß die Dünger-gabe nicht vollends den Anstieg der P-Konzentration auf 18,1 mg kg-1 erklärt. Diese liegt um 2,0 mg kg-1 über dem rechnerisch ermittelten P-Gehalt von 16,1 mg kg-1 (Tabelle 36). Es ist zu vermuten, daß diese Differenz an anorganischem Phosphor (Pi) aus der mikrobiellen Biomasse freigesetzt wurde. Denn deren Gehalt ist noch 8 Monate nach dem Brennen im traditionellen Anbausystem 2,8 mg kg-1 niedriger als in der Brache (Referenz) bzw. 4,6 mg kg-1 geringer als im Anbausystem ohne Brennen (vgl. 3.3.3, Tabelle 34).

Auch in Untersuchungen anderer Autoren wurde ein Anstieg der Konzentration an anorgani-schem Pi festgestellt. Dabei wurden Bodenproben entweder nur einer Hitzebehandlung unter-zogen (SERRASOLSAS & KHANNA 1995b) oder - wie im vorliegenden Fall - Pflanzenmaterial verbrannt (ANDRIESSE & KOOPMANS 1984, ANDRIESSE & SCHELHAAS 1987 in Malaysia, SAA

et al. 1993 in Spanien, ROMANYÀ et al. 1994 in Australien), so daß es zu einem Eintrag an Asche kam. Als mögliche Ursachen für den Pi-Anstieg werden genannt: (a) P-Freisetzung durch Mineralisierung der mikrobiellen Biomasse, (b) Abbau der organischen Substanz durch chemische Veränderungen des Bodenmilieus, (c) Mineralisierung organischen Phosphors und (d) die Lösung von leicht-extrahierbaren Eisen- und Aluminiumphosphaten (SERRASOLSAS &

KHANNA 1995b).

Im Gegensatz zu der P-Bilanz im traditionellen Anbausystem ist die Bilanz im Anbau ohne Brennen mit -5,9 mg kg-1 negativ (Tabelle 36). Es ist hier also scheinbar nicht zu einer Mineralisierung des mikrobiell gebundenen Phosphors gekommen, sondern im umgekehrten Prozeß anorganisches Pi in der mikrobiellen Biomasse festgelegt worden ist: extrahierbares P ist aufgrund des weiten C:P-Verhältnisses des Mulchmaterials immobilisiert worden. Dafür sprechen auch die erhöhten Pmik-Gehalte, die 8 Monate nach dem Brennen analysiert wurden.

Sie liegen zwar mit 19,1 mg kg-1 nur um 1,9 mg kg-1 über dem Pmik-Gehalt der Brache (17,2 mg kg-1), jedoch deutlich, und zwar um 4,6 mg kg-1, über dem des Anbausystems mit Brennen (14,5 mg kg-1; Tabelle 34 und Tabelle 39).

Zeitreihe

Brache (Referenz) 3,9 4,7 4,0 5,0 2,7

1 T-Test zum Vergleich der beiden Anbausysteme bei ein und derselben Probenahme

2 T-Test zum Vergleich aufeinanderfolgender Probenahmen. Das Signifikanzniveau bezieht sich jeweils auf die vorangegangene Probenahme (=Kasten).

Beispiel: die Pi-Konzentration von 5,7 mg kg-1 im traditionellen Anbau 6 Tage nach dem Brennen unterscheidet sich mit einem Signifikanzniveau von p < 0,001 von der vor dem Brennen gemessenen Pi-Konzentration (3,7 mg kg-1).

3 Wert wurde nicht gemessen, sondern von vorangegangener Probenahme übernommen

4 Differenz zwischen “3 Wo. n.d. Maissaat” und “Maisentzug”

112 IV Ergebnisse und Diskussion - 4 Modifizierte Anbausysteme

Verfolgt man die P-Bilanz weiter bis zur Maisernte, stellt man fest, daß bereits 16 Wochen nach dem Brennen (8 Wochen nach der Maissaat) die Pi-Konzentration im Anbausystem mit Brennen deutlich zurückgeht, und zwar um 6,4 mg kg-1 auf 11,7 mg kg-1, sich jedoch im An-bausystem ohne Brennen nicht verändert hat. Der Maisentzug ist zwar im Anbau mit Brennen mit 4,1 mg kg-1 höher als im Anbau ohne Brennen (3,5 mg kg-1; zum Zeitpunkt der Ernte bestimmt), was jedoch nicht hinreichend den extremen Rückgang der P-Konzentration im Anbausystem mit Brennen erklärt. Im Anbausystem mit Brennen "fehlen" zum Zeitpunkt der Maisernte in der Bilanz 5,6 mg Pi kg-1.

Als Ursachen für den starken Rückgang der Pi-Konzentration in 0-10 cm Bodentiefe des An-bausystems mit Brennen kommen in Betracht: (a) P-Adsorption, (b) Ausfällung von Pi durch Anstieg des pH-Wertes, (c) Immobilisierung von Pi in der mikrobiellen Biomasse (SERRASOLSAS & KHANNA 1995b) - Dem widerspricht, daß die Pmik-Konzentration 8 Monate nach dem Brennen gegenüber der Brache abgenommen hat (s.o.). Es ist jedoch nicht bekannt, wie hoch die Pmik-Konzentration zu Beginn der Anbauphase war, (d) P-Auswaschung - In 10-20 cm stieg die Pi-Konzentration während der Maiskultur um 1 mg kg-1 (16 Wochen nach dem Brennen) und zum Zeitpunkt der Maisernte um 1,4 mg kg-1. Obwohl dieser Konzentrationsanstieg statistisch nicht signifikant ist, könnte er ein Hinweis darauf sein, daß es zu vertikalen P-Verlagerungen gekommen ist, u.U. in tiefer als 20 cm gelegene Boden-schichten. HÖLSCHER (1995) gibt zwar nur geringe P-Austragsraten von 0,3-0,5 kg ha-1 a-1 an (was einer Abnahme der Pi-Konzentration um lediglich 0,23-0,38 mg kg-1 a-1 entspräche), diese Angaben beruhen jedoch auf Messungen der P-Konzentrationen im Sickerwasser in 105 cm Bodentiefe. Nicht erfaßt wurden dabei P-Verlagerungen aus dem Oberboden, die oberhalb 105 cm Bodentiefe verblieben. Da einerseits in 0-20 cm deutlich höhere P-Konzentrationen vorliegen als in tieferen Bodenschichten und andererseits die P-Mobilität im Boden sich i.a. nur auf geringe räumliche Distanzen beschränkt, ist es sehr wahrscheinlich, daß der P-Austrag aus der Bodenschicht 0-20 cm ein höheres Niveau hat, als die von HÖLSCHER (1995) angegebenen Werte.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die mikrobielle Biomasse in intensivem Austausch mit dem anorganischen P-Pool steht. Das belegt auch die enge negative Korrelation (r = -0,9139***, n=8) zwischen den Pi- und Pmik-Konzentrationen, errechnet aus Daten, die zu Beginn der natürlichen Sukzession der Brachevegetation erhoben wurden. Es scheint, daß die mikrobielle Biomasse im traditionellen Anbau als Quelle für extrahierbares P fungiert, im Anbau ohne Brennen dagegen als Pi-Sink (wie übrigens auch in der Brache).

Betrachtet man die P-Dynamik aus Sicht der Pflanzenernährung (wobei wir davon ausgehen, daß der Gehalt an extrahierbarem P dem pflanzenverfügbaren Phosphor entspricht), läßt sich folgendes feststellen:

(a) im Anbausystem mit Brennen (und mit Düngung) liegt für den Mais - gemessen an dessen Bedarf - zu Beginn der Kultur eine Luxusversorgung mit anorganischem Phosphor vor und (b) im Anbausystem ohne Brennen (und mit Düngung) liegen das P-Angebot und der

P-Bedarf der Maiskultur enger zusammen. Ohne mineralische P-Düngung läge die P-Versorgung u.U. unter dem Bedarf der Kulturpflanze.

4.1.2 Veränderung der enzymatischen Aktivitäten durch den Verzicht auf das