• Keine Ergebnisse gefunden

Paraphrasierung des Interviews mit Martin Andermatt, Zug 94

5 Auswertung und Diskussion

5.1 Auswertung der durchgeführten Interviews

5.1.4 Paraphrasierung des Interviews mit Martin Andermatt, Zug 94

Es folgt das paraphrasierte Interview mit Herrn Martin Andermatt, ehemaliger Super League Cheftrainer. Er ist seit 1993 Trainer und hat zudem eine Primarlehrerausbildung gemacht.

Das Gespräch wurde am 10. Juni 2015 um 12.15 Uhr im Restaurant Löwen in Sihlbrugg geführt und dauerte ca. 60 Minuten. Zum Zeitpunkt des Interviews war Martin Andermatt Cheftrainer von Zug 94. Seit dem 30. Juni 2015 ist er dort nicht mehr Trainer.

Zu der Motivation gibt der Experte an, dass er das im Fussball Gelernte weitergeben will [693]. Er hat dabei sowohl kleinere Clubs als auch grössere Clubs trainiert, in der Schweiz, aber auch eine Mannschaft in der deutschen Bundesliga [698]. Wichtig ist für ihn „das Wissen weitergeben zu können und das [Wissen] immer wieder auf die Situationen neu anzupassen [699-700]“. Denn der Fussball „verändert sich [701]“. Der Experte sieht „eine unglaubliche Informationsflut, bei der man gezielt rausnehmen muss [708-709]“, was man braucht. Die automatische Videoanalyse mit den dazugehörigen Daten wird differenziert betrachtet. Denn nicht immer sind Gesamtwerte aussagekräftig: „wieviel wäre er vielleicht weniger gelaufen, wäre er richtig [715]“ gelaufen. Aber die Daten zeigen auf, dass in der heutigen Zeit der Fussball extrem „schnell [717]“ geworden ist. „Man kann länger laufen, man ist körperlich fitter, man erholt sich schneller [717-718]. Aber „es gibt nie eine Situation, die gleich ist im Fussball [719-720]“. Deshalb muss man das Richtige aus den Daten rausnehmen, „um einen Spieler individuell weiterbringen zu können [721]“. Dafür empfiehlt er

„eine längere Entwicklung [724]“. Die Vorteile der automatischen Videoanalyse werden darin gesehen, dass man erkennen kann, wann ein Spieler ein Tief hat oder wann die Gefahr einer Verletzung besteht [731]. Eine Gefahr wird darin gesehen, dass man sich „hinter den Statistiken versteckt [727]“. Bei der klassischen Videoanalyse geht es „darum, dass ein Spieler manchmal ein ganz anderes Wahrnehmungsgefühl hat, wie er sich auf dem Platz oder wie er sich im taktischen Bereich bewegt [736-738]“. Es geht im taktischen Bereich […]

darum, dass es keine Situation gibt, die gleich ist, aber darum ähnliche Situationen aus der Erfahrung verarbeiten zu können [740-742]“. Es gibt auch „gewisse Sachen, die [bei der automatischen Videoanalyse] gar nicht kontrolliert werden [743-744]“. Wie reagiert zum Beispiel ein Trainer auf unvorhergesehene Situationen oder auf einen Rückstand [744-745].

„Es geht dann nicht um die Laufwege, sondern eher um die gesamtmannschaftliche Ausrichtung [748-749]“. Die Laufwege werden bei der automatischen Videoanalyse ausgewertet. Zu der automatischen Videoanalyse wird die „Frage der Finanzen [753]“ und die „Frage des Nutzens [754]“ aufgeworfen. Den Nutzen „muss man für sich schon definieren, was man eigentlich braucht. Und da sieht vielleicht ein Grundgerüst ganz anders aus von einem Trainer, der einen offensiven Fussball spielt, als das eines Trainers, der einen defensiven Fussball spielt [768-771]“. Das muss ein Videoanalyst wissen, da er gewisse Sachen „als Beobachter ganz anders aufnimmt [777-778]“ als der Trainer. Es wird auch als wichtig erachtet, dass den Spielern „nicht länger als 20 Minuten [793-794]“ Videosequenzen gezeigt werden, dafür aber solche mit Qualität [794]“. Dann kann man die Spieler auch gut auf ein Spiel einstellen [798]. Aber der Aufwand ist nicht jede Woche gleich und oftmals ist

die Analyse „auch ein Teil einer Trainingseinheit [808]“. Für die Auswertung der Daten und der Laufwege „braucht [es] sicher weniger Zeit [821]“ im Vergleich zur klassischen Videoanalyse. Die Auswertung liegt vor und „ich muss [dem Spieler] vielleicht sagen, dass er extrem viel gesprungen ist und wie er noch effizienter sein könnte [824-825]“. Es wird auch die Meinung vertreten, dass man aus den beiden Analysen, automatisch und klassisch,

„nicht genau die gleichen Schlüsse ziehen [833]“ kann. Die automatische Analyse kann

„wichtige Hinweise auch für die Trainingsgestaltung [836]“ geben, die klassische Analyse kann zur Entwicklung „im taktischen Bereich [837]“ beitragen. Die Daten können auch als

„Motivationsfaktor [847]“ dienen. Dennoch geben gute Daten „noch nicht die Garantie, dass man die Matches gewinnt [858]“. Aber es ist „eine Kontrolle für seine Art wie man Fussball spielt [859]“. Deshalb sind „beide [Analysen] wichtig [864]“. Ideal ist es auch „wenn man sie verbindet [866]“. Auch Einzelanalysen werden als wichtig erachtet. Zum Beispiel werden „in England sehr viele individuelle Szenen für einen einzelnen Spieler zusammengeschnitten […], damit sie sich auf ein Spiel vorbereiten können [874-875]“. „Für die Analyse zu einem späteren Zeitpunkt ist es zudem wichtig, dass eine „hervorragende Datenbank da sein muss [878-879]“. Denn „wenn man keine saubere Datenbank hat, [ist] man die ganze Zeit am Suchen [877]“. Der Nutzen der automatischen Videoanalyse wird auch darin gesehen, dass sie Hinweise liefern kann, „wo man sich noch verbessern könnte [889]“. Oder auch „für die [zukünftige] Zusammenstellung einer Mannschaft [892]“ könnte sie nützlich sein. Es wird die Meinung geteilt, dass ein Austausch stattfinden soll, „weil es […] heute auch eine Welt der Technologie [ist] und da darf man sich nicht davor verschliessen [897-898]“. Die richtigen Prioritäten müssen gesetzt werden [899] und durch die Auswertung der Analysen kann man schauen, „ob meine Art wie ich trainiere noch richtig ist [913-914]“. Denn „was nützt es mir, wenn ich nur die Schnelligkeit trainiere und vergesse auf engem Raum den Ball zu beherrschen [914-916]“. Und das fängt schon im „Juniorenbereich [916]“ an. „Wenn die heutigen Junioren grösser sind, dann hat sich der Fussball noch einmal entwickelt. Also muss man schauen und versuchen der Zeit ein wenig voraus zu sein [916-918]“. Auch der Vergleich mit „Topwerte[n]“ wird als wichtig erachtet. „Man versucht ja immer den Guten nachzueifern [928]“. Die Entwicklung ist aber nicht nur bei den Spielern enorm. „Wenn man will, kann man es nicht nur mit 4, sondern 8, 10, 15 Kameras, aus jedem Blickwinkel. Das heisst, dass heute eigentlich nichts unbeobachtet bleibt. Also, man hat dort wirklich keine Geheimnisse [955-957]“. Die Frage stellt sich einfach, was von den vielen Daten verwendet wird. „Das ist für mich die grosse Challenge [958-959]“. Und dazu braucht es auch personelle Unterstützung, denn „einer allein kann das alles gar nicht mehr bewerkstelligen [963]“. Es braucht speziell ausgebildete Leute dafür [964]. Des Weiteren wird nochmals der Kostenaspekt angesprochen. „Ich glaube, die ganzen Apparate werden auch billiger. Im Moment ist es sicher so, dass ganz komplexe Systeme sehr kostenaufwendig sind und das

können sich nicht viele Vereine leisten [970-973]“. Zum GPS-Tracking wird die Meinung geteilt, dass es der Motivation hilft, „wenn man aufgezeigt bekommt, wieviel man heute eigentlich gelaufen ist [989-990]“. Auch hier stellt sich wieder die Frage für was man es braucht. „Braucht man es für die Kontrolle, […] für die Weiterentwicklung oder […] als Bestätigung oder als eine Absicherung? [992-993]“. Jeder Trainer muss selbst für sich entscheiden. „Braucht man es, braucht man es nicht? [1002]“. Abschliessend wird noch erwähnt, dass es verschiedene Faktoren geben kann, auf die der Trainer sein

„Hauptaugenmerk bei einer Spielbeobachtung [1013]“ legen kann. Im Jugendbereich wird als Grundlage auf die Faktoren „Technik, Intelligenz, Persönlichkeit und Speed [1016-1017]“

(TIPS) wert gelegt.