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7. Ergebnisse

7.4 Onlinebefragung der administrativen Ebene und Fachgesellschaften

7.4.1 Onlinebefragung der administrativen Ebene

Der „Fragebogen für administrativ Tätige“ richtete sich an regionale und überregionale Träger von Suchteinrichtungen, an die Landesstellen gegen die Suchtgefahren, an Krankenkassen, die Deutsche Rentenversicherung und Suchtbeauftragte der Bundesländer (vgl. Abschnitt 5.2.2.2). 47 bearbeitete Onlinefragebögen im Verhältnis zu 117 in der Adressrecherche identifizierten potenziellen Adressaten entspricht einer guten Rücklaufquote von rund 40% (vgl. Tabelle 14).

Tabelle 14: Adressaten der Onlinebefragung administrative Ebene pro Bundesland und bearbeitete Fragebögen.

Bundesland N (E-Mail-Adressen) N (Bearbeitete Fragebögen)

Baden-Württemberg 8 4

Bayern 10 5

Berlin 8 2

Brandenburg 7 4

Bremen 8 1

Hamburg 9 1

Hessen 7 2

Mecklenburg-Vorpommern 7 4

Bundesland N (E-Mail-Adressen) N (Bearbeitete Fragebögen)

Niedersachsen 7 2

Nordrhein-Westfalen 7 3

Rheinland-Pfalz 8 2

Saarland 7 1

Sachsen 8 3

Sachsen-Anhalt 7 1

Schleswig-Holstein 8 3

Thüringen 8 3

Bundesweit unbekannt 7

Total 117 47

Von den 47 Befragten machten 43 Personen Angaben zum beruflichen Hintergrund (vgl.

Tabelle 15).

Tabelle 15: Beruflicher Hintergrund der Befragten

Beruflicher Hintergrund Personen

Suchtbeauftragte eines Bundeslandes 6

Landeskoordinierungsstelle/Koordinierungsstelle Sucht 7

Landesstelle gegen die Suchtgefahren 6

Suchtreferent/-referentin 4

Behörde/Ministerium 3

Wohlfahrtsverband 5

Träger von Suchthilfeeinrichtungen 14

Krankenkasse GKV/MDK 1

Auf die Frage, welchen Begriff die Untersuchungspersonen statt „internetbasiertes Suchtverhalten“ möglicherweise eher zur Bezeichnung der Problematik nutzen würden, antworteten 26 Personen:

Medienabhängigkeit (n=4), Internetsucht (n=3), Mediensucht (n=3), exzessive Mediennutzung (n=3), Internetabhängigkeit (n=2), problematischer Mediengebrauch (n=2), Computersucht, exzessive Internetnutzung, exzessiver Medienkonsum, Internetabhängigkeit, pathologischer Internetgebrauch, pathologisches Verhalten im Internet, problematische Onlinenutzung, problematischer und pathologischer PC Internetgebrauch, riskante bzw.

problematische Online-Nutzung.

Die Untersuchungspersonen wurden gebeten, die Bedeutung internetbasierten Suchtverhaltens in Bezug auf ihre gegenwärtige und zukünftige berufliche Tätigkeit auf einer Skala von 0 (sehr niedrig) bis 100 (sehr hoch) einzuschätzen. 35 Personen beantworteten diese Fragen. Für etwa ein Viertel der Stichprobe war die aktuelle Bedeutung „sehr niedrig“

(26%). Insgesamt 77% schätzen die aktuelle Bedeutung bis maximal im mittleren Bereich ein. Die zukünftige Bedeutung schätzten dagegen nur noch 3% als „sehr niedrig“ ein, 60%

als maximal im mittleren Bereich.

Zusätzlich sollten die Untersuchungspersonen die Bedeutung internetbasierten Suchtverhaltens auch unabhängig von der eigenen Arbeit in Gegenwart und erwarteter Zukunft einschätzen. Die Ergebnisse eines Mittelwertevergleichs der Einschätzungen werden in Tabelle 16 berichtet:

Tabelle 16: Vergleich der Mittelwerte der selbsteingeschätzten Bedeutung des Themas „Internetbasiertes Suchtverhalten“ für die Gegenwart und die Zukunftserwartung

Selbsteingeschätzte Bedeu-tung des Themas „Internet-basiertes Suchtverhalten“

gegenwärtig In Zukunft t-Test für abhängige Stichproben

M Sd M Sd t dF p(t)

…für die eigene Arbeit 31.09 31.20 44.40 31.39 -4.790 34 < .001

…unabhängig von der Arbeit 38.83 26.87 49.87 27.72 -4.287 29 < .001

Die Ergebnisse zeigen, dass die mittlere selbsteingeschätzte Bedeutung des Themas

„Internetbasiertes Suchtverhalten“ sowohl für die eigene Arbeit als auch unabhängig von der eigenen Arbeit im Vergleich Gegenwart und Zukunft signifikant ansteigt.

Die Personen der Stichprobe waren aufgefordert, die Versorgungssituation unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen bezüglich internetbasiertem Suchtverhalten einzuschätzen.

Abbildung 23 gibt die mittleren Schulnoten wieder, die vergeben wurden:

; # ## /- 3

4,1 3,9 4,2 3,9 4,5 4,6

0 ' ? & @ & - '

Abbildung 23: Mittlere Schulnoten für die Versorgungssituation hinsichtlich internetbasiertem Suchtverhalten / Stichprobe „administrativ“

Die Personen der Stichprobe wurden abschließend um Vorschläge gebeten, die die Versorgung von Betroffenen mit internetbasiertem Suchtverhalten verbessern helfen könnten. Diese Vorschläge werden im Folgenden in wörtlicher Wiedergabe aufgelistet:

• „Klärung, ob Störung mit Krankheitswert (Frage der Finanzierung der Behandlung) - wenn Störung mit Krankheitswert, dann Klärung der Frage, ob Sucht/Verhaltensstörung/"neue" Erkrankung, damit das Therapieangebot darauf zugeschnitten werden kann“

• „mehr Angebote direkt im Netz - Überprüfen ob Suchtberatungsstellen die richtigen Ansprechpartner im terrestrischen Bereich sind“

• „Wohnortnahe Beratungsangebote für Betroffene - Beratungsangebote für Eltern / Familien - bessere Integration der Prävention in der Medienkompetenzvermittlung - Online-Beratungsangebote - stärkere Forderung nach verhältnispräventiven Maßnahmen“

• „Als kurzfristige Lösung eventuell in den bestehenden REHA-Einrichtungen für abhängigkeiterkrankte Gruppen für Internetabhängige etablieren. Verpflichtende primäre Präventionsarbeit in den Schulen ab dem ersten Schuljahr. Aufbau einer sekundären und tertiären Prävention“

• „Aufnahme ins Präventionsgesetz, stoffungebundene Süchte spielen keine Rolle“

• „Ausweitung von Präventionsveranstaltungen. Medienkompetenzveranstaltungen sind keine Präventionsveranstaltungen. Deutlich machen, dass Medien starken

Einfluss auf die Gesundheit haben. Fokus auf den Einfluss der Medien auf Stressregulation, Konzentration, Schlaf, Soziale Komponenten deutlich machen.…“

• „Begriffsklärung: "internetbasiertes Suchtverhalten" schließt Onlineglücksspiele und -wetten ein oder nicht? Einheitliche begriffliche und diagnostische Klärung des Krankheitsbegriffs. Verbesserung der Personalsituation in der Prävention“

• „Bessere Vernetzung und Aufgabenabstimmung zwischen den unterschiedlichen Akteuren im Bereich Kinder- und Jugendschutz, Medienkompetenz, Erziehungsberatung, Suchthilfe etc.“

• „Diagnostische Fortbildungen für Hausärzte, Lehrkräfte“

• „Die Zuständigkeiten sollten besser geklärt werden. Probleme sind nicht automatisch Suchtprobleme und deshalb sollten alle Beratungseinrichtungen, die sich mit Problemen des Alltags befassen, ebenfalls mit diesem Alltagsproblem kompetent machen.“

• „Elternbildung u.a. im Setting Schule stärken, Fachkräfte in pädagogischen Handlungsfeldern sensibilisieren und deren Handlungskompetenzen stärken“

• „Entwicklung von kurzen alters-/zielgruppenspezifischen Spots, die Möglichkeit bieten, an Beispielen zu erkennen, ob man selbst betroffen ist“

• „Es darf nicht an Schulpädagogen bzw. Sozialpädagogen für suchtpräventive Arbeit gespart werden (wie es zurzeit in Landkreisen Sachsens geplant ist). Stattdessen müssen hier neue Stellen geschaffen werden!“

• „Grundlagenforschung zur Epidemiologie des Problems. Entwicklung von evidenzbasierten Behandlungsverfahren“

• „In jeder Suchtberatungsstelle müsste ein Berater nur für Medienabhängigkeit zuständig sein oder gekoppelt mit Glücksspielsucht.“

• „Niedrigschwellige Angebote, Förderung der Selbsthilfe“

• „Problembewusstsein ist nicht vorhanden und wird in der Öffentlichkeit nicht hergestellt. Mehr Information über die Gefahren "Abhängigkeit" von den Geräten und dem ständigen online sein“

• „Qualifizierung von Fachkräften, jugendspezifische Angebote, örtliche Bedarfe klären und Angebote danach ausrichten“

• „Sensibilisierung und Schulung von Mitarbeitern in Institutionen, die Kontakt zu Betroffenen haben (Schulsozialarbeiter, Ärzte), mehr präventive Angebote“

• „Sensibilisierung, Netzwerkentwicklung u.a. mit Medienpädagogik, Erziehungsberatung, Migrationsprojekten“

• „Vermittlung von Medienkompetenz in der Schule (unter Einbeziehung der Eltern, Lehrer); Peer-to-Peer-Ansatz“

• „Wir haben uns bislang mit dieser Thematik mangels Nachfrage kaum beschäftigt.

Auf dem Hintergrund unserer Tätigkeit gehen wir jedoch davon aus, dass die Weiterentwicklung die Einbeziehung geschlechtsbezogener Aspekte, auch Konzepte und Methoden, erfordert“

• „Zielgruppenspezifische Präventions- und Beratungsangebote in den jeweiligen Settings“

• „Hilfe sollte erst eingeschaltet werden, wenn es Hinweise für Suchtverhalten gibt.

Dies ist allerdings im Jugendalter oft schwierig einzuschätzen. Sollte aber eher in der Jugendhilfe verortet werden.“

• „Stärkung des Handlungswissens in allen pädagogischen Feldern. Stärkung der Jugendhilfe. Ausbau von Jugendbegegnungs- und Freizeitstätten“

Wie in der Onlinehauptbefragung fokussieren auch die Personen aus dem administrativen Bereich auf Themen der ungeklärten Diagnostikfrage, der Prävention internetbasierten Suchtverhaltens sowie der Fortbildung und der Weiterentwicklung von Angeboten.

7.4.1 Onlinebefragung der Fachgesellschaften

Vertreterinnen und Vertreter von 16 Fachgesellschaften erhielten einen personalisierten Link zur Befragung. Sechs Personen (38%) bearbeiteten den Fragebogen.

• Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)

• Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM)

• Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht)

• Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP)

• Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)

• Fachverband Sucht (FVS)

Auf die Frage, welchen Begriff die Untersuchungspersonen statt „internetbasiertes Suchtverhalten“ möglicherweise eher zur Bezeichnung der Problematik nutzen würden, antworteten sechs Personen, z.T. mit mehreren Begriffen:

Internetsucht (2), Internetabhängigkeit, Internetspielstörung, Mediensucht, Onlinesucht, pathologischer Internetgebrauch, pathologischer PC-/Internet-Gebrauch

Die Untersuchungspersonen wurden gebeten, die Bedeutung internetbasierten Suchtverhaltens in Bezug auf ihre gegenwärtige und zukünftige berufliche Tätigkeit und unabhängig davon auf einer Skala von 0 (sehr niedrig) bis 100 (sehr hoch) einzuschätzen. 5 Personen beantworteten dies Fragen.

Tabelle 17: Vergleich der Mittelwerte der selbsteingeschätzten Bedeutung des Themas „Internetbasiertes Suchtverhalten“ für die Gegenwart und die Zukunftserwartung

Selbsteingeschätzte Bedeu-tung des Themas „Internet-basiertes Suchtverhalten“

gegenwärtig In Zukunft t-Test für abhängige Stichproben

M Sd M Sd t dF p(t)

…für die eigene Arbeit 56.40 34.18 68.20 33.26 -1.40 4 .233

…unabhängig von der Arbeit 64.60 35.20 71.00 35.01 -1.86 29 .137

Die Ergebnisse (Tabelle 16) zeigen, dass die mittlere selbsteingeschätzte Bedeutung des Themas „Internetbasiertes Suchtverhalten“ sowohl für die eigene Arbeit als auch unabhängig von der eigenen Arbeit im Vergleich Gegenwart und Zukunft anzusteigen scheint. Der statistische Vergleich verfehlt die Signifikanz deutlich.

Die Personen der Stichprobe waren aufgefordert, die Versorgungssituation unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen bezüglich internetbasierten Suchtverhaltens einzuschätzen.

Abbildung 24 gibt die mittleren Schulnoten wieder, die vergeben wurden:

; # ## /- 3

4,3

3,4

5 4,4

4

5

0 ' ? & @ & - '

Abbildung 24: Mittlere Schulnoten für die Versorgungssituation hinsichtlich internetbasiertem Suchtverhalten / Stichprobe „Fachgesellschaften“

Die Personen der Stichprobe wurden abschließend um Vorschläge gebeten, die die Versorgung von Betroffenen mit internetbasiertem Suchtverhalten verbessern helfen könnten. Diese Vorschläge werden im Folgenden in wörtlicher Wiedergabe aufgelistet:

• „Erwachsenenbereich: nach dem Rh-PF-Modell Zuständigkeit von Fachstellen für Glücksspielsucht auch für diese Thematik, Schulung/Weiterbildung der Mitarbeiter, hiermit sollte ausreichende ambulante Versorgung gewährleistet sein, stationär bestehen gute Versorgungsstrukturen (aktuell fast Überversorgung?) mit Rückgang von Patientenzahlen und nicht ausgenutzten Kapazitäten) - Parallel Aufnahme von Weiterbildungsinhalten zum Thema im Rahmen der Fort- und Weiterbildung zum psych. Psychotherapeuten.“

• „Aufnahme der Qualifikation in das Curriculum Suchtpsychologie und die Zusatzausbildung Sucht. Aufbau eines Behandlungsnetzwerkes analog www.anbieter-raucherberatung.de“

• Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen der Frühintervention.

Flächendeckende Schulung in Behandlungsmethoden. Entwicklung von Leitlinien.“

• „Strukturierte manualisierte ambulante Einzel- und Gruppen-Angebote inkl.

teilstationärer Angebote für schwer Betroffene. Online Selbsttests mit Verweis auf Behandlungsangebote. Mehr Fokus auf Prävention insbesondere im Kinder und Jugendbereich.“

• „Therapiestudien im ambulanten/stationären Setting für Zielgruppe Kinder und Jugendliche. Allgemeine, selektive und indizierte Prävention für Zielgruppe Kinder und Jugendliche. Medienkompetenz der Eltern. Ätiopathogenese-Studien, Verlaufsstudien“

• „Bedarf zu Fort- und Weiterbildung - bzgl. Migranten bisher im Gegensatz zum Glücksspielerbereich im klinischen Alltag kaum Anteil an Pat. mit Migrationshintergrund, hierzu evtl. Datenlage verbessern?“