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Die im 4. Kapitel entwickelten Präferenztypen haben unterschiedlich stark ausgeprägte Indikatoren, die sich auf unterschiedliche Weise operationalisieren lassen. Während die postmoderne und die traditionelle Teilzeitpräferenz durch die theoretisch fundierte Auswahl bestimmter Indikatoren identifiziert werden können, ist die funktionale Teilzeitpräferenz aufgrund ihrer Heterogenität nicht durch die Festlegung bestimmter Merkmale zu beschreiben. Als funktionale Teilzeitarbeit soll daher die Gruppe von Beschäftigten gelten, die sich nicht eindeutig nach den unten beschriebenen Merkmalen als traditionelle oder postmoderne Teilzeitarbeit identifizieren lassen. Für die Operationalisierung können daher 2 Gruppen von Variablen unterschieden werden. Einerseits werden die Präferenztypen auf der Grundlage der aktiven (oder diskriminierenden) unterschieden (vgl. Übersicht 2, Variablen 1-7). Dies bedeutet, daß einer (oder mehrere) der Präferenztypen bezüglich der aktiven Variable einen bestimmten Wert annimmt und damit bestimmte Eigenschaften für den jeweiligen Präferenztyp ausschließt. So wird z.B. die ‘traditionelle Teilzeitpräferenz’ dadurch bestimmt, daß nur verheiratete Frauen, deren Partner vollzeiterwerbstätig sind, ausgewählt werden. Männer oder ledige Frauen werden aus dieser Kategorie von Teilzeitbeschäftigten ausgeschlossen (zur inhaltlichen Begründung der Operationalisierung vgl. weiter unten). Diese Variablen können auch als ‘harte’ Indikatoren betrachtet werden. Da diese nicht für alle Präferenztypen gleichermaßen von Bedeutung sind, sind sie in der Übersicht besonders hervorgehoben.

Zum zweiten gibt es eine Reihe ‘weicher’ Indikatoren, d.h. die passiven Variablen, die in der eigentlichen Operationalisierung nicht berücksichtigt werden, aber Hypothesen über die unterschiedliche Ausprägung der verschiedenen Präferenztypen zulassen. In der Übersicht 2 sind die tendenziell vermuteten Ausprägungen in Klammern dargestellt. So ist z.B. das Einkommen traditioneller Teilzeitbeschäftigter kein eindeutiges Unterscheidungskriterium, da angenommen wird, daß traditionelle Teilzeitbeschäftigte in allen Einkommenskategorien vorhanden sind. Allerdings wird angenommen, daß die meisten dieser Gruppe ein entweder durchschnittliches oder höheres Haushaltseinkommen haben46. Schließlich gibt es noch die zweite Art passiver Variablen, die weniger bei der Unterscheidung, als später bei der Interpretation der Präferenztypen eine Rolle spielen.

Die relativ eng gefaßte Operationalisierung traditioneller und postmoderner Teilzeitpräferenzen stellt einen Kompromiß zwischen theoretisch fundierten Annahmen und technischen Realisierungsbedingungen dar. Die Operationalisierung traditioneller Präferenzen orientiert sich dabei eng an der

46 Zur Erörterung der Einkommensvariable vgl. Anhang 2.

Übersicht 2: Operationalisierung der traditionellen, funktionalen und postmodernen Teilzeitpräferenzen

1 Geschlecht - Arbeitsteilung im HH

1- männlich 2- weiblich A 2 alles möglich alles möglich

2 Familienstand - Wertesystem

3 Kinder - Arbeitsteilung im HH

A alles möglich alles möglich 4

4 Erwerbstätigkeit des

A 3 alles möglich alles möglich

5 HH-Einkommen - finanzielle Situation 1- 0-<<66% DE 2- 66-<<133% DE

7 berufl. Position - Wertesystem - Übergangs-TZA

3- Akademisch P alles möglich alles möglich (2 oder 3)

9 Altersgruppe - Wertesystem

Dauer der WAZ - Arbeitsteilung im HH

Arbeitszeitpräferenz - Wertesystem 1- verlängern 2- gleich

- Übergangs-TZA 1- weniger als 1 Jahr 2- 1-<3 Jahre

- Übergangs-TZA 1- selbständig 2- teilzeitbeschäftigt

1 Haushaltstyp - Arbeitsteilung im 1 - single 4 - Paar m. Kind P (2,3,4) alles möglich (1 oder 2)

wohlfahrtsstaatlichen Argumentation des ‘male-bread winner model’: Hierzu zählen, wie schon erwähnt, verheiratete Frauen, deren Ehemänner vollzeitbeschäftigt sind. Das Vorhandensein von Kindern ist dabei kein Unterscheidungskriterium, da, wie in Kapitel 6.3 deutlich wird, traditionelle Einstellungen zur Erwerbstätigkeit nicht unbedingt mit der Verantwortlichkeit für abhängige Kinder zusammenfallen. Theoretisch könnten, der Argumentation Otts folgend, (vgl. Kap. 3.2.) auch Männer in diese Kategorie einbezogen werden, allerdings würde damit die Unterscheidbarkeit zwischen traditioneller und anderer Teilzeitbeschäftigung relativiert47. Denkbar wäre außerdem, nicht verheiratete Paare in die Gruppe der traditionell Teilzeitbeschäftigten einzubeziehen. Dieses Argument wird aber aus zwei Gründen abgelehnt: Zum einen bleibt das Verheiratetsein damit ein ‘harter’ Indikator für eher traditionelle Einstellungen, und wird damit deutlicher von anderen Formen von Teilzeitpräferenzen abgrenzbar, zum anderen stellen die Variablen

‘Familienstand’ und ‘Kinder’ in der Operationalisierung die einzigen Merkmale dar, die die traditionelle Teilzeitpräferenz von der postmodernen abgrenzen können. Denkbar wäre es hingegen, die Operationalisierung durch die Einbeziehung von Einstellungsvariablen zu verfeinern48, worauf jedoch in diesem begrenzten Rahmen verzichtet werden muß.

Die wichtigsten Variablen für die Unterscheidung postmoderner Teilzeitarbeit sind daher das Nichtvorhandensein von Kindern und das Nicht-Verheiratetsein. Für die Unterscheidung von postmoderner und funktionaler Teilzeitarbeit müssen zusätzlich die Bedingungen eines hohen Haushaltseinkommens sowie einer höheren beruflichen Position erfüllt sein. Da in der Konzeption funktionaler Teilzeitarbeit ja stärkere ‘constraints’ konstatiert werden, die das Risiko eines qualifikatorischen ‘Mismatch’ zwischen dem Angebot und der Nachfrage von Teilzeitarbeit erhöhen, wird aufgrund dieser Merkmale die Abgrenzung zwischen postmodernen und funktionalen Teilzeitpräferenzen gezogen. Bei postmodernen Teilzeitpräferenzen wurde ja von einem relativ großen finanziellen Handlungsspielraum und der Freiwilligkeit von Teilzeitarbeit, die in der Regel durch job-sharing realisiert werden dürfte, ausgegangen. Im Gegensatz zu funktionaler Teilzeitarbeit ist eine postmoderne Teilzeitpräferenz nicht mit einer Nebenerwerbstätigkeit vereinbar, wohingegen Teilzeitarbeit in dem funktionalen Konzept bewußt gewählt werden kann, um z.B. ein regelmäßiges Einkommen bei einer selbständigen (Neben-) Tätigkeit sicherzustellen. Bevor die Ergebnisse der Auswertung auf der Grundlage dieser Operationalisierung präsentiert werden, sollen im folgenden die Datensätze vorgestellt und ihre Besonderheiten, die sie von anderen Datensätzen unterscheiden, hervorgehoben werden.

47 Die empirischen Ergebnisse zeigen, daß ‘traditionelle Teilzeitpräferenzen’ bei Männern empirisch kaum relevant sind (vgl. Kap. 7.2).

48 Vgl. hierzu die Modellbildung bei Schupp, (1994:191f) der ‘individuelle Kovariaten’ als Indi-katoren für Einstellungen und Werte in seine Analyse einbezieht (s.a. Kap. 3.3).

5.4 Die Datenbasis: Sozio-Ökonomisches Panel und British