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4 Internationale Modelle pflegerischer Leistungen

4.3 Nutzen für die Patienten

4.3.6 Pflegesprechstunden

qualifizierten Pflegekräften erhalten haben. Hier führte eine höhere Qualifikation der Pflegekraft zu einer höheren Zufriedenheit der Patienten mit der Versorgung, sonst zeigten sich keine Unterschiede. Dabei ist zu beachten, dass die Ergebnisse dieser Studie aufgrund des Designs (Aufnahme der Patienten in die erweiterte häusliche Versorgung direkt im Anschluss an eine Rehabilitationsmaßnahme) nicht direkt auf die erweiterte häusliche Versorgung zurückgeführt werden können.

von Tijhuis et al (2003) zeigten sich im Zeitraum von zwölf Wochen46 nach Studienbeginn bis zum Ende des Untersuchungszeitraums (104 Wochen) keine signifikanten Unterschiede zwischen der Interventions- und den beiden Kontrollgruppen im Hinblick auf die Anzahl der Kontakte zu Physio- und Ergotherapeuten sowie zu Sozialarbeitern. Dies Ergebnis trat auch in Bezug auf die Anzahl der Krankenhausaufnahmen ein. Im selben Zeitraum suchten jedoch die Patienten der Interventionsgruppe signifikant häufiger eine CNS auf als die Patienten der beiden Kontrollgruppen. Die Patienten der Kontrollgruppe, die stationär aufgenommen waren, benötigten im selben Zeitraum signifikant mehr Hilfen zu Hause als die Patienten der Interventionsgruppe und der Kontrollgruppe, die in einer Tagesklinik versorgt worden waren.

In der Studie von Hill, Thorpe und Bird (2003) wurden die Patienten der Interventionsgruppe im Verhältnis mehr als doppelt so häufig an andere professionelle Gesundheitsdienstleister überwiesen als die Patienten der Kontrollgruppe. Besonders auffällig war dieser Unterschied in Bezug auf Überweisungen zu Ergotherapeuten, die bei den Patienten der Interventionsgruppe fast zehnmal so häufig vorgenommen wurde, wie bei den Patienten der Kontrollgruppe. Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich in der Studie von Temmink et al. (2001).

Hier hatten die Patienten der Interventionsgruppe signifikant häufiger Kontakt zu Ergotherapeuten und zu Rheumatologen als die Patienten der Kontrollgruppe. In dieser Studie stieg bei den Patienten der Interventionsgruppe auch die Gesamtzahl der Kontakte zu professionellen Gesundheitsdienstleistern (z.B. Allgemeinarzt, Physiotherapeut, ambulante Pflege) im Untersuchungszeitraum im Vergleich zu den sechs Monaten vor der Studie an, wohingegen diese Zahl bei den Patienten der Kontrollgruppe abnahm. Im Hinblick auf stationäre Aufnahmen in ein Krankenhaus, ein Rehabilitationszentrum oder ein Altenheim zeigten sich jedoch keine wesentlichen Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe.

Krankheitssymptome wurden in der Studie von Hill, Thorpe und Bird (2003) als Ergebniskriterium erfasst. Dabei hatten sich die Schmerzen und Dauer der Fatigue in der Interventionsgruppe am Ende des Untersuchungszeitraums signifikant verbessert. In der Kontrollgruppe gaben die Patienten jedoch bezüglich der Schmerzen keine Veränderung an und im Hinblick auf die Dauer der Fatigue zeigte sich hier eine signifikante Verschlechterung.

In Bezug auf die morgendliche Gelenksteife und die körperliche Funktionsfähigkeit war die Interventionsgruppe im Untersuchungszeitraum stabil, wohingegen die Patienten der Kontrollgruppe diesbezüglich Verschlechterungen angaben, die bei der körperlichen Funktionsfähigkeit sogar signifikant war. Die Anzahl der betroffenen Gelenke, die Blutwerte und der psychologische Status blieben sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe stabil.

In zwei Studien wurde die Krankheitsaktivität als Ergebniskriterium erfasst. In der Studie von Ryan et al. (2006) deutete sich dabei in der Interventionsgruppe eine Verringerung der

46 Dieser Zeitraum wurde gewählt, da die Patienten der Interventionsgruppe im Durchschnitt zwölf Wochen in der Pflegesprechstunde versorgt wurden (Tijhuis et al. 2002).

Krankheitsaktivität an, die so in der Kontrollgruppe nicht zu verzeichnen war. Auch in der Studie von Tijhuis et al. (2002) bzw. Tijhuis et al. (2003) verringerte sich die Krankheitsaktivität, es gab diesbezüglich jedoch keine wesentlichen Unterschiede zwischen der Interventions- und den beiden Kontrollgruppen. Dies Ergebnis zeigte sich auch im Hinblick auf den funktionellen Status der Patienten. Interessant dabei ist, dass diese Ergebnisse sich in dieser Studie schon nach zwölf Wochen zeigten und über den gesamten Untersuchungszeitraum von zwei Jahren stabil blieben. Dabei ist zu bedenken, dass die Patienten der Interventionsgruppe zu Beginn der Studie einen signifikant besseren funktionellen Status als die beiden Kontrollgruppen hatten und eine signifikant niedrigere Krankheitsaktivität als die Patienten der Kontrollgruppe, die in einer Tagesklinik versorgt wurden.

In der Studie von Temmink et al. (2001) wurde als weiteres Ergebniskriterium die Funktionsfähigkeit im täglichen Leben erfasst. Hier zeigten sich im Verlauf des Untersuchungszeitraums keine wesentlichen Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe.

Das Wissen der Patienten war in zwei Studien Ergebniskriterium. In der Studie von Hill, Thorpe und Bird (2003) nahm dabei das Wissen der Patienten über die RA und deren Therapie sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe signifikant zu, dabei gab es zwischen den Untersuchungsgruppen keinen signifikanten Unterschied.47 Auch in der Studie von Arthur und Clifford (2004) zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe bezüglich des Wissens über notwendige Kontrolluntersuchungen und Nebenwirkungen der Medikamente.

Temmink et al. (2001) ermittelten den Informationsbedarf der Patienten. Dieser war am Ende des Untersuchungszeitraums in beiden Untersuchungsgruppen niedriger als zu Beginn der Studie, dabei zeigte sich jedoch kein wesentlicher Unterschied zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe.

In der qualitativen Untersuchung von Arvidsson et al. (2006) zeigte sich, dass die Patienten in der Pflegesprechstunde die Informationen über ihre Krankheit und die Therapie erhielten, die sie benötigten. Des Weiteren erkannten die Patienten zum einen, dass sie manche Aktivitäten nicht mehr ausüben können, zum anderen wurden ihnen aber auch die ihnen noch offen stehenden Möglichkeiten deutlich.

Die Zufriedenheit der Patienten mit der Versorgung war in drei Studien Ergebniskriterium (Arthur, Clifford 2004; Hill 1997; Hill, Thorpe, Bird 2003). Hier zeigte sich in allen drei Studien eins signifikante Steigerung der Zufriedenheit in den Interventionsgruppen. Die Interventionsgruppen waren damit auch in allen drei Studien am Ende des

47 Dieses Ergebnis ist für die Autoren überraschend, da in der Versorgung der Kontrollgruppe keine gezielten edukativen Maßnahmen durchgeführt wurden. Sie können dieses Ergebnis nicht erklären, weisen jedoch darauf hin, dass die Patienten der Kontrollgruppe eher einen höheren Ausbildungsstand hatten als die Patienten der Interventionsgruppe (Hill, Thorpe, Bird 2003).

Untersuchungszeitraums signifikant zufriedener als die jeweiligen Kontrollgruppen. In der Studie von Tijhuis et al. (2002) dagegen gaben die Patienten der beiden Kontrollgruppen eine signifikant höhere Zufriedenheit an als die Patienten der Interventionsgruppe.

Tijhuis et al. (2003) überprüften außerdem Veränderungen in der medikamentösen Therapie der Patienten und fanden hier keine wesentlichen Unterschiede zwischen der Interventions- und den beiden Kontrollgruppen.

In der Studie von Ryan et al. (2006) deutete sich als weiteres Ergebnis an, dass die Patienten der Interventionsgruppe besser in der Lage waren, ihre Krankheit zu bewältigen und diese auch besser unter Kontrolle hatten als die Patienten der Kontrollgruppe.

Des Weiteren wurde in der qualitativen Studie von Arvidsson et al. (2006) herausgefunden, dass zwischen der Pflegekraft und den Patienten eine Beziehung aufgebaut wurde, die die Patienten bestärkte, sich mit ihrer Krankheit auseinander zu setzen. Weil sie das Gefühl hatten, in dieser Beziehung als ganzer Mensch gesehen zu werden, und auch ihre Ressourcen beachtet wurden, fühlten sie sich ermutigt, ihr Leben und ihre Krankheit (wieder) selbst zu kontrollieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Angebot einer Pflegesprechstunde als Alternative oder Ergänzung zu ärztlichen Sprechstunden für die Patienten Nutzen bringt. So deutet sich insgesamt an, dass die Patienten von einer Pflegekraft häufiger an andere professionelle Gesundheitsdienstleister, vor allem Ergotherapeuten, überwiesen werden. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass die Pflegekräfte die komplexen Bedürfnisse der Patienten besser erkennen und daher eher passende Hilfe vermitteln können (vgl. auch Temmink et al.

2001; Hill, Thorpe, Bird 2003). Auch die Ergebnisse bezüglich der Symptome und der Krankheitsaktivität deuten auf einen Nutzen der Pflegesprechstunden für die Patienten hin.

Ebenso lässt die hohe Zufriedenheit der Patienten mit der Versorgung in der Pflegesprechstunde im Vergleich zur Versorgung durch einen Arzt darauf schliessen, dass die Patienten diese als nützlich empfinden. Dafür spricht auch das von Tijhuis et al. (2003) berichtete Ergebnis, dass Patienten, die in einer Pflegesprechstunde versorgt wurden, nach Beendigung der Pflegesprechstunde signifikant häufiger wieder eine Pflegekraft kontaktieren.

Das in der Studie von Tijhuis et al. (2003) die Patienten der Interventionsgruppe mit der Versorgung weniger zufrieden waren als die Patienten der beiden Kontrollgruppen kann daran liegen, dass in den Kontrollgruppen eine vergleichsweise intensivere Intervention durch ein ganzes Team durchgeführt wurde.

Ein weiterer möglicher Nutzen zeigt sich in den Ergebnisse von Ryan et al. (2006) und Arvidsson et al. (2006), wo die Patienten in der Pflegesprechstunde bei der Bewältigung ihrer Krankheit unterstützt wurden und so zum Empowerment der Patienten beigetragen wurde.

Auffallend ist jedoch, dass die in den Pflegesprechstunden durchgeführten edukativen Maßnahmen keine eindeutig positiven Effekte zeitigten.