Verbvalenz – Extensionstyp
intransitive Verben – Menge von Individuen bzw. 1-Tupeln
transitive Verben – Menge von Paaren bzw. 2-Tupeln
ditransitive Verben – Menge von Tripeln bzw. 3-Tupeln
Kompositionalit¨ at
Diese Funktion ergibt 1 (wahr) genau dann, wenn RitaP{x: x schl¨aft in s}
Diese Funktion ergibt 0 (falsch) genau dann, wenn RitaR{x: x schl¨aft in s}
Kompositionalit¨ at
Komplexere S¨atze: transitive Verben S
(Extensionstyp: 0-Tupel, der Argumentrahmen ist saturiert)
Kompositionalit¨ at
Komplexere S¨atze: transitive Verben vtrinkt BierwS (vKnutwS)
(Extensionstyp: 0-Tupel, der Argumentrahmen ist saturiert)
Extension: alle 0-Tupel, so dass gilt: Knut trinkt ein Bier
{ ( ): Knut trinkt ein Bier }
0-Tupel????
Pr¨adikat Wertigkeit Extension
trinkt 2 alle Paare (x,y), so dass gilt:
x trinkt y
trinkt Bier 1 alle Individuen x, so dass gilt x trinkt Bier
Knut trinkt Bier 0 alle 0-Tupel (), so dass gilt Knut trinkt Bier
alle S¨atze mit saturierter Argumentstruktur sind 0-Tupel – aber die Bedeutung von S¨atzen unterscheidet sich
Satzbedeutung
Mit der Intension kommen wir der Bedeutung n¨aher:
Die Intension eines Satzes zeigt an wie der Wahrheitswert des Satzes in Abh¨angigkeit von m¨oglichen Welten (den Fakten) variiert.
(36) Knut trinkt Bier.
(36) ist wahr in allen Welten / Situationen s in denen Knut Bier trinkt.
Entsprechend ist die Bedeutung eines Satzes x die Menge aller Situationen s, die x wahr machen. Diese Menge ist die
Propositiondes Satzes.
Formale Notation:
vKnut trinkt Bierw={ s : Knut trinkt Bier in s}
Intensionen
Die Intension eines Satzes zeigt an wie der Wahrheitswert des Satzes in Abh¨angigkeit von m¨oglichen Welten (den Fakten) variiert.
Die Intension einer Kennzeichnung zeigt an, wie der Sachbezug des Ausdruckes in Abh¨angigkeit von m¨oglichen Welten variiert.
Der Intension eines Eigennamens entspricht eine konstante Funktion. Wer einen Namen tr¨agt ist nicht faktenabh¨angig.
Die Intension eines Gattungsnamens zeigt an, auf welche Menge von Individuuen in Abh¨angigkeit von m¨oglichen Welten / der Fakten es sich bezieht. ¨Ahnlich funktionieren einstellige Verben.
Kompositionalit¨ at
Nochmal Wittgenstein
Einen Satz verstehen heisst, wissen, was der Fall ist, wenn er wahr ist.
vtrinkt BierwS (vKnutwS) = 1 (wahr)
genau dann wenn Knut P{x: x trinkt Bier in s}
vtrinkt BierwS (vKnutwS) = 0 (falsch)
genau dann wenn Knut R{x: x trinkt Bier in s}
Junktoren
Konjunktion
(37) [ Rita schl¨aft ]A und [ Knut trinkt Bier ]B welche Bedeutung hatund, bzw. was ist sein Beitrag zur Bedeutung des gesamten Ausdrucks?
(37) ist wahr genau dann, wenn beide Konjunkte wahr sind, ansonsten ist er falsch!
A B A und B
1 1 1
1 0 0
0 1 0
0 0 0
Junktoren
inklusive Disjunktion (lateinischvel)
(38) [ Rita schl¨aft ]A oder [ Knut trinkt Bier ]B welche Bedeutung hatoder, bzw. was ist sein Beitrag zur Bedeutung des gesamten Ausdrucks?
(38) ist wahr genau dann, wenn mindestens eines der Konjunkte wahr ist, ansonsten ist er falsch!
A B A oder B
1 1 1
1 0 1
0 1 1
0 0 0
Achtung: es handelt sich hier nicht um das ausschliessendeoder wie in:Sein oder Nichtsein
Junktoren
Negation
(39) Rita schl¨aft nicht.
A nicht A
1 0
0 1
Ubungen ¨
(40) A, B und C sollen beliebige einfache S¨atze sein. Berechnen Sie mithilfe der Junktoren und den entsprechenden
Wahrheitstafeln die Wahrheitswerte folgender Komplexer S¨atze in Abh¨angigkeit der einfachen S¨atze. oder in diesen S¨atzen ist immer die inklusive Disjunktion!
a. A und B und C b. A oder B
c. (A und B) oder C d. A oder (nicht B)
e. A oder (B und (nicht C))
Verhalten auf der Strasse
ausweichen
+symbolisch
Kommunikation
-verbal nicken, den Vogel zeigen
+verbal diskutieren nach Linke, Nussbaumer, Portmann (1996). Studienbuch Linguistik, T¨ubingen:
Niemeyer
Pragmatik
S¨atze werden von Personen mit ¨Uberzeugungen, W¨unschen und Absichten in konkreten Situationen ge¨aussert.
S¨atze sind an Personen mit ¨Uberzeugungen, W¨unschen und Absichten in konkreten Situationen gerichtet.
S¨atze stehen im Zusammenhang mit vorangehenden und noch folgenden ¨Ausserungen.
Pragmatik
Pragmatik besch¨aftigt sich mit
a. den kontextabh¨angigen Aspekten der Bedeutung / Interpretation (i.Ggs. zur w¨ortlichen Bedeutung)
b. den kommunikativen Funktionen, die sprachliche ¨Ausserungen haben.
c. strukturellen Aspekten von Texten und Gespr¨achen.
linguistische Pragmatik Theorie der Sprachhandlung in konkreten Situationen
Deixis
Ein sprachlicher Ausdruck, dessen Referenz durch Aspekte der Ausserungssituation bestimmt wird.¨
(41) Lokaldeixis / Temporaldeixis a. Hier rauchen die K¨opfe.
b. Rechts von mir ist die Leinwand.
c. Ubern¨¨ achste Woche ist Weihnachten.
Anapher
typischerweise handelt es sich bei Anaphern um Pronomina (42) Antezedens und Anapher
a. Hier stand derPalast der Republik
b. Er soll durch einen Neubau ersetzt werden.
(43) Antezedens und Katapher
a. Auch wenn ihm Vergewaltigung vorgeworfen wird, halten mancheden Wikileaksgr¨under Assangef¨ur einen Helden.
Referenz von Anaphern und Kataphern abh¨angig vom linguistischen Kontext.
Sprechakte
(44) a. Ich taufe dieses Segelboot auf den Namen Mausi.
b. Ich verspreche, die Vorlesungsfolien p¨unktlich hochzuladen.
c. Ich entschuldige mich f¨ur die Versp¨atung.
d. Ich fordere Sie auf, Ruhe zu bewahren.
e. Ich beende hiermit meine Vorlesung.
f. Ich begr¨usse die zugestiegenen Fahrg¨aste auf der Fahrt von Stuttgart nach Ulm.
In bestimmten Situationen werden mit den ¨Ausserungen (44) Handlungen vollzogen. Es handelt sich umperformative
Ausserungen. Diese ¨¨ Ausserungen unterscheiden sich offenbar von konstativenAusserungen, mit denen man etwas sagt, ohne damit¨ explizit etwas zu tun.
Sprechakte
Es gelten Bedingungen f¨ur das Gelingen der Handlung, die durch den performativen Sprechakt vollzogen wird!
Weitere sprachliche Ungl¨ucksf¨alle:
(45) a. Ich taufe Dich, aber den Namen verrate ich nicht.
(Fehlanwendung)
b. Ich, Gerrit Kentner, entschuldige mich hiermit f¨ur die Finanzkrise.
(Fehlberufung)
c. Ich verspreche, die Vorlesungsfolien immer eine Woche im Voraus hochzuladen.
(Missbrauch wegen Unaufrichtigkeit (geplanter Bruch des Versprechens))
Sprechakte
Eine Typologie sprachlicher Ungl¨ucksf¨alle sprachl. Ungl¨ucksf¨alle
Fehlschlag
Handlung kommt nicht zustande
Fehlberufung Fehlanwendung
Missbrauch Handlung kommt zustande,
ist aber wertlos Unaufrichtigkeit Bruch
Sprechakte
Sprechakte m¨ussen situationsangemessen verwendet werden, damit sie gl¨ucken.
Ein Beispiel: F¨ur den Sprechakt des Bittens (A sagt zu B: “Ich bitte Dich, den M¨ull rauszubringen”) gelten folgende Bedingungen, damit er gl¨uckt:
(46) a. A geht davon aus, dass der M¨ull noch nicht rausgebracht wurde.
b. A geht davon aus, dass B in der Lage ist, den M¨ull rauszubringen.
c. A will, dass der M¨ull rausgebracht wird.
d. A geht davon aus, dass B grunds¨atzlich bereit ist, den M¨ull rauszubringen.
Sprechakte
Der wesentliche Unterschied zwischen performativen und konstativen ¨Ausserungen ist, dass nur in ersteren die Handlung explizit genannt wird, die mit der ¨Ausserung vollzogen wird. In konstativen ¨Ausserungen ist die Handlung implizit.
Verben, die in expliziten Performativen die Handlung bezeichnen heissen performative Verben:
(47) Performative Verben
a. taufen, versprechen, entschuldigen, bitten, behaupten...
Sprechakte
Sprache verwenden (sprechen, schreiben, geb¨arden) ist eine Form der Handlung.
Was tut man, wenn man spricht / schreibt?
(48) a. sich ¨aussern. (¨Ausserungsakt) b. auf etwas Bezug nehmen. (Referenz)
Eigenschaften zuschreiben. (Pr¨adikation) (Ñ propositionaler Akt)
c. einen Sprechakt vollziehen (Fragen, Auffordern, Behaupten...) (illokution¨arer Akt)
Ist die Unterscheidung dieser Handlungen notwendig? Mit einem Sprechakt findet doch notwendigerweise ein propositionaler Akt und ein ¨Ausserungsakt statt.
Sprechakte
(49) a. Ausserungsakt¨ b. Propositionaler Akt c. Illokution¨arer Akt d. Perlokution¨arer Akt
Pr¨ asuppositionen
Pr¨asupposition:
Selbstverst¨andliche Sinnvoraussetzung sprachlicher Ausdr¨ucke.
Wenn die Pr¨asupposition falsch ist, kann der Wahrheitswert eines Satzes nicht bestimmt werden (und hat daher u.U. keinen Sinn) (Strawson).
Pr¨ asuppositionen
nach G. Frege und P.F. Strawson:
Damit eine Feststellung als wahr oder falsch gelten kann, muss ihre Pr¨asupposition wahr sein!
Eine Feststellung A pr¨asupponiert eine Feststellung B genau dann, wenn B die Voraussetzung f¨ur Wahrheit oder Falschheit von A ist.
(50) A Der K¨onig von Frankreich ist glatzk¨opfig.
B Es gibt einen aktuellen K¨onig von Frankreich.
Die Wahrheit der Pr¨asupposition ist kontextabh¨angig (¨Ausserungsdatum: 1650, 1770, 1950,...).