• Keine Ergebnisse gefunden

Während der Operation / Im OP-Bereich

Im Dokument 6 PRÄVENTION VON WUNDINFEKTIONEN (Seite 3-8)

6 Prävention von Wundinfektionen

6.3 Während der Operation / Im OP-Bereich

6.3.1 Personal 6.3.1.1 Schleuse

Das Personal betritt den OP-Bereich über die Personalschleuse. Hier wird zwischen einer reinen und unreinen Seite unterschieden. Auf der unreinen Seite wird die Oberbekleidung (inkl. Schuhe)

Die Bereichsschuhe sollten bei zu erwartender Durchfeuchtung (im Sinne des Personalschutzes) flüssigkeitsdicht sein [KRINKO IV].

Auf der unreinen Seite befinden sich zusätzlich Sanitäranlagen und ein Abwurf für benutzte Bereichskleidung. Die Bereichskleidung sollte nach Toilettenbesuch oder Verlassen des Bereichs vor dem Wiederbetreten gewechselt werden [KRINKO III]. Ein Hin- und Herwechseln zwischen reinem zu unreinem Bereich ist zu vermeiden.

Fingernägel sollten kurz geschnitten sein (mit den Fingerkuppen abschließend). Das Tragen von Schmuck an Händen und Unterarmen (wie z.B. Ringen oder Arm-bändern) ist nicht erlaubt[KRINKO IB].

Zu Beginn des Arbeitstages bzw. beim Betreten des OP-/Funktionsbereichs sollte eine Händewaschung erfolgen, um z.B. auch Bakteriensporen mechanisch zu entfernen (diese werden durch Desinfektionsmittel alleine nicht vollständig inaktiviert). Die Hände sollten ergänzend bei sichtbaren Verschmutzungen und nach dem Toilettengang gewaschen werden [KRINKO IB].

Anschließend Hände gründlich abtrocknen, um das Desinfektionsmittel der sich anschließenden Händedesinfektion nicht zu verdünnen und dessen Wirkung zu schwächen [KRINKO II]. Soweit möglich sollte daher der Abstand bis zur Desinfektion ca. 10 Minuten betragen.

Vor Betreten des OP-Bereiches werden Mund-Nasenschutz sowie OP-Haube aufgezogen, diese sollten sämtliche Bart- und Kopfhaare bedecken. Eine aus persönlichen Gründen getragene Kopfbedeckung muss ebenfalls mittels Haube etc. bedeckt werden [KRINKO II]. Der Mund-Nasen-Schutz sollte bei sichtbarer Verschmutzung oder Durchfeuchtung erneuert werden, anschließend eine hygienische Händedesinfektion durchführen [KRINKO IB].

6.3.1.2 Im OP-Saal

Die Anzahl der Anwesenden, Personalfluktuation und deren Sprechen sollten auf ein Mindestmaß begrenzt werden, die Türen zum Operationssaal sind geschlossen zu halten [KRINKO II].

Das Operationsteam (einschließlich Instrumentierenden) führt unmittelbar vor dem Eingriff und sterilem Einkleiden eine chirurgische Händedesinfektion durch [KRINKO IB].

Da die chirurgische Händedesinfektion die Hautflora weitestgehend reduziert (jedoch nicht vollständig entfernt), ist es notwendig, dass das Operationsteam und Instrumentierende während des Eingriffs sterile OP-Handschuhe tragen [KRINKO IB]. Es sollte darauf geachtet werden, dass das Desinfektionsmittel vor Anziehen der Handschuhe vollständig abgetrocknet ist, da ansonsten das Perforationsrisiko steigt und Hautirritationen begünstigt werden.

Eine Handschuhperforation bei aseptischen Eingriffen geht mit einer erhöhten SSI-Rate einher.

Deswegen sollten bei länger andauernden Operationen oder einem erhöhten Perforationsrisiko zwei Paar Handschuhe getragen werden [KRINKO II].

Nach Umgang mit scharfkantigem Material (z.B. Zementbruchstücken bei Endoprothesenwechsel) sollten die Handschuhe gewechselt werden, ebenso unmittelbar vor Implantation einer Endoprothese [KRINKO II].

Wurde eine Handschuh-Perforation bemerkt, sollten zwei neue sterile Handschuhe angelegt werden. Geschieht dies gegen Ende der Operation, kann es ggf. ausreichen einen frischen sterilen Handschuh über den perforierten Handschuh zu ziehen.

Als Schutzkittel werden sterile OP-Kittel verwendet (flüssigkeitsabweisend, „low performance“).

Bei erwartbar hohem Flüssigkeitsanfall oder hoher Personalgefährdung (z.B. bekannte HIV-Infektion des Patienten) sollte ein flüssigkeitsdichter („high performance“) OP-Kittel verwendet werden [KRINKO IB].

Bei erwartbarer Aerosolbildung/Sekretspritzern sollten Schutzbrillen oder -schilde benutzt werden [KRINKO II/IV].

Springer oder übriges OP-Personal sollte bei Umgang mit potentiell kontaminierten Materialien/Flüssigkeiten Schutzhandschuhe tragen. Bei akzidenteller Verschmutzung sollte eine Handdesinfektion erfolgen, ebenso nach Berühren kontaminierter Gegenstände (z.B. Mund-Nasen-Schutz) [KRINKO IA].

6.3.1.3 Pause, Essen und Trinken

Auf den Fluren, an den Arbeitsplätzen sowie im OP-Saal sind essen und trinken strengstens verboten. Mitgebrachte Speisen und Getränke können in einer sauberen Box oder Frischhaltetüte verschlossen auf direktem Weg in den Pausenraum gebracht und bei Bedarf im Kühlschrank gelagert werden. Am Ende des Tages müssen Lebensmittelreste verworfen oder wieder mitgenommen werden.

Vor der Nahrungsaufnahme sollte eine Händedesinfektion sowie bei sichtbarer Verschmutzung oder vorheriger Handschuhperforation Händewaschung erfolgen.

Ein Wechseln der Bereichskleidung oder Haube ist nur bei sichtbarer Verschmutzung notwendig.

Der Pausenraum sollte ohne Schutzkleidung (i.e. Schutzkittel, Handschuhe etc.) betreten werden.

Der Mundschutz sollte nach Beendigung der Pause erneuert werden. Ebenso sollte eine erneute Händedesinfektion erfolgen.

6.3.2 Patient

6.3.2.1 Einschleusen

Der Patient wird auf Station/in der Notaufnahme in ein Patientenhemd und Einmal-Netzhose gekleidet und im Patientenbett/-trage in die Patientenschleuse gebracht. Dort wird der Patient mittels Umbetthilfe (z.B. Rollbrett) auf die OP-Trage umgelagert. Das umbettende Personal trägt hierbei flüssigkeitsdichte Einweg-Schürzen, um eine Kontamination der Bereichskleidung zu verhindern.

Anschließend wird der Patient auf direktem Weg in den OP-Saal bzw. Einleitung gebracht.

6.3.2.2 Präoperative Haarentfernung

Eine Entfernung der Haare im OP-Gebiet sollte mittels Clipping/Kürzen und nicht durch Rasur erfolgen [KRINKO IA].

Der Zeitpunkt des Clippings kann je nach Arbeitsablauf unterschiedlich getroffen werden (z.B.

auf Station oder im OP) [KRINKO II].

6.3.2.3 Lagerung

Die Lagerung erfolgt durch den Operateur oder die OP-Pflege und Anästhesie. Die Verantwortung für die Lagerung liegt beim Operateur und ist durch diesen zu überprüfen.

Zur Lagerung sollte eine flüssigkeitsdichte Einweg-Schürze getragen werden, um eine Kontamination der Bereichskleidung zu vermeiden.

6.3.2.4 Abwaschen und Abdecken

Nach Lagerung des Patienten erfolgt eine Hautdesinfektion des OP-Gebietes mittels eines alkohol-basierten Hautantiseptikums [KRINKO/CDC IA] unter Zusatz eines remanent wirkenden Antiseptikums (z.B. Octenidin) [KRINKO IB].

(Zur Antiseptik von Schleimhäuten und Auge nur entsprechend zugelassene Antiseptika verwenden)

Soweit möglich sollte das OP-Areal mit dem Desinfektionsmittel zunächst abgewischt werden (um einen mechanischen Reinigungseffekt zu erzielen), anschließend je nach Herstellerangabe das Areal ausreichend lange mit dem Desinfektionsmittel benetzen und feucht halten. Bei talgdrüsenhaltiger Haut (z.B. Intimbereich, Achseln, Kopfhaut, “Schweißrinnen” an Brust und Rücken) eine längere Einwirkdauer beachten [KRINKO II].

Dabei bitte darauf achten, dass der Patient nicht in Flüssigkeitsansammlungen „schwimmt“, da dies zu Hautnekrosen und Verpuffung führen kann [KRINKO II].

Nun wird der Patient bzw. das OP-Gebiet steril abgedeckt. Bei möglicher Durchfeuchtung sollten flüssigkeitsundurchlässige Abdeckungen verwendet werden. Die Verwendung von nicht antiseptisch imprägnierten Inzisionsfolien wird nicht empfohlen [KRINKO IB].

Sollte es während der Operation zu einer Kontamination des Operationsfeldes, Kittels oder der Handschuhe kommen, sollte das OP-Gebiet neu abgedeckt bzw. die Schutzkleidung abseits des OP-Tisches gewechselt werden [KRINKO IB].

6.3.2.5 Anästhesiologisches Setting

Laryngoskope werden als “semikritisch A”-Medizinprodukte eingestuft und müssen entsprechend aufbereitet werden.

Zur Medikamentenentnahme aus Multidose-Medikamentenbehältern empfiehlt sich die Verwendung jeweils einer frischen Punktionskanüle mit vorheriger alkoholischer Wischdesinfektion des Verschluss-stopfens. Mehrfachentnahmen aus Single-Use-Präparaten sind nicht erlaubt, gegebenenfalls übrig gebliebene Medikamentenreste werden verworfen.

6.3.2.6 Perioperative Antibiotikaprophylaxe

Die Indikation zur perioperativen antibiotischen Prophylaxe stellt der Operateur eingriffs-spezifisch. Bei sehr langen Operationen ist ggf. eine erneute Antibiotikagabe zu erwägen. Auf eine prophylaktische Antibiotikagabe über die Operation hinaus sollte verzichtet werden [KRINKO IA/CDC IA].

Wenn eine perioperative Antibiotikaprophylaxe gegeben wird, sollte zum Schnitt-Zeitpunkt die volle Wirkstoffkonzentration in Serum und Gewebe vorliegen [CDC IB]. Hier bietet sich meistens ein Zeitraum von 30-60 Minuten präoperativ an.

6.3.2.7 Wundverschluss

Am Ende der Operation wird die Wunde steril abgedeckt und verbunden.

Bei kontaminierten oder bedingt-kontaminierten Eingriffen, multimorbiden Patienten oder sehr hohen SSI-Ausgangsraten reduzieren antiseptisch beschichtete Nahtmaterialien die Infektionsgefahr [KRINKO II/CDC II].

Eine lokale Applikation von antibiotischen Substanzen (z.B. Salbe/Creme) auf verschlossene Wunden zur Infektprophylaxe wird nicht empfohlen [CDC IB].

6.3.3 Instrumentarium und Materialien 6.3.3.1 Lagerung

Für die Materialversorgung soll ein separater Bereich vorgehalten werden, in dem diese ohne Transportverpackung angeliefert werden können. Reine Güter (Sterilgut, Medikamente, aufbereitete Instrumente/Geräte etc.) werden in speziellen Räumen oder in geeigneten Behältnissen auf dafür ausgewiesenen Flächen gelagert [KRINKO II].

Unreine Güter wie Abfall und Schmutzwäsche sollen in einem entsprechend gesonderten Übergaberaum gelagert werden [KRINKO II].

6.3.3.2 Vorbereitung Instrumente und Materialien für die OP

Es dürfen nur sachgerecht aufbereitete Medizinprodukte angewendet werden [KRINKO IV]. Nach

Aktivitäten im OP-Saal (z.B. Lagerung, Narkoseeinleitung) werden die sterilen Instrumente und Materialien im OP-Saal von einer steril eingekleideten Person auf steril abgedeckten Tischen hergerichtet und anschließend bis zum eigentlichen OP-Beginn mit sterilen Tüchern abgedeckt [KRINKO II]. Hierbei kann der sog. “Springer” behilflich sein, dieser muss vor Anreichen der Materialien eine hygienische Händedesinfektion durchführen.

Alternativ kann das Anrichten der Instrumente in einem gesonderten Raum (Vorbereitungsraum für Instrumentiertische) unter gleichen hygienischen Bedingungen wie im OP (z.B.

Lüftungsbedingungen mit gefilterter Luft und Überdruck) erfolgen [KRINKO II].

Im Dokument 6 PRÄVENTION VON WUNDINFEKTIONEN (Seite 3-8)