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Pflanzen zum Erleben und Erkunden Es geht hier um Pflanzen, die man auf den

Im Dokument Gärtnern macht Schule (Seite 38-41)

Dauerhumus Wasser + Mineralstoffe

6.2 Nutz- und Zierpflanzen für den Schulgarten

6.2.2 Pflanzen zum Erleben und Erkunden Es geht hier um Pflanzen, die man auf den

Schüler-beeten anbauen kann und die das Interesse an Pflanzen steigern können.

„Aktionale“ Pflanzen

Dazu rechnet man beispielsweise Pflanzen, die als Kletterpflanzen sehr anschaulich pflanzliche Bewe-gungsabläufe demonstrieren, z.B. Zuckererbse, Gurke (wie die schwachwüchsige 'Bush Champion' an einer Kletterhilfe aus Reisig), Stangenbohne ('Chantal', Höhe 1,80 m), Duftwicke (schwach-wüchsige Form), Schwarzäugige Susanne, Trichter-winde.

Andere Pflanzen können Schüler zum praktischen Gestalten anregen:

Schnittblumen: z.B. Ringelblume, Jungfer im Grünen, Tausendschön, Sommeraster, Rittersporn, Liliput-Zinnien, Garten-Resede, Hornveilchen.

Blumen zum Trocknen: Strohblume, Sonnenflügel (Helipterum), Ruhrkraut (Lonas annua), Papierblume (Xeranthemum annuum), Gelber Trommelstock (Craspedia globosa), Papierknöpfchen (Ammobium alatum), Strandflieder (Limonium sinuatum).

„Naschpflanzen“

Dazu zählen Monatserdbeeren (u.a. 'Rügen', 'Sper-ling`s Bowlenzauber'), mehrmals tragende Beerenar-ten (u.a. Erdbeere 'Jubilar'), Andenbeere (vorkulti-viert), Kirschtomaten ('Supersweet 100', 'Sweet Cherry'), Kiwi (kleinfrüchtige 'Weiki').

Duft- und Tastpflanzen

Dazu rechnet man z.B. Garten-Resede, Vanilleblu-me (Heliotrop), Duftsteinerich (als Beetabgrenzung), Gewürzkräuter (Bohnenkraut, Basilikum, Kerbel, Pfefferminze, kleinblättriges Basilikum u.a.), Hasen-schwanzgras (Lagurus ovatus), Eselsohren (Stachys byzantina). Aber auch andere Pflanzen auf den Bee-ten sollBee-ten mit Hilfe des Geruchs- und Tastsinnes erkundet werden. Duftpflanzen werden in der Regel, nicht zur Freude aller Kinder, intensiv von Insekten angeflogen, so dass sich viele Beobachtungsmög-lichkeiten bieten.

Tabelle 4: Direktaussaat von einjährigen Sommerblumen im kalten Kasten oder Freiland.

Verwendung: S Schnittblume, D Duftpflanze, T Tast- pflanze, K Kletterpflanze, Tr Pflanze zum Trocknen

Deutscher

Zu den „Erlebnispflanzen“ zählen zweifellos auch die ein- und zweijährigen Sommerblumen. Sie bestimmen die sommerliche Formen- und Farben-pracht eines Gartens. Manche einjährige Sommer-blumen

können auch auf einer hellen Schulfensterbank vor-kultiviert werden. Um eine Fehlentwicklung infolge einseitiger Belichtung zu verhindern, kann man den

„Spiegeltrick“ anwenden: Man stellt auf der Fenster-bank konträr zum Lichteinfall und unmittelbar hinter den Pflanzen einen Spiegel auf. Sommerblumen sind sehr gut geeignet, den Schülern eine Vorstel-lung vom Lebenszyklus einer Pflanze zu vermitteln.

Für die Anzucht auf der Schulfensterbank sind u.a.

Tagetes, Levkoje, Zinnie, Schöngesicht und Schwarzäugige Susanne geeignet. Eine große An-zahl einjähriger und natürlich alle zweijährigen Sommerblumen können auch im kalten Kasten bzw.

im Freiland ausgesät werden (s. Tabelle 4).

Gartenwildkräuter („Unkräuter“)

Zum Garten gehören nicht nur eine Vielzahl von Nutz- und Zierpflanzen, sondern auch Pflanzen, die

„ungerufen“ in allen Winkeln eines Gartens, vor al-lem aber auf den Beeten, erscheinen. Hier machen sie den Nutz- und Zierpflanzen Platz, Nährstoffe und Wasser streitig und können so den Ernteertrag schmälern. Diese unerwünschten Pflanzen werden seit alters her „Unkräuter“ genannt und oft mit allen nur zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft. Es handelt sich hierbei um Wildpflanzen, die in beson-derer Weise an die Lebensbedingungen des Gartens angepasst sind. Die Grenzen zwischen den Nutz- und Zierpflanzen auf der einen und den „Unkräutern“

auf der anderen Seite sind fließend, denn nicht we-nige von den erstgenannten waren einmal „Unkräu-ter“ bevor sie zu Nutzpflanzen avancierten, z.B.

Feldsalat und Gartenportulak.

Der naturnahe Gartenbau hat einen Wandel in der Einstellung gegenüber den „Unkräutern“ mit sich gebracht: Man sieht in ihnen nicht nur Pflanzen, de-nen man im Rahmen einer ethisch orientierten Ein-stellung zur Natur das gleiche Lebensrecht wie den übrigen Pflanzen zubilligen muss, sondern kann ihnen, vom Gärtnerischen her betrachtet, sogar posi-tive Seiten abgewinnen, wie weiter unten dargestellt wird. Das schließt nicht aus, dass sie bei zu starkem Wachstum zurückgedrängt werden müssen, aber

men und Garten-Rittersporn. Die Bedürfnisse des Menschen und die Ansprüche der Natur sollten sorg-fältig gegeneinander abgewogen werden.

Mehr als 90 % der europäischen Acker- und Gar-tenwildkräuter stammen aus dem Mittelmeerraum bzw. dem westlichen Asien (Hanf, 1984) und kamen in frühgeschichtlicher Zeit mit den gleichfalls aus diesem Raum stammenden Nutzpflanzen zu uns.

Viele Arten sind in ihrem Vorkommen bedroht und stehen daher auch unter Naturschutz. Im Garten dominieren solche Wildkräuter, deren Lebensweise es entgegenkommt, dass der Boden vom Frühjahr bis in den Sommer hinein durch Hacken offen gehal-ten wird, so dass ihre Samen laufend an die Beet-oberfläche gebracht werden. Sie sind wärmeliebend, haben eine kurze Entwicklungszeit und dadurch mehrere Generationen pro Vegetationszeit. Ein be-wundernswertes Beispiel ist das Hirtentäschel:

• einjähriger Lebenszyklus

• pro Pflanze bis zu 40 000 Samen

• drei Generationen pro Jahr

• variable Keimruhe von 3 Tagen bis viele Monate

• kann nahezu ganzjährig blühen, d.h. keine

Der Nutzaspekt von Gartenwildkräutern

• Die frühblühenden Wildkräuter sind attraktiv für Insekten, deren Larven Blattläuse vertilgen, z.B.

für Schwebfliegen (Weiss, Stettmer, 1991). Das gilt vor allem für Rote Taubnessel, Gundelrebe und Persischen Ehrenpreis, die die ersten Pollen- und Nektarlieferanten für die aus der Winterstarre erwachenden Marienkäfer und außerdem für die im März ausschwärmenden Hummelköniginnen und Wildbienen sind.

• Gartenwildkräuter stellen eine wichtige Nah-rungsquelle für die im Garten heimischen Vögel dar.

• Sie sorgen vorübergehend für eine Belebung, Durchwurzelung und Bedeckung des Bodens, zu einer Zeit, wo die Nutzpflanzen dies noch nicht selbst besorgen können.

• Die Gartenwildkräuter weisen den aufmerksamen Gärtner auf den Bodenzustand hin. Sie fungieren daher als sogenannte "Zeigerpflanzen". Die in Abbildung 19 aufgelisteten Gartenwildkräuter sig-nalisieren sehr gute Bodenbedingungen.

• Wildkräuter verfügen über Gene, die sich bei der Züchtung von Nutzpflanzen einmal als sehr wert-voll erweisen könnten.

Manche Gartenwildkräuter sind als Wildgemüse von hohem gesundheitlichen Wert. Reich an Vitamin C, Mineralstoffen und heilkräftigen Substanzen sind

Brennnessel, Gänseblümchen, Löwenzahn, Vogel-miere, Wilder Portulak, Giersch u.a..

Die Schulgartenarbeit sollte dazu beitragen, das Image dieser Pflanzengruppe zu verbessern und Sympathiewerbung zu betreiben. Ein eigenes Beet für Gartenwildkräuter, auf das man einige der Pflan-zen bringt, die auf den Beeten den NutzpflanPflan-zen weichen müssen, kann eine Verhaltensänderung bewirken. Der Erhalt von Acker- und Gartenwild-pflanzen ist eine der wenigen Möglichkeiten, die sich der Schule bieten, zum Artenschutz, was Pflanzen betrifft, beizutragen (Winkel, 1997, 244-245).

Ökologisch wichtige „Unkräu-ter“: Rote Taubnessel und Gundelrebe blühen im Erst-frühling und sind wichtige Nek-tar und Pollen liefernde Pflan-zen. Sie werden von Hummel-königinnen, Mauerbienen und Schwebfliegen zu einer Zeit angeflogen, da im Garten noch Mangel an Blüten herrscht. Die Gründung von Hummelstaaten wird maßgeblich begünstigt.

Die Brennnessel ist Futter-pflanze für die Larven von weit über 100 Insekten, vor allem für Schmetterlingslarven. Die Blüten von Disteln sind reich an Nektar, und die Samen sind vor allem im Herbst bei Vögeln sehr gefragt.

Große Brennnessel Stieglitz oder Distelfink

Acker-Kratzdistel

Rote Taubnessel Gundelrebe

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