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Großbritannien und Deutschland unterscheiden sich im europäischen Vergleich grundsätzlich im Niveau und der Verteilung der Teilzeitarbeit auf Männer und Frauen: Nach den Zahlen des SOEP und des BHPS liegen die Teilzeitquoten 1994 bei 20,7% in Deutschland und 27% in Großbritannien. Männer erreichen Teilzeitquoten von 9,8 % (GB) und 6,4% (D). Der jeweilige Männeranteil an den Teilzeitbeschäftigten ist in beiden Ländern etwa gleich hoch (ca. 12%).82

Die Binnenstruktur der Teilzeitbeschäftigten in Deutschland und Großbri-tannien scheint auf den ersten Blick sehr ähnlich zu sein (vgl. Schaubilder 7.1-7.10), wobei sich aber auf den zweiten Blick in verschiedenerlei Hinsicht einige z.T. bedeutsame Unterschiede entdecken lassen. Hinsichtlich der Merkmale Familienstand und Kinder sind die Unterschiede in der Tat nicht signifikant. In beiden Ländern sind ¾ aller Teilzeitbeschäftigten verheiratet und die überwie-gende Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten haben Kinder (D: 59,5,1%; GB:

62,3%), wobei jeweils in rund der Hälfte der Fälle die Kinder im schulpflichtigen Alter sind (D: 30,4%; GB:30,8% aller Teilzeitbeschäftigten). Die Verteilung der Teilzeitbeschäftigten auf die Altersgruppen ist in beiden Ländern zwar ähn-lich, da in beiden Fällen die mittleren Altersgruppen (25- 39 und 40-54 Jahre) mit 82% in Deutschland und 75% in Großbritannien den größten Anteil stellen.

In Großbritannien sind jedoch die älteren und die junge Altersgruppe etwas stärker vertreten als in Deutschland.

81 Die Gruppe der britischen und der deutschen Teilzeitbeschäftigten wurden getrennt im Hinblick auf 14 Merkmale untersucht. Auf eine multivariate Analyse wurde dabei zugunsten der deskriptiven Methode der Kreuztabellierung verzichtet.

82 Für die hohen Zahlen männlicher Teilzeitbeschäftigung können zwei Gründe angeführt werden. Zum einen sind hier - im Gegensatz zu anderen Erhebungen wie z.B. der Euro-päischen Arbeitskräftestichprobe - die ostdeutschen Männer, die eine sehr niedrige Teil-zeitquote aufweisen, aus der Auswertung ausgeschlossen. Zum zweiten, und das gilt für beide Länder, können die Unterschiede zum ELFS auf die unterschiedliche Definition von Teilzeitbeschäftigung zurückgeführt werden: während die Europäische Arbeitskräftestich-probe die Selbsteinschätzung der Befragten zugrundelegt, wird hier von einer festen Teil-zeitgrenze von bis zu 35 Stunden in der Woche ausgegangen (vgl. Darstellung der Meß-konzepte im Anhang 1).

Unterschiede in der Teilzeitbeschäftigung in beiden Ländern sind in ande-ren Bereichen ausgeprägter: vor allem ergeben sich hinsichtlich der Verteilung auf die Einkommensgruppen und im Ausbildungsniveau z.T. beträchtliche Un-terschiede die sich in abgeschwächter Form auch in der Berufsstatusvariablen und der Verteilung auf die Wirtschaftssektoren wiederspiegeln.

7.1. Familienstand der Teilzeitbeschäftigten (als Anteile an allen Teilzeitbeschäftigten in v.H)

7.2 Teilzeitarbeit und Kinder (Anteil an allen Teilzeitbeschäftigten in v.H.)

7.3: Teilzeitarbeit nach Altersklassen (als Anteil an allen Teilzeitbeschäftigten in v.H.)

7.4: Teilzeit nach Einkommensklassen (Anteil an allen Teilzeitbeschäftigten in v.H.)

Quelle: SOEP, Welle K; BHPS, Welle D.

Die Verteilung der deutschen Teilzeitbeschäftigten auf die drei Einkom-mensgruppen ist weniger polarisiert als in Großbritannien (vgl. Schaubild 7.4), und es gibt weitaus weniger Teilzeitbeschäftigte in Deutschland, die in Haus-halten mit unterdurchschnittlichem Haushaltseinkommen leben (19%; GB:

26%)83. In beiden Ländern hingegen leben etwa 22% der Teilzeitbeschäftigten in Haushalten der höheren Einkommensgruppe. Eine geschlechtsspezifische Ausprägung läßt sich insofern erkennen, als daß die Polarisierung in beiden

83 Für die Erläuterung der Variablen des Haushalts-Pro-Kopf-Einkommen vgl. Anhang 4 .

Länder für die Männer ausgeprägter ist und diese vor allem in der höheren Ein-kommensgruppe überrepräsentiert sind.

Mit dem Haushaltseinkommen eng verknüpft ist der Aspekt der Erwerbsstruk-tur der Haushalte: In beiden Ländern lebt die überwiegende Teil der Teilzeit-beschäftigten in Haushalten mit einem vollzeitTeilzeit-beschäftigten Partner/einer voll-zeitbeschäftigten Partnerin zusammen (D: 59%; GB 57%; vgl. Schaubild 7.5).

In Großbritannien ist jedoch der Anteil der Haushalte mit untypischen Er-werbsstrukturen (PartnerIn nicht erwerbstätig oder teilzeitbeschäftigt) mit 21%

erheblich höher als in Deutschland (14%).

7.5 Erwerbstätigkeit des Partners/der Partnerin von Teilzeitbeschäftigten (als Anteil an allen Teilzeitbeschäftigten in %)

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7.6: Teilzeitbeschäftigten und Ausbildungsabschlüsse (Anteil an allen Teilzeitbeschäftigten in %)

Quelle: SOEP, Welle K; BHPS, Welle D.

Hinsichtlich des Ausbildungsniveaus zeigen sich zwar wiederum sehr ähnli-che Muster, (vgl. Schaubild 7.6), allerdings gibt es auch deutliähnli-che Unterschiede.

Generell scheinen die deutschen Teilzeitbeschäftigten durchschnittlich besser qualifiziert zu sein, denn ‘nur’ 22% von ihnen, im Gegensatz zu 29% der briti-schen Teilzeitbeschäftigten haben keinen Berufsabschluß und 16% haben ei-nen Hochschulabschluß (GB: 13%). In Deutschland allerdings stehen die teil-zeitbeschäftigten Männer hinsichtlich ihres Bildungsniveaus sehr viel besser da:

Während nur jeder 10. Mann keinen Berufsabschluß hat, aber fast jeder 2. ei-nen Hochschulabschluß, hat fast jede 4. teilzeitbeschäftigte Frau keiei-nen Be-rufs- und nur jede 8. einen Hochschulabschluß. In Großbritannien sind diese Unterschiede sehr viel schwächer ausgeprägt. Die beim Ausbildungsniveau beobachteten Tendenzen spiegeln sich - in abgeschwächter Form - in der Verteilung der Teilzeitbeschäftigten nach Berufsstatus wieder. In beiden Län-dern sind die Mehrzahl der Teilzeitbeschäftigten Angestellte, in Deutschland liegt der Anteil an Führungskräften mit 11% um 5 p.p. höher als in Großbritan-nien und der Anteil an gewerblichen ArbeitnehmerInnen ist in beiden Ländern relativ gering (3-4%). Die Tatsache, daß in beiden Ländern der Anteil der Un-und Angelernten unter den Teilzeitbeschäftigten mit 35-36% höher liegt als der Anteil derer ohne Ausbildung, zeigt, daß Teilzeitarbeit in beiden Ländern ein

‘Mismatch’ in der Qualifikation zwischen Angebot und Nachfrage der Arbeit zur Folge hat, d.h. Teilzeitbeschäftigte keinen ihren Qualifikationen

entsprechen-den Arbeitsplatz finentsprechen-den können. Wie auch im vorherigen Fall trifft dies für Frauen wiederum im weitaus stärkeren Maße zu als für Männer. Obwohl die Arbeitszeiten von Teilzeitbeschäftigten in Deutschland und Großbritannien sich sehr ähneln, fallen die Arbeitszeitwünsche recht unterschiedlich aus.

7.7 Teilzeitarbeit nach Arbeitszeitumfang (Anteil an allen Teilzeitbeschäftigten in %)

7.8 Arbeitszeitwünsche von Teilzeitbeschäftigten (Anteil an allen Teilzeitbeschäftigten in v.H.)

Quelle: SOEP, Welle K; BHPS, Welle D.

In beiden Ländern ist die mittlere Kategorie, die in etwa einer Halbtagsbeschäf-tigung entspricht (16-25 Stunden in Großbritannien und 18-25 Stunden in Deutschland), am stärksten ausgeprägt (in Großbritannien 38% und in Deutschland 40%). Die Anzahl der sozialversicherungsfreien Beschäftigten (vgl.

hierzu Kap. 1) sowie der langen Teilzeitarbeit (mehr als 25/Woche) liegt jeweils bei etwa 30%. Die Arbeitszeitwünsche hingegen konterkarieren das Bild, das sich bisher aus dem Vergleich der deutschen und britischen Teilzeit-beschäftigten ergeben hat und machen gleichzeitig die Unzulänglichkeit von Befragungen, die sich auf Arbeitszeitpräferenzen und -zufriedenheiten bezie-hen, deutlich84. In Großbritannien ist die Zufriedenheit mit dem Arbeitszeitum-fang trotz der durchschnittlich ungünstigeren Einkommens- und Ausbildungssi-tuation mit 71% sehr viel höher als in Deutschland (50%). Hier wünschen sich außerdem weitaus weniger Beschäftigte (16%) eine Verlängerung der Arbeits-zeit als in Deutschland (35%).

Weiteren Aufschluß über die Besonderheiten der Teilzeitbeschäftigten können außerdem die Variablen der Dauer und des vorherigen Erwerbssta-tus’ geben. Die Variablen der Dauer der Teilzeitarbeit lassen jedoch nur sehr grobe Aussagen zu, was zeigt, daß die Methodik der Untersuchung des

84 In der deutschen und der britischen Erhebung wurde die Frage gestellt, ob - einhergehend mit einer entsprechenden Veränderung des Einkommens - eine Verkürzung oder Verlänge-rung der wöchentlichen Arbeitszeit gewünscht würde. Während im SOEP jedoch die Wunscharbeitszeit in Stunden erfragt wird, haben die britischen Befragten nur die Möglich-keit, sich zwischen den drei Antworten ‘Verlängerung’, ‘Verkürzung’ und ‘gleichbleibender Arbeitszeit zu entscheiden (vgl. Taylor et al. 1993).

laufs von Teilzeitbeschäftigten der Erweiterung zu einer Längsschnittuntersu-chung bedarf85.

Festzustellen ist hier lediglich, daß in beiden Ländern etwa jeweils 1/3 der Teilzeitbeschäftigten seit mehr als 3 Jahren teilzeitbeschäftigt sind. Die Übergangsvariable hingegen bietet einige interessante Hinweise: Wäh-rend in Großbritannien ¾ aller Teil-zeitbeschäftigten im Jahr zuvor auch teilzeitbeschäftigt waren und nur je-weils 9% aus der Vollzeitbeschäfti-gung und der Nicht-Erwerbstätigkeit in Teilzeitarbeit übergingen, waren in Deutschland nur 66% schon im Jahr zuvor teilzeitbeschäftigt, 15% wech-selten aus vollzeitiger Beschäftigung und 16% aus der Nicht-

Erwerbstätig-7.9 :Erwerbsstatus der Teilzeitbeschäftigten im Jahr zuvor

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keit in eine Teilzeitbeschäftigung in 1994.Die Zahlen derer, die im Jahr

Quelle: SOEP, Wellen K und J; BHPS, Wellen D und C.

zuvor arbeitslos oder in Aus- oder Weiterbildung waren, sind sehr gering und liegen in Deutschland bei 1,7% und Großbritannien bei 4,5% für beide Grup-pen86.

Tendenziell, so zeigt sich, wird Teilzeitarbeit in Deutschland wie in Groß-britannien in ähnlichem Maße zur Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätig-keit genutzt. Allerdings deuten die Unterschiede zwischen Deutschland und Großbritannien in Ausbildungsniveau, Berufsstatus und Einkommen, wie auch hinsichtlich der Arbeitszeitpräferenzen und der Übergänge darauf hin, daß ne-ben der Lene-benslage der Beschäftigten die Regulierung von Teilzeitbeschäfti-gung und der Stellenwert der Teilzeitarbeit im Hinblick auf die Arbeitslosigkeit eine wichtige Rolle bei der Gestaltung und Entwicklung von Teilzeitarbeitsplätzen spielen.